Beiträge von Richard Howe

    Ja, nein, vielleicht... ;)


    Ein eindeutig kriegerischer Akt, dumme Sache. Dazu noch von einem unterbemannten Schiff (S. 128) und der Gegner zeigt klar und deutliche seine Farben (S. 126).

    Bei dem Versuch einer List mit falschen Flagge (Pirat, Continental Navy, Babaresken, ...) hätte das Spiel ja funktioniert (egal von welcher Seite), aber der Master weist noch mehrmals explizit auf die herrschende Neutralität hin. Selbst wenn der fr. Kapitän von einem fr. Kauffahrer ausgehen sollte, besteht kein Grund das Feuer als Erster zu eröffnen (S. 125, 126).


    "Sollten seine Karronaden den Ausschlag dafür geben, dass das rachsüchtige Frankreich offen in den Krieg aufseiten der Rebellen eintrat?", S. 125.

    "Vermutlich wollte auch sein Konterpart da drüben nicht schuld am Ausbruch eines neuen Krieges zwischen ihren beiden Ländern sein.", S. 126.


    Beim Lesen kam es mir jedenfalls wie ein Fauxpas vor. Vielleicht bei der Idee um ein Jahr vertan, wer weiß.

    Da ich Band 3 noch nicht gelesen habe, hat sich mir die lange und aufwendig geschilderte Episode mit der französischen Fregatte noch nicht so ganz erschlossen.

    Die Franzosen sind staatspolitisch gesehen 1777 noch neutral, also warum greift der unterbemannte fr. Kapitän dann die Shark an?

    Hier auch nochmal meine kleine Rezension bzw. Leseempfehlung für unser Portal (10/19).


    Entermesser blank - Mut pur: der Untertitel ist Programm in der Erstausgabe von Paul Quincys zweiten Roman um William "Wild Bull" Turner. In der aktuellen Auflage wird aus purem Mut dann die Capitana, womit ein Teil Handlung von Anfang an ersichtlich wird. Da der Romanheld schnell die wahre Identität der Kapitänin entschlüsselt, ist der neue Titel vertretbar, auch wenn so einer netten Hommage an die weiblichen Piratinnen Anne Bonny und Mary Read vozeitig der Wind aus den Segeln genommen wird.


    Die unerfüllte Jagd aus dem ersten Band führt den jungen Leutnant tief in die Karibik bis an die Nordküste Südamerikas. Zunächst erleben wir zum Jahreswechsel 1776/77 aber, wie eine bunt zusammengewürfelte Truppe aus Piraten und Schmugglern an eben jener Küste auf blutige Art einen Stützpunkt errichten. Nicht nur einer der Piraten wird Turners Weg mehr als einmal kreuzen...


    Während die Piraten also zu Neujahr ein ganz besonderes Feuerwerk zünden, weilt William Turner noch auf Antigua. Nach dem Ausräuchern eines Piratenunterschlupfs und der Erbeutung von Prisen - Schiffe wie Frauen - , macht sich "Wild Bull" an die Verfolgung des enttarnten Agenten. Dabei versperrt dem jungen Leutnant in Diensten König Georg III. eine überlegene französische Fregatte den Weg. Mit wildem Mut und dem Glück des Tüchtigen gelingt es ihm, diese Gefahr zu meistern.

    Aber es kommt, wie es kommen muss: Leutnant William Turner gerät in die Fänge der hübschen Piratin inklusive "Politur des Familiensilbers".


    Das Finale an der kubanischen Küste wird mit einem ganz besonderen Kabinettsstückchen der Seemannskunst eingeläutet. Dabei muss Turner vorher die Wahl treffen, ob er die Capitana oder den Piratenanführer sowie den Verräter aus britischen Reihen zur Strecke bringen will. Das letzte Gefecht wird ein blutiges und der Verräter geht ihm erneut durch die Lappen. Dafür erwartet "Wild Bull" Turner zum Schluss noch ein überraschendes Geburtstagsgeschenk...


    Paul Quincy, besser bekannt als Uwe D. Minge, lässt den zweiten Band der Turner-Reihe weiterhin vor dem Hintergrund des amerikanischen Unabhängigkeitskriegs spielen. Der Leser erfährt allerdings nur zwischendurch von Neuigkeiten aus den rebellischen Kolonien, die aber keinen Einfluss auf die Handlung haben. "Neutrale" Umschlagplätze für alle Art von Im- und Exporten spielten im Krieg eine nicht unerhebliche Rolle, z.B. das niederländische St. Eustatius.


