Richard Bolitho - Band 9 - Der Piratenfürst

  • Bolitho übernimmt die nächste 32-Kanonen-Fregatte, die Undine. Das Wichtigste vorweg: In diesem Buch fließt mal kein Blut aus den Speigatten, als ob - naja, ihr wisst schon. Dennoch, Blut fließt auf jeden Fall auch wieder reichlich; wie bereits in den Bänden zuvor schafft es Kent mit einer scheinbar lustvollen Detailverliebtheit, das Grauen einer Seeschlacht plastisch zu schildern. Da fliegen zerfetzte Körperteile durch die Luft, werden Köpfe weggeschossen und Leiber mit Entermessern gespalten, dass es nur so eine (makabre) Lust ist. Das soll aber keine Kritik sein; was mich dabei nur immer wieder verwirrt, ist die am Ende doch geringe Zahl an Toten und Verwundeten - liest man seine Beschreibung eines Gefechts, meint man irgendwann, dass ja keiner mehr - außer Bolitho natürlich - am Leben ist. :D
    Bolitho lernt in diesem Buch die Frau eines hohen Regierungsbeamten kennen und verliebt sich in diese. Wie sagte Speedy so schön: Bolitho und die Liebe - ein Kapitel zum Fremdschämen. Tja, da fallen mir grad keinerlei Widerworte ein.
    Ansonsten vertieft sich in diesem Buch die im Band zuvor begonnene Freundschaft zu Thomas Herrick, der sein Erster Leutnant ist. Außerdem wird eine neue Figur eingeführt, die in späteren Bänden noch wichtig werden soll: Valentin Keen. Den mag ich irgendwie besonders! :)
    Und wie immer gibt es dann den big showdown am Ende des Buches, plastisch und packend erzählt und natürlich mit positivem Ausgang, zumindest was das Überleben unseres Haupthelden betrifft. 8)


  • Was macht der Marineschriftsteller von Welt, wenn plötzlich der Frieden ausgebrochen ist? Bei Alexander Kent und Frank Adam schickt man seine Helden in ferne Gefilde, wo trotz Friedensschluss weiter ganz heftig Machtpolitik ausgefochten wird. So ist es kein Wunder, dass Richard Bolitho mit seinem neuen Schiff Undine nach Fernost entsandt wird, wo ein britischer Stützpunkt installiert werden soll, wogegen sich ein natürlich böser lokaler Herrscher nach Kräften wehrt. Die Story liest sich eigentlich ganz gut weg, wären da nicht diese peinlichen Seiten mit Bolithos Hormonstau, die man ganz rasch vorblättern will, um sich nicht zu sehr für "unseren Nelson" zu schämen.

    Glück hat meistens der Mann, der weiß, wieviel er dem Zufall überlassen darf. (C.S. Forester)

  • Der Piratenfürst ist meinem Eindruck nach anfangs noch schwächer als der handlungsmäße direkte Vorgänger Bruderkampf, was man nicht für möglich halten sollte. Stil und erzeugte Stimmung sind verhalten, teils sehr schlicht und in der Figurenentwicklung passiert nicht viel. Es fällt schwer, für Captain Richard Bolitho diesmal viele Sympathien zu haben und seine Mannschaft wird nur unzureichend charakterisiert, die meisten Figuren bleiben blass.


    Interessantes findet man erst später im Roman, als die Handlung dichter wird, Captain und Mannschaft näher zusammenrücken und gefährliche Situationen zu überstehen sind. Auch einige Detailbeschreibungen sind dann nicht schlecht gemacht. Aber dieser Teil bleibt letztlich wohl nur für harte Fans der Serie wirklich genießbar.

  • Ja, dieser Band erweckt den Eindruck, als wäre er erst im Rahmen seines Spätwerkes entstanden, was aber hier nicht der Fall ist. Er konnte also auch in seinem Frühwerk so richtig peinlich sein.

    Glück hat meistens der Mann, der weiß, wieviel er dem Zufall überlassen darf. (C.S. Forester)