Schon die Definition maritimer Jugendliteratur dürfte nicht so leicht fallen, weil die Grenzen zur Erwachsenenliteratur doch fließend sind. Natürlich denkt man bei diesem Thema zuerst an zwei Klassiker der Weltliteratur, Die Schatzinsel von Stevenson und Robinson Crusoe von Dafoe. Bei der Schatzinsel ist diese Einordnung durchaus nachvollziehbar, immerhin ist der Ich-Erzähler ein Junge. Warum Robinson Crusoe als Jugendbuch gilt, erschließt sich mir nicht ganz. Das resultiert vermutlich daraus, dass es im Schulunterricht behandelt wird, doch dann müsste diese Einordnung auch für andere Werke gelten, tut es aber nicht.
Es gibt aber auch maritime Literatur, die sich explizit an Jugendliche richtet. Mir persönlich fällt dabei der ungarische Schriftsteller András Dékány ein, der einen großen Anteil daran hat, dass ich unsere Bücher so sehr liebe. Leider wurden die meisten seiner Bücher zuletzt in den 1960er und 1970er Jahren in deutscher Sprache verlegt, aber sie sind zumindest noch im Antiquariat erhältlich. Hier kurz eine Übersicht seiner mir vertrauten Werke:
Die Geschichte spielt am Ende des 1. Weltkrieges. Der ungarische Erzähler tritt mit Freunden eine Ausbildung an der Seefahrtsschule in Fiume, dem heutigen Riejeka an. Der Zusammenbruch der k.u.k. Monarchie bedeutet das Ende der Schule und ihrer Ausbildung. Die Freunde kommen auf dem Segler Jadran von Kapitän Danilo Turkovic unter und erleben ein spannendes Abenteuer um einen Piratenschatz. Nebenbei lernt der leser die Grundbegriffe der Segelschiffahrt.
Die Helden des vorherigen Buchs sind nun schon gestandene Offiziere in der Handelsschiffahrt. Als ein Schiff im Nordmeer nach einem Notruf verschwindet, machen sie sich auf die Suche.
Im dritten Band sind die Helden in Brasilien "gestrandet". "Onkel" Danilo wird angetragen, eine Replik der Bounty von Brasilien nach Los Angeles zu überführen. Doch einige der angeheuerten Matrosen verfolgen eigene Pläne. Ein moderner Schatzinsel-Roman.
Die Reihe könnte noch weitere Bände umfassen, zumindest gibt es in den Büchern Hinweise auf andere Abenteuer, die es aber nicht zur Übersetzung geschafft haben.
Unabhängig davon habe ich noch dieses Buch von Dékány gelesen:
Es handelt sich um eine gelungene Fortsetzung von Dafoes Robinson Crusoe.
Der berühmte Pirat Henry Morgan möchte Robinson Crusoe als Navigator für eine Schatzsuche anheuern, doch aus familiären Gründen lehnt Robinson ab. Als ihn beunruhigende Nachrichten von seiner Insel erreichen, macht er sich doch noch einmal auf eine abenteuerliche Reise.