Baltimore Schoner Ringle 1:100

  • Da ich immer noch auf das passende Holz für die Schanzkleider warten muss, habe ich mich in der Zwischenzeit einem Problem zugewandt, das mich schon im Vorfeld der Bauarbeiten beschäftigt hat, den Karronaden. Der einzige auch für den Maßstab 1:100 passende Bausatz ist so teuer, dass ich dafür doppelt soviel ausgeben würde wie für den Schiffsmodellbausatz. Deshalb habe ich mich entschlossen, zumindest die Lafatten selbst anzufertigen. Das Prinzip der meisten Karronadenlafetten ist ja recht primitiv. Auf einem Unterbau mit Führungsschlitz liegt ein Schlitten, auf dem wiederum die Karronade gelagert ist. Um nun auf die Abmessungen für die Lafette zu kommen, habe ich mir eine aussagekräftige Zeichnung einer Karronade gesucht, Rohr und Lafette vermessen und die gewonnen Werte auf Basis der mir bekannten Abmessungen einer 24-Pfünder Karronade auf den Maßstab 1:100 umgerechnet. Das hört sich in der Theorie recht geschwollen an, denn letztendlich habe ich damit lediglich die Maße für jeweils zwei kleine Holzklötze pro Geschütz ermittelt.


    Ein paar mehr Details dürfen es dann doch sein. Also habe ich den Unterbau noch etwas zurechtgefeilt. Hauptproblem war dabei der Führungsschlitz, denn das Holz neigt zum Splittern. Ein Teil habe ich so schon eingebüsst.


    Im Rohbau sehen die Lafetten jetzt vorerst so aus.


    Sie erhalten jetzt noch einen Feinschliff und der Schlitten bekommt noch eine (später nicht sichtbare) Führung aus Al-Feinstdraht, um beide Teile fest aber doch flexibel zu verbinden.
    Es bleibt dann noch die Farbgebung. Ich neige ja eigentlich zu gelb, weil die Karronadenlafetten auf der Victory ebenfalls gelb sind, doch auf dem einzigen Bild der Ringle, auf dem man die Karronaden erahnen kann, scheinen mir die Lafetten eher rot zu sein, was ja damals auch eine verbreitete Farbgebung war.

    Glück hat meistens der Mann, der weiß, wieviel er dem Zufall überlassen darf. (C.S. Forester)

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  • süüüüsssss. die kleinen.
    Na das wird ja ein Fummelskram


    Aber wehe die können anschliessend nicht richtig schiessen.


    Aga

    Gentlemen, when the enemy is committed to a mistake, we must not interrupt him too soon.

    Adm. Horatio Nelson

  • Aye, Speedy!


    In 1:100 ist das schon eine ziemliche Pfriemelei. Was nimmmst Du für Holz für die Lafetten? Ich hab so wirklich kleine Teile, wenn keine Birke vorhanden war, auch schon aus Buchenholz gemacht, Da gibt es z.B. in den Baumärkten Leisten oder 12/16mm Rundholz für Dübel. Das ist feinfaseriger und viel härter. Und nebenbei gesagt auch schön trocken.


    Regards Angarvater

    To the optimist, the glass is half full.
    To the pessimist the glas is half empty.
    To the engineer, the glass is twice. As big as it needs to be.

  • Was ich für Holz nehme? Kurz gesagt, was da ist. ;) In diesem Falle müsste es Balsa sein. Hatte ich noch aus alten Modellflugzeugbautagen hier rumliegen.

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  • Endlich ist die lange erwartete Holzlieferung für die Schanzkleider eingetroffen und ich kann nach Plan weitermachen.
    Die Lieferung war per Kurier eine ganze Woche unterwegs und das nicht etwa von einer Schiffswerft in Baltimore, sondern von einem Bastlerbedarf in Berlin-Kreuzberg. Selbst die Post hätte das in einem Bruchteil der Zeit geschafft.
    Das Wochenende habe ich mit Korrekturen an den Lafetten (Rechenfehler) und mit ersten Malerarbeiten an den Lafetten verbracht, wenn ich nicht gerade an meinem Goldfischteich gewerkelt habe.

