HMS Mercury - Fregatte der Enterprize-Klasse; Shipyard-Kartonmodell, 1:72

  • Aye, Mate!


    Ich bin vor allem auf das Herstellen des Wassers gespannt.


    Cheers!


    Angarvater

    To the optimist, the glass is half full.
    To the pessimist the glas is half empty.
    To the engineer, the glass is twice. As big as it needs to be.

  • Auf jeden Fall aber wieder zurück zum Maßstab 1:96.

    Kann ich gut verstehen. ich meine, nach einem so grobmotorischen Holzhacker-Modell wie der Mercury, kann schon der Drang nach etwas feinerem aufkommenchainsaw

    entweder die russische Brigg Olymp von Shipworks oder die komplette Kolumbusflotte von Shipyard

    Du weisst, was ich mir wünschen würde:D


    Beste Grüsse

    Peter

  • Du weisst, was ich mir wünschen würde

    Wir sind hier aber nicht bei "Wünsch dir was", sondern bei "So isses!". :D Aber vermutlich wirst du recht zufrieden sein, wenn es dann irgendwann mit dem nächsten Projekt in der Schiffswerft Köpenick weitergeht. ;)


    So, Leute, da hab ich heute wieder mehrere Stunden am letzten Segel gearbeitet und habe das Gefühl, kaum voran gekommen zu sein.

    Immerhin, das Segel ist am Mast! Es ist Wahnsinn, was für dieses eine Stück Tuch alles benötigt wird.


    Aber vorher hatte ich noch ein Problem zu klären. Der von mir ansonsten so überaus hochgeschätzte Herr Schrage hat in seinem Buch auch mal einen dicken Klops versteckt. Bei der Führung des Taljeläufers vom Fall der Kreuzbramrah habe ich mich haargenau an sein Buch gehalten. Der Belegplan in Abb. 452 zeigt, dass dieses Tau genau auf den mittleren Nagel der Mastbeting kommt. Und das sieht dann so aus:


    Finde den Fehler... Richtig, wie sollen da jetzt eine Gaffel und ein Giekbaum angebaut werden? Also musste ich umtakeln, fand aber zum Glück auf der steuerbordseitigen Nagelbank an den Besanwanten noch einen freien Belegnagel.


    Und dann konnte es losgehen. Dachte ich - schaute aber sicherheitshalber nochmal in den eben so gescholtenen Schrage. Oh, noch zwei weitere Taue müssen an die Spitze der Gaffel, mit am anderen Ende eingebundenen Blöcken, das werden die Geerden. (Geerden dienen zum seitlichen Stellen der Gaffel und um das Rundholz mittschiffs zu halten, wenn kein Segel gesetzt war. Bei gesetztem Segel hält nur die luvseitige Geerde.) Ach ja, und die Gaffel braucht ja auch ein Klaufall. Das Piekfall war vorbereitet, Tau befestigt, Block auf dem Baum und Doppelblock am Eselshaupt. Für das Klaufall musste erst noch ein weiterer Doppelblock um den Masttop gehängt werden, ein zweiter Doppelblock eingebunden und an der einen Seite mit dem Taljereep und an der anderen Seite mit einem Haken bestückt werden. Jetzt fing die Fummelei an. Zuerst das Piekfall durch die Blöcke fädeln und den Baum damit so langsam in Position bringen. Jetzt die beiden Blöcke für das Klaufall mit dem Taljereep verbinden, den unteren Block in den Augbolzen auf der Klau einhängen und langsam die Talje anziehen. Dabei das Piekfall weiter anziehen. Mit den restlichen freien Händen darauf achten, dass das ganze andere Fadengedöns nicht im Weg ist und sich nirgends irgendein Tau da festhakt, wo es das nicht soll.

    Dann befestigte ich das noch lose Ende des Perlenracks, was auch nicht ohne Beihnahe-Fingerbrechen abging.

    Jetzt konnte ich das Segel am Mast befestigen. Da brauchte es auch mehrere Versuche, ehe Schlaufe für Schlaufe so gelegt war, dass an keiner Stelle eins der vielen Taue, die da in unmittelbarer Mastnähe aus den unerfindlichen Höhen der Takelage kommen, mit eingebunden wurde.

    Jetzt hängen da "nur" noch auf jeder Seite je drei Dempgordings, ein Aufholer und eine Geerde. Ach ja, die Brasstaue der Marsrah sind auch befestigt; die Brassen der Bramrah kommen morgen an die Reihe.


