Beiträge von Deetjen

    Schreibt doch bitte einmal über Eure Einstellung zu offensichtlichen Ungenauigkeiten in Filmen . Sind sie "normal", egal, illusionsraubend oder .....?
    Wie oben geschrieben geht es mir leider immer so nach dem Motto, "wenn ich das schon merke".

    Achtung, Satire!

    Film ist ein Mittel der Illusion um bei dem Zuschauer eine Imagination hervorzurufen.


    Wen stören schon die mehr oder weniger kleinen Ungereimtheiten in amerikanischen Filmen? Mich, denn sie konterkarieren den Aufgabe, die Film nun einmal hat, den Zuschauer in eine andere Realität zu entführen. Sie ernüchtern mich, wenn ich noch viel lieber der Emotion verhaftet geblieben wäre. Eine Art geistiger Coitus Interruptus à la Hollywood.



    Wenden wir uns also dem Herzen der See zu. Mobby Dick mit neuem Ansatz. Melville, der Autor des Romans Mobby Dick erfährt von den viele Jahre zurückliegenden Ereignissen um das Walfangschiff Exeter und seine Versenkung durch einen Wal. Er besucht den nunmehr in die Jahre gekommenen seinerzeitigen Schiffsjungen der Exeter und lässt sich die Geschichte, gegen mehr als nur ein Trinkgeld, erzählen……….


    Schnitt, Chase der Protagonist, dargestellt von Chris Hemsworth, wird uns vorgestellt. Und wie er sich vorstellt. Wehendes, wogendes, lockiges Blondhaar, eine rote Lederweste, die wohl noch aus einem alten Mantel und Degenfilm im Fundus übrig geblieben ist. Der Blick in die Ferne gerichtet, mit einem Ausdruck, den irgendwer, der am Set das Sagen hatte, wohl für männlich, entschlossen hielt.


    Oberhalb der ihm damit schon bildlich zu Füssen liegenden Stadt/Welt, lebt er, der seiner eigenen Aussage nach, „ doch nichts anderes kann“, als zur See zu fahren und Wale zu töten, auf einem windumtosten Felsen, zusammen mit seiner Frau. Deren Verhärmtheit und Entsagungsbereitschaft wird zunächst einmal durch wiederholtes in die Kamera halten eines langen und zugegeben, etwas mageren, Halses angedeutet. In böser Ahnung des Kommenden schluckt sie denn auch schon mal mehrfach eifrig im Voraus.


    Und weil er ja nichts anderes kann, als Fische totmachen, holt Chase, in Vorbereitung seines anstehenden Aufbruchs, seine Harpunen aus einem Ackerwagen. Womöglich „kann“ seine Frau, neben „entsagungsvoll“ auch etwas Landwirtschaft, das würde zumindest den Wagen bei einem „Fischer“ erklären.


    Nun muss der gute Chase aber erst einmal hinunter in die grosse Stadt. Dort sitzen ihm dann gleich 3 Ebenezer Scrooges gegenüber, die ihn natürlich verschaukelt haben. Nicht Kapitän, sondern 1. Offizier unter einem – natürlich unfähigen, weil mit silbernem Löffel irgend wo drin geborenen – Kapitän, soll er werden.
    Er macht’s, Kapitän wird von den Scrooges eingenordet, Abschied.


    Auf dem Schiff. Ach ja, das Schiff, die Exeter. War zwar ein Vollschiff, wird uns hier aber als Brigg vorgestellt. Die 3 Scrooges der vorausgegangenen Szene hätten den Produzenten verstanden. Was soll’s, das merkt doch keiner und ist viel billiger.


    So segelt die Exeter mit achterlichem Wind und nach achtern aussehender Flagge dem Sonnenuntergang entgegen. Spätestens da hätte die Mannschaft aber merken müssen, dass hier der Klabautermann seine Finger im Spiel hatte.


    Aber die sind ja alle ganz besoffen vor guter Stimmung. Denn auf dem Schiff kennen sich viele von früher, freuen sich und sind guter Dinge. Hemsworth ist ein guter. Kaum an Bord zeigt er all sein Können, und seine Kameradschaft beim Durchtrennen eines Zeisings.
    Anschliessend auf einer Rah balancierend und erfüllt vom Wissen um sich und seine Schönheit, in die unbestimmte Ferne schauend, erinnert er ein wenig an Burt Lancaster alias Kapitän Vallo, in „Der rote Korsar von 1952“. Der hatte allerdings soviel Präsenz, dass in unserem Film schon ein Flugzeugträger vom Himmel fallen müsste, um einen vergleichbaren Effekt zu erzielen.
    Ja, solche Filme mit fallenden Flugzeugträgern gibt es tatsächlich, aber nur, weil es solche Schauspieler nicht mehr gibt.


    Dafür ist Hemsworth zeitgemäss. Ständig erwartet man, dass er jetzt ein Selfie von sich machen wird, so sehr scheint er doch stets ganz von sich und seiner Wirkung erfüllt zu sein.
    Aber wir sind am Beginn der Reise und Chase ist mit allen gut Freund. Das kann der unfähige Kapitän natürlich nicht ausstehen.
    Er lässt darum, gegen den Rat Chases, die Leesegel setzen, damit die Mannschaft auch mal ein wenig Spass hat. Typische Kapitänsauffassung von Spass. „Setzt die Leesegel“ lautet sein knapper Befehl, auf den hin, die Mannschaft, die natürlich gleich die ganze Hand statt nur den angebotenen Finger nimmt, nicht nur die luvseitigen sondern an beiden Seiten Leesegel setzt.
    Das geht natürlich nicht gut, war ja auch ein Befehl des unfähigen Kapitäns. Das Schiff legt sich auf die Seite und Chase muss es sich und uns wieder einmal beweisen. Weise versucht er das Schiff durch den Befehl „ Kappt die Bramsegel“ zu retten. – Die Leesegel sind da sowieso schon weggeflogen.


    Und wie verhält sich die Mannschaft bei ihm? Insubordination pur!
    Wohl aufgrund eines höheren Sicherheitsbedürfnisses der Mannschaft, als es die Schiffsführung hat, sehen wir deshalb die Essex in der nächsten Szene mit flatternden Bram- und Marssegeln der Zukunft entgegensegeln. Vorsicht ist die Mutter…… Da muss man die Jungs aber auch mal verstehen!



