Erwin Rosen - In der Fremdenlegion


  • Der Journalist und Schriftsteller Erwin Rosen hatte ein bewegtes Leben. In den USA erlernte er den Beruf eines Journalisten, im Spanisch-Amerikanischen Krieg war er als Kriegsberichterstatter dabei und schließlich verschlug es ihn in die französische Fremdenlegion.
    Die Fremdenlegion ist eigentlich so überhaupt nicht mein Thema. Hinzu kommt noch, dass Bücher aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert für unseren heutigen Lesegeschmack eher schwierig sind. Karl May bildet da ein wenig eine Ausnahme.
    Trotzdem warf ich einen Blick in das Buch und stellte nach wenigen Sätzen fest, Herr Rosen und ich können miteinander, wir mögen uns sogar.


    Nun ist es so, dass die massenhaft bei Amazon angebotenen eBook-Ausgaben alter Bücher mit einer gewissen Vorsicht zu genießen sind. Zu 99% aller Fälle nahm man eine alte Buchausgabe und las sie per OCR ein. Wurden die Bücher im altem gothischen Schriftsatz gedruckt, kommen meist kuriose Dinge heraus, weil Computer und Software auch im 21. Jahrhundert doof sind. Die Herausgeber der damit erzeugten eBooks machen sich in der Regel nicht die Mühe, ihre Werke einer Korrektur zu unterziehen. Dort, wo man die eBooks kostenlos anbietet, ist das zwar schade aber immerhin noch verständlich. Viele Herausgeber verlangen für diese Ausgaben aber Geld und das ist unverschämt. Ich möchte deshalb an dieser Stelle eine Lanze für das großartige Projekt Gutenberg (einfach googeln, wer es noch nicht kennt) brechen. Hier werden die Bücher ebenso elektronisch erfasst, die weit geringere Fehlerquote spricht jedoch entweder für eine bessere Software oder sorgfältigere Arbeit oder eine zumindest oberflächliche Korrektur.


    Diese kurze Anmerkung zu eBook-Ausgaben alter Bücher, so löblich sie im Grunde auch sind, brannte mir schon länger auf der Seele. Das vorliegende Buch habe ich beim Projekt Gutenberg gelesen.


    Warum stelle ich nun ausgerechnet dieses Buch vor, obwohl es mich doch überhaupt nicht interessiert hat? Es gibt einen ganz einfachen Grund - es ist gut. Das liegt einerseits an der modernen Sprache des Autors, andererseits an seinem journalistisch geprägten Schreibstil und schließlich auch daran, was er schreibt. Wer hier nämlich eine dieser mehr oder weniger spannenden, sich selbst auf die Schulter klopfenden Landsergeschichten erwartet, der wird zum Glück enttäuscht. Es handelt sich aber auch nicht um eine moralinsaure Geschichte mit erhobenem Zeigefinger, die deutsche Männer davor bewahren soll, beim Erbfeind in den Dienst zu treten. Der Autor hat sich vielmehr dazu entschieden, seine Erlebnisse wie einen Reisbericht zu schreiben. Dabei ist er ein unbestechlicher Beobachter, der kaum selbst wertet, sondern die Fakten für sich sprechen lässt. Erst ganz am Ende lässt er sich zu einem Fazit herab, doch das hat der Leser zu diesem Zeitpunkt bereits selbst gezogen.
    Erwin Rosen hatte das "Glück", seine Dienstzeit ausschließlich in der algerischen Garnisonsstadt Sidi bel Abbés, die damals die "Hauptstadt" der Fremdenlegion war, zu verbringen. Trotzdem wird seine Schilderung nie langweilig, weil er immer wieder kurze Anekdoten einstreut, die er selbst nicht erlebt, sondern nur erfahren hat. Das Ergebnis ist ein sehr offener Bericht über die Fremdenlegion, der mit vielen Klischees aufräumt und andere bestätigt.
    Mein Fazit: lesenswert :4*:

    Glück hat meistens der Mann, der weiß, wieviel er dem Zufall überlassen darf. (C.S. Forester)