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  • Nur, um mal einen kurzen Zwischenstand zu geben. Die Lafetten sind bis auf Feinarbeiten fertig und inzwischen beschäftigen mich die Schanzkleider. An der Backbordseite habe ich auch schon versucht, das Schanzkleid anzukleben, doch um es wirklich dauerhaft fixieren zu können, bräuchte ich zwei bis drei Hände mehr. Außerdem habe ich auch noch keine Idee, wie ich das Schanzkleid zum Trocknen des Klebers fixieren kann, denn die Klebefläcke am Rumpf ist, wie man sehen kann, doch recht klein. Dabei ist sie dank der Decksbeplankung noch 1,5 mm größer als laut Bauplan. In der Anleitung schreibt Constructo was von Nageln, doch ich weiß nicht, ob das Sperrholz dann nicht splittert.

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  • Letztendlich hat sich doch etwas Zeit gefunden, um endlich wieder in der Werft arbeiten zu können. In den letzten Tagen habe ich die Schanzkleider zugeschnitten und zurecht gefeilt. Anschließend hieß es dann biegen.


    Ja, man muss sich einfach zu helfen wissen. ;)
    Nachdem die Schanzkleider die richtige Biegung hatten, stand ich erneut vor dem Problem der Befestigung am Rumpf.


    Erfolg hatte ich dann gestern endlich mit einer zwei Schritte-Technik. Vermutlich machen es die Profis auch nicht anders.
    Zunächst wurde das Schanzkleid vom Heck bis zum Fockmast angeklebt.


    Dann folgte der Rest, den ich wegen der Spannung zusätzlich mit einem Stahlstift fixierte.


    Heute oder in den kommenden Tagen ist dann die Backbordseite an der Reihe.

  • Zitat von "Speedy"

    Heute oder in den kommenden Tagen ist dann die Backbordseite an der Reihe.


    Sorry, ich meine natürlich die Steuerbordseite.


    Und die hat es ziemlich in sich, denn die Abachi-Bretter, die ich für die Schanzkleider verwende ergeben zwar binnenbords eine schöne Plankenoptik, so dass man sie nicht bemalen muss, doch für das Biegen scheinen sie mir inzwischen denkbar ungeeignet, weil sie sehr leicht zum Splittern neigen. Deshalb bin ich auf der Steuerbordseite inzwischen schon dreimal gescheitert. Jedes Mal ertönte bei der Fixierung am Bug dieses ominöse Geräusch und das Schanzkleid splitterte der Länge nach. Seit gestern läuft mit leicht modifizierter Vorgehensweise beim Zuschneiden und Ausschneiden der Geschützluken ein weiterer Versuch. Noch sieht es gut aus, doch die Stunde der Wahrheit steht mir noch bevor.

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  • Es ist vollbracht, das Steurbordschanzkleid ist befestigt und momentan habe ich das Gefühl unendlicher Erleichterung. Immerhin hat mich das Thema fast zwei Monate beschäftigt.


    Jetzt fehlt noch der Kiel und dann sollten die ersten Malerarbeiten am Rumpf beginnen.

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  • Aye Speedy,


    schön dass es bei Dir mit dem Schioff weitergeht. Bei mir ist noch bis Mitte nächster Woche noch Werftruhe. Irgendwie hält mich sehr interessante Arbeit derzeit von der Werft fern.


    Na gut, ich hab' s ja nicht anders gewollt.


    Best regards. Angarvater

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  • Und es geht sogar noch weiter. gestern habe ich den Kiel und den Vordersteven angebracht. Eigentlich geht man bei vorgefertigten Bauteilen ja davon aus, dass sie bis auf kleine Abweichungen passen. Hier war der Kiel fast 2 cm zu lang, wenn man den beigefügten Bauplan im Maßstab 1:1 zugrunde legt. Eigentlich wollte ich das überschüssige Teil absägen, doch dafür hätte ich runter in die Garage gehen müssen, um die Säge zu holen. Also entschloss ich mich aus Bequemlichkeit, den Kiel abzuschleifen, was eine sehr gute Entscheidung war, denn es stellte sich heraus, dass es ausgerechnet an dieser Stelle eine Abweichung von 5 mm zwischen Rumpf und Bauplan gibt.


    Im Vordergrund ist das Bauteil zu sehen, das Achtersteven und Ruder darstellen soll. Laut Bauanleitung soll man dieses Teil seitlich einkerben, um so den Eindruck von zwei Bauteilen zu erwecken. Später kommen dann noch ein paar Beschläge dran.


