HMS Mercury - Fregatte der Enterprize-Klasse; Shipyard-Kartonmodell, 1:72

  • Na da kommen bestimmt noch "Strippen" dran,

    Sieht aber sehr gut aus.


    Aga

    Gentlemen, when the enemy is committed to a mistake, we must not interrupt him too soon.

    Adm. Horatio Nelson

  • Toll das man für Brassen bei den Blindesegeln Trisse sagt... völlig logisch. crazy

    Kein wunder das Maturin da verzweifelte.


    Aga

    Gentlemen, when the enemy is committed to a mistake, we must not interrupt him too soon.

    Adm. Horatio Nelson

  • Nicht erschrecken, das bin nur ich. :D


    Es geht weiter auf meiner Werft. Ja, die Ruhephase war ungewöhnlich lang und nüchtern-logisch nicht so richtig zu begründen: Ruhestand, neues Heim eingerichtet, alles im Lot, jetzt auch noch stark eingeschränkte Möglichkeiten der Außentätigkeiten... Beste Voraussetzungen also für ein ungestörtes Werkeln am Schiffchen. Aber wie auch immer, manchmal braucht man einfach mal eine längere Projektpause.

    Gedanklich rumorte da aber schon lange einiges in meinem Kopf herum, und nun folgen endlich wieder Taten.


    Nachdem ich zuletzt die erste (segellose) Rah angebracht hatte, will ich mich jetzt um die Stagsegel kümmern. Die meisten werde ich im geborgenen Zustand zeigen, aber auch das erfordert einiges an Arbeit und auch an vorherigen Überlegungen:


    Zum Bausatz der Mercury gehört auch ein kompletter Segelsatz - aus Stoff natürlich. Was mich anfangs irritiert hat: Es sind viel mehr Segel als der Bauplan vorsieht. Schaue ich dann aber in meinen Schrage, sehe ich, dass Shipyard exakt alle Segel beigefügt hat, die historisch korrekt vorgesehen waren. Der Bauplan verzichtet aber auf Fockstagsegel, Großstagsegel, Mittelstagsegel und Besanstagsegel. Gleichwohl liegen diese auch bei. Das finde ich gut - so hat der Modellbauer, der gern alle Stagsegel zeigen will, auch die Möglichkeit, alle Segel in der selben Farbe und Stoffart zu verwenden.

    Ich werde zwar auch nicht alle, aber doch die meisten davon anbringen; im Detail gehe ich darauf später ein.


    Wie ich bereits berichtet habe, beabsichtige ich ein Diorama mit einer Gefechtssituation zu gestalten. Über die Details habe ich noch nicht vollständig Klarheit; auf jeden Fall werde ich der Wind- und Positionssituation entsprechend einige Segel gesetzt und einige geborgen zeigen. Fest steht, dass die allermeisten Stagsegel wohl eher geborgen sein werden.


    Vielerorts kann man lesen, dass man bei einem so kleinen Maßstab wie dem, in dem ich baue (ja, das zählt als klein!), geborgene Segel nie nicht aus Stoff fertigen soll, sondern bestenfalls aus Papier, weil sonst zu dick und so. Ich will nun, allen anderen Meinungen zum Trotz, versuchen, die Stoffsegel von Shipyard zu nutzen und bin gespannt auf das Ergebnis.


    Und so habe ich mit dem Besan-Stagsegel begonnen. An der Stelle gleich mal ein dickes Sorry. Ich habe wild drauflos gearbeitet und erst sehr, sehr spät daran gedacht, auch mal ein paar Fotos zu machen. Darum in Kurzfassung, was sich da so getan hat:

    Das Segel wurde mit Liektauen versehen, die entsprechend Hörner wurden dabei eingearbeitet.

    In die siebente Stoffbahn wurden beidseitig Kauschen zur Führung der Geitaue eingenäht.

