Diesmal wird Bolitho Kommandant der 32-Kanonen-Fregatte Phalarope. Das Buch beginnt 1782, und im Text heißt es, die Phalarope sei keine 6 Jahre alt. Insofern habe ich mir beim Lesen immer vorgestellt, dass sie ein Schwesterschiff meiner auf der Karton-Helling liegenden HMS Mercury (Baujahr 1779, 32 Kanonen) ist. Und gleich war dieses Buch noch ein wenig spannender und interessanter für mich.
Es passiert jede Menge in der Karibik; eingebettet in historische Ereignisse muss sich Bolitho u.a. mit einer Meuterei herumschlagen, verliert seinen ersten Bootssteurer und gewinnt dafür den treuen allday, von dem wir wissen, dass er ihn bis zum bitteren Ende begleiten wird. Spannung ist reichlich vorhanden, aber so ganz allmählich, hier noch sehr, sehr leise schleichen sich die ersten Vorboten der depressiven Grundstimmung späterer Romane zwischen die Zeilen.
In diesem Band läuft mal wieder das Blut in Strömen aus den Speigatten, es sieht wieder aus, als ob - naja, ihr wisst schon. :/ Und das alles wird diesmal noch getoppt:
Zitat von Alexander KentDas Deck des Franzosen sah aus, als habe ein Irrer ganze Fässer voller Blut ausgegossen.
Liegt wahrscheinlich daran, dass bei den ja bekanntermaßen etwas liederlichen Franzmännern die Speigatten so verdreckt waren, dass das Blut nicht ordnungsgemäß abfließen konnte... :P
Alles in allem gebe ich dem Buch dennoch die volle Kent-Punktzahl. Die Darstellung der aufkeimenden Meuterei hat mir am besten gefallen; Kent gelingt es hier meisterhaft aufzuzeigen, wie einige wenige, geschickt agierende Seeleute andere aufstacheln und die verständlicherweise existierenden Unzufriedenheiten in eine agressive, gewaltbereite Stimmung zu kanalisieren. Der Konflikt mit seinem abtrünnigen Bruder hingegen kommt dagegen für mich viel zu flach daher, ist aber zum Glück, auch wenn der deutsche Buchtitel anderes suggeriert, nicht der Hauptpunkt des Buches.