Barbara Tuchman - Der erste Salut

  • Über die Weihnachtszeit habe ich jetzt wieder die Zeit genommen das Buch, das ich nachfolgend vorstellen möchte, weiterzulesen, was ich vor einigen Jahren mal angefangen hatte.
    Es handelt sich um Der erste Salut von Barbara Tuchman.
    Die Autorin behnadelt in diesem Werk den Verlauf des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges und ihrer diversen Schauplätze, mit Ausnahme der Gefechte im Indischen Ozean zwischen Franzosen und Briten. Vorrangig geht sie auf den Verlauf des Seekrieges ein und bschreibt auch deren Verwebungen und Einflüsse auf den Krieg an Land.
    Besonders ausführlich wird die Schwäche der britischen Innenpolitik beschrieben und wie sie auch Streitigkeiten in der Royal Navy führten, aber auch die französische sowie amerikanische Politik, welche den Verlauf des Krieges entscheidend beeinflussten. Eine separate Betrachtung bekommt der Konflikt zwischen dem britischen Königreich und den Niederlanden. Die Biografie Admiral Rodneys wird in dem Buch als durchaus wichtig gesehen und bekommt einen besonderen Stellenwert zugeschrieben.
    Das Werk ist sehr umfassend geschrieben, schwächelt aber hin und wieder an seiner Struktur, da es manchmal unzusammenhängende Zeitsprünge von Kapitel zu Kapitel gibt. Auch lässt die Autorin oft ihre subjektive (an manchen Stellen durchaus nachvollziehbare) Meinung mit einfließen, was der Sachlichkeit natürlich einen Abbruch tut. Das ist der Grund, weshalb ich das Buch erstmal in diese Rubrik und nicht unbedingt in die Fachliteratur gepackt habe.
    Insgesamt erhält der Leser einen fundierten Überblick über den amerikanischen Unabhängigkeitskrieg.
    Müsste ich das Buch bewerten, würde ich ihm :4*: geben.



  • Vielen Dank für die ausführliche kritische Rezension.
    Mir ist dieses Werk im Zusammenhang mit dem Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg auch noch nicht in die Hände gefallen. Aber nun hätte man ja mal einen Grund, sich dieses Buch näher anzuschauen.

    ~*~ "Und nun meine Herren, genug der Bücher und Signale." ~*~ Richard Earl Howe, 1. Juni 1794.

  • Ja. Ich weiß auch gar nicht mehr, wie ich an dieses Buch kam. Ich glaube aber irgendwo mal in einer Grabbelkiste gefunden. Mir gefällt es recht gut. Es liefert viele Hintergrundinformationen und zeigt letztendlich die politischen (Fehl-)Entscheidungen, die dem Krieg letztlich ihren Verlauf gaben. Wäre u.a. das englische Parlament nicht so zerstritten gewesen, hätte das Ergebnis des Krieges anders aussehen können.

  • Bücher aus der Grabbelkiste müssen ja nicht schlecht sein - gerade bei Bibliotheken und Antiquariaten lässt sich da hin und wieder mal etwas finden.
    Interessanter wird es dann, wenn man sich die Kataloge der (Fach-) Bibliotheken anschaut und ein Werk dort nicht wirklich gelistet ist.


    Spätestens mit Eintritt der Franzosen (und ihrer Verbündeten) wird aus dem britisch-amerikanischen wieder ein (alter) europäischer Krieg, bei dem die Unabhängigkeit der teuren Kolonien fast keine Rolle mehr gespielt zu haben scheint. Dazu muss man sich nur mal die Friedensverträge von 1783 anschauen: die Amerikanische Unabhängigkeit wird dort schnörkellos in wenigen Artikeln bestätigt; die Abkommen mit Frankreich & Co. dagegen sind um ein vielfaches aufwendiger gestaltet.

    ~*~ "Und nun meine Herren, genug der Bücher und Signale." ~*~ Richard Earl Howe, 1. Juni 1794.

  • Danke für die Buchvorstellung. Da mich die Schiffe dieser Epoche im Speziellen interessieren, ist zusätzliche Hintergrundinformation immer willkommen.

