Richard Bolith0 - Band 17 - Admiral Bolithos Erbe


  • Es ist kaum zu glauben, wie Aklexander Kent nach dem brillanten Vorgängerband qualitativ dermaßen abfallen konnte. Aber genau das ist hier der Fall.
    Damit meine ich nicht, das scheinbar verblutende Schiff, das es hier auch gibt. Ist das am Ende ein running gag, den Kent bewusst in all seinen Romanen eingebaut hat?
    Ich glaube das nicht wirklich, denn dafür fehlte ihm ganz einfach der Sinn für feine Ironie.
    Stattdessen ist Konteradmiral Bolitho pausenlos damit beschäftigt, sich in Selbstmitleid zu sühlen. Sei es, dass er seinen Urlaub bereits nach kurzer Zeit abbrechen muss, weil sein Gönner und Förderer in der Admiralität ihn braucht, sei es, weil man ihm ausgerechnet seine alte Fregatte Phalarope zugeteilt hat (ja wie gemein ist denn das???!!!), mit der er bei den Saints so erfolgreich kämpfte, sei es, weil er in blinder Verfolgungsjagd sein Flaggschiff schrottet und in Gefangenschaft gerät.
    Alles ist ja soooo ungerecht und seine Entourage stößt natürlich ins selbe Horn. Ja, er opfert sich förmlich auf, während er in seiner Admiralskajüte sitzt und grübelt, während andere die Arbeit tun. Und keiner ist da, der ihm mal den Schweiß von der Stirn abtupft.
    Bin ich ungerecht? Vielleicht bin ich das, aber vor allem bin ich extrem genervt von diesem jammernden Pathos, diesem Selbstmitleid und auch von der Ignoranz des Autors. Immer wieder habe ich den Eindruck, dass sich Kent irgendwie zwischen den Bolitho-Romanen und seinen meist wirklich guten Weltkriegsromanen verläuft. Laufend stoße ich auf Sätze, die ich aus diesen moderen Romanen kenne und die dort auch ihre Berechtigung haben, hier aber völlig fehl am Platze sind. Vermutlich hat er bis zuletzt das Prinzip der Seniorität an Bord eines Kriegsschiffes und auch bei der Beförderung von Kapitänen zu Admiralen nicht verstanden. Laufend spricht er von Berufsseeleuten im Gegensatz zur restlichen Besatzung. Das mag zu seiner Zeit korrekt gewesen sein, aber zu Bolithos Zeiten bestanden die Besatzungen in der Hauptsache aus Seeleuten plus ein paar Quota-Männer aus dem Binnenland.
    Alles in allem ist dieser Band ziemlich misslungen, dazu trägt auch die schwache Story mit ihren mehr als unwahrscheinlichen Zufällen bei.
    Von mir gibt es :2*: , damit ich noch Luft nach unten habe.

    Glück hat meistens der Mann, der weiß, wieviel er dem Zufall überlassen darf. (C.S. Forester)