Das schaumburg-lippische Artillerie-Corps wurde im Jahre 1752 von Graf Wilhelm Friedrich Ernst zu Schaumburg-Lippe (*1724 - +1777) errichtet.
Obwohl Graf Wilhelm lediglich über einen deutschen Mikrostaat herrschte, gilt er als einer der bedeutendsten Militärtheoretiker des 18. Jahrhunderts.
Sein Spitzname: „Der Kanonengraf“ deutet darauf hin, daß die Artillerie seine Lieblingswaffengattung war. Doch entgegen seines martialischen Spitznamens verfocht Graf Wilhelm die These, daß der einzig gerechtfertigte Krieg ein Verteidigungskrieg sei.
Die schaumburg-lippische Armee war, in Relation zur Bevölkerungszahl der Grafschaft riesig. Ca. 10.000 Einwohner wurden von einer Armee von 1.000 Mann verteidigt. Das Artillerie-Corps stellte über ein Viertel der Armee. 350 Mann an 45 Geschützen jedweder Bauart.
Die Geschützbesatzungen rekrutierten sich hauptsächlich aus schaumburg-lippischen Landeskindern.
Im Gegensatz zur Praxis anderer europäischer Länder, stand die Offizierslaufbahn im schaumburg-lippischen Artilleriecorps nicht nur Adeligen, sondern auch Bürgerlichen offen. Das Zitat Napoleons, daß jeder Soldat bereits seinen Marschallsstab im Tornister trägt wurde quasi von Graf Wilhelm zu Schaumburg-Lippe vorweg genommen.
Aus diesem Grund mußte auch jeder einfache Kanonier der schaumburg-lippischen Artillerie des Lesens, Schreibens und Rechnens kundig sein.
Da Hessen-Kassel seit je her begehrlich auf die kleine Grafschaft blickte, entwickelte Graf Wilhelm eine ausgeklügelte Verteidigung mittels Forts und befestigter Stellungen. Zudem verbündete er sich mit Preussen als starken Alliierten. Das Kurfürstentum Hannover/Großbritannien war ihm durch verwandschaftliche Verhältnisse eh ein starker Verbündeter.
Im siebenjährigen Krieg (unserem Darstellunszeitraum) kämpfte das Artillerie-Corps aufgrund eines 1756 mit England geschlossenen Subsidienvertrags auf Seiten der Briten.
Es wurde hauptsächlich auf dem westlichen Kriegsschauplatz (das heutige Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Hessen) eingesetzt.
Es war an den folgenden Gefechten, Schlachten und Belagerungen beteiligt:
Krefeld, Minden, Vellinghausen, Wilhelmstal, Münster, Kassel.