    So, jetzt wird noch ein wenig der Unterschied der Charaktere von Kapitän und 1. Offizier/Obermaat herausgearbeitet. Muss aber wirklich nur ein wenig gewesen sein, denn ich habe einfach gar keine Erinnerung an eine dieser doch wohl vielen gelungenen Szenen, die ja für die Geschichte in hohem Masse mitbestimmend sind.


    Es wird ein wenig Wal gefangen – a propos „Fangen“ warum spricht man eigentlich nicht auch davon, dass der Jäger ein Reh oder gar ein Wildschwein „fängt“?


    Es wird ein wenig der Schiffsjunge schikaniert.


    Es wird sich kein wenig schmutzig gemacht!


    Dann taucht irgendwann der grosse weisse Wal auf. Um es kurz zu machen, Gregory Peck hatte es mit einem gewaltigen eindrucksvollen und doch erhabenem Wesen zu tun. Hemsworth, ungeachtet aller zwischenzeitlich entwickelten Tricktechnik, mit eine Art übergrossem, ein wenig unfreundlichen, Delfin, der dem Menschen an sich positiv gegenüber zu stehen scheint und in ästhetisch erstklassigen Bildern, die einer Werbung für „Wahle-Watching“ entsprungen zu seien scheinen, seine beste Seite, die Flunke präsentiert. Wenn er nicht gerade freundlich die kleinen Wesen, die ihn töten wollen, anblickt.


    Klar, der Wal muss jetzt die Essex versenken, was er auch drehbuchgemäss, wenn auch ohne besonderes Engagement, tut. Da wird irgendwie der Backbordanker der Essex die Reling entlang geschleudert, zertrümmert alles, was sich im Weg befindet, um mit der ganzen Mächtigkeit seines ungefähr 1,20 Meter breiten Ankerstocks einschlagend schliesslich zur Ruhe zu kommen.


    Alle Überlebenden gehen in die Boote. Irgendwann später wird der Wal noch eines der Boote versenken. Aber all das plätschert dahin. Plätschert dahin, wie die übrig gebliebenen Boote, in denen so langsam die Verpflegung ausgeht. Die Seeleute entschliessen sich also, die verstorbenen Kameraden nicht über Bord zu werfen, da sie einsehen, dass mann nichts über Bord wirft, was einem noch nützlich sein kann.


    Hier haben wir dann einen der Höhepunkte des Filmes. Der inzwischen alt gewordene Schiffsjunge, dargestellt von Brendan Gleeson, erzählt, wie es ihn all die Jahre gequält hat, in der Ausnahmesituation im Boot schliesslich Menschenfleisch gegessen zu haben. Leider wird die wirklich gute Szene sofort wieder zunichte gemacht, indem seine Frau hinzueilt und bekräftigt, sie finde das schon ganz ok und hätte ihn auch geheiratet, wenn sie bereits bei der Eheschliessung von dem Akt des Kanibalismus gewusst hätte.


    Jetzt dürfen wir auch schon die vom Verleih gross angekündigte schauspielerische Hauptleistung Hemsworths bestaunen. Um die Leiden der inzwischen auf einer Insel befindlichen Männer besser darzustellen hat er 35 Pfund abgenommen. Ja auch Hempsworth hat gelitten, wie die ganze Film-Crew, die sich wegen eines Sturmes sogar 1,5 Tage in ihre Hotelzimmer zurückziehen musste.


    Ja irgendwann sind sie dann wieder zuhause und Chase und der Kapitän mögen sich jetzt auch viel mehr. Da gibt es dann noch eine Szene mit einer Verhandlung, in der die Ursache des Unterganges aus Versicherungsgründen vertuscht werden soll, aber auch diesese Szene geht zu ende.
    An eben diesem Ende glauben wir Hemsworth seinen Satz vom Anfang des Filmes, er kann anscheinend wirklich nur Fische tot machen.


    Melville tut mir leid, der Fisch tut mir leid und Brendan Gleeson tut mir leid, der wirklich besseres verdient hat. Ein wenig täten mir auch die 10 Euro Eintritt leid, wenn es den Film nicht im Fernsehen gegeben hätte.

    Danke @Richard Howe schön, dass Du diese weiteren Quellen beigesteuert hast.


    Bei der von Dir erwähnten Brigg "Hoffnung" könnte es sich um das dritte Schiff handeln, das sich der von mir zitierten Quelle zur Folge, im weiteren Verlauf der Ereignisse bei den oben genannten ersten beiden Schiffen einfand, da die Rechnung vom 25.11.1776 und die von mir geschilderten Vorkommnisse von September/Oktober 1776 gar nicht so weit auseinanderliegen.


    Wie auch die von Dir zitierten "Naval Dokuments of the American Revolution" bereits erkennen lassen, war die Aktion von September/Oktober 1776 keinesfalls die einzige. Vielmehr wurden seinerzeit auch in anderen Gegenden militärisch erforderliche Güter zu teils völlig überteuerten Preisen aufgekauft und auch verschifft.

    Danke für den umfassenden, informativen Beitrag.


    Zwar mag es komisch wirken, wenn hier auf einen 3 Jahre alten Beitrag geantwortet wird, aber für einen Neuling gibt es eben auch viele ältere interessante Beiträge.
    Wie ein "Re ...... " in die Titelzeile zu bekommen ist, habe ich leider noch nicht herausgefunden.


    Nun eine kleine ketzerische Anmerkung:


    In "Deetjen-Hall" (geklaut, ich geb's zu), hängt eine Urkunde über die Ablösung der an den Dienstberechtigten zu leistenden Abgaben. Dieser war keineswegs der Grundeigentümer, sondern lediglich berechtigt, in Abhangigkeit von der Hofgrösse, Spanndienste, Jagdlager, Abgaben in Naturalien und Anderes zu erhalten.


    Im Königreich Hannover wurde zum Zwecke dieser Ablösung und um den Verkauf von landwirtschaftlichen Flächen zu verhindern, die Hannoversche Landeskreditanstalt geschaffen. Anders als in vielen anderen, insbesondere süddeutschen Ländern, sollte die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Höfe erhalten bleiben. Primogenitur galt hier sowieso. Bereits nach 25 Jahren waren mehr als 75 % aller bäuerlichen Lasten abgelöst.


