Richard Bolitho - Band 15 - Eine letzte Breitseite


  • Am 9.2.1797 verließ Kommodore Nelson an Bord von HMS Minerve das Mittelmeer, das somit von der Royal Navy geräumt war. 15 Monate und einen Arm später kehrte Konteradmiral Sir Horation Nelson mit seinem Geschwader am 9.5.1798 ins Mittelmeer zurück.
    Vollkommen zu unrecht unbemerkt von der Weltgeschichte vollbrachte Richard Bolitho in der Zwischenzeit im Mittelmeer Übermenschliches (siehe Band 14 - Der Stolz der Flotte) und erhielt dafür den gerechten Lohn. Der vorliegend Roman setzt ebenfalls vor Nelsons Rückkehr ein. Richard Bolitho erkundet als frischgebackener Kommodore mit seinem kleinen Geschwader das Mittelmeer und erfährt, dass die Franzosen in Toulon eine riesige Flotte zusammenziehen. Relativ schnell wird ihm klar, dass die französischen Bemühungen nur Ägypten und letztendlich den britischen Kolonien in Indien gelten. Letztendlich sorgt er dafür, dass den Franzosen die notwendigen Kanonen fehlen, um den Hafen von Alexandria verteidigen zu können, weshalb sie gezwungen sind, in der Bucht von Aboukir zu ankern. Der Rest ist dann Geschichte...


    Das Buch machte es mir nicht leicht, es zu mögen, denn viel zu oft erwischt man Kent dabei, mal wieder im falschen Krieg unterwegs zu sein. Zum Beispiel wenn Bolitho bereits Stunden nach einem Gefecht an der Küste davon ausgeht, dass man längst in Paris darüber informiert ist pder wenn er sinniert, dass man diesmal die Franzosen endgültig aus dem Mittelmeer werfen müsse. Entweder war Kent ein lausiger Navigator, der nicht einmal eine Weltkarte lesen kann oder er verwechselte mal eben die Marine Nationale mit der deutschen Kriegsmarine. Das ist immer wieder ärgerlich, aber ich habe ja auch bereits gefühlte hundert Mal darauf hingewiesen, dass er im Grunde immer wieder seine eigenen Kriegserlebnisse in verschiedenen Zeiten und Situationen nacherzählte.


    Was Bolitho als Kommodore betrifft, so versagen Schriftsteller und Seeheld zunächst beide kläglich. Kent kommt nicht damit klar, dass sein Held ein Geschwader zu führen hat und lässt ihn immer wieder völlig unrealistische Aktionen unter fadenscheinigen Gründen durchführen. Aber selbst an Bord seines eigenen Flaggschiffs kommt Bolitho selbst nicht mit dem neuen Rang klar. Er mischt sich in alles und jedes ein, als wäre er der Kommandant und nicht Herrick. Das nervt gewaltig und der arme Herrick kann einem nur leid tun. Aber Besserung ist in Sicht, jedoch leider erst im nächsten Band.


    Meine Wertung: :3*:

    Glück hat meistens der Mann, der weiß, wieviel er dem Zufall überlassen darf. (C.S. Forester)

  • Ich staune, dass du nach der Kritik dennoch 3 von 5 Sternen vergibst. Deine Rezi liest sich wie maximal 2...

    1. Bin ich ein netter Mensch, der natürlich auch immer wieder versucht, junge Künstler zu ermutigen.
    2. Für den Vorgängerband hatte ich 3 Sterne vergeben, dieser Band ist nicht schlechter, eher besser.
    3. Durch Bolithos Arschlochgehabe gegenüber Herrick (Ich bin hier der Kommodore und mische mich in jeden Scheiß ein, aber Du hast gefälligst vollkommen selbstständig und ohne meine Befehle abzuwarten meine Arbeit zu erledigen) tritt dieser aus dem Schatten seines großen Meisters und entwickelt eine eigene Persönlichkeit, eigene Klasse. Das ist ein großer Pluspunkt des Romans, den ich in meiner Rezi zu erwähnen vergaß.

    Glück hat meistens der Mann, der weiß, wieviel er dem Zufall überlassen darf. (C.S. Forester)

  • Und es gibt noch einen weiteren Pluspunkt:


    4. Wieder scheint ein Schiff zu bluten, doch diesmal zeigt Kent allen Kritikern den Mittelfinger, denn als die Segura in die Luft gejagt wurde, sind auch die an Bord befindlichen Rotweinfässer zerstört worden. :baeh::trink:

    Glück hat meistens der Mann, der weiß, wieviel er dem Zufall überlassen darf. (C.S. Forester)

  • Hin rechne doch mal nach. Wein von 1798 in Fässern. Was nicht verdunstet ist wäre ungenießbar. Ich hatte also nur Dein Wohl im Sinn @Bonden

    Glück hat meistens der Mann, der weiß, wieviel er dem Zufall überlassen darf. (C.S. Forester)