    Gruß Christian


    Auf dem Zeichenbrett und in der Werft: Naval Cutter Alert, 1777
    "Behandle jedes Bauteil, als ob es ein eigenes Modell ist; auf diese Weise wirst Du mehr Modelle an einem Tag als andere in ihrem Leben fertig stellen."

  • @AnobiumPunctatum: Wenn Dich die Royal Navy zu Zeiten des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges interessiert, würde ich Dir folgende Werke von David Syrett empfehlen:




    ~*~ "Und nun meine Herren, genug der Bücher und Signale." ~*~ Richard Earl Howe, 1. Juni 1794.

  • Dieser Thread war doch ein Grund ein imBücherregal vergessenes Buch auf "Wiederlesen" zu legen. Ich meine,daß ich es vor einigen Jahrzehnten irgendwo im Vorbeigehen gekauft und auf einer Reise gelesen habe.

    To the optimist, the glass is half full.
    To the pessimist the glas is half empty.
    To the engineer, the glass is twice. As big as it needs to be.

  • Hehe... ich werde es mir nach Weihnachten/Neujahr jetzt auch mal aus reiner Neugier ausleihen. Ich bin mal gespannt.

    ~*~ "Und nun meine Herren, genug der Bücher und Signale." ~*~ Richard Earl Howe, 1. Juni 1794.

  • Danke Sir.

    Gruß Christian


    Auf dem Zeichenbrett und in der Werft: Naval Cutter Alert, 1777
    "Behandle jedes Bauteil, als ob es ein eigenes Modell ist; auf diese Weise wirst Du mehr Modelle an einem Tag als andere in ihrem Leben fertig stellen."

  • Bitte! Das Buch liest sich im großen und ganzen sehr interessant. Es ist halt die Fülle der Informationen, die hier geliefert wird. Was ich vergaß zu erwähnen ist, dass hier auch die Rolle der Holländer nicht zu kurz kommt

  • Spätestens mit Eintritt der Franzosen (und ihrer Verbündeten) wird aus dem britisch-amerikanischen wieder ein (alter) europäischer Krieg, bei dem die Unabhängigkeit der teuren Kolonien fast keine Rolle mehr gespielt zu haben scheint. Dazu muss man sich nur mal die Friedensverträge von 1783 anschauen: die Amerikanische Unabhängigkeit wird dort schnörkellos in wenigen Artikeln bestätigt; die Abkommen mit Frankreich & Co. dagegen sind um ein vielfaches aufwendiger gestaltet.

    Ja. Das klingt auch im Buch immer wieder durch. Die Kolonien in der Karibik schienen der Regierung deutlich wichtiger.
    Rodneys Flotte hätte da einen entscheidenden Unterschied machen können, aber die Geschichte lässt sich nicht ändern.

  • Na ja, zumindest war Rodney zur richtigen Zeit am richtigen Ort... ;)
    Die Niederlage der eigenen Flotte und die Unfähigkeit der Spanier, Gibraltar zu erobern, verbesserte die Verhandlungsposition der Franzosen nicht gerade - und dann schickten die Briten den gefangengenommenen Admiral de Grasse auch noch mit einem Friedensangebot auf diplomatische Mission...

    ~*~ "Und nun meine Herren, genug der Bücher und Signale." ~*~ Richard Earl Howe, 1. Juni 1794.

  • Ganz am Ende bin ich im Buch noch nicht. Mal sehen, was die Autorin darüber berichtet.
    Rodney erkannte auf jeden Fall, dass eine Unterstützung der Franzosen von See an der amerikanischen Küste den Krieg zugunsten der Rebellen drehen würde

  • Das ist das gleiche Problem, welchem sich Howe schon 1776-78 stellen musste (freilich erstmal offiziell ohne Franzosen): die ewig lange und sehr verwinkelte Küste der Kolonien von Nova Scotia bis hinunter nach Florida bzw. in die Karibik hinein bei gleichzeitiger Berücksichtigung der Küstenfischerei...


    Weder über den Atlantik oder in der Karibik war es möglich, ein wirklich dichtes Netz gegen Schmuggel und unerlaubte Importe (z.B. aus Frankreich und dessen Kolonien) zu spannen.

    ~*~ "Und nun meine Herren, genug der Bücher und Signale." ~*~ Richard Earl Howe, 1. Juni 1794.