Mit der Hendrika Bartelds von Hamburg nach Kiel - Frühjahrssegeln 2025

  • Alternativ könnte der Bericht auch heißen: "Von Geburtstag zu Geburtstag". Warum, erfahrt ihr am Ende des Berichts.

    Alle Bilder sind von Jessi oder mir, das unsichtbare Wasserzeichen ist fest installiert. :sun:

    Unser diesjähriger Törn mit der Hendrika Bartelds begann am 12. Mai ungewöhnlicherweise in Hamburg. Ungewöhnlich für uns - wir starten ja sonst in Kiel (oder auch mal in Kampen NL). Für das Schiff war es hingegen normal, schließlich war am Wochenende Hamburger Hafengeburtstag, und da darf so eine schöner Dreimaster nicht fehlen. Das brachte für mich als Organisator und Smutje ein paar logistische Herausforderungen mit sich: Der Käptn drängte wegen der Tide auf eine sehr, sehr zeitige Abfahrt, möglichst noch vor 07:00 Uhr - ein Zeitpunkt, zu dem noch kein einziger Laden offen hat und kein Lebensmittelieferdienst Essen und Trinken an den Kai bringen will. Und der Tag zuvor war ein Sonntag. Aber Probleme sind dafür da, dass man sie löst; am Ende war alles gut.
    Ihr Liegeplatz direkt an der Elphi war höchst angemessen. fr18


      Jessica Read und ich waren bereits am Samstag angereist und stürzten uns in den Trubel des Hafengeburtstages. Jede Menge Segelschiffe gab es zu bestaunen und teilweise auch zu besuchen, so u.a. die Alex II und dieses polnische Schiff mit dem unaussprechlichen Namen und dem hässlichen Hinterteil. :D (Ansonsten aber ein hübscher Dreimaster - bloß dass man nicht ans Ruder kam, war ein Skandal.||)

    Am Sonntag durften wir bereits am Nachmittag unser Gepäck an Bord der Hendrika bringen. Wir wurden dort gleich für die Auslaufparade gepresst und in entsprechende Uniformen gesteckt. :D Also bedienten wir die Tagesgäste mit Getränken und kleinen Snacks und machten uns insgesamt nützlich, und es blieb ausreichend Zeit, die Auslaufparade zu genießen.

    Besonders schön war, dass direkt hinter uns die Twister, mit der wir im März in der Karibik waren, lag und kurz vor uns ablegte.<3
     

    Die Auslaufparade hat eine feste Reihenfolge, und so brachten sich erst einmal alle Schiffe in Position. Und da gab es eine schöne Überraschung...

  • Zwar nahm dieser stolze Viermaster nicht an der Parade teil, aber dass wir vor der Peking gewissermaßen eine Ehrenrunde drehten, war so unverhofft wie wunderschön!:love:
     

     

    Und dann ging es los mit der Parade.
     


     

    Wir setzten auch ein paar Segel, wie die anderen Schiffe auch.
     

  • Es war dann schon recht spät, als wir wieder an unseren Liegeplatz zurückkehrten. Passagiere von Bord, aufräumen, abwaschen, unsere Kabine beziehen - die Nacht war dann recht kurz und für uns bereits deutlich vor 5 Uhr vorbei. Es gibt da diesen bekannten Großmarkt - da durfte ich ausnahmsweise als "Gastronom" ab 5:30 Uhr einkaufen, um die Versorgung für heute und morgen sicherzustellen. Und so konnten wir kurz nach 7 Uhr ablegen - das diesjährige Frühjahrssegeln startete endlich! :huzzah:

    Wir fuhren unter Motor elbabwärts, die ablaufende Flut unterstützte uns und brachte uns noch vor dem Gezeitenwechsel in die Schleuse Brunsbüttel in den Nord-Ostsee-Kanal. In der Schleuse trafen wir die Luciana und die Zephyr, zwei alte Bekannte.


    Wir waren also im Kanal und schafften am Ende des Tages auch unser anvisiertes Ziel Rendsburg.

    Am nächsten Tag ging es dann noch ein Stück unter Motor weiter, raus aus dem Kanal und hinein in die Kieler Förde. Bevor es aber endlich mit dem Segeln losgehen konnte, mussten wir noch kurz in Holtenau festmachen, wo schon mein Kieler REWE-Lieferant wartete, um das Schiff mit einer Welle von Proviant zu fluten. Es ist immer wieder ein sehenswertes Schauspiel, wie schier endlose Mengen an Kisten, Kartons, Flaschen, Beutel und und und an Bord gebracht werden und am ende dann wirklich alle irgendwo und irgendwie verstaut sind. :D

    Holtenau ist übrigens ein schmucker kleiner Hafen.