    Sinn der Vorrede, überall dort, wo der Adel einen stärkeren Einfluss hatte, wie natürlich auch in Irland, wurde stets versucht, die Höfe klein, ja teilweise unwirtschaftlich zu halten, um so an deren Land zu gelangen oder aber einfach seinen eigenen Einfluss zu erhalten bzw. zu erweitern.


    Als "Preis" der relativ grösseren seinerzeitigen Freiheit haben wir hier im Norden heute natürlich wesentlich weniger kulturhistorisch interessante Bauwerke. Süddeutsche sind geneigt zu behaupten, auch mit der Kultur und Ästhetik hapere es hier.


    Die Finanzierung der Auswanderung für, heute würden wir sagen, "sozial schwache Familien", oder sonstigen als Belastung empfundenen Personen, wurde hier im übrigen, zur Entlastung der Armenkassen, ebenfalls praktiziert.

    Wie so viele von uns, immer auf der Suche nach neuem Lesestoff, bin ich auf die obige Empfehlung von Capt. Guy Nelson gestossen - dem Forum sei Dank.


    Nach einem "Blick ins Buch" kann ich Capt. Gus Nelson nur zustimmen. Zeit und Personen erlauben eine Identifikation, eine moderne Sprache, die trotzdem "in die Zeit" passt, schon früh werden mögliche spätere Entwicklungen angedeutet ohne jedoch die Spannung erlahmen zu lassen. Auch die Zeichnung der Akteure und ihrer Charaktere ist (schon in diesem kurzen Einblick) recht plastisch.


    Kurz gesagt, die Bestellung habe ich gleich heute morgen aufgegeben (und da sich ja lt. Capt. Guy Nelson gleich 2 Bände in einer Nacht lesen lassen sollen, auch nicht nur für einen Band).


    So und nun wieder der Erbsenzähler:


    Warum nur hat der 1. Offizier den Dienstgrad eines Korvettenkapitäns, während der kommandierende Offizier (Kapitän) von ihm (zumindest beim "Blick ins Buch") ständig mit "Herr Kapitänleutnant" angesprochen wird, wobei er, unabängig von seinem tatsächlichen Dienstgrad, wie auch in der Navy "unserer Zeit", wohl eher mit Herr Kapitän, angesprochen worden wäre?


    Nun, ich bin jedenfalls trotzdem gespannt, wie es weitergeht und danke Capt. Guy Nelson für seine Empfehlung.

    Unsere "Helden", Turner, Bolitho und andere, haben in verschiedenen Einsätzen gegen die rebellierenden amerikanischen Kolonisten gekämpft. Das ist, bei aller Spannung der jeweiligen Geschichten, für die meisten von uns doch ganz schön weit weg. Nicht nur wegen der mehr als 240 vergangenen Jahre, sondern auch der vielen Tausend Seemeilen, die uns von den jeweiligen Schauplätzen trennen.


    Wer hätte da gedacht, dass in einem kleinen, in Norddeutschland gelegenen Kuhrfürstentum, auf Veranlassung des St. James Palastes, Jagd auf Schiffe der "rebellischen Kolonisten" gemacht wurde.


    Unser Kapitän heisst Heinrich Hüge. Er ist im Jahre 1776, dem Jahr der nachstehend geschilderten Ereignisse, Kommandant der erst vor 2 Jahren in Dienst gestellten "Elbzollfregatte" unbekannten Namens. Das Schiff ist 1773 von Zimmermann J. Behrend, Stade, auf Kiel gelegt worden. Es mass 78 Fuss im Kiel (23,40 Meter), war bestückt mit 14 Kanonen, davon 8 französische 4-Pfünder, und 4 2-Pfünder auf dem kleinen Deck? Ferner besass es an Bewaffnung für die Mannschaft 40 italienische Hand-Buschel-Lunten und 12 Artillerie-Gewehre und Säbel.


    Hügel hatte als Angehöriger des hannoverschen Militärs, dem der Kommandant und die Besatzung der "Elbzollfregatte" zumindest gleichgestellt wären, wenn nicht zugehörig zählten, sicherlich mit den geheimen Räten in Hannover einig, die die politische Situation 1776 wie folgt bewerteten:


    "Auch wir befinden uns im Kriege mit den rebellischen Colonisten in Amerika, weil sie sich gegen ihren rechtmäßigen Herren Georg III, der auch unser Herr, König und Churfürst ist, empöret haben."


    Die norddeutschen Küstenstädte standen schon vor dem Unabhängigkeitskrieg in geschäftlichen Verbindengen mit den Kolonien. Was lag also näher, dass seitens der "Rebellen" versucht wurde, auch über diese Häfen Nachschub an Versorgungsgütern und Ausrüstung zu bekommen.


    Daher erhielt die Stader Regierung, mit Schreiben vom 4. September 1776, die Information, dass in Hamburg 2 Schiffe eingetroffen wären. Man hatte schon verschiedene Informationen zu den Schiffen und konnte sie auch anhand ihrer Bug- und Heckzierden identifizieren. Es handele es sich um die Fregatte "Clementia", unter dem Komando eines Kapitän John Brown, welche "eine wohlgebildete Jungfer am Stern und einen Frauenkopf vorn" trage, sowie um die Brigantine "The Jamaika Packet", mit dem "Grossbritannischen Wappen am Stern und einem Seepferde vorn", unter Kapitän Lambert alias Weickes.
    Ob hier auch wieder die einschlägig bekannte Firma Hermes Worldwide Enterprises ihre Finger im Spiel hatte, lässt sich nach so langer Zeit nicht mehr mit Bestimmtheit sagen, die weiteren Mitteilungen sprechen zumindest für eine stattgefundene längere Beobachtung.


    So heisst es weiter, die Schiffe hätten seit 12 Tagen Fässer und Kisten von ungeheurer Schwere geladen, die also nichts anderes, als Musqueten, Kugeln und Pulver enthalten können, auch Packe mit Leinen zu Soldaten- und Matrosenhemden, nebst einer grossen Quantität Segeltücher.


