Pardunen also. Es gibt die stehenden Pardunen, das erwähnte ich schon, und die baute ich schon. Dann gibt es auch noch die fliegenden Pardunen, auch Schlingerpardunen genannt. Die heißen so, weil bei starkem Schlingern des Schiffes, zum Beispiel beim Segeln mit starkem Seitenwind, insbesondere die der Luvseite angeholt wurden, aber auch, um sie bei einem Wendemanöver und ungünstigen Winden einfach mal auf die andere Seite hinüber zu nehmen als zusätzliche Abstützung. Also mussten diese Schlingerpardunen anders befestigt werden. Das geschah folgendermaßen: Am unteren Ende der Pardune war eine Kausche eingebunden. In diese wurde eine Talje, welche aus zweischeibigen Blöcken gebildet wurde, eingehakt; das andere Ende dieser Talje wurde in einen Augbolzen auf dem Rüstbrett, hinter der letzten Want, eingehakt.
Nun, diesen Augbolzen hatte ich angebracht. Dann aber stutzte ich und blätterte mal in der Bauanleitung von Shipyard. Warum? Es folgt ja noch, wie bereits angekündigt, eine weitere Etage, die Bramstenge. Und auch von der geht eine Pardune... ähm, ja, Moment, wo geht die hin? Die müsste ja auf diese kleine Hilfsrüste, aber da ist ja bereits die stehende Pardune der Kreuzstenge befestigt. Jetzt wird es kompliziert. Die Bauanleitung macht es dann deutlich: Shipyard verzichtet komplett auf die stehende Pardune der Kreuzstenge, sieht lediglich die fliegende Pardune mit der Talje auf dem Rüstbrett vor und lässt die einzige Jungfer auf der kleinen Hilfsrüste für die Pardune der Bramstenge frei.
Och nö! Und damit war meine heimliche Hoffnung, zum Nachmittagskaffee mit dem Thema Besanstenge durch zu sein, erledigt. Was sich Shipyard dabei gedacht hat, weiß ich nicht. Der Fockmast und der Großmast haben auf ihren Hilfsrüsten jeweils zwei Jungfern, eben für die stehenden Pardunen von Mars- und Bramstenge. Der Besan braucht das aber auch! Und so kam es dann zur zweiten Abrissaktion.
Die Aufgabe war klar definiert: An einem Ort, an dem wenig Platz ist, muss ein Rüstbrett hin, welches zwei Jungfern aufnehmen kann. Gut, dass ich alle alten Lasercutbögen aufhebe, bis das Modell fertig ist. So nahm ich als Referenz die Hilfsrüsten des Fockmastes, malte die Umrisse auf ein Blatt Papier, klebte das auf den entsprechend dicken Karton und hatte so eine Vorlage, die ich mir dann zurechtsäbelte.
Ich war dann derartig im Bau-Wahn, dass ich keine weiteren Zwischendurch-Bilder anbieten kann. Ich durfte auf keinen Fall eine Pardune in den Schwenkbereich der Karronade bringen, und die Stütze für die Drehbasse konnte auch nicht versetzt werden. Also wurde diese Stütze dezent mit eingearbeitet. Dann die Fummelei, die Rüstjungfern samt Rüsteisen anzubringen... Die Aufregung, als ich die beiden stehenden Pardunen anbrachte und steif holte - würde das neue Rüstbrett halten? Jetzt die fliegenden Pardunen - dafür hatte ich vier Doppelblöcke jeweils mit einem Haken eingebunden und dann immer zwei mit einem Taljereep verbunden; und das Einbinden der Kauschen am Ende dieser Pardunen konnte ich dann wieder mit meiner Tutorialmethode realisieren. Zum Schluss dann endlich das Kreuzstengestag festmachen - war auch nochmal eine nette Fummelei mit dem Taljereep da eng am Großmast.
Aber irgendwann war ich dann am Ziel! Und hier das Ergebnis:
Nun schauen wir mal, was der nächste Werfttag so für Überraschungen bringt... ^^