Seeabenteuerfilm selbstgemacht

  • Wie soll das dann auf dem roten Teppich funktionieren? Latschen dann irgendwelche Hologramme darauf rum?
    Spart auf jeden Fall das Catering.

    Glück hat meistens der Mann, der weiß, wieviel er dem Zufall überlassen darf. (C.S. Forester)

  • Es müssen ja nicht immer gleich Hollywoods (alte) Garde antreten...


    Ohne Computer kommt man heute wohl nicht mehr aus und die Qualität ist sonst wohl auch kaum so erreichbar.
    Vielleicht hat @Cunningham ja auch gar keinen zwei Stunden andauernden Blockbuster im Sinn - ausgewählte Episoden unter Berücksichtigung älterer (Gestaltungs-) Techniken könnten zusammen auch ein interessantes Kunstwerk ergeben... nav9

    ~*~ "Und nun meine Herren, genug der Bücher und Signale." ~*~ Richard Earl Howe, 1. Juni 1794.

  • Es gibt hunderte von Romanen im historischen und marinehistorischen Bereich und sogar die schlechten Bücher würden noch einen guten Film hergeben wenn man sie optisch entsprechend in Szene zu setzen versteht aber ich selber plane aus Kosten- und urheberrechtlichen Gründen noch keine Romanverfilmung auch wenn ich das gern tun würde.


    Mir selber schwebt auch eher so ein kleiner Fantasy- oder Märchenfilm im maritimen Ambiente vor. Das gestattet mehr künstlerische Eigenkreativität und die Möglichkeit zur Improvisation. Also es geht nicht um Blockbuster sondern um ansprechend gestaltete deutschsprachige B-Movie Produktion im Ramen der begrenzten hiesigen finanziellen Möglichkeiten.

  • Versuchen wir einen ersten Plot des Drehbuchs:


    Als Erstes erscheint die Karte der Karibik vor uns, jenem großen blauen wunderschönen Meer. das im Westen und Süden von Mexiko und Lateinamerika, und im Norden und Osten von dem Bogen der Inselkette von Kuba, Hispaniola und den Antillen begrenzt wird.
    Fahren wir von hoch hoch oben langsam hinab auf die glitzernde See, die von einem Gewirr von grünen Inseln mit herrlichen Sandstränden, Kokosnüssen, Bacardi-Rum und sexy Maiden belebt wird, sausen im Tiefflug über die blauen Wasser und dann erscheinen sie in Großaufnahme:


    Die aufgehende Sonne im Rücken, mit in der Morgenbrise flatterndem Union Jack und zu den Klängen von "Rule Britannia", die leise und erhaben das Tagesgrauen durchklingen, pflügt eine lange doppelte Reihe von 74gern, mit einen mächtigen 100-Kanonen-Dreidecker in der Mitte der Luvlinie gemessen durch die sonnenhellen Wogen, umwuselt von geschäftstüchtigen Fregatten und Sloops, die stolz unter vollen Segeln durch die lange Dünung stampfen, und dem Zickzackkurs nach zu urteilen, den sie steuern, kann es nur um die Flotte von Admiral Richard Howe handeln, die Jamaika ansteuert.
    Ja, er hat seinen Flottenakt ins Rollen gebracht, der brave alte Seebär, und überaus zufrieden ist er jetzt, während er über sein Achterdeck stampft und dem Mann seines Vertrauens, Captain Cunningham, gratuliert, daß er sie mit so großem Geschick nach Port Royal navigiert hat.
    Es ist zwar nicht ganz die Küste von Jamaika, wie er sie Erinnerung hat, aber natürlich spielt einem das Gedächtnis seltsame Streiche....hm, sind wir beim letzten Mal nicht von Süden nach Norden nach Kingston Bay hineingefahren statt umgekehrt? Und eine Menge Kriegschiffe sind schon da, komischerweise zeigen sie die spanischen Farben, ein Höflichkeitsbesuch vielleicht, sonderbar, das.....


    "Und Salut schießen sie auch", stellt er beiläufig fest, als von den Geschützen des nächsten Spaniers Rauch aufsteigt. " Na, das nenn ich mir höflich. Wenn auch verflucht unvorsichtig," setzt er hinzu, als eine glühendheiße Kanonenkugel eine rauchende Furche in das Deck pflügt und die Heckreling zertrümmert.
    " Ihr dort, Sir, Don-Wie-auch-immer-zum-Teufel-ihr-heißt!" brüllt er zu den näher kommenden Schiffen hinüber, " wisst ihr nicht, daß man die Kugeln aus den Kanonen nimmt, bevor man Salut entbietet? Wir hätten ja Schaden nehmen -........."
    Sein Protest geht unter in einer donnernden Breitseite, die sein Flaggschiff von vorne bis achtern übel zurichtet.


