Beiträge von Deetjen

    Die Rolle des englischen oder britischen Pfarrhauses, diese eigenartige Mischung von Freigeist, Bildungsbürgertum und einem gewissen, seltsamerweise immer staatstragendem, Liberalismus, wie auch Bigotterie, müsste auch einmal eingehend untersucht werden. Sollte jemand dazu weitere Literatur empfehlen können, bitte ich um Info.


    In diesem Millieu sind dann ja überdies, wie ich finde, eine Menge interessanter Charaktere erwachsen. Auch da wäre eine Auflistung bestimmt interessant. Ob es dieses Pfarrhaus ebenfalls so in der Form gegeben hätte, wenn Heini 8 (oder darf man nur "Willi 2" sagen) seine Kirche nicht, über die Unterstellung unter den Regenten, in die staatliche Ordnung eingebunden hätte?

    Die Rolle des englischen oder britischen Pfarrhauses, diese eigenartige Mischung von Freigeist, Bildungsbürgertum und einem gewissen, seltsamerweise immer staatstragendem, Liberalismus, wie auch Bigotterie, müsste auch einmal eingehend untersucht werden. Sollte jemand dazu weitere Literatur empfehlen können, bitte ich um Info.


    In diesem Millieu sind dann ja überdies, wie ich finde, eine Menge interessanter Charaktere erwachsen. Auch da wäre eine Auflistung bestimmt interessant. Ob es dieses Pfarrhaus ebenfalls so in der Form gegeben hätte, wenn Heini 8 (oder darf man nur "Willi 2" sagen) seine Kirche nicht, über die Unterstellung unter den Regenten, in die staatliche Ordnung eingebunden hätte?

    Hallo @oeli, schön, dass es schon losgeht,
    leider hatte mich ein unangenehmes Ereignis für 2 Tage offline gestellt. Daher erst jetzt:


    Im ersten Moment überraschen die Bilder ja schon allein wegen der fehlenden, sonst obligatorischen, klassischen Leistenbündel. Aber der Grund dafür ist ja klar.


    Wie schon gesagt, bin ich mal auf die Beplankung mit den vorgelaserten Leisten, deren Passgenauigkeit und die Meinung der Puristen zu dieser neuen Technik (gibt es die hier überhaupt?) gespannt.
    Das gelieferte Material scheint ja auch nicht geizig bemessen zu sein, wie insbesondere deine Bilder der Spanten zeigen.
    Benutzt du da einen Lötkolben mit Biegespitze oder ist der wegen dem Einspannen der Spanten nicht erforderlich?


    Schöner Arbeitsplatz mit ebenso schönem Anfang.
    Freue mich auf die Fortsetzung

    Du hast natürlich absolut recht.


    Das ganze fängt schon mit der ersten Verständigung zwischen Römern und Zeitenwanderern an. Aufgrund der genossenen humanistisch-altsprachlichen Bildung der seinerzeitigen Offiziere, haben diese selbstverständlich nur geringe Verständigungsprobleme. Und das nach 1550 Jahren und dem darin stattgefundenen Einfluss des Kirchenlateins.


    Da werden auch schon fleißig Goten ins Jenseits befördert, ohne die geringste Angst, der erfolgreiche Schütze, oder irgend einer seiner Begleiter, könnte gleich hinterher folgen.


    Sehen wir die das Konstrukt einfach als Vehikel, um auf unterhaltsame Art menschlichen Zwiespalt und Zweifel zu zeigen, wie sie auch in unserer Zeit aktuell sind oder seien sollten.


    Wenn man dann, angeregt, durch die erzählte Geschichte, noch ein wenig zu Gratian, Valens und den gotischen und hunnischen Heerführern googelt, hat man doch schon profitiert.


    Eine Reihe aus der Rubrik Alternativwelt SiFi


    Angeregt durch den Beitrag von @Capt.Guy Nelson vom 26.Juni 2016 in der Rubrik "Was lest Ihr gerade?", bin ich mit van den Boom in den vergangenen Sommerwochen erst durch das Mittelmeer und dann durch Mittelamerika gereist. Von dieser Reise möchte ich Euch gern erzählen.



    Kaiserkrieger, Die Ankunft


    Deutschland, Wilhelmshaven 1914. Kurz vor Ausbruch des 1. Weltkrieges. Der kleine Kreuzer Saarbrücken (8. fiktives Schiff der Bremen-Klasse) hat den Auftrag, neben Ausrüstung, Munition und Gold auch eine Infanteriekompanie in das deutsche Schutzgebiet Kamerun zu bringen.


    Gleich zu Beginn arbeitet der Autor die Gegensätze zwischen dem die weitere Handlung bestimmenden 1. und dem im Dienstgrad gleichrangigen 2. Offizier heraus. Rheinberg, der 1., ein bürgerlicher, überlegter Realist auf der einen, Johann Freiherr von Klasewitz der adelige, egozentrische, überhebliche, rücksichtslose 2. Offizier auf der anderen Seite. (Hier irrt van den Boom. Im Jahre 1914, als die Bezeichnung Freiherr noch Titel und nicht Namensbestandteil war, hätte es Freiherr Johann von Klasewitz heissen müssen.)


    Leider ein wenig zu eindeutige Schwarz-Weiss Zeichnung der Charaktere. Rheinberg wird als Gesprächspartner und späterer Freund der, natürlich ebenfalls bürgerliche, Marine-Oberingenieur Dahms an die Seite gestellt. Als Ingenieur erst seit kurzem überhaupt den Seeoffizieren gleichgestellt, wird dieser vom 2. Offizier natürlich nicht als gleichwertig betrachtet. Bereichert wird das Personal durch den vertrauenswürdigen und kompetenten Oberbootsmann Köhler und sowie den Marineoberstabsarzt Neumann beide versehen mit den ganz speziellen Eigenheiten und Fertigkeiten ihres Standes.