    Da es sich bei den Schiffen um die schnellsten Segler handeln sollte, die man bis dahin in Hamburg gesehen hatte, wurde der Kommandant der "Elbzollfregatte" angewiesen, die Schiffe zunächst aufzubringen. In der Zwischenzeit würden weitere Befehle des Staatssekretärs in England, des Lord Suffolk, erwartet.
    Gleichzeitig sollte auf der Elbinsel "Behrmannsand" eine Batterie Artillerie stationiert werden um einen Durchbruch der schnellen Rebellenschiffe (auch etwas, das immer mal wieder in "unseren" Romanen Erwähnung findet) zu verhindern.


    Hierfür erhielt der Obristleutnant der Artillerie Brückmann entsprechende Befehle.
    Worauf der Otl Brückmann jedoch melden muss:


    "Ich kann mit keinem einzigen Stück für die aufzuwerfende Batterie dienen. Im Zeughaus sind keine anderen, als 6 vierundzwanzigpfündige Kanonen. Ihnen fehlen die Protzen und sind nicht transportierfähig. Und unter sämtlichen Kanonen, womit die hiesige Wall besetzet ist, ist keine vorhanden, die ohne zusammenzufallen, von der Stelle bewegt werden dürfte, und könnte nur mit genauer Not zu dem gewöhnlichen Signalschiessen bei bestehenden Fluten gebraucht werden."
    (so etwas haben unsere "Helden" ja auch häufig bei gegnerischen Befestigungen vermutet und oft bestätigt gefunden)


    Glücklicherweise ist es dem englischen Minister Emanuel Matthias zwischenzeitig gelungen, die Rebellenschiffe arrestieren und an die Kette legen zu lassen. Erneuter Einsatz und Hintergrundarbeit von "Hermes Worldwide Enterprises"?


    Quelle: Richard Graeve, Die zweihundertjährige Geschichte der Elb-Zollfregatte zu Brunshausen und ihrer yKommandanten 1650 -- 1850, Selbstverlag des Stader Geschichts- und Heimatvereins, Stade 1963


    Wird fortgesetzt.

    Mit der Fregatte ist sicherlich die Piercer selbst gemeint. Gibt es mehr Informationen zum Kanonenboot?

    Das Zitat stammt von Kapitän Christian Gottlieb Daniel Müller. Kapitän Müller war 35 Jahre Kapitän der "Elbzollfregatte". Er war Absolvent der Universität Göttingen, Stud. math und jur u.a. bei Georg Christoph Lichtenberg, der ihm auch ein, wie ich finde, eindrucksvolles Zeugnis erteilt hat:


    "Herr Müller hat bei mir Algebra, höhere Geometrie, ein Collegium über die Berechnung der Sonnen- und Mondfinsternisse und eines über die geometrische Teilung der Figuren gehört und hat sich durch ungemeinen Fleiß von den übrigen unterschieden..........hat oft Rechnungen, die anderen zu weitläufig waren, für uns mit einem eigenen Eifer und liebenswürdiger Richtigkeit zu Hause für mich ausgeführt, welches meines Erachtens allezeit ein Zeichen eines ungemeinen Fleißes und einer seltenen Lehrbegierde ist....".


    Müller ist auch als Autor von Segelschiffachbüchern in Erscheinung getreten.
    Er war Leutnant der britischen Marine, hat, neben dem Englischen, Sprachkenntinsse in Französisch, Holländisch, Portugisisch und Spanisch erworben. Wohl aufgrund einer Beinverletzung, die er bei einem Einsatz gegen chinesische Piraten davongetragen hat, hat er seinen Dienst quittiert (er soll Zeit seines Lebens auf einen Stock angewiesen gewesen sein). Ab 1778 war er dann Kapitän der Elbzollfregatte.


    Ein, wie ich finde, ungewöhnlicher und für den Dienst sicherlich nicht unterqualifizierter Mann.


    Aber, um auf die Frage zurückzukommen, er war vor Eintreffen der Piercer im Dienst. Zu Beginn seiner Zeit (1778) standen eine "Cron-Jagt", zwei "Chaluppen" und ein "Kanonenboot" zur Verfügung.


    Anlässlich einer Visitation 1793 ist dann aber von einem "Wachtschiff", einem "Kanonenboot" und einem "Kutter" die Rede. Die Mannschaftsstärke nennt für dieses Jahr aber nur 39 Mann.


    Aus Abrechnungen geht hervor, dass 1796 ein Spiegel und neuer Bezug für die Kajüte der Chaluppe ??? angeschafft wurde.


    Während Müllers Dienstzeit wurden übrigens auch Priesen genommen und entsprechendes Priesengeld ausgezahlt. Im Falle eines Hamburgischen Schiffes erst nach 26 Jahren. Hierbei mag allerdings auch die darin enthaltene "Franzosenzeit" eine Rolle gespielt haben.


    In dieser "Franzosenzeit" sind dann alle Schiffe und Boote "verschleppt" oder zerstört worden.


    In der Fortsetzung werde ich versuchen auf die zu anderer Zeit vorhandenen Einheiten einzugehen, jetzt muss ich erst einmal eine Decke streichen.


    Herzliche Grüsse aus den hannöverschen Landen


    Deetjen

    Als Neuling in diesem Forum habe ich mit Freude Speedys Buchbesprechungen gelesen. In den weitaus meisten Fällen teile ich seine Beurteilung soweit mir die Bücher oder Autoren überhaupt bekannt sind.


    Nicht zuletzt aus diesem Grunde habe ich, immer auf der Suche nach was Neuem, einige Bände der der Turner-Reihe erworben.
    Band 1 und 2 bestätigen die Rezension. Während des Lesens des 3. Bandes stößt mir die, in meinen Augen schablonenhafte und als zumindest unglücklich empfundene Charakterisierung des jüdischen Bankiers Abi Goldman auf.


    Als begeisterter Forumsneuling tippsel ich meine Eindrücke ins Tablet. Da es sich um einen ersten Eindruck handelt, bitte ich – es gibt ja AoS – um andere Meinungen.