    Dann aber gehen endlich die ersten Segel hoch. Unser heutiges Ziel ist Masholm. Unterwegs sehen wir die Iris unter Vollzeug - immer wieder schön anzusehen.


    Einer unserer Sailies ist ausgebildeter Bäcker, und er zeigt, was er gelernt hat und erfreut uns alle mit einem großen Blech leckeren Obstkuchen mit Pudding und Streuseln, der im Nu weggeatmet ist. :eat:Da kann man als Vater schon mal stolz sein auf seinen Sohn. <3

    Masholm ist ein schmucker kleiner Ort, auch wenn man das Gefühl hat, dass dort niemand lebt - wir treffen abends so gut wie keine Leute auf der Straße.



  • Am nächsten Tag verlassen wir deutsche Gewässer und segeln nach Dänemark. Sonderborg ist mal wieder unser Ziel; zuletzt waren wir hier 2019. Dieser Segeltag wird - so wie alle weiteren Tage auch - einfach nur perfekt. Stets richtig guter Wind, nicht zu heftig, nicht zu schlaff, viel Sonnenschein und an Bord nur gute Laune. Und Jessica ist ganz lässig und doch souverän am Ruder.

    Später besuchen wir mal wieder unseren Lieblingsplatz - das Klüvernetz.

    Unterwegs treffen wir die Lovis, allerdings fährt sie unter Motor.


    Einer der beiden Matrosen erläutert uns mit Kreide auf dem Deck, was bei einer Wende passiert.

    In Sonderborg angekommen, stellen wir fest: Der König ist nicht zugegen, denn ansonsten würde am Schloss die dänische Flagge wehen. Aber wir sind da, und das ist ja auch schön. :D

    Durch diese Brücke wollen wir am nächsten Tag fahren.

    Wohin, verrate ich euch im nächsten Posting.

  • Ich habe euch noch gar nichts von meinem wichtigsten Job an Bord erzählt. Nicht dass ihr denkt, es gab alle Tage nur trockenen Schiffszwieback mit toten Maden und brackiges Wasser. :D Nein nein, keine Bange. Der dicke Gasherd und ich sind ja mittlerweile gute Freunde, auch wenn er immer mal wieder meint, rumzicken zu wollen und ewig nicht die eine oder andere Flamme anmachen zu lassen. 8o Alles, was ich gekocht habe, wurde auch gegessen, und fast immer auch nahezu komplett aufgegessen. 8| Ich habe die selben Mengen wie im vorigen Jahr gekocht, aber offenbar war der Appetit dieses Jahr noch größer als sonst. Das warf dann regelmäßig meine Pläne für das Mittagessen am Folgetag über den Haufen, denn das besteht üblicherweise aus geschmierten Broten und Brötchen und eben den Resten vom Vortag. Da musste ich dann ein wenig improvisieren, aber es ist mir niemand verhungert, keine Sorge. :D Und es blieben diesmal nicht ganz soviel Brot und Brötchen über - auch gut. Die Hauptmahlzeit ist nun mal immer das Abendessen. Und da gab es wie jedes Jahr am ersten Abend Spaghetti Bolognese. Am nächsten Tag servierte ich Hühnerfrikassee, ich hatte Schnitzel mit Mischgemüse und Kartoffeln auf dem Plan und einen Rindergoulasch mit Klößen und Rotkraut. Und dann noch meine selbst erfundene Suppe mit Putenfleisch, grünen Bohnen und Pastinaken. Für diesen Abend habe ich mir extra ein besonderes Shirt angezogen:
     :D

    An jedem Abend gab es übrigens auch eine vegetarische Alternative. (Die biete ich immer an, wenn jemand bei der Anmeldung zum Törn das ankreuzt, alle sonstigen speziellen Ernährungsformen kann ich nicht realisieren.) Schön war, dass ich auch auf diesem Törn wieder an einem Abend frei hatte. Zwei meiner Sailies zauberten ein sehr interessantes und schmackhaftes vegetarisches Menü, welches auch sehr gut ankam.

    Ansonsten habe ich ja von meinem Bäckersohn berichtet, der uns alle zum einen mit einem weiteren tollen Kuchen und dann mit seinem legendären Pizzabrot verwöhnt hat.

    Zwischendurch stellt der täglich wechselnde Bardienst Kekse, Waffeln, Obst, Kaffee, Tee und Säfte bereit - im Prinzip gibt es keinen Zeitraum, der länger als 10 Minuten dauert, in dem man nichts zu Essen angeboten bekommt. fr21


    Am nächsten Tag hieß das Ziel mal wieder Søby. Man kann von Sønderborg so oder so dorthin fahren - wir entschieden uns für diesen Weg:

    Wie bereits erwähnt mussten wir dazu durch diese Brücke, die nur einmal pro Stunde öffnet.