    Wie schon der Nimitz unter Kirk Douglas (The final Countdown, 1980), ergeht es auch der Saarbrücken. Auf der Höhe Portugals in einen plötzlich auftauchenden Nebel geraten, werden alle Besatzungsmitglieder ohnmächtig um, nach ihrem Wiedererwachen, zunächst auf ein kleines Fischerboot und sodann auf eine römische Trireme zu stoßen. Wir schreiben das Jahr 378 n.Chr.


    Der Kapitän der Sarbrücken, der, wenn auch adelige, Mentor Rheinbergs, wird gleich bei der ersten Begegnung mit der römischen Marine getötet. Rheinberg übernimmt das Kommando, worauf sich die Spannungen an Bord deutlich verschärfen. Obwohl die geeigneten Mittel zur Hand, wird aus Rheinberg jetzt nicht der Terminator, der unter Ausnutzung der militärisch-technologischen Überlegenheit von Schiff und Infanterie, als Racheengel durch das Mittelmeer pflügt, sondern ein Suchender in jeder Hinsicht.



    Die Zeitenwanderer, wie sie bald genannt werden, geraten in die Endphase des weströmischen Reiches. Ein Reich, geprägt von innerer Zerrissenheit und äusserer Bedrohung durch die, vor den nachdrängenden Hunnen fliehenden Goten, als Vorboten der beginnenden Völkerwanderung, religiöse Konflikte bei der Etablierung des Christentums als Staatsreligion, das römische Reich vor seiner endgültigen Trennung in Ost- und Westrom.


    Ohne Aussicht auf Rückkehr in ihre Zeit, beschliessen die Offiziere der Saarbrücken, sich in ihrem neuen Umfeld zu etablieren zu engagieren und zu integrieren. Die damit verbundene Veränderung der ihnen bekannten Geschichte nehmen sie dabei, ein wenig von der Mentalität ihres Herkunftsjahres 1914 geprägt, in Kauf. Als Soldaten des Kaisers Wilhelm II, ist es für sie nur natürlich, sich dem in ihrer neuen Zeit regierenden Cäsar zu unterstellen.


    Ihre Kenntnis der Geschichte, auch wenn sich diese durch ihr Eingreifen immer mehr zu verändern beginnt, ihr technisches Wissen, und natürlich das Schiff und die mit Maschienengewehren ausgerüstete Infanteriekompanie, stellten einen ernst zu nehmenden Machtfaktor dar.
    Zwischen einem schwachen Caesar, einem machtgierigen Kirchenfürsten und späteren Heiligen und einen künftigen Usurpator geraten, brechen die Gegensätze unter den Offizieren und Unteroffizieren auf, die Charaktere des 1. und 2. Offiziers entscheiden sich für unterschiedliche Seiten. Ein verliebter Fähnrich desertiert, ein gotischer Adeliger gewinnt tiefere Einsichten und ein neues Weltbild. Unteroffizieren eröffnen mit römischen Geschäftspartner ein Joint-Venture in Sachen Schnapsbrennerei.



    Der Plot bietet van den Boom die Möglichkeit, sowohl die Geschichte des west- wie des oströmischen Reiches, als auch das Alltagsleben der Menschen unterschiedlicher Herkunft und Stellung des Jahres 378 n.Chr. zu schildern.
    So legt van den Boom in diesem 1. Band die einzelnen Handlungsstränge, seiner in allen geschichtlichen Details glaubwürdigen Schilderung, an, die er in den folgenden Bänden weiterführen wird.


    Die Zeitenwanderer müssen sich auch in Kenntnis der kommenden geschichtlichen Entwicklungen für eine Seite entscheiden. Überlegungen gesellschafts- uns sozialpolitischer Art gehen mit solchen technischer Art einher. Wie kann ein Schiff des 20. Jahrhunderts mit den Mitteln des Jahres 378 n.Chr. funktionstüchtig gehalten werden, wie können unweigerlich zur Neige gehende Munition und Waffen durch mit Mitteln des römischen Reiches geschaffene ersetzt werden. Wie kann ein Status der Überlegenheit bei gleichzeitigem Wunsch nach Integration, erhalten werden. Zwingt der notwendige Ausgleich von Verlusten, zur Integration römischer Soldaten und damit zu einer Veränderung des Microkosmos Schiff. Es zeichnet sich die Notwendigkeit ab, auf der Technologieleiter einige Stufen herabzusteigen um überleben zu können.


    Über den weiteren Verlauf der Geschichte gewinnen die Figuren an Charakter, die zunächst etwas zu deutliche schwarz-weisszeichnung beginnt sich zu verlieren. Insgesamt bietet Van den Boom uns sechs Bände seiner Zeitreise an. Dachte ich zumindest. Doch dazu an anderer Stelle.


    Nicht nur für Geschichtsinteressierte mit einem Faible für das römische Reich und die Kaiserliche Marine.


    Die von van den Boom angewandte Technik des Cliffhangers mag dem einen oder anderen Leser O'Brians unter uns vertraut erscheinen. Sie hat zumindest bei mir, zu dem gewünschten Ergebnis geführt.

    Oh, mich hatten die Bilder der Bauphasen so angesprochen, dass ich glatt überlesen habe, dass es als "test assembly of a new wooden kid" beschrieben ist. Wenn auch unter dem Datum 7. Januar 2018. Ist denn schon ein Datum der Markteinführung bekannt?


    Hätte mir natürlich klar sein müssen, dass man hier in Bezug auf Bausätze nichts neues bringen, sondern nur dazu lernen kann.

    Vielen Dank für die Präsentation Deines beeindruckenden Modells @oeli.


