Band 4 - Gegen den Wind

  • Hab das Buch durch und bin begeistert!


    Christian Hayden, unser RN-Kapitän mit französischer Mutter und englischem Vater, segelt mit seiner Fregatte Themis in die Karibik. Unterwegs wird ein Boot mit zwei schiffbrüchigen Spaniern aufgelesen, Brüder, keine Seeleute, alles etwas geheimnisvoll. Zu der Zeit war Spanien nicht im Krieg mit England. Sie erzählen, dass die Fregatte, auf der sie als Passagiere mitgefahren sind, nachts von einem anderen Schiff gerammt wurde, dann sank und sie im allgemeinen Chaos in dem kleinen Boot auf dem Meer zurückblieben. Bald schon stellt sich heraus, dass zumindest einer der Brüder nicht das ist, was er zu sein scheint.
    Dann wird ein im Sturm havariertes Sklavenschiff angetroffen. Der Sklavenhandel galt damals noch als legal, auch wenn er gesellschaftlich schon sehr umstritten war. Die Themis nimmt den Sklavenhändler ins Schlepp. Die Diskussion unter den Offizieren um die moralischen Aspekte dieser Rettungsaktion und der damit verbundenen Belohnung in Höhe von 10% des Verkaufspreises der "lebenden Fracht" empfand ich als hochspannend.
    Unser Held heiratet während dieser Überfahrt; diese ganze Geschichte war für mich der einzige Schwachpunkt des Buches, da mir das alles reichlich schnell und unglaubwürdig vorkam - aber für den späteren Verlauf des Romanes ist es nicht ohne Bedeutung. Auf Barbados erwirbt er Haus und Grundstück und lässt nach kurzer Zeit des Glücks seine junge Frau zurück, um wieder im Dienst von König und Vaterland die Themis zu befehligen.
    In der Karibik wird die Themis Teil eines kleinen Geschwaders von 4 Fregatten, die Jagd auf Freibeuter und französische Schiffe machen sollen. Der dienstälteste Kapitän dieses Geschwaders stellt sich bald als jemand heraus, der sein Glück nur allzu gern herausfordert, sich reichlich unüberlegt in die wildesten Aktionen stürzt und dabei leichtsinnig das Leben seiner Mannschaften auf's Spiel setzt. Prompt geht eine dieser Aktionen, an der sich Christian Hayden pflichtgemäß beteiligen muss, gründlich in die Hosen. Hayden und ein Teil seiner Mannschaft werden bei dem total missglückten nächtlichen Versuch, eine Brigg aus einem feindlichen Hafen zu stehlen, fast gefangengenommen; die Flucht zurück auf die Themis misslingt. Sie müssen sich allein mit zwei Booten durchschlagen, kapern einen französischen Schoner, verlieren diesen beinahe wieder, und bei dem Versuch, flüchtige französische Royalisten vor den Jakobinern zu retten, wird die Truppe nochmals zersplittert. Das Kriegsglück wogt hin und her, ehe Hayden zumindest wieder im derzeitigen Heimathafen anlangt, allerdings noch immer von seiner Themis getrennt, die derweil von seinem Ersten Mr. Archer kommandiert wird. Zurück in seinem Heim auf Barbados muss er feststellen, dass seine Frau inzwischen von ihrem Bruder sowie einem verräterischen Franzosen, der sich als Royalist ausgegeben hatte, aber in Wahrheit ein Spion der Jakobiner ist, entführt wurde. Zwei spanische Fregatten mit einem Silberschatz spielen ebenfalls dabei eine Rolle, und Hayden begibt sich mit seinem gekaperten Schoner auf die Jagd. Die nun folgenden Ereignisse sind ein über viele Seiten äußerst spannend und auch recht glaubhaft geschilderter Showdown mit witzigen Ideen, dramatischen Kämpfen und einem dann leider etwas zu schnellen und außerdem, wie ich finde, nicht so gelungenen Ende. Aber ich ahne, dass das alles Teil eines Großen und Ganzen ist - deshalb kann ich es kaum erwarten, dass Mr. Russel uns den fünften Band seiner tollen Reihe liefert.


    Was mir an diesem Buch sehr angenehm aufgefallen ist: In einer in dieser Art selten so gut und nachvollziehbaren Art wird der Einfluss von Wind und Strömungen auf die Manöver beim Age of Sail geschildert. Man fiebert total mit, wenn wieder der Wind einschläft; man leidet gemeinsam mit Christian Hayden auf seinem Achterdeck, wenn er zusehen muss, wie der Gegner plötzlich Wind in die Segel bekommt und manövrieren kann, während man selbst noch in der Flaute liegt.


    Hoffen wir inständig, dass Bastei Lübbe auch weiterhin den Trendbrecher macht und sich nicht scheut, weitere Bände einer englischsprachigen maritim-historischen Reihe ordentlich übersetzt auf den deutschen Büchermarkt zu werfen.

