Die glänzt, als würde man sie täglich pollieren.
De Zeven Provincien - Admiral de Ruyters Flaggschiff, 1:100, Seahorse-Verlag
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- Im Bau
- Bonden
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Im aktuellen Baubericht von Angarvater hatte ich ja Vorfreude aufs Takeln geäußert. Nun, das mit den Masten und Stengen und Rahen und so dauert hier noch, aber Geschütze müssen ja auch getakelt werden. Und da wollte ich nur mal mitteilen, dass ich heute dafür etliche Vorarbeiten geleistet habe, um das Hauptdeck demnächst ordentlich zu bestücken. Die Lafetten sind fast fertig, messingglänzende Augbolzen wurden im Brünierbad geschwärzt, das Päckchen mit den bestellten Takelgarnen wurde ausgepackt und der Plan, wie ich die Geschütze im "Auf-Fahrt-Modus" takele, steht auch.
Also dann: Bleiben Sie schön neugierig!
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Das bleiben wir. Und nun zurück an die Arbeit.
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Ahoi allerseits,
das ist eine recht spannende Angelegenheit mit den Kanonen. Mir wurde schnell klar, dass ich in diesem kleinen Maßstab nach dem Motto "Weniger ist mehr" verfahren werde. D.h., ich bringe nicht alle Taue an, die an sich nötig wären und beschränke mich auf die Broktaue und die Ladetakel. Auf Fahrt waren keinerlei dieser Taue locker, alle waren irgendwie straff gespannt, um die Kanonen vor Verrutschen zu sichern. Diverse Abbildungen in Büchern und Fotos von Modellen geben reichlich Orientierung, aber zeigen auch etliche Unterschiede. Da muss ich mich dann für eine Variante entscheiden.
Ich habe heute zwei Geschütze fertiggestellt. Klingt nicht viel - ist es auch nicht. Aber wenn ich für die erste Kanone noch reichlich zwei Stunden benötigt habe, stand die zweite Kanone nach einer knappen Stunde - und sieht auch besser aus, wobei noch Luft nach oben ist. Ich habe mich für zwei Kanonen unter dem Vordeck entschieden, sozusagen zum Üben, denn von denen sieht man später so gut wie nichts mehr. Und solche "Übungsplätze" habe ich noch reichlich. Letztendlich sollten maximal 12 Geschütze möglichst tadelsfrei werden (also auf dem Hauptdeck), die anderen 12 verschwinden unter Back- und Achterdeck.
Hier nun die Nummern 1 und 2 - das linke war das erste. Die Blöcke sind 2,3 mm "groß" - bei jedem war es eine Mühe, das 0,1mm dünne Tau durch die pitzeligen Löcher zu kriegen. Der Mensch wächst zwar mit seinen Aufgaben - das trifft aber leider nicht auf diese Löcher zu.
Aber es macht trotzdem Spaß!
Kleines Gimmick am Rande: Laut Bauanleitung soll man zur Darstellung der Achsen an den Lafetten winzige dünne Papierstreifchen eng zusammen rollen, so dass noch winzigere Zylinder entstehen, die man dann auf die Räder als Achsenimitat klebt. Nee, sorry, aber das war mir dann doch zu aufwändig. Ich bin da lieber zum Bäcker gelaufen und habe mir zum Frühstück ein Brötchen gekauft.
Cool, was?
Ach so, muss ich erklären: Es war ein Mohnbrötchen! Und wenn ihr euch jetzt das erste Bild genau anschaut, seht ihr, was für wundervolle "Achsen" Mohnkörner ergeben!
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Aye, Bonden,
Das würde ich nicht als Gimmick bezeichnen. Im Gegenteil, solche Lösungen, die zum Ziel führen ein gutes Bild so eines schönen Schiffes in unseren Maßstäben zu schaffen sind das Salz an der Suppe.
Cheerio!
Angarvater
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das Salz an der Suppe
An grobes Meersalz hatte ich auch erst gedacht, hatte dann aber Sorge, dass die wasserlösliche Acrylfarbe mir da böse Streiche spielen könnte.
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Auf jeden Fall handelt es sich um ein teilweise essbares Modell. Das nenne ich innovativ.
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Und das hier ist dann wohl der Ritterschlag:
Zitat von Ab HovingBrilliant solution!
Wer ihn nicht kennt: Absoluter Kenner der holländischen Marinehistorie und langjähriger Chefrestaurator im Rejksmuseum Amsterdam.
