Seekarten bis ca 1650

  • Redaktionell: Leider kann ich nicht an den vorherigen Beitrag anknuepfen, das Forum-System laesst das offenbar nicht zu. Deshalb mache ich ein neues Thema auf, die Administratoren koennen es evtl zusammenfuegen? Cheers..


    Zu den Seekarten


    Die ersten Seekarten waren eigentlich Landkarten in denen sich durch den geographischen Zufall ein Gewaesser befand, primaer das Mittelmeer, das Mediterranee der ‘Alten’.


    Von den Land’aufnahmen’ der Reisenden hatte man eine ungefaehre Vorstellung vom Kuestenverlauf und den Landdistanzen als Tagesreisen (a ca 40-50 moderner km) zwischen den Ortschaften auf allen Ufern und Nebenmeeren, zB Adria und Aegaeis sowie bis zu den Saeulen des Herkules, gegenueber Gibraltar.


    Die alten ‘Seefahrer’, also noch Juan d’Austria (Lepanto), hatten keine weitere Vorstellungen von Navigation ausser einem sehr groben Koppelprogramm, welches sie tags anhand der guenstigen Windrichtung sowie der Sonne und nachts an den Sternen, meist die Richtung der Deichsel des grossen Wagens oder der ungefaehren N-S Ausrichtung des Skorpions auf ihren Kurs bezogen. Zur (Winter)-Jahreszeit des hoechsten Orion-Standes, welcher in seiner Mittelachse eine recht gute Nord-Sued-Ausrichtung ergibt, fuhr man nicht zur See, ausser Kuestenfischerei, in diesen Jahrhunderten.


    Gesegelt wurde ohnehin nur bei guenstigen, konstanten Winden.


    Dazu hatten sie eine Seekarte aus Ziegen oder Schafsleder auf welcher die Kuestenkonturen und die ‘Hafenstaedte’ eingetragen waren.


    Ab ca 1350AD gab es darin auch Kurse, die fest eingezeichnet waren. Diese wurden vom Kartenzeichner eingetragen, uanbhaengig vom kuenftigen Benutzer, und richteten sich nach den damaligen benannten Windrichtungen des Mittelmeeres. So war der Tramontana der Nordwind, also der Wind aus Richtung Norden, aber Segelrichtung Sued, der Levante der Ost usw, wie aus der Karte des Toricelli des 14. Jhdts zu sehen.


    N


    tramontana


    |


    NW maestral | gregal NE|



    W ponente- - - - - | - - - - - - levanter E




    SW gharbi| | xalog SE


    |


    migjom


    S


    Die nicht signifikanten Winde der Zwischenstriche wurden einfach nach Gusto eingetragen, wie die alten Kartographen immer phantasievoll arbeiten mussten, den Fakten gab es wenig genug.


    Durch Teilung der Haupt-Windrichtungen, spaeter Hauptstriche, ergaben sich die Haupt Zwischenstriche (NE, SE, SW, NW) und durch weitere Unterteilungen die Zwischenstriche, sodas die Rose dann irgendwann 32 Striche hatte, von denen vielleicht nur ein Drittel tatsaechlichen, vorherrschenden Windrichtungen entsprachen.


    In diese Karte wurden auf gleicher Hoehe, heute Breite, mehrere dieser Windrosen eingetragen, sodass der Seefahrer seine Kurse auch parallel ablesen konnte.


    Aber nun hatte man eine Karte und Richtungen.


    Hauptproblem waren aber die Distanzen. Es gab keine genormten Entfernngsangaben. Man rechnete mit Leaguas, nach heutigem Verstaendnis Meilen, aber es gab die venezianische Landmeile, die spanische Landmeile … usw


    Die heutige Seemeile war noch lange nicht in Sicht.