  • Außer natürlich, dass der Text vielleicht doch als Spoiler gekennzeichnet werden sollte, kann ich Bonden hier nur voll und ganz zustimmen (ich hab den Band auf englisch gelesen).


    Auch ich fand den von Bonden schon beschriebenen Versuch mancher Offiziere, Ihre Gier nach dem "Bergelohn" für das Sklavenschiff moralisch zu rechtfertigen, äußerst gelungen geschildert. Dasselbe gilt für den zweiten, actionlastigen Teil des Romans. Selbst das, was Hayden mit seiner winzigen Crew zuwege bringt kommt glaubwürdig rüber.


    Für mich ist Russell momentan der beste lebende Autor marinehistorischer Romane.

  • Wie viele Seiten hat der Roman eigentlich? Angesichts der Länge der Rezension muss es ja eine ganze Wucht sein. ;)

    Glück hat meistens der Mann, der weiß, wieviel er dem Zufall überlassen darf. (C.S. Forester)

  • Das ist alles Deine Schuld. Als ich mit Deiner Rezension durch war, hatte ich alle vorherigen Postings vergessen.

    Glück hat meistens der Mann, der weiß, wieviel er dem Zufall überlassen darf. (C.S. Forester)

  • ungefähr ein Drittel durch.
    Die Sache mit dem Bergelohn finde ich klasse beschrieben.
    Die Zeremonie an Bord aber seltsam. Da kennt man jemanden nur ein paar Tage und dann sowas? Etwas unglaubwürdig.


    Aga

    Gentlemen, when the enemy is committed to a mistake, we must not interrupt him too soon.

    Adm. Horatio Nelson

  • Zitat von "Aga"

    Die Zeremonie an Bord aber seltsam. Da kennt man jemanden nur ein paar Tage und dann sowas? Etwas unglaubwürdig.


    Ja, in der Tat, wo er doch noch derart seiner Ex nachhängt. Vielleicht eine Art Übersprungshandlung. :D


  • dachte ich mir schon. Da merkt man wieder mal, das wir Kerle wohl nicht Kopfgesteuert sind...


    Aga

    Gentlemen, when the enemy is committed to a mistake, we must not interrupt him too soon.

    Adm. Horatio Nelson

  • So. Habe fertig.
    Spannend wie die bootsaktionen beschrieben werden.
    Aber irgendwie gelingt mir im das alles zu glatt und vorhersehbar.
    Insgesamt 4 von 5 Sternen.


    Aga

    Gentlemen, when the enemy is committed to a mistake, we must not interrupt him too soon.

    Adm. Horatio Nelson

  • So. Habe fertig.
    Spannend wie die bootsaktionen beschrieben werden.
    Aber irgendwie gelingt mir im das alles zu glatt und vorhersehbar.
    Insgesamt 4 von 5 Sternen.


    Aga

    Gentlemen, when the enemy is committed to a mistake, we must not interrupt him too soon.

    Adm. Horatio Nelson

  • Endlich, endlich auch gelesen...


    Mann, Mann, Mann...
    unser Captain da sollte echt die Finger von den Mädels lassen, die machen ihn alle unglücklich!
    ansonsten fand ich es auch sehr spannend und gut geschrieben und warte jetzt auf den "Nachschub" :)

    Fear not men with swords and guns . . .
    Fear the reckoning of the piper who unites them.
    - Unknown-

  • Anstatt heute am Publikumstag über die Baumesse in Neumünster (die größte ihrer Art in Nordeuropa) zu schlendern, bin ich nun wieder hier gelandet, und gut so! Warum?
    In 2012 habe ich die ersten drei Bände dieser Mini-Serie gelesen und war durchwachsen begeistert. So wie von den Vorschreibern beschrieben, ist es mir ähnlich ergangen. Einerseits gut angelegte, große Spannung beim Lesen, anderseits doch aber auch große Unwahrscheinlickeiten im Plot und auch aus marinehistorischer Sicht und kaum nachvollziehbare menschliche Wandlungen und Seinsweisen.
    Die drei Bände schlummerten dann unaufgeregt im Regal. Bis eben!
    Ich entdeckte hier, dass es diesen 4. Band gibt, denn dies war mir bisher nicht aufgefallen. Er ist recht gut von euch eingeführt. Und natürlich muss ich ihn haben!!!
    Nur bei Amazon gibt es ihn nur als Datei. Ich lese aber solche Literatur immer aus der Hand und will auch den haptischen Genuss! Bei Amazon leider auch kein Gebrauchtexemplar.
    Aber bei booklooker - JAAAA.
    Order erteilt!
    Freude.

    "Wie die Luft gehört die See als Geburtsrecht allen Menschen.“
    (Thomas Jefferson 1743 - 1826)

  • Jessica Read

    Hat den Titel des Themas von „der 4.Band auf Deutsch: Gegen den Wind“ zu „Band 4 - Gegen den Wind“ geändert.