Beiträge von Chief Mate

    Da ich ca fuenf Jahre in Westindien gelebt und lange dort gefahren habe, moechte ich zu der Rum-Geschichte etwas beitragen.


    Zunaechst: Die ‘Maische’ wird zum Gaeren in drei unterschiedlichen Grundsystemen angesetzt
    1.ausgepresster Zuckerrohrsaft (sieht aus wie leichter Honig oder Anananssaft)
    2. Melasse (das ist der unter Hochtemperatur gepresste und durch Kochen verdickte Zuckerrohrsaft (Die Bagasse, der Zellulose-Anteil des Zuckerrohrs wird als Heizmaterial benutzt).
    3. Industrial (Zuckerrohr fein geschreddert und ausgedampft, sowie gefiltert)


    Mit dem primaeren Gaehrungsprozess der ‘Maische’ wird ein Alkoholgehalt von ca 21% erreicht. Um also Spirituosen zu fabrizieren muss das Wasser ausgetrieben werden, was man hier durch Destillieren (Brennen) macht.
    Dabei gibt es die traditionelle Methode der offenen Destillation und die industrielle Methode der Vacuum-Destillation.


    Die traditionelle, schonende Destillation unter atmosphaerischem Druck findet, bei guten Sorten, bei ca 85 GrdC statt um die Aromastoffe zu schonen und voll mit ’rueber’ zubringen. Das wird ein Mal gemacht, erste Destillation ca 48%. Das ergibt nach 1.(oben) den beruehmten Rhum Agricole der franzoesischen Antillen, von Clement, Mauni und anderen.


    Die Melasse-basierte Destillation (2.) bringt den ueblichen Rum der westindischen Inseln, sei es Barbados, Cuba, Jamaica oder Haiti. Normal in zwei Destillationsstufen und spaeter verduennt zu Trinkalkohol. Gutes Beispiel ist der ‘Westerhall’ von Grenada, leicht gelblich, oder der Mathusalem aus Cuba.


    Der industrielle Rum nach (3) wird von Grossdestillatoren wie Bacardi eingesetzt.


    Wenn man spaeter in DL einen ‘spritigen’ Rum bekommt liegt es an Methode (3) und dem ‘Verschneiden’ (egalisieren) mit billigem Kartoffeldestillat, wo der Rum nur noch als Aromastoff dient.


    Das ‘Reifen’, also das Oxidieren der ‘FuselAroma’-Stoffe findet bei besseren Rum-Sorten in Holzfaessern statt, je nach Holzart nimmt der Rum auch davon eine braeunliche Farbe an.


    Die braune Faerbung des Rums wird auch oft durch Zusatz von konzentrierter Melasse (Zuckercouleur) erreicht, billig.



    Cheers!

    Titel: Basseys Book of Naval Blunders
    Autor: Regan, Geoffrey
    Sprache: English
    Verlag: Woodright Publishing, Saxmundham, Suffolk, GB
    Jahr:2000
    ISBN:1-57488-253-8
    gut bebildert


    Das Buch umfasst und beschreibt im Detail eine weite Palette menschlichen und institutionellen Versagens in der Seekriegsgeschichte. 40% spielt in the Age of Sail, 10 % vorher, der Rest in der Neuzeit (Lissa, Midway, the Pueblo Incident)


    Wie in einem alten Film (In Harms Way) Henry Fonda & John Wayne , ' Adm Nimitz adressing ......'As we know, the Navy never can be wrong..'


    wird in dem Buch gezeigt wie 'wrong' the Navy sein konnte (und manchmal noch ist), von schlecht ausgeruesteten Seglern, inkompetenten Admiralen oder idiotischen Admiralitaeten, dampfbetirebene Gross-UBoote R.N. zum Ende des WW I oder 'Pueblo'.


    Jedenfalls erhellend und zeigt dass es in vielen Faellen dann auf die Leute welche in der zweiten und dritten Reihe standen ankam (Nelson, Jarvis), das Schlimste zu verhindern - oder zu fallen.


    Ein nachdenklich machendes Buch, das meiner Meinung nach in keinem Buecherschapp eines aktiven oder im Armsessel zur See fahrenden Interessenten fehlen darf.

    Letzten Sommer sah ich in der Ruine des Schottischen Tantallon Castle (bei Berwick) zum ersten Mal einen Hinterlader, ca 4-Pfuender, mit Verschlussplatte hinten und zwei Verschlusskeilen um die Platte gegen den Gasdruck zu fixieren. 'Feuer' wurde durch ein normales Zuendloch von oben gegeben.


    Gab es so etwas auch auf See?
    Gab es solche Verschluesse als Hinterlader auch fuer staerkere Kaliber?


    Ich weiss nicht wo diese Frage hingehoert,
    sollte es evtl in diesem Portal eine Extra-Rubrik fuer 'Waffen auf See' und fuer' Navigation' (wo ich noch einige wohl interessante Beitraege habe) geben?

