Englisches Schiffsgeschütz in 1:25, Sklej-Modell

  • Ahoi allerseits,


    wie bereits an anderer Stelle angekündigt, starte ich heute meinen neuen Baubericht. Diesmal nur ein kleines Stück von einem Schiff, aber dafür in einem enorm großen Maßstab.

    Der Bausatz wird auf dieser Seite gut vorgestellt. Ich habe auch den dort erwähnten Lasercutsatz; das erleichtert einiges. Die Passgenauigkeit ist exzellent.


    Bevor ich losgelegt habe, habe ich mir ein paar Gedanken gemacht. Ob das Geschütz wirklich ein 42-Pfünder ist, wage ich zu bezweifeln. Diese schweren Geschütze waren auf Linienschiffen, also Dreideckern, im Einsatz und fanden sich dort immer auf dem untersten Geschützdeck. Je weiter man nach oben kam, desto leichter wurden die Geschütze. (Was passiert, wenn man das nicht beachtet, hat man bei der schwedischen Vasa gesehen... )

    Das Modell zeigt eindeutig einen Ausschnitt von einem oberen Deck. Man sieht eine Reling und die Auflanger der Spanten. Wäre die Szene ein paar Decks tiefer, müssten statt der Auflanger die Knie zu sehen sein, also das dicke Ende unter der Decke. Tja, was fange ich aber nun mit dieser Erkenntnis an? Eine kleinere Kanone bauen? Nö, ich baue diese dicke Wumme dennoch, so. :D


    Dann habe ich mir Gedanken zu dem Zuber und dem Fass gemacht. In einem Baubericht zu diesem Diorama in einem anderen Forum wird die Frage nach dem Sinn des Fasses gestellt. Hier mal meine Interpretation zu Zuber und Fass: Es war üblich, dass auf jedem Geschützdeck ein oder mehrere Wasserfässer standen, an denen sich die Stückmannschaften während eines Gefechtes mal schnell die trockene und pulverstaubverklebte Kehle spülen konnten. Und so steht dieses Fass auf diesem Schiff eben just neben der Kanone, die hier zu sehen ist. Ich denke darüber nach, das Fass offen zu zeigen mit einer sichtbaren Wasseroberfläche und ein paar Schöpfkellen an den Rand zu hängen.

    Der Zuber erfüllt einen ganz anderen Zweck. In ihm war auch Wasser, allerdings Meerwasser. Warum, fragt sich jetzt vielleicht der eine oder die andere. Wenn eine Kanone abgefeuert wurde, musste sie vor dem nächsten Laden erst einmal gesäubert werden. Als erstes kam der "Wurm" zum Einsatz, eine Stange mit einem korkenzieherartigen Haken, mit dem Kartuschen- und Wergreste, die oftmals noch glühten, aus dem Rohr gekratzt wurden. Um auch letzte Reste von glühenden Pulverresten zu entfernen und vor allem auch zu löschen, wurde dann mit einem feuchten Wischer nachgereinigt. Und um diesen anzufeuchten, war der Zuber da. Keinesfalls lagen da die Pulverkartuschen drin - man stelle sich vor, ein einziger Funke beim Abfeuern, der da reinspringt, und Gute Nacht allerseits. Die Pulverkartuschen wurden meist von Schiffsjungen, den sog. "Pulveraffen" aus der Pulverkammer gebracht, und zwar in metallischen oder ledernen Zylindern. War das Rohr gereinigt, wurde dann eine neue Kartusche hineingeschoben, dann die Kugel, anschließend ein Wergpfropfen, damit die Kugel nicht einfach nur rausrollt, wenn das Schiff sich etwas neigt. Man sieht also, wir brauchen drei Geräte an der Kanone, nicht zwei. Wurm, Wischer, Ladestock. Was auch üblich war, dass Wischer und Ladestock an beiden Enden ein und des selben Rundholzes waren.

    (Ok, das meiste, was ich hier geschrieben habe, dürfte in diesem Forum allgemein bekannt sein...)

    So werde ich das vermutlich auch bauen.


