The Glorious First of June 1794 (Kurzform)
Hier folgt eine kurze Zusammenfassung über die erste große Seeschlacht zwischen Großbritannien und dem revolutionären Frankreich (1793-1815), der Schlacht vom Glorreichen Ersten Juni bzw. La bataille du 13 prairial an II in mehreren Beiträgen.
Die Informationen entstammen den folgenden Werken:
Duffy, Michael (Hrsg.)/Morriss, Roger (Hrsg.) et al.: The Glorious First of June 1794. A Naval Battle and its Aftermath, Exeter 2001.
Siebe, Thomas: Chronologie der europäischen Seekriege 1793-1815, Band 1, Norderstedt 2010.
Syrett, David: Admiral Lord Howe. A Biography, Annapolis 2006.
Witt, Jann M.: Horatio Nelson. Triumph und Tragik eines Seehelden, Hamburg 2005.
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Am 1. Februar 1793 erklärte das revolutionäre Frankreich Großbritannien und Holland den Krieg.
Am 11. Februar 1793 erklärte Großbritannien seinerseits Frankreich den Krieg und trat damit gleichzeitig der bereits seit dem 20. April 1792 gegen Frankreich bestehenden Kriegskoalition aus Preußen und Österreichern bei. Von diesem Tag an verlagerte sich der Krieg gegen Frankreich auch auf die Meere.
Dem zwischen Revolutionären und Königstreuen zerrissenen Frankreich drohte 1794 eine Hungersnot, die durch eine riesige Lieferung Getreide aus den sich neutral verhaltenden USA gelindert bzw. abgewendet werden sollte.
Anfang April 1794 stach der mit amerikanischen Getreide und anderen Produkten aus Westindien (Zucker/Melasse, Baumwolle, Kaffee, etc. ...) beladene französische Handelskonvoi von Norfolk, Virginia, aus in See. Am 11. April traf sich der 107 Handelsschiffe umfassende Konvoi vor der Chesapeake Bay mit dem Geschwader von Konteradmiral Vanstabel, bestehend aus den 74er Linienschiffen Jean Bart und Tigre sowie zwei Fregatten. Am 17. April verließ man die amerikanischen Küstengewässer mit dem Ziel Frankreich.
In Brest traf am 22. April ein Schiff mit einer Depesche von Vanstabel ein, der seine Ankunft voraussichtlich für den 4. Mai (15. Floréal, s. Revolutionskalender) ankündigte.
Bereits am 10. April hatte ein Geschwader unter Führung von Konteradmiral Nielly, bestehend aus 5 Linienschiffen, 2 Fregatten und einer Korvette, Brest verlassen, um sich im Atlantik mit Vanstabels Konvoi zusammenzuschließen.
Am 2. April erfuhren die Briten von Offizieren eines amerikanischen Handelsschiffes, dass die wiedererstarkte französische Marine 24 Schiffe eines britischen Handelskonvois aufgebracht hatte und in Brest eine Flotte von 22 Linienschiffen stationiert war.
Admiral Howe war angewiesen, die nach Ost- und Westindien sowie Neufundland ausgehenden Handelskonvois bis zum Ausgang des Kanals zu schützen. Für den nach Ostindien bestimmten Konvoi sollte ab Ushant ein eigenes Geschwader abgestellt werden. Zu den detaillierten Befehlen der britischen Admiralität vom 17. April 1794 an Lord Howe s. Age of Sail Quellen - Instruktionen der Admiralität.
Von in den Vereinigten Staaten tätigen Diplomaten erfuhren die Briten von dem französischen Konvoi, dessen Bewachung und Destination. Sobald die Eskorte für die eigenen Handelsschiffe abgeschlossen war, sollte dieser aufgebracht oder zerstört werden. Das für den Ostindienkonvoi bestimmte Geschwader wurde ebenfalls angewiesen, sobald dieser sichere südliche Gewässer erreicht habe, zwischen der Nordwestspitze Spaniens (Kap Ortegal) und der Belle-Ile (größte Insel der Bretagne, vor Vannes und er berühmten Quiberon-Bucht) nach den französischen Handelsschiffen zu suchen.
Einen Monat später, am 2. Mai, brachen 148 Schiffe Richtung Südwesten von Spithead (St. Helens Road) auf, darunter 99 Handelsschiffe und die Kanalflotte mit 49 Kriegsschiffen. Zwei Tage später (4. Mai) erreichte die gemischte Flotte Lizard Point (südlichster Punkt Englands) und trennte sich. Montagus Geschwader begleitete die Handelsschiffe weiter südwärts bis auf Höhe Spaniens. Am 10. Mai nahmen die nach Westindien bestimmten Schiffe ihren Kurs auf und am 11. Mai trennte man sich etwas südlich (ca. auf der Höhe von Kap Finesterre) vom Ostindienkonvoi.
