Die glorreichen Sieben

  • Remakes von Klassikern sind ja - zumindest für die, die das Original gut kennen - stets einer kritischen Betrachtung unterzogen. So auch bei diesem Streifen.
    Nun gibt es ja hier ein Original zum Original - Kurosawas "Sieben Samurai" (1954) ist schon ein absoluter Klassiker. Dennoch, der Film, den John Sturges 1960 auf die Leinwand gebracht hat, ist für ganz viele Film-Fans sicher einer der Kult-Western schlechthin. So auch für mich. Was die Herren Brunner, McQueen, Buchholz, Bronson, Vaughn, Dexter, Coburn mit Wallach als Widerpart-Anführer dort ablieferten, nötigt mir immer wieder, bei jedem begeisterten Erneut-Gucken, höchsten Respekt ab. Insofern ging ich mit einer von Skepsis wie Neugier gleichermaßen geprägten Grundstimmung ins Kino, um mir die Neuverfilmung anzusehen. Und: Holla! Was für ein toller Film! Die Story wird ein wenig anders erzählt, aber man erkennt sie wieder. Die Charaktere hingegen sind doch um einiges anders als im Western-Original, wenn auch nicht alle. Sehr, sehr überzeugend und unglaublich cool und symphatisch bringt Denzel Washington den Yul-Brunner-Part rüber - mit einer ganz eigenen Interpretation, keine Kopie, und dennoch mit hohem Wiedererkennungswert. Sein Team weiß zu überzeugen, die Charaktere werden gut eingeführt. Der fiese Schurke auf der anderen Seite bemüht sich, diabolisch, witzig und gnadenlos gleichermaßen zu sein, was ihm nicht immer wirklich gut gelingt.
    Über weitere Gemeinsamkeiten und Unterschiede möchte ich mich jetzt nicht weiter auslassen, um nicht zu viel zu spoilern. Am Ende sind nicht mehr alle der 7 am Leben, was niemanden wirklich überraschen dürfte, der die Story nur ansatzweise kennt.


    Mein persönliches Fazit: Wenn man die 1960'er Fassung nicht kennt, ist dieser Streifen einfach nur ein toller Western, mit vielen herrlich nostalgisch angehauchten Szenen, schönen Bildern und guten Schauspielern. Da ich aber nun mal ein großer Fan der Ursprungs-Western-Version von Kurosawas Samurai-Film bin und Yul Brunner, Steve McQueen, Charles Bronson, Horst Buchholz und all die anderen unglaublich oft vor der Glotze begeistert begleitet habe, gebe ich dem Film nur vier von fünf Pistolenkugeln. Die alte Fassung hat m.E. einfach mehr Tiefgang und insgesamt noch mehr Qualität. Insofern sollte mein im Satz zuvor geäußertes "nur" niemanden abhalten, sich diesen tollen Film im Kino anzusehen! ;)
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  • Danke für die Ausführliche Rezi.
    Ich liebe die beiden Originale, war mir eigentlich sicher die Neuverfilmung tust du dir nicht an.
    Aber scheinbar ist sie doch sehenswert. Mal schauen.
    Insgesamt scheint 2016 ein Jahr der Remakes zu sein. Irgendwie habe ich das Gefühl es sind mehr als sonst. Irre ich?


    Aga

    Gentlemen, when the enemy is committed to a mistake, we must not interrupt him too soon.

    Adm. Horatio Nelson

  • Es gibt Filme, die kann man eigentlich nicht mehr neu erzählen. Für mich gehört die glorreichen Sieben dazu.
    Auch wenn John Wayne und Gary Cooper nicht mitgespielt haben, ist es neben High Noon mein Lieblingsfilm des Genres. Daher werde ich mir die neue Version im Kino nicht geben.

    Gruß Christian


    Auf dem Zeichenbrett und in der Werft: Naval Cutter Alert, 1777
    "Behandle jedes Bauteil, als ob es ein eigenes Modell ist; auf diese Weise wirst Du mehr Modelle an einem Tag als andere in ihrem Leben fertig stellen."

  • Ja, ich weiß, ich wiederhole mich, aber es ist eigentlich eine Bankrotterklärung Hollywoods, nur noch auf Remakes, Prequels und Sequels zu setzen. OK, es ist unfassbar viel Geld im Spiel, was die Risikobereitschaft der Studios automatisch einschränkt, doch echte Erfolgsgeschichten werden diese Remakes doch nur selten.

    Glück hat meistens der Mann, der weiß, wieviel er dem Zufall überlassen darf. (C.S. Forester)