Richard Bolitho - Band 21 - Männer aus Eisen - Mauern aus Holz


  • Dieser Roman umfasst im Grunde drei Geschichten in einer. Da wäre zunächst die Eroberung der Kapkolonie, dann eine diplomatische Mission nach Kopenhagen mit anschließendem Fregattengefecht und schließlich eine weitere Seeschlacht, um Admiral Gambier bei seinem heroischen Kriegsverbrechen gegen die Bevölkerung Kopenhagens zu unterstützen. Dazwischen dreht sich natürlich alles immer wieder um Lady Catherine und die böse Londoner Gesellschaft.


    Wenn man wie ich in den letzten Wochen alle Bolitho-Roman hintereinander weg liest, dann wird einem dieser Bolitho immer unsympatischer und man fragt sich, weshalb er eigentlich angeblich so beliebt ist. Bei genauerer Betrachtung ist er nämlich nur ein vor Selbstgerechtigkeit triefender Tugendbold, der immer nur die höchsten Maßstäbe an andere stellt, selbst aber weit davon entfernt ist, diese Maßstäbe zu erfüllen. So wie es Herrick in diesem Roman mal ganz treffend erwähnt, dreht sich bei Bolitho eigentlich immer alles nur um Bolitho. Wer das nicht akzeptiert ist blind oder böse oder beides.Das nervt.


    Noch viel mehr nervt aber, dass sich Alexander Kent in seinen Romanen nicht einmal der Mühe unterzieht, sich mit den einfachsten Basics der Royal Navy auseinander zu setzen. Da haben Kommandanten von Fregatten den Rang eines einfachen Leutnants und ein Fregattenkapitän bedankt sich bei Bolitho dafür, dass er durch seinen Einfluss endlich Vollkapitän ist. Dabei befahligt er nach wie vor dasselbe Schiff, nämlich eine Fregatte! Das tut richtig weh, ist aber auch erklärlich, denn im 2. Weltkrieg wurden Fregatten durchaus von einem Leutnant kommandiert, wenn dieser noch nicht das Dienstalter für eine weitere Beförderung hatte. Speziell wenn es sich um Berufsoffiziere der Royal Navy handelte, erfolgte deren Beförderung nicht schneller als dies in Friedenszeiten der Fall gewesen wäre, um so ihre Rückstufung nach dem Krieg zu vermeiden. Aber das war halt eine völlig andere Zeit als die, in der Bolitho lebte.


    Trotz der oben erwähnten Schwächen gehört dieses Buch zu den besseren der späten Romane, vor allem weil es eine Fülle an Stoff für mehrere Bücher enthält. Deshalb gibt es :3*:

    Glück hat meistens der Mann, der weiß, wieviel er dem Zufall überlassen darf. (C.S. Forester)

  • Speedy: Du hast auch eine leicht masochistische Ader oder?
    So alle Kents am Stück ist schon eine Nummer.
    Ist das eine selbstauferlegte Busse?
    Was hast Du angestellt?


    Aga

    Gentlemen, when the enemy is committed to a mistake, we must not interrupt him too soon.

    Adm. Horatio Nelson

  • Posting des Monats ! :lol

    "We all came from the sea and it is an interesting biological fact that all of us have in our veins the exact same percentage of salt in our blood that exists in the ocean, and, therefore, we have salt in our blood, in our sweat, in our tears. We are tied to the ocean. And when we go back to the sea - whether it is to sail or to watch it - we are going back from whence we came."

    John F. Kennedy

  • Speedy: Du hast auch eine leicht masochistische Ader oder?
    So alle Kents am Stück ist schon eine Nummer.
    Ist das eine selbstauferlegte Busse?
    Was hast Du angestellt?


    Aga

    Im Grunde suche ich eine Antwort darauf, weshalb ich die Reihe vor inzwischen rund 20 Jahren komplett gelesen habe. Offenbar geht es mir da wie mit mancher Fernsehserie oder manchen Filmen aus der Jugendzeit. Damals waren sie einfach toll, heute steht man sie kaum mehr durch. Die Erklärung dürfte in POB liegen, denn den habe ich erst später kennengelernt und der hat mich wahrscheinlich für Bolitho versaut.
    Momentan lese ich Das letzte Riff und wenn ich da schon sehe, dass sich nun auch Adam Bolitho an die Frauen von Kameraden ranmacht und das soll ich dann auch noch verstehen und toll finden...
    Nein, ich glaube, jetzt ist langsam Schluss und mal ein anderer Autor an der Reihe.

    Glück hat meistens der Mann, der weiß, wieviel er dem Zufall überlassen darf. (C.S. Forester)

  • @Speedy Als wir vor 20 Jahren die Reihe gelesen haben, gab es zwischen den Romanen längere zeitliche Abstände zur Rekonvaleszenz, da sie ja logischerweise damals noch nicht alle auf dem Markt waren, sondern wir oftmals monatelang auf den nächsten Band warten mussten. Und mit dem erst später in unser Lesebewusstsein dringenden POB und anderen wirklich besseren Autoren hat das sicher auch etwas zu tun. Ich erinnere mich noch, dass die ersten maritim-historischen Romane, die ich nach der Wende las, die Kelso-Bücher waren - und da fand ich die sogar gut. :cursing:
    Zu meiner Ehrrettung sei aber erwähnt, dass die Frank-Adam-Bücher bei mir niemals eine zweite Chance bekamen und nach einem Drittel der Brigg zwischen Kriech und Friesen Schluss war. Das aber nur am Rande - wir sind ja hier bei Bolitho... :wink2:

  • Ich denke auch, dass Du das sehr gut analysiert hast. Bei mir ging es übrigens mit Drinkwater los und dann kam Ramage. Weil Bolitho damals noch überall angepriesen wurde und in den Geschäften teilwesie sogar mit eigenen Aufstellern beworben wurde, hielt ich ihn für Schund und machte zunächst einen Bogen um ihn. Als ich ihn schließlich las, fand ich die ersten Bände eigentlich recht gut, bis es mir wie Dir ging und ich eine Therapie wegen der immer wieder auftretenden Depressionen beginnen musste.

    Glück hat meistens der Mann, der weiß, wieviel er dem Zufall überlassen darf. (C.S. Forester)

  • Das Vorhaben habe ich vor ein paar Jahren auch mal angefangen, aber nach ca 10 Romanen gelangweilt aufgegeben. DerPlot kam mir bei jedem Roman der kam bekannt vor.
    Ich glaube, dass ist auch der Grund warum ich mir die Folgereihe umd Adam Bolitho nie gekauft habe.

    Gruß Christian


    Auf dem Zeichenbrett und in der Werft: Naval Cutter Alert, 1777
    "Behandle jedes Bauteil, als ob es ein eigenes Modell ist; auf diese Weise wirst Du mehr Modelle an einem Tag als andere in ihrem Leben fertig stellen."