Die Nathaniel Drinkwater Serie

  • Richard Wodman ist der Verfasser mehrerer marinehistorischer Romanserien. Die bekannteste ist dabei die um Nathaniel Drinkwater:


    1. An Eye of the Fleet. Sphere Books, London (1981)
    Die Augen der Flotte. Nat Drinkwaters Feuertaufe auf der Fregatte Cyclops

    2. A King's Cutter (1982)
    Kutterkorsaren. Leutnant Drinkwater in geheimer Mission vor Frankreichs Küsten

    3. A Brig of War (1983)
    Kurier zum Kap der Stürme. Leutnant Drinkwater auf Vorposten im Roten Meer

    4. The Bomb Vessel (1984)
    Die Mörser-Flottille. Leutnant Drinkwater in der Schlacht von Kopenhagen

    5. The Corvette (1985)
    Die Korvette. Kapitän Drinkwater und die Walfänger von Grönland

    6. 1805 (1985)
    Die Wracks von Trafalgar. Kapitän Drinkwater in Nelsons letzter Schlacht

    7. Baltic Mission (1986)
    Der Mann unterm Floss. Kapitän Drinkwater auf Horchposten in der Ostsee

    8. In Distant Waters (1988)
    In fernen Gewässern. Kapitän Drinkwaters Kampf mit Kap Horn

    9. A Private Revenge (?)
    Der falsche Lotse. Kapitän Drinkwater in der Chinasee

    10. Under False Colours (?)
    Unter falscher Flagge. Kapitän Drinkwaters Handstreich auf Helgoland

    11. The Flying Squadron (?)
    Das fliegende Geschwader. Kommodore Drinkwater im Kaperkrieg

    12. Beneath the Aurora (?)
    Unter dem Nordlicht. Kapitän Drinkwater im Einsatz vor Norwegens Küste

    13. The Shadow of the Eagle (?)
    Der Schatten des Adlers. Kapitän Drinkwater vor den Azoren

    14. Ebb Tide (?)
    Auf dem Grund des Meeres. Kapitän Drinkwaters letztes Kommando

    George N. W. Cavendish-Bentinck (M.O.R.N.)

  • Davon wird dich sicher keiner hier abhalten - der Fred hier ist allerdings als allgemeine Kyurzinfo zur Serie selbst gedacht, wie wir es auch bei den anderen Romanserien gehandhabt haben..

    George N. W. Cavendish-Bentinck (M.O.R.N.)

  • In diesem Forum muss an dieser Stelle erwähnt werden, dass die allermeisten Bände durch unseren Master, Freund und Bo(a)rdkameraden "Quincy" Uwe D. Minge ins Deutsche übersetzt wurden. Und wenn man sich mit dem Master unterhalten hat, wozu ich glücklicherweise des öfteren Gelgenheit hatte, war immer wieder zu spüren, dass Woodman einer seiner absoluten Lieblingsautoren war. Das merkt man auch an den Übersetzungen - die beiden waren, ohne dass sie sich persönlich kannten, auf einer Wellenlänge. ;)

  • Stimmt, den Drinkwater mochte er wirklich sehr und ich erinnere mich an eine Bemerkung von ihm, wie nahe ihm Tregembos Schicksal ging.

    Glück hat meistens der Mann, der weiß, wieviel er dem Zufall überlassen darf. (C.S. Forester)

  • Nachdem ich in den zurückliegenden Wochen die gesamte Reihe sozusagen in einem Zug "weggeatmet" habe, hier mal von mir der Versuch einer Gesamt-Rezension. Ich würde mich freuen, wenn ich so mit dazu beitragen könnte, dass der Eine oder die Andere sich ebenfalls wieder oder erstmalig dieser lohnenswerten Lektüre widmen würde:



    Richard Woodman ist ein alter Seemann; er fuhr sechs Jahre bei der britischen Handelsmarine zur See, zuletzt als Navigationsoffizier, und war dann reichlich 30 Jahre beim Trinity House, der Leuchtfeuerverwaltung für England, Wales und die übrigen britischen Hoheitsgewässer (außer Schottland, Isle of Man und Nordirland), wo er dann im Rang eines Captains vorzeitig in den Ruhestand ging, um sich ganz der Schreiberei zu widmen.


    Trifft eine derartige langjährige maritime Erfahrung auf ein hohes Maß an schriftstellerischem Talent, muss einfach so etwas Gutes wie die 14bändige Romanreihe um den fiktiven Seehelden Nathaniel Drinkwater herauskommen. Nun gibt es wahrlich viele maritim-historische Buchreihen (auch wenn man speziell in diesem Board hier richtigerweise der Meinung ist, dass es davon nie genug geben kann…). Aber es gibt nur wenige, die es qualitativ auf das Niveau dieser 14 Bücher bringen.