    Hurra, wir haben es geschafft! :sun:

    Mit allen Vorsegeln, dem Schoner und dem Großsegel machen wir richtig Tempo, in der Spitze 8,6 Knoten.

    In Søby angekommen, wird nach dem Abendessen die Messe geschmückt - heute ist Bordparty! Das Motto lautet in diesem Jahr:
    Zwischen Schwarz und Weiß passt jede Menge Bunt. :D
    Da ist für jede und jeden was dabei, wir sehen tolle Kostüme und es wird ein verrückt-schöner Abend bis in die Nacht hinein. Davon wie immer keine Bilder. 8)

  • Søby hat eine Werft, und die müssen Jessica und ich unbedingt besuchen, bevor wir hier wieder wegfahren. Im Trockendock wird nämlich derzeit die Thor Heyerdahl überholt. Sie ist genau wie die Hendrika Bartelds ein Topsegelschoner, ihr Heimathafen ist Kiel. So etwas kann man sich doch nicht entgehen lassen! :sun:
     

     
    Es ist Tradition, dass wir am Tag nach der Bordparty eine Stunde später starten. Unser heutiges Ziel heißt Marstal, und würden wir den Wind direkt nutzen und den schnellsten Kurs abstecken, wären wir in drei Stunden dort. Aber wir wollen ja segeln, also wird viel gekreuzt, etliche Wenden gefahren, auch mal eine Halse und die verschiedensten Segelkombinationen ausprobiert.

    Bevor es aber soweit ist, gibt es etwas, was ich so auch noch nicht erlebt habe: Der Wind steht so, dass wir Probleme haben, aus dem Hafen von Søby heraus zu kommen; er drückt uns immer wieder rein. Schließlich fahren wir rückwärts raus, und das klappt dann. :thumbup:

    Und wieder wird es ein wunderschöner Segeltag. :sun:

    Fortsetzung folgt morgen. Fühlt euch frei, jetzt schon zu kommentieren, wenn ihr mögt. :)

  • Du schaffst es immer wieder, uns bereuen zu lassen, nicht dabei gewesen zu sein.

    Vielen Dank auch für Deine Einblicke in die Mühen eines Smutje an Bord.

    Glück hat meistens der Mann, der weiß, wieviel er dem Zufall überlassen darf. (C.S. Forester)

  • Schöner Bericht. Wie immer. Macht neidisch.

    Und das mit dem Essen kenne ich. Du kochst zu gut. Wenn es schmeckt wird dem Smutje die Haare vom Kopf gefressen.

    Und dann muss man improvisieren.

    Aga

    Gentlemen, when the enemy is committed to a mistake, we must not interrupt him too soon.

    Adm. Horatio Nelson

  • Was ich gestern total vergessen habe zu berichten, ist ein Detail unserer Abfahrt in Sønderborg. Hier hatten wir ein ähnliches Problem wie in Søby - der Wind drückte uns immer wieder an den Kai. Der Käptn ließ daher eine lange Trosse ausbringen, deren Auge am Ufer um einen Poller gelegt wurde.

    Und dann warpten wir uns daran los, bis wir freies Fahrwasser hatten. Ein netter Mensch am Ufer warf daraufhin die Trosse los, und die holten wir dann ein. Leider gibt es davon keine Bilder, aber das hätte dann auch ein Film sein müssen, um das zu zeigen. Wir rannten dabei einige Runden um den Tisch auf dem Hauptdeck, wobei jeder sich ein Stück Trosse schnappte, die eine viertel Runde mit sich zog, dann fallen ließ und die nächste Runde drehte. Auf diese Art und Weise kam die lange und durch das Wasser schwere Trosse blitzschnell an Bord und lief nicht Gefahr, in die Schraube zu geraten.

    Nun also auf nach Marstal. Wie bereits geschrieben, kreuzten wir ziemlich viel, und damit bei all der Hin- und Her-Segelei nicht die Richtung verloren geht, muss ein Profi ans Ruder. :D

    Marstal ist immer wieder schön. Zwar kamen wir zu spät an, um noch das kleine, aber feine Schifffahrtsmuseum zu besuchen, aber zumindest die Außenbereiche können immer besichtigt werden, und wir hatten ja bereits mehrmals das Vergnügen, durch das Museum zu schlendern.
     

