Aberglaube auf See

  • Ich weiß nicht, ob ich hier mit diesem Thema richtig bin (wenn nicht, bitte verschieben).


    Ich frische gerade meine Französischkenntnisse mit einem Volkshochschulkurs auf. Wie es sich so trifft, lasen wir gestern im Kurs einen Zeitungsartikel über den Nachbau der Hermione. Dabei kam der Artikel auch auf den typischen Aberglauben auf See zu sprechen - ausgehend von der Tatsache, dass die Crew, mit der die Hermione im April nach Amerika segeln will, zu einem Drittel aus Frauen besteht und man doch früher davon ausgegangen sei, Frauen an Bord brächten Unglück.


    Bei dieser Gelegenheit wurde noch ein anderer Aberglauben erwähnt, den ich noch nicht kannte: Hasen oder Kaninchen an Bord bringen ebenfalls Unglück. Dies geht soweit, dass nicht einmal der Name (auf französisch: lapin) erwähnt werden darf, sondern das Tier mit dem Begriff: "Das langohrige Monster, dessen Namen wir nicht nennen dürfen" umschrieben wurde (was mich wieder irgendwie an Lord Voldemort erinnert, aber sei's drum).


    Als ich heute danach gegoogelt habe, ist mir der folgende Artikel in die Hände gefallen:


    http://www.welt.de/wams_print/…-keine-Hasen-an-Bord.html


    Auch dort ist die Sache mit den Hasen erwähnt. Dies scheint eine spezifisch französische Angelegenheit zu sein. Oder wusstet ihr davon?


    Welche Aberglauben, schlechte Omen etc. fallen euch sonst noch ein?


    - Nicht an einem Freitag in See stechen
    - An Deck nicht pfeifen
    ...

  • Von dem Hasen hatte ich auch noch nie gehört.
    Was ich noch gefunden habe, das man Schiffe erst neu taufen kann, wenn man die Macouii abgetrennt hat. Das ist eine mystische Schlange, die im Kielwasser schwimmt. Wie? keine Ahnung.
    Auch sollen in England keine Schiffe von Rothaarigen oder Frauen in Grünen Kleidern getauft werden dürfen, In Frankreich wohl nicht von schwangeren Frauen. Auch bringt eine Taufe an Freitagen Unglück.
    Neptun muss bei der Aquatortaufe besänftit werden. Manche schwören auch auf ein Trankopfer zu Beginn der Reise.
    In Deutshland werden manchmal Münzen an Rasmus gespendet, in dem man sie ins Wasser wirft vor der Reise.
    Grüne Kleidung an Bord ist verpönt (erinnert an Land und beschwört das auf Grund laufen).


    Aga

    Gentlemen, when the enemy is committed to a mistake, we must not interrupt him too soon.

    Adm. Horatio Nelson

  • Bei POB wird doch auch dieser Abergrlaube gegenüber Geistlichen erwähnt, ich glaube im Zusammenhang mit Mr. Martin.

    Glück hat meistens der Mann, der weiß, wieviel er dem Zufall überlassen darf. (C.S. Forester)

  • Ich habe mal ein paar Bücher gewälzt, viel gefunden habe ich aber nicht.