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Ab ist ein sehr netter Mensch. Nachdem wir vor einigen Jahren Kontakt per Mail für ein leider nicht realisiertes Projekt von Artitec hatten, habe ich ihn dieses Jahr auf der Ausstellung in Amsterdam persönlich kennen lernen dürfen.
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Heute mal wieder ein kleines Update. So rein optisch hat sich einiges getan. Vor allem sind die freihängenden Taue zum Öffnen der Stückpforten ordentlich eingeholt worden. Das Vordeck ist jetzt fest drauf, darunter stehen brav die getakelten Kanönchen. Und die ersten Klinkerplankenteile sind an der Back zu sehen.
Admiral de Quakje scheint auch zufrieden zu sein.
Vorbereitend auf die nächsten Arbeitsschritte hat sich auch noch einiges getan; das wird dann später gezeigt. Jetzt müssen weitere Kanonen getakelt werden, dann endlich kommt das Achterdeck drauf.
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Ich kann mich nur wiedeholen:
>> Und das ist wirklich nur Papier? <<<
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Doch, ist es - guck dir doch die Bilder an und sieh, wie geduldig das Schiffchen da steht.
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Meine ersten Takelversuche bei den Kanonen habe ich weiter oben ja bereits gezeigt. Jetzt möchte ich einmal genauer zeigen, wie ich hier die Kanonen takele.
Zuerst habe ich zwei 3/32''-Einfachblöcke (2,38mm) eingebunden und dabei mit einem kleinen Augbolzen versehen; diese beiden Blöcke kamen dann beidseitig an die Lafette.
Das Broktau geht durch die Lafette durch. Hier habe ich zuerst an ein Ende eines 0,75mm-Fadens einen Augbolzen eingebunden und dann das andere Ende durch die Lafette gesteckt. Jetzt wurde das Kanonenrohr aufgeklebt. Anschließend ging es schon mal an Deck zum Maß nehmen, wo genau der zweite Augbolzen an das Broktau kommen muss. Das Ziel hierbei ist, dass das Broktau möglichst straff sitzt, wenn das Geschütz an seinem Platz steht. Die Bordwand habe ich schon mit insgesamt vier Löchern neben der Stückpforte versehen, die unteren für das Broktau, die oberen für das Ladetakel.
Dann geht es wieder "an Land", wo zuerst mal die Schlosseisen angebracht werden (also die schwarzen Streifen über den Zapfen des Rohres).
Das Ergebnis liegt auf der Hand:
Zwei weitere Einfachblöcke werden eingebunden, bekommen wieder je einen Augbolzen sowie ein langes Ende am anderen Ende des Blocks. Diese werden jetzt an beiden Seiten der Lafette durch den dortigen Block gesteckt und laufen dann zurück zum anderen Block - fertig sind die Ladetakel. So schaut es jetzt aus - nun geht es wieder an Bord:
Jetzt stecke ich die Augbolzen alle in ihre jeweils vorgesehenen Plätze, wo ich sie mit Ponal Turbo festmache.
Anschließend kommen unter die Räder Leimtupfer (wieder Ponal Turbo), und das Geschütz wird so arretiert, wobei ich darauf achten muss, dass es zum einen gerade steht und zum anderen das Broktau möglichst straff ist. Zuletzt werden die Ladetakel vorsichtig durchgeholt und dann erst an sich selbst und dann jeweils zweimal zur anderen Seite und zurück geführt, um auf diese Art und Weise das Geschütz zu sichern.
In einem wesentlich größeren Maßstab würde man das anders bauen, ja. Und da wären z.B. die Achsen auch keine Mohnkörner, sondern richtige durchgehende Achsen, um deren vorstehende Enden man dann auch richtigerweise das Broktau legen würde.
Ich bin hier schon wesentlich weiter gegangen als bei der Papegojan, die im selben Maßstab gebaut wurde und bei der ich nur die Broktaue angebracht habe.
Spannend wird es dann noch bei den kleineren Geschützen, die da noch kommen - da muss ich echt mal schauen, was ich da mache. Meine kleinsten Blöcke z.B. sehen da vermutlich schon viel zu klobig aus. Nun, bis dahin ist aber noch einiges zu tun.