    Wortwitz wie "weißer Rum, schwarz gebrannt", gepaart mit Ironie und Sarkasmus, "... dass ein Freiwilliger ein Blödmann ist, der die Frage nicht richtig verstanden hat...", versüßen die nicht selten eindeutig unerschrockenen brutalen Ereignisse des Seemannslebens und entlocken dem geneigten Leser ein wissendes Schmunzeln.

    Dazu trägt auch bei, dass der Autor seine Protagonisten je nach Situation auch sprechen lässt, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist - rau aber herzlos. Die Beschreibung der (Segel-) Manöver ist eine Klasse für sich. Wer den ersten Band lesen durfte, kommt am zweiten Teil auf keinen Fall vorbei!

    Irgendwo müssen der Kaplan und vor allem die Chronisten und Marinemaler ja während der Schlacht auch gesessen haben... ;)


    Einsammeln nach der Schlacht geht auch nur dann, wenn das Gefecht glücklich bzw. glimpflich ablief und das Wetter auch mitspielte. Alles was im Weg ist, lasse ich also bei genügend Vorwarnzeit zu Wasser mit einer entsprechenden Schleppleine, mindestens 1-2 Boote lasse ich aber sicherheitshalber an Bord (splittern tut es sowieso und lässt sich an Bord besser und schneller reparieren als wenn es abgesoffen an der Leine hängt). Irgendwie so... ;)

    Hier noch etwas zum Thema:

    Goodwin (ehemaliger Kurator der Victory) schreibt:

    Zitat von Peter Goodwin

    "[...] According to Midshipman Rivers' journal and the carpenter's expenses (both held in the Royal Naval Museum [RNM MSS 1986/573 (11), MSS 1064/83 (2376)], when Victory went into battle at Trafalgar most of the boats remained on the skid beams [~Gleitkufen/gestell].

    The sea boats, hanging on the davits, were lowered and towed astern. Rarely would all boats be lowered before battle, owing to the time required to remove them from the ship."

    Goodwin, Peter: Nelson's Victory. 101 Questions & Answers about HMS Victory, Nelson's Flagship at Trafalgar 1805, London 2006, p. 40.

    Spannend...


    Ich vermute, dass das Wetter in den meisten Fällen die Entscheidung beeinflusst hat.

    Und für Dinge, die 'common' waren, bedurfte es keiner extra Vorschrift.

    Erinnert mich spontan an die Sache mit dem Code Red, der Kantine und den Dienstvorschriften der Marines in Eine Frage der Ehre. ;)

    Ohje, jetzt spamme ich hier herum, aber es passt wenigstens zum Thema:


    Zitat

    XXXVII.

    He [the Captain] is to carry his full Number of Boats to Sea, and to take Care to secure them before blowing Weather; he is to husband the Ship's Colours, and not to keep them abroad in windy Weather, the Pedant being a sufficient Mark of Distinction.

    und

    Zitat

    XXVI.

    He is never to make Use of the Ship's Sails for covering Boats, or for Awnings; Canvas Awnings being allowed to Ships in Southern Voyages.

    Regulations and Instructions relating to His Majesty's Service at Sea, 13th. ed., London 1790, Part II., The Captain or Commander., p. 28, 31.


    In Analogie zu Regel 37 könnte man jetzt davon ausgehen, dass es dem Kapitän bei gutem Wetter wohl erlaubt sein müsste, die Boote "draußen" bzw. außerhalb des Schiffes aufzubewahren.

    Ich wüsste aber auch nicht, dass in den (offiziellen) Berichten der Zeitungen Schilderungen über die Beiboote auftauchen, auch damals kostete jede Zeile Geld.

    Ich erwarte dort auch keinen Bericht, darüber, dass man die Beiboote zu Wasser ließ usw., sondern z.B. dass man so schnell ins Gefecht verwickelt wurde, dass man keine Zeit hatte, die Boote zu Wasser zu lassen.

    Vielleicht sogar bei Cochrane selbst?