    13 Stagreiter wurden aus Draht geformt, eingebunden und am Kopfliek befestigt.

    Das speziell für dieses Segel nötige Stag wurde gefertigt (großes Stagauge mit Maus, im Besantop aufgelegt)

    Ein Leitkragen zur Führung des Stags wurde gebaut und angebracht. Am Stagkragen Leitblöcke für die Geitaue und den Niederholer angebracht.

    Der Niederholer wurde am Fallhorn befestigt und durch die Stagreiter gefädelt.

    Schotblöcke sowie die Schottaue wurden am Schothorn angebracht.

    Das Fall wurde am Besantop befestigt.

    Führungsblöcke für Schoten und Fall wurden eingebunden, mit Haken versehen und in Augbolzen an den richtigen Stellen an Deck eingehakt.

    So, ich glaube, ich habe nichts vergessen. Der Rest folgt bald. Eine Funktionsprobe an einem Dummy (da noch ohne Geitaue) war zufriedenstellend, ich glaube, das sieht am Ende richtig gut aus. Bald schon - also vermutlich noch (guckt auf Uhrzeit) heute werde ich auch das Besan-Stagsegel an seinem angestammten Platz zeigen.


    Jetzt die Trostpflästerchen - ein paar Fotos hab ich ja. :)


    Der Probelauf des Segels, gesetzt und eingeholt:


    Hier ein Großteil der vorbereiteten Einzelteile:


    Und alles unter den strengen Augen des Captains:


    :D

  • Hallo Bonden


    Nicenice, es geht weiter! Kürzlich wurde ich selber ja bezichtigt, meine Baupausen nähmen Bonden'sche Ausmasse an. Ich konnte das nicht auf mir sitzen lassen:D

    Erstmal aber schaue ich Dir zu und werkle selber an meiner Muleta weiter, die ich hier ja Wettbewerbstechnisch nicht zeigen darf. Bis dahin hast Du mich wieder genug hibbelig gemacht, dass es an meinem Wölfchen dann auch weiter geht.


    Auf Deine Erfahrungen mit den Stoffsegeln bin ich sehr gespannt. Im Falle der Wolf ist nicht die Materialstärke in erster Linie störend, sondern vielmehr das grobe Gewebe.


    Viel Spass und beste Grüsse

    Peter

  • Aye, Bonden,


    sehr schön, dass Du den Weg zurück in die Werft gefunden hast.

    Zu den Segeln. Ich baue im Augenblick ja am liebsten in 1:32, da verwende ich alte weiße Oberhemdenstoffe. Struktur, na ja die passt da schon ganz gut. Selbst bei den kleineren Maßstäben geht das meiner Meinung nach ganz gut. Bei den Befürchtungen, dass geborgene Segel aus Stoff zu dick sind oder aussehen habe ich den Eindruck, dass sich bei den Betrachtern die doch sehr dünnen Dakronsegel der heutigen Segler als Maß der Betrachtung eingeschlichen haben. Die alten Segel waren je mehrfach so dick und steif und gaben bestimmt ganz anständige Bunschen ab, wenn sie untergeschlagen wurden. Wie dick und steif solche älteren Segel waren erläuterte mir mal ein Segelmacher anhand der heute so bei Sportbooten beliebten Rollfock. Die Idee dazu gab es schon lange, nur wurden die aufgerollten „Altsegel“ so dick, dass das einfach nicht funktionierte, zumal die Naturfasersegel bei Wetter sehr viel Wasser aufnahmen und auch hielten, was die Lappen richtig schwer und z.B. Frost steif und bockig machte.

    Cheerio


    Angarvater

    To the optimist, the glass is half full.
    To the pessimist the glas is half empty.
    To the engineer, the glass is twice. As big as it needs to be.

  • Bald schon - also vermutlich noch (guckt auf Uhrzeit) heute werde ich auch das Besan-Stagsegel an seinem angestammten Platz zeigen.