    Noch Columbus, welcher ein sehr genaues Tagebuch fuehrte, rechnete und mass mit der Genoeser/Venetianischen Meile von 1.24km von denen 4 auf eine portugiesische ‘legua nautica’ gehen, welche nach heutigem Mass 2.67nm ergibt.Ein Tagesetmal, also Distanz auf offener See von Mittag zu mittag betrug etwa 30lm (80nm).


    Der naechste Schritt, so spaet wie ungefaehr gegen 1630aD waren recht genaue Kuestenkarten fuer die Regionen in denen es eine stabile Regierung oder etablierte Handeslinteressen gab. Beispiel Russland, Daenemark(damals eine europaeische Grossmacht mit den Kolonien Schweden, Norwegen, Island, Groenland und weitere Inseln), England, Frankreich, Venetien, Spanien und Portugal.


    Diese Kuestenkarten wurden an Land mittels Triangulation und Hand(Ketten)-vermessungerstellt. Triangulation beruht auf den Gesetzen der ebenen Trigonometrie welche u.a. beweist, dass wenn man von einem Dreieck eine Seite und die beiden anliegenden Winkel hat, man die beiden fehlenden Seiten nach Laenge und fehlendem Winkel berechnen kann.


    Die fruehen Vermesser massen also eine Basislinie aus und fuegten an Land Dreieck an Dreieck und konnten mit kleinsten Dreiecken praktisch jede Flaeche vermessen und definieren.


    Beispiel:


    X markanter Punkt oder ‘cairn’


    C


    b a





    / .


    / .


    / 70grd Winkel gemessen .


    Amit Diopterscheibe* B. 60grd Winkel gemessen


    x…………………………………………………………………………………………………………x


    (Grenzstein)/\ Vermessungspunkt (Stein) Markanter Punkt|abgemessen 30 chain a 66ft = 1980ft|


    *Theodoliden gab es erst viel spaeter


    ** 1 chain = 66ft = 100 links (= 20.12m) – 1620 eingefuehrt in England


    C errechnet> 180grd – 70 – 60 = 50gdr


    b errechnet> nach dem Sinus-Satz: b/c = sinB/sin C umgestelltb = sinB/sinC x c =


    sin 60grd/sin50grd x 1980ft = 0.866/0.764 x 1980 = 2240 ft .


    Nach dieser Methode konnte jede Kontour errechnet und vermessen und an das bestehende Vermessungsnetz angeschlossen werden.


    Direkte Entfernungen (Punkt C zur Basislinie A-B) konnte man mit dem Phytagoras Satz oder dem Tangens Satz ermitteln.


    Das ging an Land recht gut. In Meersbuchten und auf See musste man sich durch Kreuzpeilungen behelfen, die sehr ungenau waren, beruecksichtigt man die rohen Kompassrosen der damaligen Zeit und die unzureichende Peileinrichtungen.Es wurden daher oft Deckpeilungen, sogenannte ‘ranges’ verwandt.
    Fortsetzung folgt

  • Leider hat das System meine 'Schreibmaschinen-Grafiken' - nicht mit uebernommen, bitte um Nachsicht und Info wie ich einfache Skizzen kuenftig einbauen kann. Cheers

  • Dadurch das Du dem Bericht eine neue Überschrift gegeben hast gab es ein neues Thema.
    Zu den Grafiken: vielleicht zeichnen und als Foto oder Scan einfügen.



    Ansonsten spannende Sache. Habe hier aus alten DDR beständen eine Mappe mit alten KArten zwischen 14Jhd und 19.Jhd. Da sieht man solche Phantasien recht häufig.


    Aga

    Gentlemen, when the enemy is committed to a mistake, we must not interrupt him too soon.

    Adm. Horatio Nelson

  • Ich habe versucht die 'Seekarten' an den Vorbericht anzuhaengen. das hat nicht funktioniert, vermutlich weil zu lang. Ich werde die 'Malings' demnaechst zeichnen und scannen und dann werden sie hoffentlich angenommen.
    Cheers