    Ein wenig Wehmut ob des Wissens um die eigene Unzulänglichkeit, ein gutes Mass Ansporn, ein wenig Optimissmus, vielleicht selbst mal ein auch nur annähernd so perfektes Modell bauen zu können, (Tender Avos von Master Korabel?) aber auch so etwas wie Zufriedenheit, dass es noch andere gibt, die sich an denselben Dingen erfreuen können.


    Freundliche Grüsse von der Weser


    Deetjen

    Gerade habe ich auf der Seite shipsofscale.com (ich muss dringend üben, einen Link zu setzen) einen weiteren Bausatz des Herstellers Master Korabel gesehen, den GK Modellbau m.E. nicht anbietet.


    Möglicherweise gibt es hier ja Interessierte, die diesen Bausatz noch nicht bemerkt haben.


    Bezeichnet als "Tender AVOS". Ein Kutter in dem für den Hersteller wohl üblichen Maßstab von 1:72.
    Die AVOS soll das erste Schiff der Russisch-Amerikanischen Handelsgesellschaft gewesen sein.


    Nicht zuletzt wegen meiner Vorliebe für die eher kleineren Einheiten, aber insbesondere aufgrund der hier schon von allen Koryphäen erwähnten Vorzüge der Bausätze des Herstellers finde ich das Modell sehr reizvoll. Die Detailierung der Decksaufbauten (sofern ein Kompasshaus und anderes "unserer Zeit überhaupt darunter fällt) geht nach meinem Empfinden deutlich über diejenige anderer Anbieter in dieser Preisklasse hinaus. Auch versteht es der Hersteller geschickt, Details zu setzen, die den Modellen ein gewisses Etwas geben.


    Warum sich nicht mal selbst etwas zu Weihnachten schenken?


    Aber erst mal @oeli beim Bau der Phönix zusehen.

    @Aga hätte nach der Flaggenführung der Elbzollfregatte gefragt. Leider hat es etwas länger gedauert.


    Beflaggung der Elbzollfregatte:


    die alte Fregatte, "Bremer Schlüssel" erhielt 1727 eine Flagge mit dem Braunschweig-Lüneburgischen Pferd, weiss in einem roten Felde, in der Mitte in den vier Quartieren. Die Flagge war von der englischen Admiralität in England angefertigt und vom Ministerium in Stade übersandt worden. Zu schwedischen Zeiten trug sie am Heck 2 grosse Flaggen mit dem schwedischen Wappen.


    1733 war die Flaggenfrage des Nachfolgeschiffes, "Weisses Ross" zu regeln. Hierzu verfügte London am 20. Februar 1733: "Die neue Fregatte, so itzo zum Auslieger zu Stade erbauet wird, soll das "Weisse Ross" genennet werden. Es soll vorn am Schiff unter dem Bug-Striet ein weisses Pferd zum Bilde führen und hinter dem Schiffe unsere Namen-Chiffre GR unter einer königlichen Cronen führen".


    Ein Bild von 1753 zeigt die Elbzolfregatte in der linken unteren Ecke der "Neu verbesserte Landkarte von den beiden Herzogtümern Bremen und Verden". Die Karte wurde von Anthon Ulrich Braun, königlich und kurfürstliche Obrist-Lieutnant bei dem Artillerieregiment in Stade gefertigt und von F.W. Schilling, Leutnant im Hattorfschen Regiment, kopiert. Beide kannten das Schiff wohl genau, so dass an der Richtigkeit der dargestellten Verletzung keine Zweifel bestehen können. Von ihnen wird die Fregatte mit einem langen roten Wimpel am Grossmast, der sie als Kriegsschiff des Königs ausweist, dargestellt.


    Diesen Kriegsschiffwimpel führten alle Elbzollfregatten und auch die vorhandenen kleineren Einheiten. Am Heck wechselte das weisse Pferd auf rotem Grund mit einer weissen Flagte mit dem roten Georgskreuz und später mit dem Union-Jack mit aufgelegtem weissen Pferd.

    Elbzollfregatte im Einsatz gegen die Rebellen 2


    Was bisher geschah:


    Wir schreiben das Jahr 1776. Der Aufstand der amerikanischen Kolonisten gegen ihren König, Georg III, ist nun schon im 2. Jahr. Die Rebellen benötigen dringend Nachschub an aller erdenklicher militärischer Ausrüstung, wollen sie gegen die Soldaten des Königs bestehen. In den amerikanischen Kolonien ist die Wirtschaft jedoch noch nicht in der Lage, die für einen Krieg erforderlichen Mengen zu produzieren. So in der Enge, schicken die Rebellen Schiffe nach Europa um überall wo möglich, Nachschubgüter für ihre Armee zu erwerben. Das wieder rum versucht die britische und damit, aufgrund der Personalunion, auch die Kurfürstlich Braunschweig-Lüneburgische Administrstion, zu verhindern.


    Zwei Schiffe aus Boston konnten durch entsprechende Einflussnahme an die Kette gelegt werden. Doch das wird nicht auf Dauer so weitergehen. Daher ist ein Plan entwickelt worden, die Überfahrt der Schiffe in die Kolonien unter Einsatz der Elbzollfregatte sowie artilleristischer Unterstützung von der schwinger Schanze aus, zu verhindern. Die Besatzung der Elbzollfregatte bereitet sich schon mal auf das bevorstehende entern vor.


    Artilleristischer Unterstützung von Land aus war der Schlüssel im Plan zum Aufbringen der Rebellenschiffe. Waren die Schiffe doch als ungewöhnlich schnelle Segler (die schnellsten Segler, die jemals gesehen wurden) bekannt, während die seinerzeitige Elbzollfregatte, noch nicht die Brig Piercer sondern ein wesentlich langsameres und schlechter bewaffnetes Schiff (lediglich 4- und 2-Pfünder) war. Ein artilleristischer Sperrgürtel über die Elbe war also notwendig, um die Schiffe zunächst zum Anhalten zu zwingen und sie dann durch die von der Elbzollfregatte herangebrachten Mannschaften entern zu lassen.