    Und schon ist es soweit. Das hat jetzt nochmal viel Arbeit, aber eben auch viel Spaß gemacht. Die Taue für die Schoten musste ich abschneiden und neu machen - die hatte ich viel zu kurz berechnet. Aber ansonsten blieb es abrissfrei. :D


    Das vorbereitete Segel wurde also auf das Stag gefädelt, dann wurde das Stag angebracht. Nun mussten alle Fadenenden da durchgefummelt werden, wo sie hingehören, was nicht immer ganz einfach war. Und dann kam der spannende Moment: Das Segel wurde mittels des Niederholers eingeholt und dann wieder mit dem Fall hochgezogen. Und es hat funktioniert!

    Ich hab sogar einen kleinen Film gedreht, der das zeigt - extra für Speedy, weil er mal behauptet hat, ich baue ein Funktionsmodell. Scheint wohl so zu sein. :D Den Film hab ich bei FB gezeigt, hier gibt's die Bilder:



    Tja, und dann habe ich das Stagsegel genau so eingepackt, wie ich das mit den Stagsegeln auf der Hendrika Bartelds schon sehr oft getan habe. Und es sah gut aus danach.


    Aber wie das so ist - man schaut es sich immer wieder an und sieht, dass es doch noch nicht so gut aussieht. Das geht noch enger zu packen, dachte ich mir. Und dann kam etwas sehr Schönes: Wie auf der Hendrika brauchte ich bloß den an der Querreling festgebundenen Niederholer lösen und daran ziehen, und schon war das Segel wieder ausgepackt. :) Dann wurde es nochmals und nun fester gepackt, und ich glaube, man sieht hier den Unterschied:


    Und schließlich waren wir beide zufrieden. :D


    Korrigiere mich wie folgt: Wir sind alle drei zufrieden - Jessica hat es auch für gut befunden. :gth:

  • Bei den Befürchtungen, dass geborgene Segel aus Stoff zu dick sind oder aussehen habe ich den Eindruck, dass sich bei den Betrachtern die doch sehr dünnen Dakronsegel der heutigen Segler als Maß der Betrachtung eingeschlichen haben. Die alten Segel waren je mehrfach so dick und steif und gaben bestimmt ganz anständige Bunschen ab, wenn sie untergeschlagen wurden.

    Ahoi Angarvater hier will ich doch unbedingt noch antworten. Genau das sind ja auch meine Gedanken, und daher habe ich mich entschlossen, es mit den Segeln im Bausatz zu versuchen. Und mein Experimentieren hat mir, wie ich finde, Recht gegeben - nachdem ich das Stagsegel ein zweites Mal und da dann wesentlich fester als beim ersten Versuch eingebunden habe, kann ich da nichts in Richtung überdimensioniert und zu dick entdecken.


    Aktuell habe ich heute mit der Vorbereitung des Kreuzstenge-Stagsegels begonnen. Vieles ist genau so wie bei dem hier, aber es gibt zumindest zwei spannende Besonderheiten: Zum einen wird dieses Segel an einem bereits fest angebrachten Stag gefahren, zum anderen wird es im geborgenen Zustand nicht an seinem Stag, sondern nur an sich selbst, freihängend sozusagen, eingebunden. (Das Stag geht durch die Schwichtschenkel...).

    Also entweder lasse ich mir hinsichtlich der Stagreiter etwas einfallen, wie ich die auf das so wunderschön gesetzte Stag bekomme, oder es kommt mal wieder zum Abriss, und ich fertige das Stag neu, um dann vor dem Setzen das Stagsegel aufzufädeln.


    Und da ihr mich kennt, wisst ihr, dass ich heute keine schlaflose Nacht haben werde, weil ich grübele, welche Variante ich wähle. Die einzige Frage, die ich mir stelle, lautet: Schneide ich das Stag heute noch runter oder erst morgen? :D

  • Hallo Bonden,


    Du hast es sicher gefühlt. Ich habe in dieser Wuche oft an Dich gedacht und gemeint, dass Du schon lange nicht mehr weiter gebaut hast. (insofern war ich auch der Verursacher der Bemerkung bei Peter_H!) Und was passiert: Bonden setzt sich mal wieder an seine Mercury! Übrigens kannst Du Stagreiter in folgender Art herstellen. Drehe dünnen, weichen Draht (z.B. Messing) um einen Nagel mehrfach herum. Dann ziehe ihn ab und schneide diesen an einer Seite auf - ferig sind Deine Stagreiter. Du musst sie dann allerdings angebracht an der offenen Seite etawas zusammen führen. Wenn Du eine bessere Möglichkeit kennst, teile sie mir bitte mit.