    Nun, ich hatte mir eine sachliche Antwort erhofft und erwartet. Stattdessen die – Verzeihung – Platitüde, so etwas werde man wohl noch sagen dürfen. Unabhängig davon dass dieser Einwand weder eine sachliche noch hilfreiche Auseinandersetzung mit meiner Frage darstellt:


    Ja, so etwas darf man in unseren Land sagen. So etwas darf man aber auch - und nicht wenige und evtl sogar die Besten, meinen, müsse man sogar - hinterfragen dürfen. (Die letzte Echo Verleihung sei hier als Beispiel genannt).


    Wohlgemerkt, ich möchte hier weder den Autor, noch Speedy, dessen Verdienste um das Forum auch jedem Neuling sofort ins Auge springen, in irgend eine Ecke drängen oder irgend eine Auffassung unterstellen. Meine einzige Absicht war es, eine Antwort auf einen ersten Eindruck zu erhalten. Aus genau diesem Grunde habe ich ausdrücklich um Stellungnahme gebeten.


    Da ist auch die Aufforderung, man möge seinen Puls doch herunterfahren nicht sehr konstruktiv.


    Mens agitat molem. Aber eben auch der Ungeist, gegen den wir uns doch alle wenden wollen, unabhängig vom Längengrad unserer Sozialisation.


    Ich danke ausdrücklich Aga und Capt Guy Nelson für ihre Stellungnahmen.


    Nun ich hoffe, dass jetzt andere Pulse nicht unnötig hoch fahren.






    Verständnisprobleme


    Angeregt durch Speedys enthusiastische Kritik, habe ich, auf der Suche nach was Neuem, am Montag die ersten vier Bände der Turner-Reihe telefonisch (ja, so etwas gibt es noch) bestellt.
    Mit den genauen Titeln hatte ich mich bis dahin noch gar nicht beschäftigt.


    Die Buchhändlerin rekapitulierte zur Sicherheit die Bestellung:
    "Das sind dann also "Schwarze Flagge", "Entermesser blank", "Harte Männer" und "Eiskalte Gegner"????"
    Leider konnte ich ihr Gesicht in dem Moment nicht sehen. Da hätte ich besser persönlich bestellen sollen.


    Am nächsten Morgen dann die Abholung der Bestellung bei gleichzeitiger Erkenntnis:


    Das Auge isst nicht nur mit, es liest auch mit!


    Von Aussen: Einbände, die offenbar mit einem Grafikprogramm aus den späten 80ern gestaltet worden waren. Mit Abbildungen irgendwelcher beliebiger Schiffe versehen. Autorenname mit Farbverlauf wie seinerzeit bei Jakobs Krönung.


    Innen : Satz und Schrift eines Jugendbuches.


    ABER:


    Ich kann Speedy nur Recht geben. Das fräst sich so weg!
    Nicht zuletzt aufgrund des jugend- oder auch seniorenfreundlichen Satzes konnte der erste Band am Abend beiseite gelegt werden. Ja, ich besitze einen ziemlich bequemen Gartenstuhl.


    Woran es liegt ist mir noch nicht klar. Da ist die ungekünstelte Sprache. Sicher, kurze Sätze, manchmal nahe an Jerry Cotton. Aber eben auch das Unerwartete.
    Lediglich die Beschreibungen und Fussnoten zu Weinen und Anbaugebieten wirken wie von z.B. Parker abgeschrieben und nerven mit der Zeit.


    Zur Zeit also der dritte Band. Er ließ mich stocken.


    Es wird Figur des jüdischen Bankiers Abi Goldmann eingeführt S. 41 ff


    Dieser stellt sich Turner wie folgt vor: Politik, Länderinteressen seien für ihn beziehungsweise seine Familie ohne Belang, sie seien nur am Geschäft interessiert. Die Freiheitsrechte der Sklaven haben hinter den Geschäftsinteressen zurückzutreten. Die Gesetze vom Berg Sinai seien nur für das Zusammenleben der Juden untereinander bestimmt. So sei es zwar verboten, einen anderen Juden, nicht aber einen Philister zu töten.
    Das Ganze wird in einer Sprache vorgetragen, die wohl so etwas wie jiddisch darstellen soll tatsächlich aber eher an die Sprechweise schwarze Schauspieler der 30er und 40er erinnert.


    Alles zusammen erinnert irgendwie stark an die titelgebende Figur eines Veit Harlan Filmes von 1940!


    Nun ich bin gespannt, ob der pseudo Quincy noch die Kurve kriegt.
    Oder sollte ich da (hoffentlich) etwas einfach falsch verstanden haben.


    Möglicherweise ist aber auch der Inhalt so wenig zeitgemäss wie das Äussere.
    Bitte um Eure Einschätzung.

    Vielen Dank für die ermutigenden Worte. Dann seid ihr an Folgendem also selber Schuld:


    Sozialer Hintergrund der Offiziere in der KGL


    An der KGL hat mich immer deren „Modernität“ angesprochen. Natürlich sind es auch die Einsatzorte und -umstände und nicht zuletzt der, für mich, regionale Bezug. Das wäre aber alles Nichts, wenn grundsätzliche soziale Ungerechtigkeiten einer Identifikation mit diesem Verband entgegenstehen würden.


    Selbst aus vielleicht „gutem Hause“ stammend, aber nicht „von Familie“ seiend, wäre es für mich schwer, eine positive Verbindung zu einer Organisation aufzubauen, in der einem selbst der Aufstieg verwehrt worden wäre.
    Anders als bei vielen anderen Armeen der Zeit, war dies bei der KGL gerade nicht der Fall. Hierfür beispielhaft die nachfolgend zusammengefassten Untersuchungen zum sozialen Hintergrund ihres Offizierkorps wie sie von Jens Mastnak in „Die King's German Legion 1803 – 1816“, Celle 2015, angestellt worden sind.


    In der KGL haben während der Dauer ihres Bestehens ca. 1320 Offiziere gedient.
    Wobei nie mehr als 830 Offiziere (1814) zur selben Zeit aktiv waren.
    Galt das Militär bis zur französischen Revolution als Domäne des Adels, so sah doch schon das Dienstreglement der kurhannoverschen Armee vor, Beförderungen nach Eignung und Leistung auszusprechen.