    Wie @Richard Howe schon angedeutet hat, ist zwischenzeitig noch ein drittes Schiff zu den beiden Schiffen aus Philadelphia gestossen.


    Die Regierung in Stade hat beschlossen, auf der Insel Behrmannssand, "an deren Ufer das Fahrwasser der Elbe nahe vorbey gehet" eine Batterie aufwerfen zu lassen, von der aus die Rebellen-Schiffe gegebenenfalls beschossen werden können. Alles ist geplant und unter den verantwortlichen Stellen in Stade und Hannover abgestimmt, die Umsetzung befohlen. Da trifft aus Stade die Meldung des zuständigen Obristleutnants Cuno Josua Brückmann ein, er könne "mit keinem einzigen Stücke für die aufzuwerfende Batterie dienen." Er verfüge im Zeughaus nur über sechs 24-Pfünder, diesen fehlten die Protzen so dass sie nicht "transportirfähig" seien. Protze=einachsige Konstruktion, hinter die ein Geschütz zum Transport gehängt wird. Häufig mit Sitzen für Kutscher und Bedienpersonal sowie Einrichtungen zum Mitführen eines geringen Munitionsvorrates versehen.


    Wie OTL Beckmann weiter einräumen muss, sind auch "unter sämtlichen Kanonen womit der hiesige Wall besetzt ist, keine vorhanden, die ohne zusammenzufallen, von der Stelle bewegt werden dürfte, und können nur mit genauer Not zu dem gewöhnlichen Signalschiessen bei bestehenden Fluten gebraucht werden". (Carl Spitzwegs strickender Wachtposten, 1855 steht einem da doch sofort vor Augen) Möglicherweise könnte jemand aus dem Bereich Erwachsenenbildung hier bitte einen Link einfügen.


    Inzwischen trifft am 01. Oktober 1776 der Befehl aus dem St. James-Palast ein:
    "unseren General-Lietnant von Bock und Schiffskapitaine Hüge ersuche ich, sich doch der amerikanischen Schiffe in der Gegend der Schwinger Schanze zu bemächtigen. Der Magistrat (der Stadt Hamburg) hat zwar besagte Schiffe anhalten lassen. Uns ist aber zu Ohren gekommen, sie sollen wieder frei gelassen werden. Deshalb soll das Nötige in Bereitschaft gehalten werden, um zu verhindern, dass die Schiffe die See wieder erreichen."


    Die Geheimen Räte zu Hannover sind blamiert. Die Rebellen-Schiffe entkommen die Elbe hinunter in die Nordsee.


    Gegenüber London mussten sie den Fehlschlag mit Meldung vom 19.Oktober 1776 einräumen.


    Damals wie heute galt es nun, einen Schuldigen zu finden. Man fand ihn im OTL der Artillerie Brückmann. Hatte der doch bei der letzten Bestandsaufnahme (Paragraf 78 BHO ganz alter Fassung) des Zeughauses angegeben: "dass zwar einige Stücke hinfällig und schadhaft seien, aber sonst vollkommen brauchbar und mobil. Sowie der Artilleriepark auf den Wällen, wenn auch durch die Witterung sehr exponiret."


    Leider wissen wir nicht, was aus dem armen Brückmann und seiner "unwahren dienstlichen Meldung" geworden ist. Da der Vorfall aber nun schon in London bekannt geworden war, dürfte er nicht mit allzu grossem Verständnis zu rechnen gehabt haben.


    Aber dies war nur eine kleine Etappe im Unabhängigkeitskrieg und so dauerte es nicht lange, bis Kapitän Hüge das nächste Mal gefordert wurde.



    1777, geheimnisvolle Aufkäufer treten nicht nur in Hamburg und dem seinerzeit dänischen Altona, sondern auch in den Bergstädten des Harzes auf, wo sie "ansehnliche Quantitäten Bley zum Kugelgiessen" aufkauften. In den kursächsischen, braunschweigischen und sogar hannoverschen Landen tauchen sie auf, um " Sättel, Patronentaschen, Striegel, Pferdegeschirre und dergleichen in grossen Mengen zu jedem Preis zu erwerben." So ein Geheimbericht vom 20. Juli 1777 an die Geheimen Räte in Hannover.


    Schnell sind auch die Schlüsselfiguren dieses Treibens ausgemacht. Zwei Brüder, Lederfabrikannten, einer in Glückstadt, der andere in Altona. Obwohl "sonst sehr unbedeutende Leute, itzo strotzen sie immer mit barem Geld und müssen höheren Ortes her einen Fond haben. In allen kleinen Orten in Holstein, wie Elmshorn und Itzehoe (damals dänisch) seien die Handwerker in voller Arbeit".


    Feldmarschall August Friedrich von Spörken in Hannover (kommandierender General sämtlicher deutschen Truppen seiner königlichen Majestät von Grossbritanien und kurfürstlichen Durchlaucht zu Braunschweig und Lüneburg) ist besorgt. Er erteilt dem englischen Minister in Hamburg Emanuel Matthias (in anderen Quellen wohl richtiger als Ministerresident beschrieben, wie hätte von Spörken diesen sonst anweisen können) und dem Legationsrat und Minister in Haag, Wilhelm Bütemeister, Weisung, darauf zu achten, dass die auslaufenden Schiffe keine Conterbande führen. Gleiches ergeht an die Ständer Regierung, die ihrerseits den Kapitän der Elbzollfregatte entsprechend anweist, alle auslaufenden Schiffe auf das strengste zu visitieren.