    Die Spanier haben, nachdem sie sich von ihrer momentanen Verwirrung beim Anblick der britischen Flotte erholt haben, erkannt, dass ein schneller und abgefeimter kastilianischer Erstschlag angebracht ist, schnell ihr Schiffe ankerauf gehen lassen und ziehen jetzt mit Kanonendonner und Trompetengeschmetter, glitzernden silbernen Segeln und wehenden rotgoldenen Bannern in die Schlacht, indes ihre Commandantes hastig einen letzten Pokal Malaga leeren und sich die Schnurbärte wischen
    Prompt springen die braven wackeren britischen Teerjacken mit dem obligatorischen "Düwel ock!" und dem nicht minder treffenden "Dammi noch mol!" auf ihre Posten, unterdessen ihre Offiziere sie zur Eile antreiben, und niemand macht sich lauter Luft als Admiral Howe persönlich, als er sich das heillose Durcheinander auf seinem Poopdeck ansieht, schnell beiseite tritt, um einem umstürzenden Besanmast zu entgehen, und mit Donnerstimme fragt:
    "Zum Teufel mir euch, Cunningham! Seid ihr sicher, dass das da vorne Port Royal ist?"


    Rasch beugt sich der alte Seebär über die Reling - er kennt aus Erfahrung das beste karibische Nachrichten- und Informationsystem, die Bumbootverkäufer!
    "Wo sind wir? Was? Havanna! Hunderttausend blutige Höllenhunde! Cunningham, wie konnte das passieren? Kein Wunder, dass die Dons sich angemacht fühlen!"
    Captain Cunningham spreizt die Arme, kaut auf den Enden seiner Perücke und murmelt, schuld daran sein nur dieses verdammte metrische System, das bringe alles durcheinander, Zoll sei Zoll, und Fuß sei Fuß, Britannien hätte sich nie und nimmer mit diesem kontinentalen Unsinn mitsamt der EU einlassen dürfen, ein Brexit müsse her um das Empire zu retten.
    Und Admiral Howe erhebt seine Kanonendeckstimme zu einem hurrikanartigen Brüller:
    "Zum Teufel mit den Torpedos! Ran an den Feind!"


    Die große Seeschlacht zwischen Admiral Howes Flotte und den Dons nimmt ihren unvermeidlichen Lauf, und wenn wir sie ihnen nicht in voller Länge zeigen, dann nur, weil wir unser Budget im Auge behalten müssen, und viel verpassen Sie eh nicht.
    Tatsache ist, dass sie den ganzen Tag in dichtem Rauch blindlings herumballern, nur um dann, als der Rauch sich verzieht, festzustellen, dass sie die ganze Zeit über entgegengesetzte Richtungen anvisiert und Munition in leeres Wasser verschossen haben (wir wollen für bessere Einnahmen schließlich Jugendfreigabe erreichen).
    Woraufhin sich der spanische Admiral besinnt und zu der Erkenntnis kommt, dass er sich, nachdem er den Briten nicht fünfunddreissig zu eins überlegen ist, in einer Situation historischer Vergeblichkeit befindet und keine andere Wahl hat, als sich die Haare zuraufen, seine Untergebenen zusammenzustauchen und die Flagge zu streichen, bevor er mit würdevoller ausländischer Höflichkeit seinen Degen einem völlig perplexen Admiral Howe überreicht und sich mit allen Streitkräften bedingungslos ergibt.
    Und der Ärger Howes, dass er Hunderte von Meilen vom Kurs ab ist, metrisches System hin oder her, wird gemildert durch die Eroberung Kubas und die Peerage, die dafür Zuhause auf ihn wartet. Tatsächlich stimmt es ihn so milde , dass sogar für den ungeschickten Cunningham noch der Bath-Orden abfällt.


    Soweit für den ersten Teil und versäumen Sie nicht unsere Fortsetzung, wenn Sie den verdienten Captain McTotty sagen hören:
    "Was soll das heißen, der Whisky ist alle!?"

