Nicht kleckern - klotzen! Eine komplette Flotte auf der Helling

  • Ich habe mir ja vorgenommen, bei diesem Modellbauprojekt im Sinne von back to the roots einfach nur die Bauanleitung abzuarbeiten und mich nicht allzu sehr um historische Spitzfindigkeiten zu kümmern. Nun ja, ihr kennt mich. Es fällt echt schwer.

    Du kennst ja den alten Spruch: Wissen ist Macht, nichts wissen macht auch nichts. Oder: Blöd aber glücklich.

    In diesen Sprüchen steckt leider sehr viel Wahrheit. Je weniger man von einer Sache weiß, desto leichter fällt sie einem.

    Du hast da mit Deinen Erfahrungen aus tollen Modellen, die Du schon gebaut hast, ein Kreuz zu tragen, das Dich gegenüber jedem Modellbausatz kritisch nachfragen lässt. Wissen und Erfahrung können schon ziemliche Stimmungskiller sein.

    Aus eigener Erfahrung als Geschichtenerzähler kann ich dazu nur raten: Augen zu und durch - und das Beste aus der Situation herausholen.

    Und noch eine kleine Überlegung: Die Quellenlage ist bei den Kolumbusschiffen (hier hatte ich tatsächlich ursprünglich Napoleonschiffe geschrieben - ich glaub, ich brauch mal eine Pause) doch ziemlich dürftig, zumindest soweit ich es weis. Da könnten auch Götter oder Halbgötter fehlbar, bzw. nicht im Besitz der ganzen Weisheit sein. Also genieße die schöne Interpretation der Pinta, die Du gerade baust und mach das Beste daraus.

    Glück hat meistens der Mann, der weiß, wieviel er dem Zufall überlassen darf. (C.S. Forester)

  • Dann wird das ja schon wieder nichts, Dich auf die dunkle Seite des Kielbauens zu ziehen.

    Gruß Christian


    Auf dem Zeichenbrett und in der Werft: Naval Cutter Alert, 1777
    "Behandle jedes Bauteil, als ob es ein eigenes Modell ist; auf diese Weise wirst Du mehr Modelle an einem Tag als andere in ihrem Leben fertig stellen."

  • Hallo Bonden,


    Ich wollte einmal sehen, wie es bei Deiner Flotte weiter geht! Sieht ja sehr gut aus! Dass Du nur gemäß Bauanleitung bauen willst, kann ich verstehen auch wenn es Dich manchmal in den Fingern juckt!

    Da Du ja selten im anderen Forum zu finden bist, wollt ich doch mal wieder beim Bau bewundern!


    Nun sei recht gut gegrüßt

    Fritz

  • Ahoi allerseits,


    es ist mal wieder Zeit für ein Update. Völlig abrissfrei bin ich durch die letzten Werfttage gekommen - ich werde mir schon selber unheimlich. fie

    Die Decksaufbauten der Nina waren noch zu fertigen, und die sind nun fertig. Der Bausatz sah auch ein Beiboot vor, welches ich brav gebaut habe - nur um dann bei den vielen Fotos vom fertigen Modell nirgends diesen Kahn zu entdecken. Er ist im übrigen baugleich mit dem Boot der Santa Maria. Ich finde aber, dass das Boot da an Deck irgendwie wie ein Fremdkörper wirkt, ich weiß noch nicht, ob ich das am Ende wirklich da hinsetze oder nicht doch lieber weglasse.

    Auch hier bringe ich die Anker und das Ruder erst später an.


    Und so geht es nun endlich in die Höhe! :huzzah:

    Begonnen habe ich mit der Pinta. Als Zukaufkrams gab es u.a. auch einen Satz Masten und Stengen. Also runde Holzstäbchen in verschiedenen Längen und Stärken, die aber leider teilweise derartig krumm sind, dass sie einfach nicht zu gebrauchen sind. Zum Glück hatte ich noch genügend Rundhölzer früherer Modelle vorrätig, so dass ich die Masten und den Klüverbaum fertigen konnte.

    Der Großmast bekam Wuhlinge, da er auch zu der Zeit schon gebaut war, die anderen sind Pfahlmasten, also aus einem einzigen Stamm gefertigt, daher keine Wuhlinge.

    Der Masten sind alle nur mal so eingesteckt. Der Mastkorb ist noch nicht fertig verklebt, ich habe lediglich die Bodenplatte fixiert. So kann ich später bequem die Wanten und das Stag setzen und klebe dann die Umrandung des Mastkorbes erst später drauf.



    Jetzt freue ich mich darauf, schon bald meine Reeperbahn anwerfen zu können und endlich wieder Taue zu schlagen. :sun:

  • Mal ehrlich, ein Schiff ohne wenigstens ein Beiboot? Das müssten ja verdammt gute Schwimmer gewesen sein.

    Glück hat meistens der Mann, der weiß, wieviel er dem Zufall überlassen darf. (C.S. Forester)

  • Du kannst das Beiboot im Schlepp zeigen.Dann bleibt das Deck frei und das Boot wird trotzdem in einer normalen Situation gezeigt.

    Dein Modell gefällt mir sehr gut .