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Ach ja, das noch:
die freihängenden Taue zum Öffnen der Stückpforten
Die heißen übrigens Pfortenreeps. Bei geschlossenen Kanonendecks wurden die innen mittels einer kleinen Talje und einer Klampe, die in die Decke oder dicht unter der Decke an einem Knie oder was grad so da war befestigt. (Ist bei meinem Modell natürlich auch so - sieht man nur nicht, weil geschlossenes Deck... ) Wie das bei Stückpfortendeckeln bei offenen Decks war, habe ich nicht wirklich herausgefunden, hatte aber auch keine Lust, da ewig nach zu suchen. Ich wollte diese Taue aber nicht einfach so im Schanzkleid verschwinden lassen und habe nach einer logischen und denkbaren Variante gesucht. Im dritten Bild im vorigen Posting kann man meine Lösung sehen: Aus einer der tollen Ätzplatinen von dafi habe ich noch jede Menge kleiner Klampen übrig. Die habe ich seitlich/oberhalb der Stückpforten angebracht und dort das Reep "eingehängt". Was passiert beim Öffnen? Das Reep wird von der Klampe gelöst, jemand drückt von innen gegen den Stückpfortendeckel, ein anderer zieht an dem Reep - frische Luft weht herein.
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Aye, Bonden, macht sich gut, Dein Schlachtschiff.
Über die Takelung der " Öffnerpfortenreeps" habe ich auch noch keine brauchbaren Hinweise gefunden. Bei der "Golden Hinde" habe ich einfach zwei Bolzen (sprich Nägel) innen in die Bordwand gesetzt und das Reep im Achterschlag darauf belegt.
Angarvater
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Bei der "Golden Hinde" habe ich einfach zwei Bolzen (sprich Nägel) innen in die Bordwand gesetzt und das Reep im Achterschlag darauf belegt.
Auch eine einfache und praktische Methode - so könnte es damals durchaus auch gewesen sein.
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...sieht man nur nicht, weil geschlossenes Deck...
Ist klar Bonden-Dafi-San.
Wir haben nichts anderes erwartet.
aga
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Modellbau soll ja in erster Linie Spaß machen - auch deshalb baue ich gern schon mal Teile, die im Moment noch nicht benötigt werden, aber auf die ich eben grad jetzt Lust habe. Das Kanonentakeln geht auch weiter, aber eher gemächlich - pro Tag eine, maximal zwei Geschütze. Es fehlen aber auf dem Hauptdeck nur noch sieben Wummen, ihr seht also, es läuft.
In der Bauanleitung findet sich das hier:
So baut man in diesem Bausatz das Scheg, also "die Verlängerung des Vorderstevens und zugleich tragendes Teil des ganzen Galions" (Zitat aus dem Mondfeld). Die Bauzeichnungen lassen vielleicht erahnen, was da für ein Fiddelkrams auf einen zu kommt. Zwei Dinge finde ich äußerst positiv: Das sog. Liegerfutter (linkes bild, Teile 73Pf+Lf) ist mit Lasercut-Teilen erheblich leichter zu bauen - die Alternative wäre hier feinstes Aussticheln der Verzierungen gewesen - und der prächtige Löwe als Galionsfigur liegt dem Bausatz als 3-D-Druck bei. Da hat schon das Anmalen Spaß gemacht!
Ich habe keine Bilder von zwischendurch, war viel zu fixiert auf die feinen Streifen und Streifchen und Streifelchenstückchen, die in der richtigen Reihenfolge und am richtigen Teil angeklebt werden mussten. Nach zwei Tagen mit jeweils mehrstündigen Schichten in der Werft liegt nun heute Abend ein vorzeigbares Ergebnis vor:
Und hier mal dort angehalten, wo das Ding später dran muss.
Ja, ich könnte es jetzt schon anbringen, und die Schloiknie, die das Scheg seitlich abstützen, sind auch schon fertig, aber im Moment wären da die Kollateralschäden vorprogrammiert - das Modell muss noch einige Zeit ständig in alle Richtungen gedreht, gekippt, gekantet und gehalten werden - da macht sich so ein einzelnes, gefühlt einen halben Meter vorstehendes fragiles Teil nicht so gut.
Aber ich mag es, dass ich nun wieder eine Baugruppe mehr fertig habe, die dann zum richtigen Zeitpunkt angebracht werden kann. Und ich bin jetzt definitiv weiter als die Jungs mit der großen, also der ganz großen ZP in Lelystad: Heckspiegel hab ich auch, Galionsfigur hab ich auch. Und noch jede Menge mehr - ätsch!
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Aye, Bonden, Galion und Heck sind für mich immer das „Salz an derSuppe“ des Rumpfbaues.
Feine Arbeit!
Cheers!
Angarvater