     

     

     

  • Die Abende an Bord sind auch immer schön - nicht nur, wenn die Bordparty tobt. An den Tischen werden Brett- oder Kartenspiele gespielt, manch einer sitzt still in einer Ecke und liest, an anderer Stelle wird geklönschnackt - oder auch das Tagebuch aktualisiert, um dann so einen Reisebericht schreiben zu können. :sun:

    Am nächsten Tag heißt es dann "Farvel Danmark" - es geht nach Kappeln. Erneut ein fantastisches Segelwetter, und versüßt im wahrsten Sinne des Wortes wird die Fahrt noch durch das große Blech voll Kuchen, den mein Ältester für alle bäckt. fr18

    Um in den Hafen von Kappeln zu kommen, muss auch wieder eine Brücke passiert werden. Gemeinsam mit uns legt der Zweimaster Elegant an, ein 1889 gebautes Plattbodenschiff unter holländischer Flagge. (Lasst euch nicht durch die dänische Flagge am Top täuschen - sie kam wie wir aus dänischen Gewässern und hatte wohl vergessen, die deutsche Flagge zu setzen.)
     

    Ich mag Kappeln und ganz besonders den kleinen Museumshafen mit seinen schmucken kleinen Segelschiffen.
     

     

    Elegant sehen ja beide aus. <3
     

    Es ist nun schon wieder unser letzter Abend an Bord - morgen geht es nach Kiel. Zumindest einige von uns bleiben sehr lange wach, denn um Mitternacht gibt es noch etwas zu feiern: Unser Bordbäcker hat Geburtstag! :hb::rnr: Und nun wisst ihr auch, was es mit dem anfangs erwähnten alternativen Threadtitel auf sich hat. :sun:

  • Nun also der letzte Tag auf See. Und er wird uns ein paar schöne Schiffsbegegnungen bringen...

    Gleich hinter der Brücke kommt uns die Petrine entgegen, die offenbar weiter die Schlei hinauffahren will. Auch sie ist eine alte Bekannte, die wir schon öfters auf unseren Törns getroffen haben.

    Kurz danach fahren wir an der Groninger Einmast-Seetjalk De Albertha vorbei, auf der grad das Segel gesetzt wird.
     

    Je näher wir Kiel kommen, desto mehr Segelschiffe sehen wir. Hier im Bild rechts die Luciana, die wir bereits in Hamburg und in der Schleuse Brunsbüttel sahen (und auf der mit Sophie und Finn die zwei Matrosen fahren, die im vorigen Jahr mit uns auf der Hendrika waren). Links sieht man weit hinten die Bremer Gaffelketsch Seute Deern.

    Später passieren wir die Stortemelk, ein schmucker Schoner unter holländischer Flagge.
     

    In Kiel dann großes Gedränge an der Blücherbrücke - man könnte denken, es ist schon Kieler Woche, aber die ist erst im nächsten Monat.
     

    Wir legen wieder mal "im Päckchen" an, machen an Backbord an der Stortemelk fest und bekommen dann an Steuerbord die Luciana als Gesellschaft.

    Tja, und dann heißt es auch schon wieder Abschied nehmen. Während der Fahrt nach Kiel haben alle ihre Sachen gepackt, die Kabinen gereinigt und die Kombüse klariert, so dass alles für die nächste Gruppe bereit ist.
    Als alle anderen von Bord sind, mache ich mit Käptn Raggi die Endabrechnung, Jessica und ich bedanken uns nochmals bei ihm und seinen beiden Matrosen und machen uns dann auch auf die Heimreise.

  • Zum Schluss noch ein paar Impressionen.

     

     

     

     

    Es war auch in diesem Jahr wieder ein toller Törn mit tollen Leuten; neben vielen "alten Salzbuckeln" hatten wir wieder ein paar Neulinge dabei, denen es aber auch gut gefallen hat.

    Was wäre noch zu berichten? Ach ja: Der Vertrag für 2026 ist bereits unterschrieben. :huzzah:

  • Sehr schöner Bericht, vielen herzlichen Dank Bonden! Da scheint Ihr ja wirklich grosses Wetterglück gehabt zu haben.

    Die Fotos wecken in mir gewisse Sehnsüchte <3


    Beste Grüsse

    Peter

  • Aye, Jessica und Bonden,


    Vielen Dank für den schönen Bericht von einer feinen Reise.

    Angarvater

    To the optimist, the glass is half full.
    To the pessimist the glas is half empty.
    To the engineer, the glass is twice. As big as it needs to be.

  • Danke für den schönen Bericht. Irgendwann, wenn ich Rentner bin, muss ich auch mal mitsegeln. Aber das dauert leider noch ein paar Jahre.

    Gruß Christian

    "Behandle jedes Bauteil, als ob es ein eigenes Modell ist; auf diese Weise wirst Du mehr Modelle an einem Tag als andere in ihrem Leben fertig stellen."

  • In der Tat, ein toller + schöner Bericht!

    Da wird ja bald mal ein Trophäe für die schönsten Reiseberichte fällig... :)

    ~*~ "Und nun meine Herren, genug der Bücher und Signale." ~*~ Richard Earl Howe, 1. Juni 1794.

Participate now!

Don’t have an account yet? Register yourself now and be a part of our community!