...weiter ... mit den heißgeliebten Bramstengen
Genau! Heute wurden die Arbeiten an der Großbramstenge fortgesetzt und abgeschlossen. Als erstes wurden die Pardunen gesetzt, auf jeder Seite zwei. Nun, das ist eine relativ unspektakuläre Arbeit; einzige Besonderheit sind die Abmessungen: Diese Pardunen sind mit Abstand die längsten Taue, die für die Mercury zu schlagen und auch zu kleeden waren. Da sie wie üblich paarweise aufgelegt werden, d.h. für jede Seite aus einem Tau mit einem mittig eingebundenen Auge bestehend, war es gut, dass ich mittlerweile einen neuen Schreib/Werktisch habe, auf dem ich meine Reeperbahn bequem über die geforderte Länge aufbauen konnte. Das Kleeden geschah dann in drei Etappen, was auch nicht ganz ohne ist. Pardunen werden bis unter die Marskante gekleedet, was hier in Summe mehr als 60 cm waren - eine Länge, die meine Kleedemaschine auf keinen Fall in einem Stück schafft.
Beim Steifholen muss man dann gut aufpassen, dass man die Taljereeps nicht zu fest spannt, ansonsten biegt sich die Bramstenge bedenklich nach hinten, und ich will an der Stelle auf gar keinen Fall das Geräusch brechenden Holzes hören...
Dann kamen die Stage. Die Großbramstenge hat zwei davon, zum einen das normale Großbramstag und dann noch ein Segelstag. Dieses wird kurz hinter der Bramstenge in das Großbramsteg eingespleißt - also im Original. Ich hab es so befestigt, dass es ein bissel wie eingespleißt aussieht. Beide Stage laufen dann zum Vorstengetop. Das Großbramstag geht durch eine Kausche, die oberhalb der Flechtung der Marswanten angebracht ist, das Segelstag läuft ebenfalls durch eine Kausche, die aber mit einem weiteren Kragen über der gesamten Wantenflechtung liegt, so dass die eingebundene Kausche zwischen den beiden Längsholmen der Saling sitzt. Während das Großbramstag dann an sein Ende eine Kausche eingebunden bekommt, wird das Segelstag einfach um die Längssaling der Stengesaling belegt.
Für das Großbramstag hatte ich eine Kausche mit einem zweischenkligen Strop hinter dem Fockmasttop an den Längssalingen angebracht.
Und so gab es hier wieder die gleiche Herausforderung wie schon am Besan, nämlich diese Kausche am Stagende freihändig an Bord anzubringen, da ich das andere Ende des Stags bereits mit einem engen Auge versehen und an der Bramstenge angebracht hatte. Aber auch da kam mir wieder meine Zahnstochermethode zu Hilfe, und nachdem ich diesen zuerst zwischen den Webleinen der Marswanten fixiert hatte, kam mir noch eine bessere Idee.
Da das Segelstag noch nicht befestigt war, konnte ich die Stage noch bequem von der Bramstenge nehmen und bis zur Kausche für das Bramstag nach unten ziehen.
So reichte das Ende dann bis zum fix direkt neben dem Schiff angebrachten Schraubstock, wo ich den Zahnstocher dann fixieren und die Kausche relativ bequem einbinden konnte.
Anschließend dann die Stage wieder auf die Stenge, mittels Taljereep das Bramstag und mittels Knoten das Segelstag steifgesetzt, dann mittels der Taljereeps der Pardunen für entsprechende Gegenspannung gesorgt, alle Enden sauber belegen und die überstehenden Enden kappen, und fertig! Das war dann nicht ganz so, wie es in David Winters Bramstengenalmanach steht, aber das ist mir völlig Wurscht, so.
Und so widme ich mich demnächst also der letzten Bramstenge dieses Schiffes.
Ach ja, in Bauberichten wird ja gern mal die Bitte geäußert, die Größenverhältnisse des Modells mittels eines Centstücks deutlich zu machen.
Aber gerne doch!