    Sobald Achtersteven und Ruder befestigt sind, werde ich die Übergänge noch etwas abschleifen und Unebenheiten mit Spachtelmasse ausgleichen. Und dann folgt schon die erste große Entscheidung. Mir ist schon länger klar, dass ich bei der Farbgebung den Darstellungen von Hunt folgen will, der den Rumpf schwarz mit einem ganz schmalen gelben oder ockerfarbenen Seitenstreifen zeigt. Das erscheint mir auch plausibel, das man Kaperschiffen in dieser Zeit gern einen schwarzen Anstrich gab. Doch was geschieht mit dem Unterschiff? Laut Bauanleitung von Constructo wäre er ja weiß, also mit dem damals (um 1814) schon obsoleten white stuff bemalt.
    Aber würde ich ein Kaperschiff bauen, mit Karronaden ausrüsten und dann am Unterschiff sparen, wenn ich es um Kap Hoorn herum schicken will? Oder würde ich dann doch lieber das Geld in eine Bekupferung investieren? Ich kann ja nicht wissen, dass meine treulose Besatzung die Ringle so einfach aufgibt und sie kampflos in die Hände der Briten fallen würde. Nun ja, ich denke über eine Bekupferung nach.

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  • Zitat von "Speedy"

    Hier war der Kiel fast 2 cm zu lang, ...



    denn es stellte sich heraus, dass es ausgerechnet an dieser Stelle eine Abweichung von 5 mm zwischen Rumpf und Bauplan gibt. ...

    Boh, gleich zwei krasse Unstimmigkeiten - eine echte Herausforderung für den Modellbauer. Manchmal denke ich, die Konstrukteure der Baukästen bauen sowas mit Absicht ein. :(
    Aber Du meisterst das alles, Speedy, da bin ich überzeugt! ;)

  • Puuuh, sowas ist natürlich echt ärgerlich, wenn die korrupten Wertgranden da wieder blind irgendwas abliefern... :/


    Verfügten die denn im Original überhaupt über eine Kupferung?

    ~*~ "Und nun meine Herren, genug der Bücher und Signale." ~*~ Richard Earl Howe, 1. Juni 1794.

  • Soweit ich in verschiedenen Quellen lesen konnte, waren ab ca. 1780 alle Kriegsschiffe abgekupfert und zur Zeit der Ringle auch die meisten Handelsschiffe, die man in südliche Gewässer sandte. Es wäre also unlogisch, wenn die Ringle keine Kupferungq hätte.

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  • "Abgekupfert" bestimmt... von den Plänen anderer... :D :D :D


    Nun ja, wird wahrscheinlich immer auf die Gegebenheiten vor Ort angekommen sein, also wofür der Schoner gedacht war und ob man es sich leisten konnte...

    ~*~ "Und nun meine Herren, genug der Bücher und Signale." ~*~ Richard Earl Howe, 1. Juni 1794.

  • Ach gib doch zu, dass du das Schiff eigentlich Karl-Theodor Maria Nikolaus Johann Jacob Philipp Franz Joseph Sylvester Freiherr von und zu Guttenberg nennen wolltest. Das würde dann endlich auch mal beim Namensschild eine noch größere Herausforderung bieten als das wirklich simple Berlin - Hauptstadt der DDR.

    George N. W. Cavendish-Bentinck (M.O.R.N.)

  • Du hast mich erwischt. :oops:


    Am Wochenende hatte ich immer wieder mal Zeit, ein wenig auf der Werft zu arbeiten. Zunächst kam noch das Ruder dran. Anschließend hieß es schhleifen, um die Übergänge zwischen Rumpf und Schanzkleid und natürlich auch zwischen Kiel, Vordersteven und Ruder ordentlich hinzubekommen.


    Anschließend habe ich dem Rumpf seine schwarze Farbe verpasst. Zunächst nur dem Teil, der nicht gekupfert werden soll.


    Aber die Admiralität und oberste Werftaufsicht duldet keine halben Sachen, also habe ich den Rumpf doch noch komplett bemalt.


    Der Vordersteven soll ebenso wie die Barkhölzer in Ocker bemalt werden, soweit er nicht bekupfert wird, beim Ruder bin ich mir noch unsicher.

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  • Ein erster Malversuch am Vordersteven. Der Farbton hat mich ein wenig überrascht und verunsichert. Das soll Ocker sein. Dort wo es deckt, wirkt es fast schon Orange. Das Holz nimmt im Gegensatz zu Rumpf und Schanzkleidern die Farbe extrem schlecht auf. ich werde mal versuchen, es vor dem Bemalen leicht anzurauen.

    Glück hat meistens der Mann, der weiß, wieviel er dem Zufall überlassen darf. (C.S. Forester)

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