Richard Bolitho - Band 12 - Nahkampf der Giganten

  • So, habe dieses Buch gestern begonnen. Daher noch keine abschließende Bewertung, bin ja erst bei 29%. (Früher hätte man die Seitenzahl genannt, aber heute, so mit eBook-Reader... :D )


    Fregatten adé - ab jetzt Dickschiffe! Und es ist die gute alte Hyperion (74), die Bolitho zu Beginn dieses Bandes übernimmt. Im Krieg mit Frankreich gilt es, die feindlichen Häfen zu blockieren. Bolitho schippert vor Toulon rum, aber nicht lange, denn der Admiral schickt ihn, mit einem anderen Admiral als Oberbefehlshaber, und zwei spanischen Linienschiffen - zu der Zeit Verbündete der Krone - auf eine Mission. Und am Anfang geht die Sache reichlich in die Hose, was natürlich nicht Bolithos Schuld ist. Das Blatt wendet sich erst, nachdem im ersten Gefecht des Buches Richards temporärer Befehlshaber ums Leben kommt und er selbst plötzlich die Verantwortung über diese Mission hat...


    Bemerkenswert an diesem Buch: Hier trifft Bolitho das einzige Mal in der ganzen Reihe auf Nelson. Sie wechseln kein Wort, weil keine Zeit dafür, winken sich nur kurz zu. Aber die Szene hat was! Der fiktive kent'sche Nelson trifft sein Original - fast so wie im ersten Teil der neuen Star-Trek-Filme die Begegnung des jungen und des alten Spock. :D

  • Ich finde ihn eines der Top-Bücher dieser Reihe. :)
    Liegt wohl daran, dass es eines meiner ersten Bolitho-Bücher war und ich den mehrfach gelesen habe.
    Aber auch die Story um die Blockade vor Toulon und Bolitohs geliebte Hyperion. die zum ersten Mal auftaucht.

  • Kaum geht's um Dickschiffe, wird das Buch auch deutlich dicker. (Ha, interessantes Wortspiel: Dickschiff, also Dicks Schiff, wegen Richard = Dick, versteht ihr? ... Ok, sorry, ich bin albern... :whistling: )


    Irgendwie hatte ich das Gefühl, mit der Übernahme dieses schweren Schiffes wird die Schwermut schwerer und schwerer. Hier geht es so langsam richtig übel los mit dem dauernden ebenso bedeutungsschwangeren wie unsinnigen Schwermutgrübeln. Kaum taucht ein feindliches Segel auf, nehmen wir intensivst teil an Bolithos Sinnieren über Tod und Verwundung und Verstümmelung. Und im Hintergrund steht stets der wissend, bedeutsam und auch ach so brav und still nickende Allday, putzt den alten Säbel, der - und darauf wird mindestens alle 50 Seiten hingewiesen - seinem Vater und davor dessen Vater gehörte, lässt sich ab und an von seinem Herrn und Meister anknurren und lässt uns durch die Worte des Autors immer wieder wissen, wie gut er grad jetzt den seelischen Zustand von Bolitho kennt. Und dann taucht da auch noch diese Frau auf. Man ahnt es schon: Dreimal hingeguckt, hoffnungslos verliebt, also beide gleich ineinander, und am Ende kriegen sie sich dann auch. Seufz.


    In Erwartung ganz anderer Literatur habe ich danach den nächsten Band angefangen - aber im Interesse meines inneren Friedens wird das vorerst der letzte Bolitho-Roman sein. Ansonsten nehme ich mir einen Strick und werfe diesen hinter eine Straßenbahn...
    Mal ein oder zwei Bolitho lesen mag ja noch gehen - aber so hardcoremäßig einen Band nach dem anderen fressen bringt selbst den fröhlichsten und lebenslustigsten Menschen unweigerlich in den Warteraum des Seelenklempners. Daher ist nach "Feind in Sicht" Schluss - dann brauch ich was echt Lustiges zum Lesen. Wie gut, dass ich mir dafür heute den neuen SW-Band gekauft habe: Die Sith-Lords. :imp::lt:

  • Dieses Buch ist ein typischer Kent, allerdings im schlechteren Sinne. Wie so oft bei Kent ist der eine Admiral ein Narr und der andere ein unfähiges Arschloch und ein Menschenschinder. Also handelt es sich um genau den Typ von erfahrenen Menschenführern, die Kent auch in seinen Weltkriegsromanen beschreibt. Und wenn man diesen Bolitho-Roman liest, kommt es einem ohnehin so vor, als würde die Wehrmacht bereits in ihren Landungsbooten sitzen und auf die Überfahrt nach Dover lauern. Da konnte Kent nie so recht raus aus seiner Haut. Mal mehr, mal weniger schrieb er doch immer über seinen eigenen Krieg, nur dass die Schiffe hier Segel tragen. Ohnehin hat man den Eindruck, dass für ihn eine genauere Recherche hinsichtlich der Verhältnisse in der Royal Navy zu Bolithos Zeiten nur überflüssiger Ballast war, schließlich kannte er die Royal Navy ja aus eigenem Erleben, nur 150 Jahre später.
    Das Motiv der Liebesgeschichte, Held spannt seinem Chef die Braut aus, ist auch aus einigen seiner modernen Romane bekannt. Wenn er auch hier seine Erfahrungen verarbeitet hat, muss er schon ein schlimmer Finger gewesen sein, der jugendliche Douglas Reeman.

    Glück hat meistens der Mann, der weiß, wieviel er dem Zufall überlassen darf. (C.S. Forester)