J.H.Gelernter - Jagd nach Vergeltung

  • Nachdem ich dem Band schon im "Was hört ihr gerade" -Thread angesprochen habe, hier nun eine etwas ausführlichere Rezi.

    Gelernter ist US Amerikaner, noch recht jung (dem Foto nach) und lebt in Conneticut.

    Jagd nach Vergeltung ist sein Debütroman. MMittlerweile ist Band 2 (das Spiel des Deserteurs) auf Deutsch erschienen und Band 3 auf Englisch.

    Vorneweg, die Wertung von :2*: werde ich noch korrigieren.


    Aber ersteinmal zur Story.

    Der Marines Captain Thomas Grey hat kurzvor dem Frieden von Amiens seine Frau veroren, als eine französische Fregatte das Handelsschiff auf dem er mit seiner Frau nach Hause reisen wollte Angriff. Ein zu tief gegangener Schuss durchschlug den Rumpf, sodass Frau Grey im Splitterhagel unter Deck umkam. Von depressionen und Trauer gebeugt zieht er sich auf sein Gut zurück. Sein Chef vom Marine Geheimdienst Banks (kommt einem bekannt vor) drängt Ihn wieder seinen Dienst als Stationsleiter im Mittelmeer aufzuehmen.

    Das will Captain Grey allerdings nicht und quittiert seinen Dienst. Er lässt von einem Freund Haus und Hof verkaufen und will sich in die USA, begeben um dort in den Holzhandel seiner Verwandten einzutreten.

    Auf der Schiffsreise wird das Schiff von einem französischen Freibeuter angegriffen und schwer beschädigt, kann sich aber nach Portugal retten. Der Angriff kam überraschend, aber der Frieden von Amiens war zwiachenzeitlich gebrochen.

    In Portugal lernt er irische Aufständische kennen, die ihm den Namen des Kapitäns der Fregatte nennen, der verantrwortlich für den Tod seiner Frau war.

    Long Story short: Er gibt sich als Überläufer aus und reist nach Paris um Rache zu nehmen...

    Natürlich ist er erfolgreich, reist wieder nach England und nimmt seinen Dienst als Geheimdienstler wieder auf.


    Nun, nachdem ich das Buch zu ende gehört habe, korrigiere ich meine Bewertung auf :4*:

    Warum? Mich nervte der Sprecher. Er bekam die Navytypischen Begrifflichkeiten nicht auf die Kette. Z.B. war Thomas Grey für ihn immer wieder eine "Marine-Kapitän" und kein "Captain der Marines". Da gab es nochso einiges, wo man merkte da liest einer was, von dem er so Null Plan hatte.

    Grey ist keineswegs der David Winter in Hummer-Form, er bekommt reichlich sein Fett weg.

    Gelernter scheint übrigens ein Faible für Waffen zu haben. So hat der Handeslschiffkapitän, der sich mit den Freibeutern rumärgern darf ein Bakers-Rifle an Bord, mit dem Grey dann aus der Mars die Frenchies dezimiert. Später hat sein französischer Wiedersacher eine Girardoni Windbüchse, die später sehr prominent zum Einsatz kommt.

    Die Story ist schnell, es passiert immer irgendwas. Wie ein James Bond, der 1802 spielt.

    Schön finde ich, das es nun auch eine Story aus Sicht eines Hummers gibt. Er muss sich damit auch nicht mit der Beschreibung von Segelmanövern o.ä. aufhalten. Auch ist er flexibel die Story von Land auf See und wieder an Land zu führen.


    Man merkt an vielen Stellen, das Bernard Corenwell ein Vorbild für Gelernter ist, das schreibt er auch so in den historischen Anmerkungen, die als Anhang im Buch sind.

    Band 2 werde ich mir auf jedenfall noch geben.


    Aga

    Gentlemen, when the enemy is committed to a mistake, we must not interrupt him too soon.

    Adm. Horatio Nelson

  • Danke für Deine Einschätzung/Dein Urteil.


    Wir können die Threads ja zusammenführen; ist nur die Frage ob in maritim oder in nicht-maritim.

    ~*~ "Und nun meine Herren, genug der Bücher und Signale." ~*~ Richard Earl Howe, 1. Juni 1794.

  • Ich würde den schon bei Maritim lassen, findet doch ein grossteil der Aktion auf See statt.

    Zusammenführen würde ich auchnicht, da der erste ja ein separates Ding des Hörbuches war.

    Aber ich verlinke mal dahin.


    Aga

    Gentlemen, when the enemy is committed to a mistake, we must not interrupt him too soon.

    Adm. Horatio Nelson

  • Nun, nachdem ich das Buch zu ende gehört habe, korrigiere ich meine Bewertung auf :4*:

    Warum? Mich nervte der Sprecher. Er bekam die Navytypischen Begrifflichkeiten nicht auf die Kette. Z.B. war Thomas Grey für ihn immer wieder eine "Marine-Kapitän" und kein "Captain der Marines". Da gab es nochso einiges, wo man merkte da liest einer was, von dem er so Null Plan hatte.

    Grey ist keineswegs der David Winter in Hummer-Form, er bekommt reichlich sein Fett weg.