    Gleichzeitig häufen sich die Nachrichten über seltsame Aufläufe, auch Der Behandlungs-Commissarius Johan Joachim Richard meldet dass "viele grobe westfälische Leinwand für Soldatenhemden durch die Handelsleute van der Smissen und Söhne in Altona nach Kopenhagen verfrachtet seyen". Durch weitere Hinweise wird bekannt, "dass viele Fässer, Kisten und Packen mit dem Absender darauf: Johann Gottfried Kettner, königlich dänischer privilegierter Lederfabricant in Glückstadt, und dem geheimnisvollen Zeichen AC auf jedem Stück, bei dem Factor Georg Ludwig Schmidt in Lüneburg lagere. Ein Schiffer namens Rehbeck solle diese Güter demnächst nach Altona, also ins Ausland, bringen.


    Auf entsprechenden Befehl lässt der Stadtkommandant von Lüneburg die schon verladenen Güter zurück in die Faktorei bringen, wo auch gleich eine Kiste geöffnet wird. Man fand darin "20 ganz neue Cavalleri-Sättel auf englische Art" angefertigt nach einer von Kettner an einen Sattler Wollbring in der Leinestrasse in Hannover übersandten Zeichnung. Das war genug belastendes Material.
    Alle 29 Kisten wurden beschlagnahmt und mit Arrest belegt.


    Angriff ist die beste Verteidigung dachte sich wohl Fabrikant Kettner, der Eigentümehr der Kisten. Er eilte, natürlich zusammen mit einem "Advocaten" nach Lüneburg, um gegen den Arrest zu protestieren. Er sei kein "Schmuggler". Das "AC" auf den Gütern bedeute "Asiatische Compagnie". Diese habe durch den Präsidenten der Dänisch-Ostindischen Kompagnie, Herrn Conferenzrat Fabritius in Copenhagen, 1000 Sättel, das Stück zu 13 Reichstalern, geordert.
    Daraufhin hob die hannoversche Regierung den Arrest wieder auf.


    Kettner seinerseits präsentiert dem Lüneburger Bürgermeister jetzt eine Rechnung über 1.400 Talern Schadenersatz für den verhängten Arrest. Die besonders feine Aufschlüsselung der einzelnen Positionen erspare ich mir. Jedenfalls schließt Kettner seine Forderung mit der Drohung sich, im Falle nicht fristgerechter Zahlung, bei den Dänischen König zu beschweren. Was er nach Ablauf der Zahlungsfrist auch prompt tut.


    Die Stader Regierung, über den Misserfolg der Aktion verärgert, überreicht "In Sachen Kettner" der Königlich Dänischen Regierung in Glückstadt eine Note, in der es heisst:
    "Es bleibt der Verdacht bestehen, dass es offenkundig ist, dass die gemeldete Asiatische Compagnie, in deren Namen die Bestellung geschehen, keine Cavallerie Regimenter auf den Beinen hätte, zu deren Montierung auf englische Art gemachte Sattel hätten gebraucht werden können. Es mag also das Faktum der Bestellung entweder auf dem Fuss eines Handelns mit Conterbande, oder auf dem Fuss eines Handelns auf Spekulation betrachtet werden. So ergibt sich, dass der Fabrikant Kettner allein gegen seine Mandantes eine Entschädigung wegen des Durch den Arrest entstandenen Lieferverzüber haben könne. Er hat Ursach zufrieden zu sein, dass der Arrest von keiner längeren Dauer gewesen ist. Und wir machen uns die angenehme Hoffnung, die Königlich Dänische Regierung in Glückstadt werde nach ihrer Erleuchtung und Gemütsbilligkeit den Vorfall ebenso betrachten".


    Insgesamt ein irgendwie vertraut wirkendes Vorgehen aller Beteiligten. Die Verhaltensregeln bei solche Transaktionen scheinen sich in den letzten 241 Jahren nicht geändert zu haben.

    Hallo Oeli, unbekannterweise,


    wie Peter H schon schrieb, ist es auch mir ergangen. Zuerst bei GK aufmerksam geworden, dann die Youtube-Bauberichte angesehen.
    Nun die dunkle Jahreszeit kommt bestimmt und mit ihr ....... vielleicht die Kanonenjolle. Jeder hat ja bestimmte Gründe für seine Vorlieben. Bei mir sind es mehr die kleinen Boote, wie sie auch vor der Haustür herumgeschwommen sind.


    Zugegeben, sorgt die Tatsache, dass es sich um einen russischen Bausatz handelt, irgendwie nicht für dieselbe Unbekümmertheit wie bei dem eines, soll ich sagen, eines Natopartners? Ist man denn so sehr Kind des kalten Krieges, stört einen die aktuelle Situation, oder einfach die Tatsache des seinerzeitigen Umfanges mit den Mannschaftsdienstgraden? Ist das rational oder Vorurteil.
    Wer hat seinerzeit an der Weser statt französisch schon russisch gewählt? Das waren die, die für die weltlichen Genüsse aller Art vorgaben nichts übrig zu haben oder irgendein krudes Bekenntnis ablegen wollten. Sicher, für einen Teenager stand da natürlich der Wunsch, all die russischen Autoren endlich mal im Original lesen zu können, eindeutig im Vordergrund. Quatsch, Mädchen, Wein, gutes Essen, Sonne Strand...........


    Tja, wenn ich wüsste, wo Lebenserfahrung aufhört und Vorurteil anfängt! Nun vielleicht ist es doch besser offen zu sein (ok, offen heisst "nicht ganz dicht") und ein wenig Annäherung an das heutige Russland zu betreiben.


    Aber es ist unhöflich, nur von sich zu erzählen, es sei denn, es handelt sich um einen Baubericht. Also schliesse ich mich der allgemeinen Vorfreude auf Deinen Bericht an, wobei ich besonders auf die Beplankung gespannt bin.


