Christoph Hardebusch - Auf stürmischer See

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    Falls jetzt jemand stutzen sollte und sich sagt, Moment, diesen Namen kenne ich doch. Ja, Christoph Hardebusch wurde mit Trollen, Elfen und Sturmwelten bekannt.

    Nun soll es also ein historischer Roman sein, ein marinehistorischer Roman sogar. Wie dem Klappentext zu entnehmen ist, handelt es sich dabei um die Erfüllung eines lange gehegten Traums.

    Kurz zur Handlung:

    Matt Dankworth ist ein junger Seemann aus Boston. Weil sein Vater Engländer war, presst man ihn vor Gibraltar in den Dienst seiner Majestät König George III.

    Er widersetzt sich und wird ausgepeitscht. Erst langsam findet er sich mit seiner Lage ab und findet im Schiffsarzt einen Freund. Nach einem Schiffbruch trifft er auf Sir Sidney Smith, der in Smyrna ein Schiff auf eigene Kosten ausrüstet, um sich der Royal Navy vor Toulon anzuschließen. In einer Verfolgung durch zwei französische Kriegsschiffe kann Matt seinen Wert unter Beweis stellen. In Sir Sidney Smith findet er einen Freund und Förderer. Schließlich gelangen sie nach Toulon und stehen hier bald einem Mann gegenüber, der noch von sich Reden machen wird: Napoleon Bonaparte.

    Als ich am Samstag in einer Berliner Buchhandlung stöberte, weil meine Tochter einen Gutschein einlösen wollte, nahm ich relativ ahnungslos ein Buch in die Hand, weil mich das Segelschiff auf dem Cover natürlich triggerte. Ich las den Klappentext und bei Sir Sidney Smith hatten sie mich. Immerhin spielt er in zwei Büchern meiner Henry du Valle-Reihe ja eine nicht ganz unwichtige Rolle. Am restlichen Samstag und am gestrigen Sonntag nahm ich das Buch in jeder freien Minute zur Hand. Mit 272 Seiten ist es ja auch kein dicker Wälzer.

    Natürlich versteht der Autor, eine Geschichte zu erzählen. Da er ständig ganz dicht an seinem Helden ist, baut man auch rasch eine Bindung zu ihm auf. Seine Schilderungen sind teilweise recht drastisch, sei es bei einer Auspeitschung oder auch im Gefecht. Hier ist er dichter an Alexander Kent, als an POB. Vielleicht ist sein Held ein Stück zu sehr ein Mensch der Gegenwart und weniger des Jahres 1793. Überhaupt ist hier der Autor ein wenig inkonsequent. Einerseits schildert er in der ersten Hälfte des Buchs neben der strikten Disziplin, die auch voller Brutalität durchgesetzt wird, auch die strikte Klassentrennung. In der zweiten Hälfte kommt Matt dann völlig mühelos als einfacher Seemann im Schlepptau von Sir Sidney Smith in die große Kajüte von Admiral Hood oder zur Verhandlung mit Colonel Bonaparte. Und überall gibt er ungefragt seinen Senf dazu, ohne dass außer mir jemand zusammenzuckt. Das passt nicht so recht in diese Zeit, auch wenn es eine Zeit der Umwälzungen war.

    Damit kommen wir direkt zur Recherche. In der Frage bin ich ja eher ein Erbsenzähler, weil bei mir Recherche und Schreiben so ungefähr im Verhältnis 3 : 1 stehen. Ich finde, da hat er seine Sache sehr gut gemacht, auch wenn er mit seiner Behauptung, auf HMS Ephyra befanden sich nur durch einen unglücklichen Zufall Marineinfanteristen, ziemlich daneben liegt. Aber mit Sir Sidney Smith scheint er sich wirklich intensiv beschäftigt zu haben und er trifft ihn ziemlich gut, wie ich finde.

    Insgesamt ist es ein sehr gelungener und gut zu lesender Roman, der Lust auf mehr macht. :5*:

    Glück hat meistens der Mann, der weiß, wieviel er dem Zufall überlassen darf. (C.S. Forester)

  • Danke für die Rezi Speedy. Das wäre doch was für die nächste Buchvorstellung...

    Aga

    Gentlemen, when the enemy is committed to a mistake, we must not interrupt him too soon.

    Adm. Horatio Nelson

  • Danke & in der Tat!

    Schön zu sehen, dass die Ära der Segelschiffromane doch nicht zu Ende ist, sondern immer wieder (wenn auch spärlichen) Nachschub erhält.

    ~*~ "Und nun meine Herren, genug der Bücher und Signale." ~*~ Richard Earl Howe, 1. Juni 1794.

  • Zumindest hat mal wieder ein Verlag daran geglaubt.

    Glück hat meistens der Mann, der weiß, wieviel er dem Zufall überlassen darf. (C.S. Forester)

  • Ja, mit den beiden Nelson-Romanen und "Die Herren der See" von Axel Meyer (hat das schon jemand gelesen?) geht ja anscheinend doch etwas. Und wenn auf der Leipziger Buchmesse auch sehr viele junge Leute waren, dann scheint das Thema Buch & Literatur noch nicht am Ende zu sein.

    ~*~ "Und nun meine Herren, genug der Bücher und Signale." ~*~ Richard Earl Howe, 1. Juni 1794.

  • Die Herren der See ist ein Hanse-Roman, spielt also vor unserer Zeit.

    Glück hat meistens der Mann, der weiß, wieviel er dem Zufall überlassen darf. (C.S. Forester)

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