    Allein dies reicht natürlich nicht aus, den Anteil bürgerlicher Offiziere in der KGL demjenigen in der Bevölkerung entsprechen zu lassen, wenn nicht gleichzeitig die übrigen Rahmenbedingungen wie Besoldung und Kosten der Stelle, es bürgerlichen in gleichem Maße erlaubt hätten, einen Offiziersposten einzunehmen. Die Kosten der selbst zu beschaffenden „Equipage und Mondierung“ unterschieden sich unter den Waffengattungen erheblich. So war die Uniform und Ausrüstung eines Kavalleristen oder reitenden Artilleristen naturgemäß gegenüber derjenigen eines Infanteristen umfangreicher und auch teurer.
    Dem wurde durch die nicht unerheblichen Unterschiede in der „Gage“(Besoldung) zwischen den Waffengattungen Rechnung getragen.


    So erhielt ein Leutnant der Infanterie täglich 5 Shilling 8 Pence, während ein Leutnant der Kavallerie und der reitenden Artillerie 9 Shilling erhielten.
    Weiterhin erhielten die Offiziere „Rationen“ für die Pferde. Wobei zu berücksichtigen ist, dass der Leutnant der Infanterie etatmäßig über 1 Pferd, derjenige der Kavallerie aber über 3 Pferde verfügte. Zur Anschaffung der Ausrüstung wurden seitens des War Office £ 7,50 gewährt. Tatsächlich waren für den Kavalleristen aber wohl mehr als £ 50,00 erforderlich.


    Dass diese Unterstützung allein nicht ausreichte, wird auch anhand verschiedener Fälle deutlich, in denen Offiziere beantragten, von berittenen Einheiten wegversetzt zu werden. Oder andere in denen vorgesetzte Offiziere die Beförderung eines Fähnrichs aufgrund dessen finanzieller Verhältnisse ablehnten.
    Daher weist auch die gegenüber der Infanterie wesentlich kostenintensivere Kavallerie einen im Schnitt höheren Anteil adeliger Offiziere aus. (Natürlich ist nicht in jedem Fall von einer höheren finanziellen Leistungsfähigkeit adeliger Familien auszugehen. Im Durchschnitt dürfte dies aber zugetroffen haben.)


    Von den oben erwähnten 1320 Offizieren dienten 855 bei der Infanterie, 374 bei der Kavallerie, 78 bei der Artillerie und 13 als Ingenieuroffiziere. Der Anteil adeliger Offiziere hat sich während des Bestehens der KGL kontinuierlich reduziert. Betrug der Anteil adeliger Offiziere bei der Infanterie 1803 noch 54,17% sank er bis auf 27,94%.


    Bei der Kavallerie stieg der Anteil adeliger Offiziere zunächst auf 61,76% an um dann 1814 einen Tiefstand von 35,68% zu erreichen.


    Auch bei der Artillerie, einer schon immer vom Adel wenig durchsetzten Waffengattung, sank der Anteil adeliger Offiziere von 28,57% auf einen Tiefstand von 9,52%.


    Unter den 13 Offizieren des Ingenieurkorps war lediglich einer adeliger Herkunft.


    Mit Vorstehendem soll keine Aversion gegen den Adel zum Ausdruck gebracht werden. Die Zahlen sollen lediglich belegen, dass sich der Anteil von Offizieren adeliger Herkunft im Verlauf der Geschichte der KGL immer mehr dem Anteil des Adels in der Bevölkerung annäherte. Mithin davon ausgegangen werden kann, dass Beförderungen tatsächlich zunehmend auf persönlicher Fähigkeit und Eignung beruhten.


    Hierfür spricht auch die Tatsache, dass 15,7% der KGL-Offiziere (gegenüber ca. 5% der britischen) vor ihrer Beförderung als Unteroffizier oder Kadett gedient hatten, also das Leben und den Dienst der ihnen unterstellten Soldaten aus eigenem Erleben kannten.


    Rufen wir uns abschliessend noch ins Gedächtnis, dass zur selben Zeit in der britischen Armee der Stellenkauf als beste Möglichkeit angesehen wurde, geeigneten Offiziersnachwuchs zu erhalten, so verdeutlicht dies vielleicht meine Einschätzung der KGL als eine für ihre Zeit moderne Organisation.

    Also ich möchte ja nicht gleich zu Anfang in den Ruf kommen, erbsenzälerisch zu sein, aber:


    am 19.12.1803 wurde Adolph Friedrich Herzog von Cambridge zum Colonel in Chief ernannt. Dieser Umstand führte zur Namensgebung als KINGS German Legion. Halkett war zu diesem Zeitpunkt und darüber hinaus, Kommandeur des 2. leichten Bataillons, bis er 1811 das Komando über die leichte Brigade erhielt. Die ca. 1000 Mann, die am 19.12.1803 angetreten waren, müssten anderenfalls als erste aufgestellte Einheit der KGL die Bezeichnung 2. leichtes Bataillon erhalten haben. Auch bekleidete Halket erst ab dem 17.11.1803 den Dienstgrad eines Lieutenant-Colonel und wurde erst am 01.01.1812 zum Colonel befördert. Von der Decken hatte aber schon seit dem 28.07.1803 den Rang eines Lietenant-Colonel inne.


    Nach Mastnak, Die King's German Legion 1803 - 1816, Celle 2015, S. 23, soll am 12. 11.1803 zwischen von der Decken und dem Herzog von Cambridge eine Übereinkunft, unter anderem folgenden Inhalts, geschlossen worden sein:


    "Colonel Decken is to resign the Colonelcy of the King's German Regiment for the purpose of forming the King's German Legion of wich HRM the Duke of Cambridge is to be appointed the Colonel in Chief."


    Halkett findet auch hier keine Erwähnung.

    Hinzu kamen noch, bei der Infanterie ein 1813 gebildetes Veteranenbataillon, bei der Artillerie eine 5. und 6. Kompanie der Fussartillerie, die als Depot dienten und später bei der Aufstellung der Hannoverschen Armee herangezogen wurden. Beamisch bei Mastnak, "Die Kings German Legion 1803 - 1816", Celle 2015, S. 35.