    So schaut es derzeit aus:


    Hier sieht man recht gut das Piekfall , auf dem zweiten Bild das Klaufall und im dritten die vollgepackte Piek der Gaffel.



    Als nächstes kommt der Giekbaum dran, hier muss ich noch Fußpferde anbringen und die Talje für die Schot vorbereiten. Der Aufliegerkragen für diesen Baum ist bereits am Mast. Wenn der dann auch an Bord ist, wird das Segel vorn und hinten daran befestigt, anschließend wird dann wieder gefönt. Erst wenn das Segel dann in der endgültigen Position ist, werde ich die vielen losen Enden ordentlich belegen. Ist also noch einiges zu tun.

    Aber eins kann man schon mal sagen: Jetzt, so mit dem Gaffelsegel, sieht die Mercury schon richtig gut aus.:sun:

  • Was für ein feines Schiff, und was für eine ordentliche Arbeit!


    Aber solche Sachen wie Du sie beim Schrage hier gerade Wiede erlebt hast kommen in allen diesen mehr oder weniger historischen Abhandlungen über Takelungen vor. Schrage ist da m.E. nach deiner der besten Autoren. Gerade bei den Schiffen aus Nelsons Navy ist mir aufgefallen, daß häufig die selben Grafiken durch die Jahrzehnte von Buch zu Buch gewandert sind. Nun, und wenn da mal etwas zu Anfang daneben gegangen ist wurde das weiter geschleppt.


    Noch "lustiger" ist das bei den Schiffen der Tudorzeit und etwas später, da niemand original Aufzeichnungen geschweige denn Schiffe heute gesehen oder gefunden hat.


    Egal bei diesen netten Lateiner Takelungen gibt es den Bildern nach einen Haufen Tampen, die wohl so oder ähnlich geschoren wurden. Nur wo diese ganze Seilwuhling auf Deck auflief ist reichlich unklar. Haeckel ist da noch am sichersten. Ich mache es dann so, daß ich die Seile takele und auf Deck führe. Zuerst da wo es z.B. Hoeckel vorschlägt, und dann probiere ich aus ob das auch so gehen kann. Das ist der Grund warum ich die Lampen erst belege wenn ich meine, daß sie am richtigen Platz angekommen sind.


    Cheerio!


    Angarvater

    To the optimist, the glass is half full.
    To the pessimist the glas is half empty.
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  • Sollte es auf dem Kartonmodellmarkt in nächster Zeit keine Überraschungen geben, wird es entweder die russische Brigg Olymp von Shipworks oder die komplette Kolumbusflotte von Shipyard. Auf jeden Fall aber wieder zurück zum Maßstab 1:96.

    Und ich überlege, ob ich nicht doch lieber etwas größer baue, um meinen grobmotorischen Fingern Rechnung zu tragen.

    Ich finde auf dem Kartonmarkt hat sich gerade im kleineren Maßstab in letzter Zeit eine Menge getan. Da gibt es noch einige schöne Engländerinnen, allen voran die Leopard.

    Gruß Christian


    Auf dem Zeichenbrett und in der Werft: Naval Cutter Alert, 1777
    "Behandle jedes Bauteil, als ob es ein eigenes Modell ist; auf diese Weise wirst Du mehr Modelle an einem Tag als andere in ihrem Leben fertig stellen."

  • hmmm?


    Eure Bilder und Beschreibungen führen mich zur Überlegung vielleicht auch mal über ein Kartonschiff nachzudenken. Aber mal sehn und abwarten.

    To the optimist, the glass is half full.
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    To the engineer, the glass is twice. As big as it needs to be.

  • Eure Bilder und Beschreibungen führen mich zur Überlegung vielleicht auch mal über ein Kartonschiff nachzudenken. Aber mal sehn und abwarten.

    Wir kriegen Euch alle!:D

  • Ich danke euch allen für die netten Kommentare und Likes! fr18


    Heute nur ein kurzer Zwischenbericht, ohne Bilder. Dieses letzte Segel hat es wirklich in sich. Kein anderes Segel hat derartig viele Taue und Taljen und sonstigen Kram. Ich bin ein Stück weiter, ja, aber noch lange nicht am Ziel. So bekam der Giekbaum auch noch die Baumtopnanten, zwei Taue, die beidseitig zum Masttop laufen, dort durch Leitblöcke geschoren werden und dann an Deck mit Anholtaljen befestigt werden. Das alles entsteht aus einem Tau, welches mittig an der Piek des Baumes befestigt wird. Die Doppelblöcke für die Taljen müssen also an Bord eingebunden werden, und für die Gegenblöcke brauchte es noch zwei Augbolzen an Deck zum einhaken.