    Gruß Christian


    Auf dem Zeichenbrett und in der Werft: Naval Cutter Alert, 1777
    "Behandle jedes Bauteil, als ob es ein eigenes Modell ist; auf diese Weise wirst Du mehr Modelle an einem Tag als andere in ihrem Leben fertig stellen."

  • Das ist eine gute Idee und somit wird es dann wohl ein weiteres Diorama geben. :fuer:nav9

    Sehr empfehlenswerte Idee, zumal Meister Bonden das beispielhaft beherrscht.

    To the optimist, the glass is half full.
    To the pessimist the glas is half empty.
    To the engineer, the glass is twice. As big as it needs to be.

  • ... weil an Deck ist für ein Boot dieser Größe auch nicht wirklich Platz? Da bleibt nur nachschleppen. Bei einem großen Geschwader oder eine Flotte muss das dann schon sehr komisch ausgesehen haben, wenn die ganzen Beiboote achteraus herumdümpelten.

    ~*~ "Und nun meine Herren, genug der Bücher und Signale." ~*~ Richard Earl Howe, 1. Juni 1794.

  • Zitat

    ... weil an Deck ist für ein Boot dieser Größe auch nicht wirklich Platz? Da bleibt nur nachschleppen.

    An Deck war schon genug Platz für die Aufnahme der Beiboote. Bei schwerer See oder einem sich anbahnendem Sturm konnte man die Boote schließlich nicht mehr schleppen.

    Das Überleben der Besatzung im Unglücksfall hat für die Anzahl der Beiboote oder deren Größe keine Rolle gespielt. Die Boote hatten eine andere Rolle, wie das Übersetzen zu einem anderen Schiff oder die Versorgung mit Frischwasser.

    Selbst im zweiten Weltkrieg war nur für einen kleinen Teil der Besatzungen der Kriegsschiffe Platz im Rettungsboot - der überwiegenden Mehrzahl blieben nur Rettungsfloße.

    Gruß Christian


    Auf dem Zeichenbrett und in der Werft: Naval Cutter Alert, 1777
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  • So, die Wanten des Großmastes der Pinta stehen. Ich sag es mal so: Ich bin mäßig zufrieden, aber ich lasse es so. Das rührt eben aus dem scheinbar verletzten ästhetischen Empfinden, weil die oberen Blöcke nicht in einer Linie sitzen. Wir wissen aber vermutlich hier alle, dass das viel näher an die Praxis kommt als das Schönbauen von uns Modellbauern. :D

    Ich habe mich ganz bewusst nicht für Jungfern entschieden, sondern für Blöcke. Mondfeld und Co. schreiben: Beides ist möglich, und wenn Jungfern, dann keine solchen wie 200 Jahre später und auch keine dreieckigen, sondern eher ovale Doodshoven, gerne auch nur mit einer großen Öffnung statt drei Löchern. Ich habe mich dann auch an der Flotte orientiert, die ein hochgeschätzter Modellbaukollege im Götterforum gebaut hat.

    Die im Bauplan vorgesehenen Rüstbretter habe ich stark kupiert; das sind jetzt nur schmale Bretter, um die Rüstketten vom Rumpf abzuhalten. Das kann man auch so im Buch von M&Co nachlesen.


    Edit: Jetzt erst gesehen, aber auch gleich korrigiert: Das hintere Want im ersten Bild ist aus der kleinen Nut im Abstandsbrett gehopst, ist aber jetzt wieder ok. :pf:

  • Diese Engländer!


    Auf einem holländischen Kauffahrer gibt es sechs Wachen, und Hunde haben sowieso nichts an Bord zu suchen.

    Egal ob mit oder ohne gekappten Ohren oder Steert. :D :D :D :D :D


    Schnellduckundrennweg

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    To the pessimist the glas is half empty.
    To the engineer, the glass is twice. As big as it needs to be.

  • Oha, hier ist ja schon eine Weile Funkstille. Aber ein bissel was wurde doch geschafft in der zurückliegenden Zeit. Die Pinta hat nun alle Wanten, außerdem das Großstag und das Fockstag. Und soll ich euch was verraten? Damit ist das Thema Stehendes Gut für die Pinta erledigt. Ja, ich habe auch erst gestaunt, aber iss so. Der Besan bekommt kein Stag, wäre bei der Lateinertakelung seines Segels auch nur im Weg. (Schreiben auch Mondfeld & Co. so). Pardunen kannte man damals auch noch nicht.



    Und falls Fragen aufkommen: Nein, die Wanten bekommen keine Webleinen. Warum auch - was sollen die Seeleute da oben? Die Segel werden von unten gesetzt; zum Bergen oder für notwendige Arbeiten wird die jeweilige Rah abgefiert. Und der eine Typi, der im Mastkorb sitzt und schaut, wann endlich Amerika in Sicht kommt, bekommt noch eine Strickleiter spendiert.


    Nun bin ich unentschlossen, ob ich den beiden anderen Schiffen auch Masten und stehendes Gut verpasse oder hier mit der Pinta weitermache. Ich tendiere ja zur Pinta - wenigstens schon mal die Rahen vorbereiten.