Traditionelle Navigation - Anfaenge, Mittel und Methoden

  • Zur Einfuehrung:
    Wenn wir die Literatur des ‘age of sail’ (AoS), fuer mich beginnened etwa mit den portugiesischen Afrikaentdeckungen, aus der Sicht des damaligen Seemanns, betrachten, so war die Navigation bis in das erste Drittel des neunzehnten Jahrhunderts eine extrem schwierige, weil geheimnisvolle, Sache.
    Die Entwicklung von Harrison’s Chronometer und die sonstigen Errungenschaften der geballen Europaeischen Mathematiker und Astronomen haben das etwas gemildert. Den wahren Durchbruch erzielte, auf den aelteren Grundlagen aufbauend, allerdings erst der amerikanische Cpt Sumner 1836 und der franzoesische Admiral Marq StHilaire 1865. Von daher bis zum seegehenden RADAR von 1941 gab es dann schrittweise Verbesserungen.


    In den Romanen des AoS und in zeitgenoessischen Berichten liest sich ueber die vor-Sumnersche Standortbestimmung:
    - ….a foolscrab of unintelligible calculations…
    - dass sich die damaligen midshipmen vor der Nav-Pruefung fuerchteten
    - Mr. Hornblower war natuerlich ein Genie - und beherrschte die damaligen Rechen- und Beobachtungsprocedere
    - Josuah Slocum schreibt noch 1905(?) dass er mit nur einem billigen Wecker eine sehr genaue AstroNavigation nach Monddistanzen bewerkstelligte.




    Aber zur Sache mit den Anfaengen:
    Als ‘Navigation’ in diesem engeren Sinne (Im Angelsaechsischen, wo ja viele der AoS-Romane spielen, wird unter ‘navigation’ oft allgemein die Seefahrt bezeichnet, zum Beispiel den britischen ‘Navigation Act von 1651’ und folgende.) betrachte ich:
    1. die terrestrischen Grundlagen, also Masseinheiten, Vermessung der Kuesten und des Meeres, Kartenentwurfslehre, Seekarten, Gradnetz,
    2. die mathematischen und astronomischen Ideen und Grundsaetze, welche zu den praktikablen Nav-Procedere fuehrten
    3. Die Entwicklung und gekonnte Handhabung von Navigationsinstrumenten und -Geraeten
    4. Die Entdeckung neuer Kontinente, Inseln, Gefahren und Wettersysteme.
    5. Die Bestimmung der Zielhaefen und die mentale Ueberlegung des Schiffsfuehrers welche Richtung (Kurs) er waehlen werde.
    6. Die Ortsbestimmung unter Land und auf See zur Kontrolle und zum Einhalten dieser Kurse
    7. Die sichere Durchfuehrung einer Reise und die sichere Heimkehr. (Trampfahrten, wie sie im frueheren 20. Jhdt aufkamen, kannte man frueher eigentlich nicht.)


    I. Die fruehen Portugiesen
    Wer jemals an einem trueben Tag auf See den Landhorizont hat untergehen sehen ohne einen vertrauensbildenden Blick auf die Kompassrose werfen zu koennen, kann vielleicht den alten Seefahrern nachempfinden, wie sie sich fuehlten bei Versinken der Kueste.


    Die Alten des Mittelmeeres waren in der Kuestenschiffahrt versiert und kannten ihre heimischen Windsysteme. Von den Arabern hatten sie gelernt, die Streckenleistung ihrer Schiffe pro Tag (Was wir auf arabisch-deutsch etmal nennen) einzuschaetzen, das waren ca 90- 100sm nach heutiger Rechnung. (An Land dachte man damals auch in Tagesreisen, das waren ca 50km, es sei den militaerisch beim ‘forced march’) Und wenn es von Barcelona nach den Balearen drei Tagesreisen waren, so hoffte man dass der Nord so lange durchhalten moege.
    Gesteuert haben die Alten des Mittelmeeres nach der Sonne und nachts nach den Gestirnen insbesondere der ‘kleine Wagen oder kleiner Baer’ und als ‘Kompass’ diente ihnen auch die konstante Windrichtung.
    Ansonsten hangelte man sich der Kueste entlang und vermerkte dort markante Punkte, die man per ‘Erfahrung’ auf frueheren Reisen notiert hatte.