    Ich habe schon fröhlich drauflos gebaut; der Decksausschnitt samt Bordwand, Reling und Spantauflanger ist fertig. Jetzt bin ich mit dem Zuber beschäftigt und merke, wie lange ich schon keinen klassischen Kartonmodellbau mehr gemacht habe. fie Aber so langsam komme ich wieder rein. :sun:


    Hier erste Bilder:




    Das hier noch zur Verdeutlichung des Sprunges, den ich vom Maßstab her gemacht habe. Der Seemann neben dem Zuber hat es nicht mehr auf die Mercury geschafft und muss jetzt hier den Riesen bei der Arbeit zuschauen. fr21

  • Ob das Geschütz wirklich ein 42-Pfünder ist, wage ich zu bezweifeln.

    Das könntest Du eventuell dadurch feststellen, indem Du die Kanone vermisst und mit hoffentlich überlieferten Daten vergleichst.

    Ansonsten sehen die Decksplanken toll aus, aber es gibt ja neben Nietenzählern bei Panzerschiffen auch Plankengurus, die jedes Verlegungsmuster überkritisch betrachten.

    Glück hat meistens der Mann, der weiß, wieviel er dem Zufall überlassen darf. (C.S. Forester)

  • Außerdem gehört noch, vor allem beim dicken Hammer, noch der Rammer dazu mit dem die ganze Packung im Rohr festgestampft wurde.


    Das Material sieht auf jeden Fall sehr gut aus.


    Angarvater

    To the optimist, the glass is half full.
    To the pessimist the glas is half empty.
    To the engineer, the glass is twice. As big as it needs to be.

  • Haben wir doch alles im Forum, da kannst du dann mal vergleichen und berichten.

    Schönes Projekt.


    aga

    Gentlemen, when the enemy is committed to a mistake, we must not interrupt him too soon.

    Adm. Horatio Nelson

  • Ahoi Bonden! Schön, dass Du das Projekt "Bonden-Lafette" jetzt umsetzt ;) ... bin schon ganz gespannt, wie das Ding (mit Takelage!?) dann nachher aussieht!

    Aber dass es der Seemann nicht mehr auf Mercury geschafft hat :hmm: ... war der etwas zulange in ner Hafenkneipe zugange? :D

    "Sein Körper ruhet in Frieden. Sein Geist aber wird weiterleben."

  • Ahoi Bonden


    Sehr cooles Projekt, das bei mir auch seit kurzem in der Sammlung liegt.

    Allerdings hätte ich es einfach gebaut, ohne zu hinterfragen. Und siehe da, ich wäre prompt mal wieder in die Falle getappt und hätte zwar ein (hoffentlich) schönes Modell, aber ohne korrekten historischen Hintergrund zusammengeschustert.


    Und wie das so mit den Rawummsöhren von so viel Gewicht auf dem Oberdeck geht, das hat uns ja Gunkel in seiner Darstellung der Vasa-Geschichte erklärt :D (Kennt hier wohl jeder!)


    Nun lehne ich mich aber erstmal zurück, geniesse eine Hopfenkaltschale und freue mich über die Show!

    Beste Grüsse

    Peter

  • Aber dass es der Seemann nicht mehr auf Mercury geschafft hat :hmm: ... war der etwas zulange in ner Hafenkneipe zugange? :D

    ...oder noch in fragwürdigeren Etablissements - das wollen wir lieber nicht weiter vertiefen. :D


    So, der Zuber ist schon mal so weit fertig, dass er mit Wasser gefüllt werden kann. Und die erste Seitenwange der Lafette ist in Arbeit. Außerdem wartet das Kugelrack auf Füllung - das ist aber nur angesteckt, kann also wieder abgenommen werden. Ich habe es sehr bewusst noch nicht festgeklebt, denn darunter kommt dann der Augbolzen zur Befestigung des Broktaus hin - ich werde das Rack also erst endfixieren, wenn das Geschütz steht. :sun:

  • Ich schätze so etwas hat Bonden auch für sein Diorama vorgesehen.

    Och, ich wollte das viel profaner lösen - mit farblosem Latex. Hab ich bei meinem Papegojan-Diorama auch schon für die Wasseroberfläche genutzt.


    So, zur Auflockerung heute mal ein kleines Filmrätsel:

    "Da die Hinterräder abmoniert sind, kann die Backbordbatterie nur einen Schuss abfeuern. Ihr zielt also auf den Großmast."