    Da ist zum einen das profunde Fachwissen des Autors. Da werden Segelmanöver in allen Einzelheiten beschrieben, und im Vergleich zu manch anderer Reihe wird nicht im jedem dritten Buch dieselbe Bramstenge (und dann auch noch mit denselben Sätzen) gestrichen; in lockerem Ton werden einem die Geheimnisse der Navigation nähergebracht. Dazu kommt ein gründliches Studium der damaligen Geschichte; alle Erzählungen haben einen konkreten historischen Bezug und sind logisch und durchaus glaubhaft in tatsächliche Geschehnisse eingebunden.


    Auch die Qualität der Beschreibung der vielen zwischenmenschlichen Probleme an Bord und an Land und vor allem deren Auflösung geht durchaus in die Tiefe; man hat nie das Gefühl, dass der Autor versucht, eine Situation, in die er sich selbst hineingeschrieben hat, durch einen schnellen Tod eines Protagonisten zu lösen. Dennoch wird sehr viel gestorben; man tut beim Lesen gut daran, sich nicht allzu sehr emotional an bestimmte Charaktere zu binden.


    An den extrem hohen literarischen Standard eines Patrick O’Brian reicht Woodman nicht heran, aber er kann sich durchaus mit dem „Urvater“ des Genres C.S. Forester messen; und die konsequente Beschränkung auf 14 Bände schützen ihn davor, in die Kent’sche Depressionsfalle späterer Bolitho-Bände zu tappen.


    Die meisten Bände wurden von Uwe D. Minge übersetzt, ebenfalls einem ehemaligen Fahrensmann, dessen Biographie der von Woodman nicht unähnlich war. Und auch Minge fing später an zu schreiben (siehe hier), war auch hier in diesem Board (bzw. dessen Vorgänger) aktiv, ehe er für immer von uns schied. (Einige von uns hier im Forum hatten das Glück, ihn noch persönlich kennenzulernen; mich verband mit ihm eine zwar leider recht kurze, aber dennoch tiefe Freundschaft.)


    Zur Handlung selbst, ohne jetzt jedes Buch einzeln zu rezensieren: Die Abenteuer von Nathaniel Drinkwater spielen hauptsächlich zwischen 1779 und 1815. Drinkwater wird uns im ersten Band als 13jähriger Midshipman auf seiner ersten Fahrt auf der Fregatte Cyclops vorgestellt. Wie in anderen vergleichbaren Romanreihen auch hat er mit den üblichen Anfangsschwierigkeiten zu kämpfen, insbesondere mit einem tyrannischen Messeältesten bei den Fähnrichen. Hier heißt der Kerl Morris und wird unserem Helden auch in einigen späteren Büchern immer mal wieder unangenehm über den Weg laufen. Drinkwater bekommt natürlich auch Gelegenheit, sich auszuzeichnen, allerdings geht es mit der Beförderung zum Leutnant nicht so schnell wie man vielleicht erwartet.


    Es ist ein langer Weg, bis er endlich Vollkapitän ist, und das bleibt er auch bis hin zum letzten Band; den einzigen eigenen Wimpel darf er mal zeitweilig als Kommodore eines sog. „Fliegenden Geschwaders“ im gleichnamigen 11. Band der Reihe setzen. Auch das liest man in anderen Reihen anders, da geht es oft bis zum Admiralsrang.


    Und noch eine Besonderheit weist die Karriere von Drinkwater auf: Der Erste Offizier auf Drinkwaters erstem Schiff erkennt früh die Talente des jungen Midshipman und protegiert ihn, als er an Land und geadelt Chef des Marinegeheimdienstes wird. Dadurch hat Drinkwater, als er endlich eigene Kommandos bekommt, das Glück, kaum in den langweiligen, aber dennoch so wichtigen Blockadedienst eingebunden zu sein, sondern ist, zumeist auf sich allein gestellt, rund um den Globus in geheimdienstlichen Missionen unterwegs. Gleichwohl nimmt er aber auch an wichtigen Schlachten des Age of Sail teil: So ist er u.a. als Kommandant eines Mörserschiffes bei Nelsons Sieg vor Kopenhagen dabei, und tragischer Weise als Gefangener auf der Bucentaure, dem Flaggschiff des französischen Admirals Villeneuve, auch vor Trafalgar. (Die Beschreibung der Rückreise des in der Schlacht arg beschädigten französischen Flaggschiffes und des Versuches, die Bucentaure zu retten, ist übrigens für mich eines der absoluten Highlights der gesamten Romanreihe. Nachzulesen in „Die Wracks von Trafalgar“.)