    Das Segel gefällt mir so ganz gut!


    Viele liebe Grüße

    Fritz

  • Ahoi petcarli


    danke für den Tipp für die Stagreiter. Ich baue sie anders - zugegeben etwas aufwändiger. Das liegt aber daran, dass ich sie nicht einfach nur so in den Stoff stecke, sondern versuche, sie so anzubringen, wie es im Original auch war. Im Schrage auf Seite 129, Abb. 357, wird das gut gezeigt. Ich habe mich für die Variante A entschieden, allerdings nehme ich dafür Draht, kein Holz.:D Beim nächsten Segel mache ich mal Fotos, damit alle Interessierten sehen, was ich meine.


    Ja, danke für die Likes und netten Kommentare. Heute kann ich berichten, dass ein weiteres Stagsegel angebracht ist, das Besanstengestagsegel. Auch das hat nette Besonderheiten aufzuweisen. Es wird an dem Stag gesetzt, welches im letzten Bild von Beitrag #657 vor meinem Bart läuft.

    Wie bereits erwähnt, wird es im geborgenen Zustand nicht an seinem Stag eingebunden wie das Segel zuvor, was es mir ermöglicht hat, das Einbinden an Land vorzunehmen.

    Also habe ich das vorbereitete Segel an meiner Hilfskonstruktion auf ein Hilfsstag gefädelt, es dann "eingeholt" und mit dem Niederholer vorschriftsmäßig eingepackt.



    So, und dann kam endlich der spannende Moment, auf den doch alle hier schon sehnsüchtig gewartet haben. :D


    Tja, so schnell ist ein mühevoll angebrachtes Stag weg. Aber das war ja diesmal kontrolliert und gewollt. Wobei: Das sind meine Abrissaktionen immer. Ruhe da in der letzten Reihe, ich will hier keine dreckigen Bemerkungen hören! dead


    Dadurch war ein wenig mehr Platz an der Bramsaling, da konnte ich dann einen Leitblock für das Fall dieses Segels anbringen.


    Jetzt wurde das neue Stag um den Top gelegt und vorschriftsmäßig mit großem Auge und Stagmaus befestigt. Nun konnte ich das gut gestaute Segel drüberfädeln. Der schwierigste Teil kam jetzt: Das lose Ende des Stags musste durch eine Kausch am Leitkragen am Großmast geführt werden und dann so ca. 6 cm weiter mit einer Kausche versehen werden. Das war arg eng, aber letztendlich hatte ich es geschafft, ohne etwas anderes abzureißen, und konnte diese frisch eingebundene Kausche mit der am Leitkragen ein kleines Stück tiefer mittels Taljereep verbinden und so mein Stag steifsetzen. Dann wurde das Stagsegel an seinen Platz geschoben. Das lose Ende des Niederholers wird einfach nur an der Mastbeting des Großmastes belegt. Die Halsleinen, also die zwei am vorderen unteren Ende, haben auch eine interessante Führung: Am jeweils vierten Wanttau des Großmastes wird binnenbord eine Leitkausche befestigt. Durch diese wird das Tau geführt und dann an einer am gleichen Want weiter unten binnenbord befestigten Wantklampe belegt. Das Anbringen der Klampe war auch lustiger Sport; glücklicherweise habe ich mit den Ätzplatinen von dafi auch viele tolle Klampen - bei den winzigen Pappdingern aus dem Bausatz wäre ich ja durchgedreht...


    Ja, und so schaut es derzeit aus. Der steuerbordseitige Hals ist ordentlich angebracht, die andere Seite folgt am Wochenende, ebenso die ordnungsgemäße Vertäuung der Schoten, die ebenfalls über Leitkauschen in den Wanten - hier natürlich am Besan - erfolgt.