    Die Phoenizier hatten gegen 610 BC, auf Order des aegyptischen Koenigs Necho, Afrika von Ost nach West umrundet, also um das heutige Kap der Guten Hoffnung, Diese Kenntnisse sind verloren gegangen, vermutlich bei der ‘bilderstuermenden’ Verbrennung der Bibliothek in Alexandria um 650(?)AD, durch die fanatischen Anhaenger der neuen Religion der Moslems.


    Aber Griechen, Roemer, Araber, Kreuzfahrer, Venetianer, Wikinger (Normannen) und viele andere mehr befuhren nach wie vor das Mittelmeer und die Nordeuropaeischen Kuesten. Diese Seefahrt an sich war, was wir heute ‘grosse Kuestenfahrt’ nennen.



    Viele der alten Schiffe im Mittelmeer und im Nordmeer waren ja Galeeren oder ‘Halbgaleeren’ norwegischen Boote wurden ja auch haeufig gerudert, noch bis Junan d’Austria (Lepanto 1540). Sie liessen sich relativ gut manoeverieren (im Vergleich zu einer zeitgenoessischen Hanse-Kogge). Segeleigenschaften wurden zu Gunsten von Ladung und Unterbringung von Kriegern vernachlaessigt. Erst als die Reisen so lang wurden, dass man in kleinen Schiffen die grosse Besatzung nicht mehr ernaehren konnte ging man auf Ganz-Segler ueber und versuchte die Segeleigenschaften zu verbessern.
    Auch die ‘Sta Maria’ des Kolumbus war ein schlechte Segler, so versteht man, dass ihm Pinta und Nina oefter fortsegelten.


    Zu Beginn der Navigation der Entdeckerzeit (ab ca 1440) hatten wir folgende kartografische Lage:
    Mittelmeer:
    Die Kuesten Europas und Afrika’s waren inzwischen recht brauchbar kartografiert. Bereits damals wurde ueber jede laengere Land- oder Seereise berichtet und die interessierten Wissenschaftler, Kartographen, Astronomen, Mathematiker, Geografen und Handelsherren standen mit den Kapitaenen und Reisenden in Verbindung.


    Atlantik:
    Nach Sueden war die Kueste Afrika’s etwa bis zum Cap Blanc bekannt. Nach Norden: Island, Irland, England, das Europaeische Festland waren bekannt. Groenland war als ‘Saga’ bekannt aber nicht ‘kartografiert’, nach damaligen Vorstellungen. Cabral, Vasco da Gama und Bartholomeu Diaz erweiterten die Kenntnise um Afrika und das oestliche Suedamerika, letzteres zeitgleich zu Columbus.


    Jenseits Arabiens:
    Man wusste, das China und Indien eine Seekueste hatten, die nach Osten zeigte. Man hatte von Japan gehoert, ua von Marco Polo aber auch von portugiesischen ‘Spionen’ welche die Gewuerzstrasse auskundschaften sollten.
    Die zeitgenoessische Karte ist die von Toscanelli, vermutlich datierend von 1475. Diaz und da Gama fuegten Ostafrika dazu.


    Wird bei Interesse fortgesetzt….

  • oh ja , bitte mehr , aber auch verständlich für Binnenländler wie mich

    " Suche die Wahrheit hinter den Dingen, wähle deine Feinde mit Bedacht und lege dich nie offen mit einem Drachen an" (Chinesisches Sprichwort)

  • immer her damit Chief Mate.
    Da kann man nicht dümmer von werden..


    Aga

    Gentlemen, when the enemy is committed to a mistake, we must not interrupt him too soon.

    Adm. Horatio Nelson