    Autor: Fred Schmidt
    Titel: Von den Braeuchen der Seeleute
    Verlag: Hans Dulk, Hamburg
    Erscheinungsjahr: 1947
    ISBN: Nix


    Fred Schmidt war Kapitaen und Schiffahrtsautor seit 1927. Er segelte noch mit den grossen Windjammern ums Hoorn und blieb auch nach dem WW II der Seefahrt treu.
    Seine Erfahrungen auf deutschen und auslaendischen Seglern hat er in diesem Band zusammengefasst, wozu auch viele Erklaerungen der aberglaeubischen Braeuche zu finden sind.


    Fred Schmidt fand den Seemannstod als II. Offz beim Untergang der Pamir im September 1957.

    Jack London: 'The Cruise of the Snark'


    Der beruehmte Autor laesst sich eine Ketch bauen und segelt mit seiner Frau Damian und kleiner Crew von San Francisco maeandernd bis in die Salomon-Inseln.


    Das Schiff ist ein Disaster, die Anlagen an Bord versagen, aber sie halten durch, bis die Natur zuschlaegt. Fast wie im AoS...
    und gut zu lesen!

    Noch Mitte der 60er Jahre (1960ff) waren die hoeherwertigen Kleider und Massanzuege (Burtons, Saville Row) immer in Guineas ausgezeichnet. Rechnen damit war in den Laeden nicht so problematisch weil die Registrierkassen in L-S-P geeicht waren. Kleinere Geschaefte oder Laeden benutzten einen 'rack' mit 12 bzw 20 Kugeln in sechs Reihen.

    Autor: Seeamt Luebeck
    Titel: Der Untergang des Segelschulschiffes "Pamir" (1957)
    Erscheinungsjahr: 2011 (Nachdruck)
    Verlag:Unikum-Verlag, Bremen
    ISBN: 9783845700281


    Beschreibung:
    Das Segelschulschiff "Pamir", L 96m, B 14m, BRT 3101, Bj1905 befand sich im September 1957, beladen mit ca 4000ts Gerste auf der Heimreise von Buenos Aires nach Hamburg.
    Ca. 600nm WSW'lich der Azoren geriet die "Pamir" in den ostwaerts ziehenden Hurricane 'Carrie'.
    Das Schiff kenterte und sank, von der 86 Mann starken Besatzung wurden nur 6 Mann gerettet.

    Das Seeamt konnte nicht die genauen Umstaende der Entwicklung zur Katastrophe ermitteln, weil kein Mitglied der Schiffsfuehrung ueberlebt hatte und die Ueberlebenden kein Gesamtbild geben konnten.
    Daher war die Ursachenfindung weitgehend auf Gutachten und Erfahrungsberichte ehemaliger Grosseglerkapitaene angewiesen.


    Der Spruch des Seeamtes wurde seinerzeit heftig kritisiert, weil er Kapitaen und Nautikern indirekt ein Mitverschulden aussprach. Es wurde auch versaeumt die unzureichenden, jedoch vorschriftsmaessigen, Rettungsmittel als solche zu benennen.


    Eine wichtige und authentische Studie, welche die Schwierigkeit der Handhabung eines Grosseglers deutlich macht.

    Dies ist ein professionelles Handbuch welches seit 1895 erscheint und alle paar Jahrzehnte wieder aufgelegt wird. Es hatte mehrere Vorlaeufer seit ca 1750 in Form von allgemeinen (nicht Kuestenspezifischen) sailing directions.


    Es beschreibt u.a. die durchschnittlichen Wind- und Stromsysteme aller Oceane und der Nebenmeere Westindiens (Greater Caribbean) und des Mediterranean.
    Zusaetzlich werden die altbefahrenen und erfahrenen Routen der traditionellen Segler abhaengig von Jahreszeit und Eisbedingungen dargestellt.


    Abgesehen von der beruflichen Nutzung habe ich es immer hilfreich gefunden um Westindienreisen oder Weltreisen (Cook, Drake, Nelson, Villiers) nachvollziehen zu koennen.
    Ich schaetze, es koennte fuer Autoren eine grosse Hilfe sein wenn man/frau Reisen in zeitlichen Kontext bringen will (und nicht zB gerade einen Rahsegler von den Orkneys im Winter nach Neufundland beordern...).


    Die aelteren Ausgaben sind etwas preiswerter und in Antiquariaten oder bei Amazon Books (noch) erhaeltlich.

    Es ist ein kaufmaennisches Kalkulationsproblem. Bei den relativ geringen Segelflaechen welche baulich moeglich sind (um schnell und unkompliziert an die Ladung zu kommen) und den meisten Routen welche nicht 'downwind' sind (sonst wird das Rigg sehr kompliziert und aufwendig) sowie den geringen Besatzungsstaerken wird es hoechstens geringe Teilbeseglungen geben. Diese Schiffe koennen dann auf der Route NA-Continent oder JAP-CAL vielleicht 10 % Brennstoffersparnis bringen. Das ist dann sicherlich nicht 'Segelschiffahrt.