    Die Kräfteverhältnisse sind hier besonders spannend. Man muss probieren und gut überlegen, in welcher Reihenfolge man welche Taue strafft und belegt. Holt man die Schot zu dicht an, kommt der Baum nicht nach Steuerbord - da muss er hin bei der Stellung der anderen Segel. Die Baumschot braucht genügend Spiel, damit der an einer Kausche befestigte Block auf dem Metallbügel, der an Deck festgebolzt wurde, gut hin und her laufen kann. Die Baumtopnanten dürfen nicht zu viel Zug bekommen, sonst flappt das Segel. Das Klaufall der Gaffel muss auch immer im Blick gehalten werden. Auch die Brassen der Mars- und Bramrahen wollen mitspielen, und die Geerden hab ich noch gar nicht so weit, dass ich sie zumindest provisorisch belegen könnte. Bei den Dempgordingen suche ich noch geeignete Belegpunkte. Und so weiter... fie

    Aber unser Motto hier im Berliner Marinezimmer lautet wie immer: Alles wird gut! :pf: Freuen wir uns also gemeinsam auf hoffentlich schöne Fotos eines fertig getakelten Besansegels. :wink:

  • Na gut, Speedy, ich schau mal, was ich da machen kann. :D


    So, Leute, habe fertig! Also das, was man gemeinhin unter Takelage versteht, stehendes und laufendes Gut der Masten, Stengen, Rahen und sonstiger Rundhölzer und natürlich auch der Segel.

    Heute hatten wir hier in Berlin wunderschönen Sonnenschein, da habe ich schnell ein paar Bilder gemacht, bevor Klärchen wieder weg war.

    Was auf diesen Fotos noch fehlt, sind die Geerden, die hab ich aber mittlerweile auch dran. Ebenso sind die restlichen Drehbassen angebracht; die Marse von Groß und Besan haben bereits ihre Geländer zurück. Aber das zeige ich dann später.




  • Was für eine Schönheit. Ich konnte mich ja letztes Jahr vor Ort kaum an ihr satt sehen, aber jetzt ist sie perfekt. hail

    Glück hat meistens der Mann, der weiß, wieviel er dem Zufall überlassen darf. (C.S. Forester)

  • Das letzte Segel? Mir deucht, Du hast da etwas vergessen.

    Man könnte meinen, an dem, was jetzt kommt, ist Speedy schuld. Tatsächlich schlummerte diese Idee aber schon lange in meinem Kopf umher und nahm spätestens, als ich genau den richtigen Fang im Internet machte, konkrete Gestalt an.


    Entgegen früheren Planungen befindet sich meine Mercury nicht unmittelbar vor einem Gefecht, nein, sie schippert bei einem schönen raumen Wind elegant über den Atlantik, unterwegs zu den Kolonien in der Karibik. Kurz hinter dem Ärmelkanal war die Mercury in einen heftigen Sturm geraten, bei dem das Großbram-Stagsegel einen heftigen Riss bekam. Jetzt, mit den Azoren im Rücken, war für den Segelmeister Phileas Hammond endlich die Gelegenheit da, sich dieses Tuches anzunehmen und eine neue Segelbahn aufzunähen. Der junge Bootsmannsmaat Derrick Smith hatte sich seit Beginn der Fahrt sehr interessiert an allem, was mit den Segeln zu tun hatte, gezeigt, und so nahm ihn sich Hammond kurzerhand beiseite, um ihn zu fragen, ob er ihm vielleicht mit dem kaputten Stagsegel helfen wolle. Mit Begeisterung sagte der junge Maat zu, holte sich das OK beim Bootsmann und bugsierte mit dem alten Segelmeister gemeinsam das Tuch aus der Segellast aufs Vordeck, wo um diese Zeit der meiste Platz und die meiste Ruhe herrschte.

    Und da sind sie nun beide beschäftigt, und Hammond spult ganz nebenbei eine gehörige Portion Seemannsgarn ab...



    Es sind übrigens derzeit schon 9 Matrosen und zwei Offiziere an Deck, und es werden in den nächsten Tagen noch viel mehr. Nur falls ihr euch fragt, was ich denn jetzt an meinem Schiffchen so mache... :sun:

  • sie schippert bei einem schönen raumen Wind elegant über den Pazifik

    Jetzt, mit den Azoren im Rücken

    :lupe:


    Sehr geil!

    Beste Grüsse

    Peter