    Selbst heute bemüht man sich oft nicht, die verfügbaren Quellen zu konsultieren und sich ggfs. ein eigenes Bild zu machen, sondern kopiert nur die Interpretationen der anderen...

    Fehler passieren immer, darum ist es ja gerade so spannend, wenn man irgendwo eine authentische Quelle findet - auch wenn die vielleicht das Gegenteil der eigenen These bestätigt. Wer allerdings die eigenen Erkenntnisse immer als unumstößliche Wahrheiten hinstellt, darf sich dann über 'friendly fire' nicht wundern. ;)

    Vermutlich meint Aga auch Drei- statt Zweispitz?

    Andere Hutvariationen sollen sich im Laufe des Krieges je nach Einsatzort und Wetter gerichtet haben, gerade was so Lederkappen (z.B. wie bei den Dragonern) mit und ohne Fell angeht; oder dass z.B. nur die linke Seite der Krempe eines runden Hutes hochgeschlagen wurde (cropped and uncocked).

    Bezieht sich aber überwiegend oder fast ausschließlich auf die Infanterie.


    Da müssten wir jetzt mal die Listen durchgehen, wo überhaupt Marines (außerhalb der Hafenstädte und Küsten) eingesetzt wurden - irgendwann müssen die ja mal ihre Bärenfellmützen getragen haben...

    Gazette und Times-Archiv gibt es online, für den Zugang benötigt man aber meistens Zugangsdaten (z.B. über Bibliotheken oder die freien Lizenzen via DfG).


    Da gebe ich Aga recht, dass der Mondefeld - auch wenn er sich gerne als unumstößliche Bastion des Wissens darstellt - keine echte Quelle ist.


    Ich wüsste aber auch nicht, dass in den (offiziellen) Berichten der Zeitungen Schilderungen über die Beiboote auftauchen, auch damals kostete jede Zeile Geld.

    Wenn, dann gewiss in persönlichen Briefen, Manuskripten oder internen Anweisungen. Zudem war auch jeder Kommandant angehalten, dass Eigentum des Königs zu schützen. Für den Verlust einer Barkasse während eines Gefechts wurde bestimmt keiner vor das Kriegsgericht gezerrt, aber der Verlust dürfte wie immer schmerzhaft gewesen sein.


    Ich schaue später gerne mal in die Ausgaben der Gazette zum 1. Juni bzw. die Admiralitätsvorgaben.

    Ich würde mal ganz plump vermuten, dass es die Zeichnungen auf der Seite der Royal Navy (Georgian Period) ganz passend treffen. Am Dreispitz führt für das Militär dieser Zeit kaum ein Weg vorbei, (nahezu) weiße Kniebundhosen, Hemden, Westen und Gamaschen sind auch Standard. Die Form der Röcke dürfte sich auch weitestgehend an denen der Infanterie orientiert haben.

    Wobei die Röcke um 1750-60 sicherlich noch mehr "Bademantel"-Charakter hatten, ab den 1770er wurden diese immer "schmaler" bzw. weniger ausladend (Justaucorps).

    Normalerweise waren die größeren Boote auf Linienschiffen in bzw. auf der Kuhl (-gräting) verstaut, später an den Davits außenbords aufgehängt. Von dort ließen sie sich ja auch wesentlich schneller und einfacher zu Wasser lassen und störten den Alltagsbetrieb nicht weiter.

    Zitat von Lavery, Nelson's Navy

    "When not in use in the daytime, the boats could be dropped astern, where the current could keep them clear of the ship."

    (Lavery, Nelson's Navy, S. 70, 167)

    Mondfeld schreibt dazu, dass kleinere Schiffe ihre Beiboote bis weit in das 19. Jahrhundert immer mitschleppten.

    Zitat

    "[...] - und grundsätzlich wurden alle Boote ausgesetzt und in Schlepp genommen, wenn ein Gefecht bevorstand, weil da die Beiboote an Deck die Mannschaften nur behindert hätten."

    (Mondfeld, Historische Schiffsmodelle, S. 208)

    Jein... die aufgeheizte politische Lage trägt sicherlich mit dazu bei. Wie auch schon im letzten Jahr fand ich den ersten Teil, der ja bei uns leider nicht bzw. nur in der Wiederholung gezeigt wird, "besser".

    Ich bin mal auf das nächste Jahr gepsannt... ;)