Ludwig Renn - Krieg


  • Der Schriftsteller Ludwig Renn, geboren als Arnod Vieth von Golßenau war ein königlich-sächsischer Offizier. Er erlebte den Weltkrieg vom ersten bis zum letzten Tag an der Westfront, zunächst als Zugführer, später als Kompaniechef und zeitweise führte er ein Battailon.
    In seinem Roman schildert er seine Erlebnisse aus der Sicht des Soldaten Ludwig Renn (dessen Namen er später annahm), der am Tage der Mobilmachung zum Gefreiten befödert wird. Ihn lässt er seinen eigenen Weg an die Front, die Kämpfe in Belgien, den Vormarsch bis zur Marne und schließlich lange, zermürbende Jahre im Stellungskrieg erleben. Er wird mehrfach verwundet, aber er überlebt. Dabei macht er Karriere, wird ausgezeichnet und befördert. Ludwig Renn bedient sich einer nüchternen, militärischen Sprache und kommt damit immer sehr rasch auf den Punkt. Zugleich ist er auch ein sehr guter Beobachter, der Wert auf Details legt. Das macht sein Buch für mich so lebensnah. Man spürt förmlich die Erschöpfung endloser Märsche. Man spürt den Hunger und Durst im Schützengraben, die unendliche Müdigkeit angesichts permanenter Lebensgefahr. Man atmet auf, wenn die Gruppe aus der vordersten Front abgezogen wird und einige Tage hat, sich in zwar zerstörten Dörfern, aber mit richtigem Grün zu erholen. Dann geht es wieder nach vorn. Das Sterben geht weiter und meist wird es nur kühl distanziert registriert. Nur wenn die unmittelbare Umgebung betroffen ist, bleibt ein kurzer Augenblick der Trauer. Für mehr lässt der Kampf ums nackte Überleben keine Zeit. Er schildert absolut grauenhafte Bilder, doch man spürt zugleich die Abstumpfung des Beobachters, der schon viel zuviel davon gesehen hat-


    Ludwig Renn war Kommunist, doch in seinem Roman spielt Politik keine Rolle. Bei ihm gibt es keine herzzerreißende Geschichten, die auf die Sinnlosigkeit des Krieges hinweisen sollen. Er schildert nur was tatsächlich war und überlässt dem Leser seine Wertung. Das wird auch der Grund für den großen Erfolg des Romans nach seinem Erscheinen gewesen sein. Die ehemaligen Soldaten, die das Grauen des Stellungskrieges miterlebt hatten, erkannten sich darin wieder. Für mich ist Krieg der beste Antikriegsroman über den 1. Weltkrieg. Unbedingt lesenwert. :5*:

    Glück hat meistens der Mann, der weiß, wieviel er dem Zufall überlassen darf. (C.S. Forester)