    " Suche die Wahrheit hinter den Dingen, wähle deine Feinde mit Bedacht und lege dich nie offen mit einem Drachen an" (Chinesisches Sprichwort)

    2 Mal editiert, zuletzt von Capt.Guy Nelson ()

  • Mein lieber Cunningham, da einigen wir uns freundschaftlich.
    Solange genug Rum da ist, sind wir alle und auch unsere Uniformen einheitlich blau.


    PS. Der Erste , der gemerkt hat, dass mein Avatar eine Ami-Kluft trägt. Respekt!
    Hab ihn eigentlich gewählt, weil der mir aus der Geschichte bekannt Captain genauso wie ich ein fröhlicher kleiner Dicker war.

    " Suche die Wahrheit hinter den Dingen, wähle deine Feinde mit Bedacht und lege dich nie offen mit einem Drachen an" (Chinesisches Sprichwort)

  • Abkaufen... was er hier postet wird Teil der Datenbank, und die ist Eigentum der Betreiber...


    Ansonsten haben wir an Bord der Queen eine Menge 32-Pfünder und ein paar 68er-Karronaden, viz. Und sollte sich herausstellen, dass Mr. Nelson aus Seiner Majestät Marine zu den Yankees übergelaufen und den 4. Juli anstatt des 4. Juni feiert... Ultima ratio regum.


    Edit:
    Hier noch eine schöne Karte der Karibik, von 1754. Kennt jemand diesen M. Bellin?
    Karte von dem Mexikanischen Meerbusen

    ~*~ "Und nun meine Herren, genug der Bücher und Signale." ~*~ Richard Earl Howe, 1. Juni 1794.

  • Der hier könnte es sein.


    Jacques-Nicolas Bellin (* 1703 in Paris; † 21. März 1772 in Versailles) war ein französischer Kartograph, Ingenieur-Geograph, Hydrograph der Marine. Als Beiträger zur Encyclopédie verfasste er mehr als tausend Artikel über maritime Themen.

    " Suche die Wahrheit hinter den Dingen, wähle deine Feinde mit Bedacht und lege dich nie offen mit einem Drachen an" (Chinesisches Sprichwort)

  • Mich erstaunte eher, dass die Karte deutschsprachig ist... aber das wird jetzt OT.
    Wir sollten uns lieber dem Rum zuwenden, ich bevorzuge Barbados. ;)

    ~*~ "Und nun meine Herren, genug der Bücher und Signale." ~*~ Richard Earl Howe, 1. Juni 1794.

  • Ohne das Thema jetzt künstlich am Leben erhalten zu wollen, ich stecke noch in der Experimentierphase was die Schiffe und Trickaufnahmen betrifft. Ziel ist es möglichst preiswerte aber dennoch qualitativ hochwertige visuelle-maritime Effekte zu produzieren. Zur Option stehen Modellschiffe oder Computeranimationen. Klassischer Miniaturtrick mit Zeitraffer oder komplett CGI. Hier habe ich in beiden Fällen noch Lehrgeld zu zahlen.

  • Modellschiffe haben den Nachteil, dass man das Medium, auf dem sie sich bewegen sollen, nämlich das Wasser, nicht auch im gleichen Maßstab verleinern kann. Dadurch ist das Bild aus unterschiedlichen Maßstäben zusammengesetzt und wirkt zwischendurch immer wieder unnatürlich.

    " Suche die Wahrheit hinter den Dingen, wähle deine Feinde mit Bedacht und lege dich nie offen mit einem Drachen an" (Chinesisches Sprichwort)

  • Auch lassen sich die physikalischen Eigenschaften nicht verkleinern, Wellen, Gischt, Spritzer. Siehrt man auch ganz schön an den Ausschnitten hier: Des Königs Admiral Klassiker mit Gregory Peck


    Und außerdem, ein weiterer Nachteil ist die unbemannte Erscheinung. Das hat sich erst mit CGI geändert, wie man in MaC schön sehen kann, wo Modelle mit dem Computer erst richtig zum Leben gebracht wurden.


    XXXDAn

  • Ich war letzten Monat zu Besuch im Filmstudio Babelsberg. Sehr nette Mitarbeiter mit denen Man sich auch recht gut über geplante Filmprojekte unterhalten kann. Beeindruckend waren die Werkstätten der Kulissenbauer und Szenenbildner, da wird unaufhörlich an irgendwelchen Filmsets gebaut. Der Kostümfundus ist auch sehr reichhaltig bestückt, allerdings waren keine Marineuniformen aus der Nelson Ära darunter. :(
    Müsste man alles neu anfertigen lassen. Sehr nette, kompetente Damen dort.