    Eigentlich bereits 1866 in der königlich-preußischen Armee, wobei das ehemals hannovoranische Offizierskorps mit äußersten Mißtrauen beobachtet wurde. Dieses Mißtrauen übertrug sich auch auf deren Kinder und Kindeskinder, die teilweise keine Chance auf Verwendung in preußischen Diensten hatten und deshalb z.B. bei den Sachsen unterkommen mussten, was wiederum Anlass für erneutes Mißtrauen der Preußen war. Die Verhältnisse nomalisierten sich eigentlich erst mit der Hochzeit Ernst August mit der preußischen Prinzessin Viktoria Luise.

    Andererseits ist es doch Ausdruck entweder der Toleranz oder aber einfach der guten Ausbildung, wenn nach Niemeyer, "Die Königlich Hannöversche Armee", 2. Aufl., Celle 1989, S. 55, m.w.Nw., von den 456 in preussische, 71 in sächsische, 7 in braunschweigische, 5 in mecklenburgische uns 3 in österreichisch Dienste getretenen Offizieren, also von zusammen 542 Offizieren, 111 den Generalsrang und 260 den Rang von Stabsoffizieren erreichten. Dieses obgleich in der Hannoverschen Armee der Anteil von bürgerlichen Offizieren seinerzeit vergleichsweise überdurchschnittlich hoch war.

    Die Frage ist allerdings, ob sie in Diensten als Zollfregatte noch die ursprüngliche Bewaffnung hatte. Diese erscheint mir für ein Flußschiff reichlich überdimensioniert.
    Sehr schöner Beitrag. Die Geschichte des Schiffes kannte ich noch nicht. Hast Du mal im NMM geschaut, ob es Pläne der Klasse gibt?

    Ach so geht das!


    Von den Vorgängerschiffen der „Piercer „wie der „ Margarete“ und „Weißes Ross“ ist bekannt, dass sie in Kriegszeiten mit zusätzlichen Kanonen bewaffnet wurden. Demgegenüber wird für die Piercer in verschiedenen Quellen die Standartbewaffnung auch zu Friedenszeiten angegeben.


    So beschreibt für das Jahr 1833 Heinrich Daniel Andreas Sonne, „Topografie des Königreichs Hannover“ die Piercer als mit 11 Kanonen bestückt.


    Obwohl als „Zollfregatte“ bezeichnet, waren Schiff und Besatzung keineswegs dem Zoll zuzurechnen. So hat Kapitän Müller die Aufgaben von Kommandant und Besatzung wie folgt beschrieben:
    „Die königlichen Matrosen samt dem kommandierenden Schiffskapitain und Subalternen gehören zum Militär. Ausser demjenigen, was sie in Absicht des herrschaftlichen Zolls zu beobachten haben, haben sie sich nicht nur zur Verteidigung der berühmten königlichen Fahrzeuge, der Fregatte und des Kanonenbootes, mit Leib und Leben durch ihren Diensteid verpflichtet, sondern auch den Respect der Flagge mit Gefahr Ihres Lebens aufrecht zu erhalten. Ja, auch zur Landesdefensive bey bezeigenden feindlichen Überfällen und Insulten (Beleidigungen) von der Wasserseite, sich gebrauchen lassen.“


    Entsprechend führte die „Piercer“, wie auch ihre Vorgänger, die jeweilige (Schweden, Dänemark, Großbritannien, Hannover) Seekriegsflagge.

    Danke für die freundlichen Aufnahme meines kleinen "Erstlings".


    In Beantwortung von Speedys Frage, woher denn die (für eine Brigg übertriebene) Bezeichnung als "Fregatte" herrührt:


    Leider bekomme ich das Einfügen des jeweiligen Zitates noch nicht hin. Bin für Hinweise dankbar.


    Bei der Bezeichnung als "Elbzollfregatte" hat m.E. die Tradition überwogen.
    Die Vorgängerschiffe waren grundsätzlich Dreimaster. Sie wären zu ihrer Zeit hinsichtlich der Bewaffnung wohl auch als Fregatten durchgegangen.


    Da gab es z.B. seit 1663 die „Margaretha“, angegeben als ein 3 mastiges Schiff.
    Sie führte:
    14 Canonen
    10 Muscheten
    18 Hauers
    4 Pistolen
    4 B?
    7 Enterbeile
    116 steinerne Handgranaten
    20 eiserne Handgranaten
    20 Handgranaten mit eisernen Bändern
    30 steinerne Stinkbomben
    300 43 pfündige Kugeln
    1 Kasten mit Muscheten-Kugeln
    21 Kartätschen
    1 Beutel Pulver (scheint ziemlich wenig zu sein)



    Ferner das kgl schwedische cron-Schiff „Bremer Schlüssel“
    Wohl 1690 – 1695 in Hamburg auf Befehl Schwedens und Kosten des Herzogtums Bremen ,gebaut
    Führte am Spiegel den Bremer Schlüssel. „So von zwei Bären als schuldhafter des schwedischen Wappen
    „Mit 18 Stücken besetzt“ „ in allem sogar 21 führen könnte“ Z.C.von Uffenbach „Merkwürdige Reisen durch Niedersachsen, 1753, S 149
    1712 nach Umwandlung in ein Kriegsschiff werden sogar insgesamt 48 Kanonen angegeben.


    Das weisse Ross, ein Dreimaster trug 1733 wohl 28 Kanonen.
    Daneben gab es immer auch verschiedene kleinere Einheiten wie Jagden, Kutter, Ruderboote etc.


    In der späteren Zeit, insbesondere während und nach der französischen Besetzung, waren zwar keine Schiffe/Boote mehr vorhanden, die eine Bezeichnung als Fregatte rechtfertigten, damals dürfte es sich aber bereits um eine tradierte Bezeichnung gehandelt haben.
    Auch trugen die Komandanten wie Brockes und Müller zwischen 1757 und 1814 wohl Uniformen entsprechend denen britischer Kapitäne.
    Da liegt natürlich der Gedanke nahe, dass es sich dann ja, entsprechend anderer Beispiele, zumindest um eine "Nominal- oder Titular-Fregatte" gehandelt haben muss.


    Angaben zur Bewaffnung finden sich bei: Graewe, Richard, Die Stader Elbzollfregatte und ihre Kommandanten 1650 - 1850, Selbstverlag des Stader Geschichts- und Heimatvereins, Stade 1963.

