Aber diese Vorderpardune... Warum lässt sie sich nicht sinnvoll befestigen? Und welche Funktion hat sie eigentlich, dass man so einfach auf sie verzichten kann?
Und nein, jetzt bitte nichts kaputt machen. Ich will es nur verstehen.
Wenn Sie mich denn derartig bedrängen...
Fock und Groß haben neben den stehenden und fliegenden Pardunen auch die Vorderpardunen. Die Shipyard-Bauanleitung sieht keine Vorderpardunen vor, aber wir haben ja gelernt, dass man einer Bauanleitung nicht blindlings folgen soll, zumindest ein Hinterfragen sollte schon sein. Am Besan gab es da ja auch schon eine Unstimmigkeit.
Die Vorderpardunen werden lt. Schrage in den Rüsten mit einem Manteltakel angesetzt. Das ist soweit alles klar, aber jetzt kommt mein spezielles Problem: Schrage schreibt, dass die Anholpart an Auflangern befestigt wird. Im Bereich der vorderen Wanten des Großmastes habe ich einen einzigen Auflanger, und der ist so etwa hinter der dritten Wantjungfer von vorn zu finden. Der Mateltakel ist vor den Wanten angesetzt; die Anholpart ist bugwärts gerichtet (Abb. 243 im Schrage). Da weiß ich nun nicht, wie ich die festsetzen soll, denn dann kommt erst einmal lange Zeit nichts auf der Bordwand. Später die Finknetzhalter, aber da hin geht es auch nicht, weil zuvor die Fallreepstreppe.
Auf dem Foto zeigt der Pfeil, wo der einzige Auflanger in der Nähe ist.
Und so überlegte ich mir, vielleicht ist die beste Lösung, auf diese Vorderpardunen zu verzichten. Ich habe an Fock und Groß auf jeder Seite je zwei stehende Pardunen, für die, wie man auf dem Foto auch erkennen kann, entsprechende Rüstjungfern vorgesehen sind, und ich habe auf jeder Seite eine fliegende Pardune, dessen Takel ich am Ende des jeweiligen Rüstbrettes in einen dort angebrachten Augbolzen einhake.
Weder bei Marquardt noch bei Mondfeld habe ich etwas zu diesen Vorderpardunen gefunden. Und gerade in der Zeit, in der meine Mercury gebaut wurde, hat sich pardunentechnisch auch einiges geändert. Insofern kam ich immer mehr dahin, die Vorderpardunen wegzulassen, denn ich sah keine sinnvolle Variante, diese mit dem Manteltakel vernünftig festzusetzen.
Letztendlich überzeugte mich dann endgültig der Hinweis eines Experten, dass der bei Modellbauern auch hochgeschätzte L. Petersson in seinem Buch zur Takelung der Fregatte Melampus (36) ebenfalls auf die Vorderpardunen verzichtete. Und jemand anders schrieb, er empfinde die Vorderpardunen als reinen Luxus; der Zug durch Wanten und normalen Pardunenbis querab mit Stützfunktion gegen den Antrieb werde doch durch die zahlreich vorhandenen Stage abgefangen. Dem kann ich durchaus folgen.
Daher also keine Vorderpardunen. Klar soweit? ^^