Long may you run

  • Kaum zu glauben, aber mein persönlicher Gitarrengott wird heute 70 Jahre alt. Ich spreche von Neil Young, diesem unfassbaren Rockphänomen, der sich überall und nirgends einordnen lässt, weil er sich nicht durch irgendwelche Ettiketierungen in seiner künstlerischen Freiheit einengen lassen will. Damit widersetzt er sich bewusst den Gesetzen des Marktes, dem auch der Rock seit eh und jeh unterliegt.
    Seine Klassiker, wie Cinnamon Girl, Down by the River, Cowgirl in the Sand, um nur mal die Höhepunkte eines Albums zu nennen, waren der Soundtrack meiner Jugend.
    Es sollte bis zum 9.7.1996 dauern, dass ich ihn endlich einmal live erleben durfte. Es war in der Waldbühne, kaum eine bessere Location wäre für mich denkbar gewesen, obwohl das Wetter für einen Julitag eher unterirdisch war. Natürlich war ich rechtzeitig vor Ort, um mir einen Platz direkt vor der Bühne zu sichern, auch wenn das mit langem, sehr langem Stehen verbunden war. Was folgte kam mir vor wie Weihnachten, ich wartete auf die Bescherung. Doch davor hatten die Veranstalter zunächst einmal Alanis Morissette gesetzt, damals eine junge Künstlerin, die gerade ihren Durchbruch geschafft hatte und auf MTV hoch und runter gespielt wurde. Eigentlich mag ich sie, mochte sie schon damals, doch die nun folgende Stunde erschien mir endlos, denn eigentlich wollte ich nur IHN sehen.
    Dann war es endlich soweit, vier alte Herren in Holzfällerhemden betraten die Bühne und legten sofort los. Hey hey my my, Rockn´Roll will never die...
    Es folgten gut zwei Stunden wie im Rausch, womit ich nicht die süßlichen Rauchschwaden meine, die ich seitdem immer dann zu riechen glaube, wenn ich einen Song von Neil Young höre. Er spielte damals so ziemlich alles, was ich von ihm hören wollte, was bei dieser Rock-Diva auch nicht selbstverständlich ist. Was blieb war ein unvergesslicher Abend mit einem meiner größten Musikhelden.
    Heute wird der alte Mann also 70 Jahre alt und trotzdem habe ich noch immer das Gefühl, von ihm noch sehr viel erwarten zu können, denn die Quelle seiner Inspiration ist noch lange nicht versiegt. So, keep on rockin´in the free world Neil. :yeah:

    Glück hat meistens der Mann, der weiß, wieviel er dem Zufall überlassen darf. (C.S. Forester)