Ahoi allerseits,
wie bereits an anderer Stelle angekündigt, starte ich heute meinen neuen Baubericht. Diesmal nur ein kleines Stück von einem Schiff, aber dafür in einem enorm großen Maßstab.
Der Bausatz wird auf dieser Seite gut vorgestellt. Ich habe auch den dort erwähnten Lasercutsatz; das erleichtert einiges. Die Passgenauigkeit ist exzellent.
Bevor ich losgelegt habe, habe ich mir ein paar Gedanken gemacht. Ob das Geschütz wirklich ein 42-Pfünder ist, wage ich zu bezweifeln. Diese schweren Geschütze waren auf Linienschiffen, also Dreideckern, im Einsatz und fanden sich dort immer auf dem untersten Geschützdeck. Je weiter man nach oben kam, desto leichter wurden die Geschütze. (Was passiert, wenn man das nicht beachtet, hat man bei der schwedischen Vasa gesehen... )
Das Modell zeigt eindeutig einen Ausschnitt von einem oberen Deck. Man sieht eine Reling und die Auflanger der Spanten. Wäre die Szene ein paar Decks tiefer, müssten statt der Auflanger die Knie zu sehen sein, also das dicke Ende unter der Decke. Tja, was fange ich aber nun mit dieser Erkenntnis an? Eine kleinere Kanone bauen? Nö, ich baue diese dicke Wumme dennoch, so.
Dann habe ich mir Gedanken zu dem Zuber und dem Fass gemacht. In einem Baubericht zu diesem Diorama in einem anderen Forum wird die Frage nach dem Sinn des Fasses gestellt. Hier mal meine Interpretation zu Zuber und Fass: Es war üblich, dass auf jedem Geschützdeck ein oder mehrere Wasserfässer standen, an denen sich die Stückmannschaften während eines Gefechtes mal schnell die trockene und pulverstaubverklebte Kehle spülen konnten. Und so steht dieses Fass auf diesem Schiff eben just neben der Kanone, die hier zu sehen ist. Ich denke darüber nach, das Fass offen zu zeigen mit einer sichtbaren Wasseroberfläche und ein paar Schöpfkellen an den Rand zu hängen.
Der Zuber erfüllt einen ganz anderen Zweck. In ihm war auch Wasser, allerdings Meerwasser. Warum, fragt sich jetzt vielleicht der eine oder die andere. Wenn eine Kanone abgefeuert wurde, musste sie vor dem nächsten Laden erst einmal gesäubert werden. Als erstes kam der "Wurm" zum Einsatz, eine Stange mit einem korkenzieherartigen Haken, mit dem Kartuschen- und Wergreste, die oftmals noch glühten, aus dem Rohr gekratzt wurden. Um auch letzte Reste von glühenden Pulverresten zu entfernen und vor allem auch zu löschen, wurde dann mit einem feuchten Wischer nachgereinigt. Und um diesen anzufeuchten, war der Zuber da. Keinesfalls lagen da die Pulverkartuschen drin - man stelle sich vor, ein einziger Funke beim Abfeuern, der da reinspringt, und Gute Nacht allerseits. Die Pulverkartuschen wurden meist von Schiffsjungen, den sog. "Pulveraffen" aus der Pulverkammer gebracht, und zwar in metallischen oder ledernen Zylindern. War das Rohr gereinigt, wurde dann eine neue Kartusche hineingeschoben, dann die Kugel, anschließend ein Wergpfropfen, damit die Kugel nicht einfach nur rausrollt, wenn das Schiff sich etwas neigt. Man sieht also, wir brauchen drei Geräte an der Kanone, nicht zwei. Wurm, Wischer, Ladestock. Was auch üblich war, dass Wischer und Ladestock an beiden Enden ein und des selben Rundholzes waren.
(Ok, das meiste, was ich hier geschrieben habe, dürfte in diesem Forum allgemein bekannt sein...)
So werde ich das vermutlich auch bauen.
Ich habe schon fröhlich drauflos gebaut; der Decksausschnitt samt Bordwand, Reling und Spantauflanger ist fertig. Jetzt bin ich mit dem Zuber beschäftigt und merke, wie lange ich schon keinen klassischen Kartonmodellbau mehr gemacht habe. Aber so langsam komme ich wieder rein.
Hier erste Bilder:
Das hier noch zur Verdeutlichung des Sprunges, den ich vom Maßstab her gemacht habe. Der Seemann neben dem Zuber hat es nicht mehr auf die Mercury geschafft und muss jetzt hier den Riesen bei der Arbeit zuschauen.