    Tattoos sollten ursprünglich der Abwehr von Gefahren durch die Beschwörung von Schutzheiligen oder Schutzsymbolen dienen.
    Beispielsweise sollte der Rettungsring die Rettung aus Seenot bringen, der Leuchtturm stand für eine glückliche Heimkehr und Herzen oder Rosen die Treue der fernen Geliebten garantieren.
    Opferbräuche waren auch sehr beliebt, zuerst waren es Menschenopfer die Götter milde stimmen sollten und nicht selten ging ein "Jonas" über Bord, später waren es Tieropfer, so manch Bordhund mußte früher sein Leben für besseres Wetter lassen.
    Auch das Kielholen begann als Opferritual und sogar die sogenannten Linientaufen wurden zuerst mit Menschenopfern durchgeführt.
    Mit der Christianisierung wurden dann die Menschenopfer durch die heute üblichen Rituale ersetzt und niemand wurde mehr den Meeresgöttern geopfert.
    Irgendwann waren es nur noch Sachopfer, der Kapitän warf seine Mütze über Bord oder der Rudergänger einen alten Schuh.
    Auch die Galleonsfigur war ein Ersatz für das früher auf der ersten Fahrt mitgeschleifte Menschenopfer, genauso wie das Goldstück unter dem Mastfuß.
    Frauen war es übrigens bis zum 19. Jahrhundert bei Strafe verboten, ein Bauprojekt überhaupt zu betreten oder berühren, erst danach gab es auch Taufpatinnen.
    Aber auch da gab es Regeln, so durften die Frauen nicht schwanger sein oder gerade ihre Tage haben.
    Die Schiffstaufe mit Sekt kam erst im 17. Jahrhundert auf, da war es ein Unglückszeichen, wenn die Flasche nicht zerbrach
    Vorher war es einfacher, die Eigner tranken einfach gemeinsam aus einem Silberkelch, der anschließend den Meeresgöttern geopfert wurde.
    Die Reise auf einem ungetauften Schiff galt als sicheres Zeichen für ein schnelles Ableben.
    Auch ein umgetauftes Schiff war bei den Seeleuten ein unglückliches Schiff und wurde verpönt.
    Das mit dem Unglücksfreitag passt auch, der Mittwoch als Aufbruchstag stand dagegen für eine glückliche Reise.
    "Frauen an Bord -Totschlag und Mord", Frauen wollte man deshalb nur im Hafen an Bord haben.
    Priester waren unerwünscht, sie galten als Vorzeichen für Unglück und Ärger.
    Je nach Glaubensrichtung oder Nationalität gibt es natürlich Unterschiede beim Aberglaube, auch die Bildung der Seeleute spielt eine große Rolle, generell kann man aber sagen, das jeder der zur See fährt, auch ein bißchen an die Geschichten glaubt. :mrgreen:

  • Wie immer ist es bei solchen Dingen ja auch kaum möglich etwas historisch verläßliches in den Quellen zu finden. Denn offiziel konnte es sowas kaum geben, man bekam ja den Schutz der anerkannten Schutzmächte, alles andere war Ketzerei und Schwarze Magie.


    Tatoos haben ja wohl, je nach Weltgegend ihre eigenen Gründe. Auf Samoa hörte ich Z.B.daß die wichtigsten Tatoos den Grad der religiösen Einweihung darstellen, und auch Seefahrer diese tragen,da auch heute noch der Schutz der Meeresgötter nur dem Eingeweihten zu Teil wird.


    Und Aberglauben? Ich bin da sehr vorsichtig geworden. Es gibt da z.B. ein Feuerritual, bei dem der Zelebrierende mit Petroleum getränkte, brennende Stäbe mit Palmstroh, an den flammenden Stellen nicht nur kurz in den Händen hält. 900 C? Auf die Frage an die Assistierenden, nur teiltatauriet, ob sie das auch können, kam die Antwort: noch nicht aber er ist schließlich der höchste Eingeweihte.


    Gaukelei? Optische Täuschung? keine Ahnung.


    Mit den Frauen an Bord ist das wohl auch sehr unterschiedlich gewesen. Ich meine jetzt nicht nur was z.B. POB über diverse Frauengestalten schreibt. Aber beispielsweise fuhren auf den Hamburger Großsegelern, zumindest im 19.Jahrhundert, die Frauen von Kapitänen und teilweise auch des Steuermannes selbst im Guanodienst mit. ( Ich suche gerade nach einigen Bildern von Kapitänsfrauen in ihren recht gut ausgestatteten Wohnungen an Bord.)

    To the optimist, the glass is half full.
    To the pessimist the glas is half empty.
    To the engineer, the glass is twice. As big as it needs to be.

  • Und denken wir mal an die Frau des Stückmeisters (evtl.auch der anderen standing officers?), die ja zu unserer Zeit auch keine unwichtige Rolle an Bord spielte.

    Glück hat meistens der Mann, der weiß, wieviel er dem Zufall überlassen darf. (C.S. Forester)

  • Noch heute ist die Schiffstaufe schwangeren und rothaarigen Damen verboten. fergie war die große Ausnahme und es hat ja auch nict funktioniert!

    'Man muss das Unmögliche veruchen, um das Mögliche zu erreichen' Herrmann Hesse

  • Zitat von "Griffiths"

    Noch heute ist die Schiffstaufe schwangeren und rothaarigen Damen verboten. fergie war die große Ausnahme und es hat ja auch nict funktioniert!


    Was war denn mit dem Schiff?