Lord Howe bezog am 5. Mai mit seiner Flotte Position vor Ushant (Insel ca. 30 km westlich der Atlantikküste bei Brest/Bretagne). Dort erwartete man den aus Amerika herannahenden Konvoi bzw. wollte das Auslaufen der in Brest vor Anker liegenden französische Flotte verhindern.
Zwischenzeitlich gelang es dem französischen Geschwader unter Nielly am 10. Mai 14 Schiffe aus dem nach Neufundland segelnden Konvoi zu erbeuten, inklusive der HMS Castor.
Das detachierte Geschwader unter Konteradmiral Montagu konnte am 15. Mai in der Biskaya 10 der französischen Prisen, die auf dem Weg nach Frankreich waren, zurückerobern. Die HMS Castor konnte am 29. Mai von der HMS Carysfort ebenfalls zurückerobert werden.
Am 16. Mai gelang es der französischen Flotte unter Konteradmiral Villaret-Joyeuse aus Brest auszulaufen und am folgenden Tag im Schutz dichten Nebels an den nach Ushant zurückkehrenden Briten vorbei in den Atlantik zu entkommen. - Angeblich so nah, dass sie britische Nebelsignale und Trommelschläge hören konnten. - Der Admiral hatte über Marineminister Dalbarade die Order des Wohlfahrtsausschusses erhalten (26. April), vorrangig die sichere Ankunft des Konvois zu gewährleisten und sich nicht um jeden Preis auf eine Flottenschlacht mit den Briten einzulassen um somit für später geplante Aktionen (u.a. Invasion Englands) nicht zu gefährden. Daher verwundert es nicht, wenn sich aus den Vorgeplänkeln der letzten Maitage noch keine Schlacht entwickelte, wenn Villaret-Joyeuse dieser Tage die taktische Initiative stets Howe und seinen Kommandanten überließ.
Der Mangel an Fregatten zur Aufklärung hatte dazu geführt, dass die Briten über keinerlei Informationen zu den Vorgängen in den Häfen von Brest und Rochefort zwischen dem 5. und 18. Mai verfügten. So konnte die britische Flotte erst am 19. Mai die Verfolgung der Franzosen Richtung Atlantik aufnehmen. Einer Depesche von Montagu konnte Howe entnehmen, dass dieser das französische Kriegsschiff Maire Quitton (20) erobert und die Crew Angaben über Niellys Geschwader, dessen Auftrag und die ungefähre Position gemacht hatten, an der dieser auf den Konvoi warten wollte. Aus Sorge, dass Montagus Geschwader nun selbst in die Schusslinie der Franzosen geraten könnte, setzte man einen südwestlichen Kurs in Richtung Biskaya ab.
Zu dieser Zeit erfuhr Villaret-Joyeuse vom Aufbruch des Konvois am 10. April in Norfolk, Virginia.
Einen Tag später trafen die Franzosen auf einen großen holländischen Konvoi und erbeuteten 20 Schiffe als Prisen.
Das Linienschiff Audacious (74) und die Fregatte Niger (32) aus Howes Flotte versenken am 25. Mai die französische Korvette Republicaine und die Brigg Inconnue.
Zwischen dem 22. und 28. Mai kreuzte die französische Flotte zwischen dem 46. und 48. nördlichen Breitengrad auf der Suche nach Niellys Geschwader. Dieser stieß am 25. oder 26. wieder zum Hauptteil von Villaret-Joyeuses Flotte (andere Quellen sprechen erst vom 30 Mai. Nielly soll demnach nur noch über drei Schiffe verfügt haben: Sans Pareil (80), Trajan (74) und Téméraire (74).) Eigentlich sollte er dem dringend erwarteten Konvoi entgegen segeln (10. April) und den relativ schwachen Geleitschutz von Konteradmiral Vanstabel unterstützen, konnte diesen jedoch nicht finden und kehrte wieder um.
Am Morgen des 28. Mai entdeckten die Ausgucke gegen 8 Uhr eine Vielzahl an Segeln nordwestlich ihrer Position. Bereits eine Stunde später war allerdings klar, dass es sich weder um (Teile) Niellys Geschwader noch um den erhofften Konvoi handelte...
Die Briten, die auf einem südlicheren Kurs die französische Flotte verfolgt und deren Prisen „aufgesammelt“ hatten (hauptsächlich niederländische Handelsschiffe), wussten aufgrund der Aussagen der niederländischen Crews nun, dass die Franzosen nur wenig weiter nördlich/westlich unterwegs gewesen waren und somit auch keine direkte Gefahr für Montagus Geschwader bestand. Die Jagd konnte beginnen.
Am 21. steuerte die die Flotte nordwestlich, wurde aber am folgenden Tag durch ungünstigen Wind wieder nach Süden hin abgedrängt. Am 25. Mai gelang es Howes Flotte, von Nielly zur Flotte zurückgesandte Schiffe abzufangen. Das französische Linienschiff (74er) konnte entkommen, während man die in Schlepp befindliche Brigg erbeutete. Howe versuchte in den folgenden Tagen, sich in eine möglichst gute Position gegenüber der französischen Flotte zu bringen.