    Als ersten Beitrag in diesem Forum möchte ich die „Elbzollfregatte“ deren Kommandant mein Avatar, Joachim Deetjen, war, vorstellen.
    Ein kleines alltägliches Schiff, das mein Interesse geweckt hat, weil es die britische Marinegeschichte quasi vor die Haustür gebracht hat.


    Für einen kleinen Jungen, dessen Schulweg täglich an einer "Gibraltarkaserne" vorbeiführte, und dessen Vorfahren auf alten Fotos mit Fahnen zu sehen sind, die Fahnenbänder mit Namen wie Peninsula und Waterloo tragen, stellte sie einen Bezug zur Geschichte und zur weiten Welt da draussen her.


    Sie war eine Gun Brig der „Archer Class“. 177 31/94 Verdrängung, 80 Fuss Länge Gundeck, 65 Fuss 10 1/4 Inch Länge Kiel, 22 Fuss 6 Inch Breite. Regulär mit 2 Bug-/ Jagdgeschützen, 32-Pfünder Karronaden (stell ich mir als Laie als Jagdgeschütz lustig vor) und 10 18-Pfünder Karronaden in der Breitseite, ausgerüstet. ( Wikipedia spricht hier von 14 Geschützen. Der seinerzeitige Übernahmebericht und andere Quellen erwähnen die vorstehenden 12.) Am 09. Januar 1804 bei Obadiah Ayles geordert und am 29. Juli desselben Jahres, (soetwas ging damals wohl noch) als „Piercer“ in Topsham, Exeter, Devon, vom Stapel gelaufen.
    Nach 10 Jahren Dienst in der Royal Navy, am 04. Juni 1814, dem Geburtstag König Georg III, dem Königreich Hannover als „Elbzollfregatte“ übergeben. In den 10 Jahren unter der britischen Flagge war die Piercer in den Downs stationiert und hat an verschiedenen Einsätzen erfolgreich teilgenommen. Weiteres s. unten.


    Elbzoll wurde in Brunshausen bei Stade bereits seit 1038 mit Unterstützung von so genannten Ausliegern, zunächst noch in Naturalien, spätestens seit 1630 mit Unterstützung von 3 Wachtschiffen, in Geld, erhoben. In der Zeit, die uns interessiert, betrug das jährliche Zollaufkommen etwa 120 000 Taler, war also nicht ganz unerheblich.


    Die Bedeutung, die das Schiff für Hannover hatte, lässt sich auch anhand der Kosten für die Übergabefeierlichkeiten entnehmen. So sollen die 9 britischen Matrosen je 2,20 Rthl, die beiden britischen Offiziere, Kapitän Rose und Leutnant Edwards, „ein Service von 1 Tischdecke und 12 Servierten in feinem Damast = 18,32 Rthl. und einen halben Anker (entspricht 18 Liter) Cognac“ erhalten haben. Dannach haben dann 5 britische und 3 hannoversche Offiziere 110,45 Rhtl. im „Herzog von Cumberland“ verspeist und ver…… .


    Als Vergleich: 1811 erhielt der weimarer Bürgermeister ein Salär von 502 Taler 18 Groschen als Jahresgehalt, um 1800 ein Kopist der preussischen Kriegs- und Domänenkammer 50 Taler. Die Berliner Ausflugslokale „In den Zelten“ verlangten 1778 für ein gebratenes Huhn mit Gurkensalat 8 Groschen, also 1/3 Taler. Noch in den 1860er Jahren erhielt ein Mannschaftsdienstgrad der Infanterie der Hannoverschen Armee jährlich 24 Taler 10 Groschen Gage (Sold), 6 Taler 2,5 Groschen Service (Wohngeld) und 36 Taler 15 Groschen Portion (Verpflegungsgeld) dies bei Steuer- und Portofreiheit und freier Heilbehandlung für sich und seine nächsten Angehörigen (nach Joachim Niemeyer, Die königlich hannoversche Armee, 2. Aufl. 1989).
    Es muss also ein denkwürdiges Fest gewesen sein.


    Der übernehmende hannoversche Hauptmann Delius beschrieb das neue Schiff:
    „Die Brigg hat 12 Kanonen, ist sehr passlich und bequem eingerichtet, geht nur 8 – 9 Fuss tief, ist mit allen Segeln und Inventar versehen, ist stärker als bisher berichtet war. Es kann von 11 Mann gut bedient werden.“


    Damit unterscheidet sich Delius Auffassung deutlich von derjenigen der britischen Seeleute, die Forrester wie folgt beschrieb: „few men in the Royal Navy had a good word to say for the gun-brigs, which rolled terribly an were greatly over-crowded.“
    Was natürlich damit zu tun haben kann, dass in Hannover – aufgabenbedingt - nicht nur auf die standartmässigen 15 Marineinfanteristen sondern auch noch auf eine grosse Zahl von weiteren Besatzungsmitgliedern verzichtet werden konnte und keine längeren Dienste auf See geleistet werden mussten. Für die Jahre 1827 bis 1833 gibt der Staats- und Adresskalender als Besatzung 1 Capitain, 1 Schiffer, 1 Schiffszimmermann, 4 Unteroffiziere und 22 Matrosen, also 28 gegenüber 50 Mann britischer Standartbesatzung, an.


    Anlässlich der Übergabe kam auch der von Jack Aubrey hinlänglich bekannte „private Pulvervorrat“ zur Sprache. Gab doch der Leutnant Edwards aus dem seinen für 43,24 Rhtl. dringend benötigtes Pulver an die Hannoveraner ab.


    Wohl 1850, also nach einer vergleichsweise langen Dienstzeit von 46 Jahren, wurde die Piercer ausser Dienst gestellt, nachdem sie bereits 1828 einer „Hauptreparatur“ unterzogen worden war.
    Ein kleines, zugegeben ganz überwiegend regionalgeschichtlich interessantes, Schiffsleben, dass die Hannoveraner mit der seebeherrschenden Marine eines damaligen Weltreiches verbindet. Vielleicht auch ein wenig traurig, ein See-Schiff für 36 Jahre in der Elbe zu wissen?!


    Eine Übersicht über die Einsätze und „Erfolge“ der Piercer unter britischer Flagge findet sich als englischsprachiger Artikel bei Wikipedia unter
    „Piercer 1804“.