    :D


    Fortsetzung des Bauberichtes folgt später - man sieht ja, dass da noch vieles fehlt. Und ja, ich weiß, dass die Räder keine Metallreifen hatten. Braune Papierstreifen waren aber aus - was man von meinem Farbensortiment nicht sagen kann. Also wird da noch der Pinsel geschwungen, keine Sorge. ;)

  • So, zur Auflockerung heute mal ein kleines Filmrätsel:

    "Da die Hinterräder abmoniert sind, kann die Backbordbatterie nur einen Schuss abfeuern. Ihr zielt also auf den Großmast."

    Also Bonden ... das ist nun wirklich ein sehr schwieriges Rätsel ... fast unlösbar "Den Film" zu finden :hmm: ... oder "Der Film" :wink2:

    ...


    Und was bitteschön ist ein "Papegojan-Diorama"?

    "Sein Körper ruhet in Frieden. Sein Geist aber wird weiterleben."

  • Ahoi allerseits,


    nebenan im Kartonmodellbauforum wurde darüber diskutiert, welchen Namen mein Geschütz bekommen soll. Ich weiß es schon. In DEM Film heißt ja eins "Sudden Death" - ich nenne meins "Sudden Abriss". fr21


    Ja, echt - es ist wieder passiert. Au Mann, ist das peinlich! Im genannten Forum gibt es bereits zwei Bauberichte für dieses schmucke Diorama, und beide hab ich mir natürlich angeschaut. Gründlich, wie ich meinte. Pustekuchen!


    Also, um was geht es? Es geht um die Räder der Lafette. Die Bauanleitung hat ja da so schöne Zeichnungen. Hier mal die von der Bodenplatte der Lafette.

    Auf den ersten Blick dachte ich, dass das Teil 1c zwischen die Teile 1a und 1b kommt, habe dann aber schnell begriffen, dass das die Umrandung ist für die zuvor zusammengeklebten Teile 1, 1a und 1c.

    Blöderweise dachte ich dann aber, dass das hier mit Teil 11b genau so ist:


    Was natürlich Unsinn ist. Als einzige Entschuldigung kann ich da wirklich nur anbringen, dass ich an dem Tag mit den Nachwirkungen meiner zweiten C19-Impfung zu kämpfen hatte und daher etwas getrübt in meinen Wahrnehmungen war. (Ja, ich weiß, ziemlich schwache Ausrede, aber eine bessere hab ich nicht. dead ) Erst als ich die Räder zusammengebaut hatte - falsch zusammengebaut hatte! - bemerkte ich, dass der Streifen Nr. 11 viel zu breit ist.


    Und so sah das dann aus:


    Rechts sieht man bereits das andere Rad der Vorderachse, welches ich schon wieder mit dem Skalpell halbiert hatte. Das ging glücklicherweise sehr gut, die Finnpappe ist ein in dieser Hinsicht sehr freundliches Material.


    Danach war ja alles klar, grauen Streifen zum Ring kleben, an beiden Seiten die Radhälften einsetzen und fertig war es.


    Die Räder der Hinterachse hatte ich zu dem Zeitpunkt noch nicht angefangen - da lief das dann also super.


    So, Fehlerbeichte beendet. :D 1 In Kürze geht es dann hier wieder normal weiter. :wink:

  • Ähem, warum sind die Laufflächen der Reifen der Lafette eigentlich beschlagen? Hast Du die Möglichkeit die Lauffläche aus Holz darzustellen? Bei Schiffsgeschützen wurden diese nicht beschlagen.

    Auch nach der langen Pause als Papierbauer hast Du von Deinen Fähigkeiten nichts eingebüst.

    Gruß Christian


    Auf dem Zeichenbrett und in der Werft: Naval Cutter Alert, 1777
    "Behandle jedes Bauteil, als ob es ein eigenes Modell ist; auf diese Weise wirst Du mehr Modelle an einem Tag als andere in ihrem Leben fertig stellen."

  • Ach ja, Bauanleitungen sind schon ein Kapitel für sich. Manchmal frage ich mich, ob es einer besonderen Ausbildung bedarf, um sie so missverständlich wie möglich zu schreiben bzw. zu gestalten.

    Glück hat meistens der Mann, der weiß, wieviel er dem Zufall überlassen darf. (C.S. Forester)