    Einige Handlungsstränge ziehen sich über mehrere Bände und bergen oftmals echte Überraschungen in sich. Und im Gegensatz zu manch anderem Roman-Seehelden beschränkt sich das Thema „Affären“ bei Drinkwater auf eine einzige kurze Episode mit einer Witwe in der Neuen Welt.


    Spannungstechnisch völlig klar, aber nach dem Lesen verschiedener solcher Romanreihen dann doch etwas gleichförmig ist nahezu in jedem der Romane am Ende immer eine finale Seeschlacht mit einem gewöhnlich viel stärkerem Gegner, die dann nach oftmals äußerst brutalem Kampf und hohem Blutzoll natürlich dennoch auch gewonnen wird. Das ist vielleicht der für mich in der Gesamtschau einzige wirkliche Kritikpunkt. Aber vielleicht fällt einem das ja auch nur dann auf, wenn man, so wie ich in den zurückliegenden Wochen, die komplette Romanreihe in einem Stück gelesen hat.


    Insgesamt gehört die Drinkwater-Reihe für mich mit zum Besten, was es an deutschsprachiger maritim-historischer Literatur aus der Zeit des Age of Sail gibt. Wer Spaß an spannenden Abenteuern zur See hat, wird hier genauso bedient wie der, der es genießt, sehr detailreich und zugleich höchst unterhaltsam die verschiedensten Segelmanöver und nautischen Zusammenhänge beschrieben zu bekommen, und auch der historisch interessierte Leser wird seine Freude an den Geschichten unter dem Blickwinkel „Vielleicht ist ja so etwas tatsächlich passiert, möglich wäre es allemal“ haben.

  • Diese Reihe war meine Einstiegsdroge in die Age of Sails-Literatur und ich mag sie nach wie vor. Besonders Die Mörserflottille und Die Korvette habe ich überdurchschnittlich oft gelesen.
    Wenn man überhaupt etwas an der Reihe zu kritisieren hätte, dann wäre es die überdurchschnittlich hohe Mortalität der Protagonisten neben Drinkwater. Ich glaube, da hat sich Woodman mehr von WW2-Schnellbootgefechten inspirieren lassen als von den tatsächlichen Verlustzahlen. Andererseits macht aber gerade das den Irsinn und die Brutalität des Krieges, unabhängig davon, wann er stattfand, für den Leser nachvollziehbarer als wenn Blut durch die Speigatten fließen würde, als ob das Schiff selbst blutet.



    Spannungstechnisch völlig klar, aber nach dem Lesen verschiedener solcher Romanreihen dann doch etwas gleichförmig ist nahezu in jedem der Romane am Ende immer eine finale Seeschlacht mit einem gewöhnlich viel stärkerem Gegner, die dann nach oftmals äußerst brutalem Kampf und hohem Blutzoll natürlich dennoch auch gewonnen wird.

    POB und Forrester scheinen die einzigen Marineschiftsteller zu sein, die sich dieser Art von Dramaturgie standhaft verweigerten (Ausnahmen bestätigen die Regel), im Falle POB manchmal sogar zur schieren Verzweiflung der Leser. Aber sie verstanden es halt auch, dafür andere finale Höhepunkte zu schaffen.

    Glück hat meistens der Mann, der weiß, wieviel er dem Zufall überlassen darf. (C.S. Forester)

  • gerade nach Band 13 &14 geschaut.

    Für die alte Ullsteinausgabe werden um die 30,—€ aufgerufen...

    Wahnsinn. Da werde ich mal nich was rumsuchen, bis ich die zu einem adäquaten Preis bekomme.

    Bände 11& 12 für ca je 7,—€. Geholt.


    aga

    Gentlemen, when the enemy is committed to a mistake, we must not interrupt him too soon.

    Adm. Horatio Nelson

  • gerade nach Band 13 &14 geschaut.

    Für die alte Ullsteinausgabe werden um die 30,—€ aufgerufen...

    Wahnsinn. [...]

    Wow, das ist ein Sümmchen. Wobei ich mich noch dran erinnere daß es irgendeinen Drinkwater-Band, den ich mal gesucht habe als Ersatz für einen etwas aus dem Leim gehenden für über 700 Euro eingestellt war. SIEBENHUNDERT. Ich frage mich bis heute wie jemand auf die Idee kommen könnte daß jemand sowas bezahlt für ein Buch das weder kostbare besondere Originalausgabe ist noch seltene signierte Sammleredition oder in der Art (und selbst dann...) Dir jedenfalls viel Erfolg mit dem Suchen!

    "The pessimist complains about the wind; the optimist expects it to change; the realist adjusts the sails." (William Arthur Ward)