    Und um eines Deiner letzten Bilder zu zitieren. Auch hier habe ich schon mal ein Glas Wein und ein paar Nüsse bereitgestellt.
    Also denn man los!


    Freundliche Grüsse von der Weser


    Deetjen

    Ach ja, ergänzen muss ich noch, dass die Handlung des Films auf einer wahren Begebenheit aus dem Jahre 1983 beruht. Seinerzeit geriet Tami Oldman Ashcraft zusammen mit ihrem Begleiter Richard Sharp in einen Hurrikan, in dem ihr Boot schwer beschädigt wurde. Während Sharp über Bord ging segelte Sie 41 Tage allein, mithilfe einer Notbesegelung, bis nach Hawaii.
    Sie segelt heute immer noch gern.

    Vielen Dank @Aga für die Übersenung der angekündigten Dateien. Ein kleiner Schatz, der es in jedem Fall verdient, noch einmal eingestellt zu werden. Da es Dein Werk ist,möchte ich mich diesbezüglichnicht mit fremden Federn schmücken. Die Dateien könnten doch um Dir keine weitere Arbeit zuzumuten, so wie sie sind hier präsentiert werden. Ich - und bestimmt auch andere, würde mich darüber freuen.

    Bevor ich mir erlaube, hier mit Ratschlägen zu kommen, möchte ich "Hochachtung, Anerkennung, Demut" gegenüber Deinem bisherigen Werk ausdrücken.


    Könnte nicht auf eine neue, weil saugfähige, Karton-Silhouette des Löwen, etwas (aus feinem Papiermehl selbst hergestelltes - hier ist ein wenig mit der Konsistenz und dem Leim- oder Kleberanteil zu experimentieren) Pappmaché aufgebracht, und vor dem Verfestigen mittels einer Nadel, oder nach dem Verfestigen, mittels einer Minifräse, bearbeitet werden?


    Dann wäre es immer noch puristischer Kartonmodellbau.


    Habe ich in dem Masstab auch noch nicht versucht. Ist wohl eher was für die Dentallaboranten unter uns.

    Die Farbe des Horizonts


    Gestern Abend, Sommer, Wind, Weserterrasse, - Kino – Segelfilm!


    Die Farbe des Horizonts


    Um es gleich vorweg zu nehmen, der Titel bezieht sich auf das Herumalbern der verliebten Protagonisten, die sich bei Sonnenuntergang an Deck ihres Bootes, über eben dessen Farbe streiten.


    Der Film wirbt damit, keine Aufnahmen im Tank gemacht, sondern „Draussen“ beim richtigen Segeln im richtigen Pazifik, gefilmt zu haben, was man auch sieht (bis auf die Sturmszenen).



    Aber der Reihe nach. 1983, Tahiti. Tami, Amerikanerin aus San Diego, Stubsnase, Typ „Mädchen von nebenan“, 23 und seit 6 Jahren unterwegs trifft ein, um was zu erleben. Kaum einen Job im Hafen gefunden, läuft „er“ ein. Richard, 33, Engländer, leicht asketisch, mit dunklen Locken und Vollbart, auf seinem, wie er später lakonisch feststellen wird, selbst gebautem Boot.


    Um es kurz zu machen, sie finden einander „klasse“. Es wird zusammen gegessen, gefreizeitelt, gesegelt, geliebt. Er macht ihr (mit einem selbstgeschnitzten Ring) den Antrag für immer zusammen zu Segeln.


    Schöne Bilder, schöne Farben, schöne Atmosphäre, schöne Darstellung der undigitalisierten 80er.


    Es könnte und soll nach dem Willen unserer Protagonisten auch ewig so weitergehen, wäre da nicht Mephistopheles in Gestalt eines gut betuchten Ehepaares. Das bietet an, ihre Yacht nach San Diego zu überführen. Im Gegenzug wollen sie 10.000 $ und 2 Rückflugtickets 1. Klasse springen lassen.


    Liebe hin. Geld her!



    Also losgesegelt. Kaum unterwegs, im Luxus des grossen Bootes geschwelgt, schon ziehen dunkle Wolken auf. Jetzt nicht im übertragenen Sinne, sondern ganz greifbar, in Form einer Unwetterfront. Man bereitet sich vor, indem an Deck „alles festgemacht“ wird. Dazu wird zum Beispiel ein Holz-Dinghi mit so etwas wie Marlleine festgezurrt, aber egal, man müht sich.


    Jetzt folgen ein paar Sturmszenen, die neben mir als eindrucksvoll empfunden wurden. Ich hab mich natürlich mal wieder um den Genuss gebracht, indem ich die ganze Zeit auf das Ausbringen eines zumindest provisorischen Schleppankers und das Wegnehmen der Segel, Setzen von Sturmbesegelung, zumindest weiteres Reffen, gewartet habe. Ja, ich werde wohl nie hollywoodtauglich erwachsen werden.


    Tami erwacht unter Deck, Wasser, Schäden. An Deck, Masten und Richard weg. Sie baut Notrigg. Fixiert Spi-Baum im Ankerkasten und schlägt Sturmfock an. Die war nämlich – natürlich – noch unter Deck im Segelsack.


    So manövrierfähig geworden, gelingt es ihr, Richard zu retten, den sie vorher schon hat ausmachen können. Der liegt von nun an mit offenem Unterschenkelbruch in der Plicht und dämmert vor sich hin. Von jetzt an wird also gelitten. Wenig Wasser und Vorräte zwingen die überzeugte Vegetarierin sogar zu Tötung und Verzehr anderer Lebewesen (keine Angst, nicht Richard) um am Leben zu bleiben. So vergehen 41 Tage in denen sie, auch motiviert durch Richard, über sich hinauswächst.