    In der Regel gestaltet der Sprecher eines Hörbuchs den Text nicht frei, sondern er liest vor, was im Buch steht. Wenn also jemand keinen Plan hat, dann der Übersetzer oder der Autor selbst.

    Glück hat meistens der Mann, der weiß, wieviel er dem Zufall überlassen darf. (C.S. Forester)

  • Stimmt schon, aber hier kam der Vorleser immer ins Stolpern wenn er Navy und Seefahrtsbegriffe aussprach.

    Da schüttelte es mich immer. Man müsste das Buch haben um es zu vergleichen.


    Aga

    Gentlemen, when the enemy is committed to a mistake, we must not interrupt him too soon.

    Adm. Horatio Nelson

  • Das hat mir jetzt keine Ruhe gelassen. Habe mir die Kindle Version vom Buch geholt.

    Da steht wirklich "Marinekapitän" wo aus dem Zusammenhang "Marines Captain" stehen müsste.

    Ganz gruselig ist der "Marinekommissar", gemeint ist der "Commissioner of the Marines" ("2nd Sea Lord")

    Also Enztschuldigung an den Sprecher Mirko Böttcher.

    Da muss wohl die Übersetzerin Susanne Just Nachhilfe nehmen. Vielleicht fängt Sie mal damit an Lavery "Nelson's Navy" zu lesen.


    Aga

    Gentlemen, when the enemy is committed to a mistake, we must not interrupt him too soon.

    Adm. Horatio Nelson

  • Ja, da fehlt leider Erfahrung und das entsprechende (Fach-) Wissen. Sebst ein Blick in die Wikipedia hätte da wohl genügt.

    ~*~ "Und nun meine Herren, genug der Bücher und Signale." ~*~ Richard Earl Howe, 1. Juni 1794.

  • Ja, da fehlt leider Erfahrung und das entsprechende (Fach-) Wissen. Sebst ein Blick in die Wikipedia hätte da wohl genügt.

    Dafür wird bei dem ständigen Kostendruck kaum Zeit sein. Überhaupt glaube ich, dass die meisten Texte heutzutage automatisiert übersetzt werden und man anschließend nur die gröbsten Schnitzer und den Satzbau korrigiert.

    Glück hat meistens der Mann, der weiß, wieviel er dem Zufall überlassen darf. (C.S. Forester)

  • Ja, der Verdacht hat sich mir auch schon aufgedrängt... Es ist eben fatal, wenn es nicht mal eine Qualitäts- bzw. Inhaltskontrolle gibt.

    ~*~ "Und nun meine Herren, genug der Bücher und Signale." ~*~ Richard Earl Howe, 1. Juni 1794.

  • Sollte ein professionelles tool aus dem "captain of the marines" einen Marinekapitän machen, ist es sein Geld nicht wert. Das kostenlose tool deepl zumindest übersetzt es in einem kompletten Satz als "Kapitän der Marineinfanterie", was ja prinzipiell schon mal deutlich richtiger ist!

    Wobei ich per se bei ausländischen Rängen ein Freund der ausländischen Bezeichnung bin. Und selbst das kann man in jedem normalen Schreibprogramm dann automatisiert Ändern lassen (Korrekte Rechtschreibung vorausgesetzt). In einem professionellen tool sollte sowas m.E. dann auch im Vorfeld schon einstellbar, spätestens aber beim Korrekturlesen korrigierbar sein!

    Ich gestehe, ich bin etwas erschüttert.

  • Genau das Grolanner.

    Was deepl in der Freeware/Online-Variante ist viel besser, als das was hier abgeliefert wurde.

    Wenn man dann noch sieht, was Frau Just sonst übersetzt, dann merkt man schnell, das sie von der Materie weder Ahnung noch ein Gespür hatte und es dem Verlag auch Schnurz ist was da raus kommt.

    Leider wurde Band 2 auch von Frau Just übersetzt.


    Aga

    Gentlemen, when the enemy is committed to a mistake, we must not interrupt him too soon.

    Adm. Horatio Nelson

  • Fachkräftemangel also auch hier. Aber das ist ja seit des Masters Abgang schon länger so.

    Das Problem begann (je nachdem, was du mit "Abgang" meinst) schon eher. So ganz freiwillig war er ja, wenn ich mich richtig erinnere, nicht vom Übersetzer zum Autor umgestiegen. Auch wenn das rückblickend eine richtig tolle Sache für uns war, dass es passiert ist (oder eben auch nicht, wenn man sich die qualitative Entwicklung der Übersetzungen an sieht).

  • Der Vita nach steht die Übersetzerin auch noch am Anfang ihrer Laufbahn, da fehlt dann einfach noch die Erfahrung. Nichtsdestotrotz dürften solche Fehler nicht passieren - egal ob von Seiten der Übersetzerin oder des Verlages.

    ~*~ "Und nun meine Herren, genug der Bücher und Signale." ~*~ Richard Earl Howe, 1. Juni 1794.

  • Ja, das erste war ja der Auslöser des Threads.

    Mal schauen wie das zweite wird.


    Aga

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    Adm. Horatio Nelson