    41 Tage, denen zuzusehen wirklich nicht langweilig war.


    Natürlich wollen wir uns nicht daran stören, dass unsere Heldin erst am 5. Tag mal um das Schiff schwimmt, nachdem sie schon am ersten Tag Rumpfschäden mit Tape abgedichtet hat. Auch betrachten wir es als normal, dass sie am 10. Tag noch nicht über den Lebensmittelbestand an Bord Bescheid weiss. Aber lustig fand ich die Sturmszene, in der versucht wurde, zu zweit und ohne angelegten Safety Belt, die angeschlagene Rollfock zu bergen. Überhaupt macht so ein Boot natürlich auch im Hurricane mit gesetzten Segeln, 2.Reff, mehr für den Betrachter her.


    Die Maskenbildner waren wirklich gut. Am Ende sieht die arme Thami, zu Beginn der Reise noch mit so etwas was wie „Babyspeck“ gesegnet (wie sagt man das nur im politisch korrektem Sprachgebrauch?), wirklich erschreckend abgemagert aus.


    Das Wichtigste aber, all das vorstehend Geschilderte wird in immer wieder eingespielten Rückblenden erzählt. So beginnt der Film zum Beispiel mit dem Erwachen Thamis unter Deck.


    Und nicht zuletzt. Die eigentliche Überraschung habe ich für die Interessierten unter Euch einfach mal weggelassen.


    Viel Spass beim anschauen.

    Fahnen und Flaggen

    Fahnen bieten den meisten Stoff zum Nachdenken


    In den Geschichten aus unserem age of sail lesen wir immer wieder vom Setzen richtiger und falscher Flaggen. Meistens aus taktischen Erwägungen heraus, werden zum Beispiel Flaggen anderer Nationen gesetzt. Über die Art und Weise des Setzens und des Umganges mit der Flagge erfahren wir wenig bis nichts. Dabei kann auch eine richtige Flagge falsch gesetzt werden.


    Die meisten von uns kennen verschiedene Verfahrensweisen und Vorschriften im und zum Umgang mit Fahnen und Flaggen aus ihrer Zeit als Angehöriger einer deutschen Armee. Dass diese Vorschriften sich in unterschiedlichen Ländern zu unterschiedlichen Zeiten ebenso unterschiedlich ausgeprägt haben ist selbstverständlich.


    Zunächst wird zwischen Fahnen und Flaggen unterschieden. Wobei Flaggen all die Tücher sind, die zum Beispiel an einem Mast gesetzt also gehisst werden können, während Fahnen, meist durch Nägel, fest mit einem Stock verbunden sind. Fahnen werden durch diese Verbindung individualisiert, sind also als Tuch an sich, nicht mehr beliebig austauschbar. Aus diesem Grunde werden Fahnen in der Regel aufwändig handgefertigt auf besonderen Materialien wie Seide, teilweise mit Metallstickerei versehen.


    Flaggen als ein austauschbares Zeichen, das durch seine Verwendung einem gewissen Verschleiß unterliegt werden entweder aus einzelnen Stoffbahnen zusammengefügt oder gleich als ganzes gedruckt.


    Die Fahne steht in der Tradition der Feldzeichen wie es sie in den römischen Legionen als Legionsadler/aquilae und vexilla, vexillum der Kohorten und Signum der Manipel, speziell der Reiterei gab. In uniformlosen Zeiten war das Feldzeichen Ausdruck der Zugehörigkeit zu einer Kriegspartei und gleichzeitig Möglichkeit zur Orientierung auf dem Schlachtfeld.


    Als erste moderne Fahne entstand im Westen wohl der „Gonfanon“ ein langes meist mehrzipfeliges Tuch, das an einer Lanze befestigt wurde. Das berühmteste Gonfanon war die Oriflamme, die Goldflamme, (eine rote Fahne mit 6 goldenen blaugeränderten Blüten) die Papst Leo III Karl dem Grossen am Weihnachtstag des Jahres 800 anlässlich seiner Krönung übergab. Seit ungefähr dem Jahr 1000, zur Zeit Heinrichs II, wurde die Fahne wichtiger Teil der Lehenszeremonie, indem das jeweilige Lehen zusammen mit einer oder mehrerer Fahnen/Flaggen übergeben wurde.


    Im Mittelalter war die Bezeichnung Banner (daher Bande, Heerbann), oder Panier gebräuchlich. Daher „Hasenpanier ergreifen“, die Fahne des „feigen“ Hasen, dessen Schwanz zeigen also Flüchten. Während Banner heute für eine an einem waagerechten Stock befestigte Fahne steht. In Deutschland erfolgte erst durch Friedrich Wilhelm I (den Vater des „alten Fritz“) eine Vereinheitlichung der Truppenfahnen.
    Durch die Identifikation einer zum Beispiel militärischen Einheit mit ihrer Fahne galt deren Verlust als Schmach, die es zu vermeiden galt. Aus diesem Grunde wurden Fahnen stets besonders geschützt. Ein Grund warum im europäischen Raum Fahnen nie allein auftreten sondern von in der Regel 2 Personen begleitet werden. So besteht bis heute auch bei der Bundeswehr ein Fahnenkommando aus dem Fahnenträger und 2 Begleitoffizieren.
    Der Ursprung der Fahnen ist wohl in China zu suchen, wo schon vor mehr als 3000 Jahren bemalte Seidentücher zu kultischen und militärischen Zwecken verwendet wurden.
    Für den amerikanischen Vexillologen Whitney Smith drückt die erhobene Fahne überigens „für den erdgebundenen Menschen die Sehnsucht nach dem Himmel aus“, was zur weiten Verbreitung von Adlern auf Fahnen geführt haben soll.


    Hinweisen möchte ich noch auf den besonderen Charakter der einfarbigen symbollosen Fahnen, die dessen ungeachtet von hoher Ausdruckskraft sind. Wie der roten Fahne der der schwarzen Anarchistenfahne (Wie Anarchismus und Fahne zusammenpasst habe ich nie verstanden), der weissen Parlamentärsfahne (zumindest seit 1683) und nicht zu vergessen, der grünen Fahne Mohammeds.



    Nachdem wir nun wissen was Fahne und was Flagge ist, was machen wir mit den Dingern?


    Flaggenparade!


    Also jeden Morgen, vom 1. April bis 30. September um 07:00 Uhr und vom 1. Oktober bis zum 31. März um 08:00 Uhr Fahnen Hissen und mit Einbruch der Dämmerung, spätestens aber um 20:00 Uhr, Fahne niederholen. So machen es alle Dienststellen und Einrichtungen des Bundes, zumindest sofern sie sich an die einschlägigen Vorschriften halten. Grundsätzlich bleiben Fahnen also nur von Sonnenauf- bis untergang gesetzt. Ausnahme, sie werden bei Dunkelheit angestrahlt.


    Um Fahnen auf Halbmast zu setzen wird die Fahne übrigens zunächst ganz gehisst um dann wieder auf ca halbe Höhe niedergeholt zu werden. Unterkante der Flagge in halber Höhe des Mastes. Umgekehrt wird sie erst wieder ganz gehisst bevor sie niedergeholt wird.


    Zumindest aus amerikanischen Filmen kennen sicher viele die spezielle Art und Weise wie dort Fahnen beim Abnehmen zusammengelegt werden. Zunächst 2 mal halbiert und dann vom wehenden Liek, also der dem Mast parallelen äußeren Seite in Dreiecken zusammengelegt so dass die Sterne (Gösch) oben liegen.


    In Deutschland ist nicht vorgesehen, die Flagge bereits beim wiederholen zusammenzulegen. Die Flagge wird also zunächst über Schulter oder Arm gelegt. Eine spezielle zeremonielle Art scheint sich erst langsam durchzusetzen, wohl um bei multinationalen Ereignissen nicht wie ein Oberkellner mit dem Tuch über dem Arm abziehen zu müssen.


    Zur speziellen Ehrenbezeugung werden Fahnen ein oder mehrmals geneigt. Nationale Unterschiede bestehen auch hier. Während es in Deutschland in jedem Fall zu vermeiden ist, dass die Fahne, das Fahnentuch, den Boden berührt, wird in Großbritannien der Flaggenstock mit der Spitze auf den Boden aufgelegt, so dass das Tuch fast vollständig den Boden berührt.


    Es würde mich freuen, wenn hier von Euch Ergänzungen, vielleicht speziell aus dem Age of Sail, hinzugefügt werden könnten

    Zwar kenne ich es aus eigener Anschauung auch nur beim Gaffelsegel, es soll aber ursprünglich aus dem Bereich der Rahsegel stammen. Während, wie schon von @anobiumpunktatum gesagt, es beim Gaffelsegel der Vortriebsverringerung dient (oder es gilt eine Brücke zu unterqueren), soll es beim Rahsegel für ein Wegfrieren der Rah bei gleichzeitigem Dichtholen der Refftaljen stehen. Zweck ist wohl ein schnelleres und leichteres Reffen, da die Schoten dabei belegt bleiben.

    Danke für den Hinweis @Collingwood.
    Die Reihe stammt von Jean-Yves Delitte, immerhin offizieller Marinemaler. Ja, so etwas leistet sich das kleine Belgien. Mit der ansprechenden hochwertigen typisch franco-belgischen Grafik (Delitte hat, wie so viele später bekannte und herausragende Zeichner bei "Tintin" begonnen) weckt die Reihe sicher viel Interesse. Dann noch zur Abwechselung mal eine andere Perspektive auf die Geschehnisse. Da habe ich mich nur ganze 2 Minuten zurückhalten können....... "meins"

    Nur ist leider gerade "Master und Commander" ein gutes Beispiel, dafür dass Abweichungen von der Realität, hier der literarischen Vorlage, bewusst erfolgen.


    Wenn in unserer Mediengesellschaft Vorstellungen von der Vergangenheit ganz wesentlich durch eben diese Medien geprägt werden, durch " unterhaltende Rezeption inszenierter Vergangenheit, dann verdeutlicht dies eben auch die politische Bedeutung von Film und anderen Medien. Jedes totalitäre Regime kontrolliert seine Filmindustrie entsprechend.


    Was für eine geringe Toleranz, was für eine Hybris bei gleichzeitiger Einfalt, wird "den Amerikanern" von den Produzenten des Filmes " Master und Commander" unterstellt, wenn man glaubt, sie ertrügen es nicht, den Helden im siegreichen Kampf gegen ein amerikanisches Schiff zu sehen? Es musste also ein französisches sein.


    Als in dem Film "U 571" die Enterung eines deutschen U-Bootes zum Zwecke der Beschaffung einer Enigma gezeigt wurde, waren es, wen wundert es, Amerikaner und eben nicht, wie tatsächlich Engländer, die diesen Coup ausführten.
    Der seinerzeitige britische Prime Minister Blair nannte das, völlig zu Recht, " einen Angriff auf unsere Erinnerungen".
    Diese Reihe liesse sich, wir wissen es alle, beliebig fortsetzen.


    Meines Erachtens geht es dabei nicht um ein für die Zeit nicht stimmiges Requisit, es geht um Instrumentalisierung von Geschichte zu wirtschaftlichen oder politischen Zwecken oder beidem.


    Sobald die Filmindustrie mehr unter den Einfluss totalitärer Staaten gerät, werden diese ihre Interessen ebenfalls berücksichtigt sehen wollen. Ob die bisher so sehr gehegte amerikanische Seele das vertragen wird ?