The Glorious First of June

  • The Glorious First of June 1794 (Kurzform)


    Hier folgt eine kurze Zusammenfassung über die erste große Seeschlacht zwischen Großbritannien und dem revolutionären Frankreich (1793-1815), der Schlacht vom Glorreichen Ersten Juni bzw. La bataille du 13 prairial an II in mehreren Beiträgen.


    Die Informationen entstammen den folgenden Werken:

    Duffy, Michael (Hrsg.)/Morriss, Roger (Hrsg.) et al.: The Glorious First of June 1794. A Naval Battle and its Aftermath, Exeter 2001.

    Siebe, Thomas: Chronologie der europäischen Seekriege 1793-1815, Band 1, Norderstedt 2010.

    Syrett, David: Admiral Lord Howe. A Biography, Annapolis 2006.

    Witt, Jann M.: Horatio Nelson. Triumph und Tragik eines Seehelden, Hamburg 2005.

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    Am 1. Februar 1793 erklärte das revolutionäre Frankreich Großbritannien und Holland den Krieg.

    Am 11. Februar 1793 erklärte Großbritannien seinerseits Frankreich den Krieg und trat damit gleichzeitig der bereits seit dem 20. April 1792 gegen Frankreich bestehenden Kriegskoalition aus Preußen und Österreichern bei. Von diesem Tag an verlagerte sich der Krieg gegen Frankreich auch auf die Meere.


    Dem zwischen Revolutionären und Königstreuen zerrissenen Frankreich drohte 1794 eine Hungersnot, die durch eine riesige Lieferung Getreide aus den sich neutral verhaltenden USA gelindert bzw. abgewendet werden sollte.


    Anfang April 1794 stach der mit amerikanischen Getreide und anderen Produkten aus Westindien (Zucker/Melasse, Baumwolle, Kaffee, etc. ...) beladene französische Handelskonvoi von Norfolk, Virginia, aus in See. Am 11. April traf sich der 107 Handelsschiffe umfassende Konvoi vor der Chesapeake Bay mit dem Geschwader von Konteradmiral Vanstabel, bestehend aus den 74er Linienschiffen Jean Bart und Tigre sowie zwei Fregatten. Am 17. April verließ man die amerikanischen Küstengewässer mit dem Ziel Frankreich.

    In Brest traf am 22. April ein Schiff mit einer Depesche von Vanstabel ein, der seine Ankunft voraussichtlich für den 4. Mai (15. Floréal, s. Revolutionskalender) ankündigte.

    Bereits am 10. April hatte ein Geschwader unter Führung von Konteradmiral Nielly, bestehend aus 5 Linienschiffen, 2 Fregatten und einer Korvette, Brest verlassen, um sich im Atlantik mit Vanstabels Konvoi zusammenzuschließen.


    Am 2. April erfuhren die Briten von Offizieren eines amerikanischen Handelsschiffes, dass die wiedererstarkte französische Marine 24 Schiffe eines britischen Handelskonvois aufgebracht hatte und in Brest eine Flotte von 22 Linienschiffen stationiert war.

    Admiral Howe war angewiesen, die nach Ost- und Westindien sowie Neufundland ausgehenden Handelskonvois bis zum Ausgang des Kanals zu schützen. Für den nach Ostindien bestimmten Konvoi sollte ab Ushant ein eigenes Geschwader abgestellt werden. Zu den detaillierten Befehlen der britischen Admiralität vom 17. April 1794 an Lord Howe s. Age of Sail Quellen - Instruktionen der Admiralität.

    Von in den Vereinigten Staaten tätigen Diplomaten erfuhren die Briten von dem französischen Konvoi, dessen Bewachung und Destination. Sobald die Eskorte für die eigenen Handelsschiffe abgeschlossen war, sollte dieser aufgebracht oder zerstört werden. Das für den Ostindienkonvoi bestimmte Geschwader wurde ebenfalls angewiesen, sobald dieser sichere südliche Gewässer erreicht habe, zwischen der Nordwestspitze Spaniens (Kap Ortegal) und der Belle-Ile (größte Insel der Bretagne, vor Vannes und er berühmten Quiberon-Bucht) nach den französischen Handelsschiffen zu suchen.


    Einen Monat später, am 2. Mai, brachen 148 Schiffe Richtung Südwesten von Spithead (St. Helens Road) auf, darunter 99 Handelsschiffe und die Kanalflotte mit 49 Kriegsschiffen. Zwei Tage später (4. Mai) erreichte die gemischte Flotte Lizard Point (südlichster Punkt Englands) und trennte sich. Montagus Geschwader begleitete die Handelsschiffe weiter südwärts bis auf Höhe Spaniens. Am 10. Mai nahmen die nach Westindien bestimmten Schiffe ihren Kurs auf und am 11. Mai trennte man sich etwas südlich (ca. auf der Höhe von Kap Finesterre) vom Ostindienkonvoi.

    Lord Howe bezog am 5. Mai mit seiner Flotte Position vor Ushant (Insel ca. 30 km westlich der Atlantikküste bei Brest/Bretagne). Dort erwartete man den aus Amerika herannahenden Konvoi bzw. wollte das Auslaufen der in Brest vor Anker liegenden französische Flotte verhindern.


    Zwischenzeitlich gelang es dem französischen Geschwader unter Nielly am 10. Mai 14 Schiffe aus dem nach Neufundland segelnden Konvoi zu erbeuten, inklusive der HMS Castor.

    Das detachierte Geschwader unter Konteradmiral Montagu konnte am 15. Mai in der Biskaya 10 der französischen Prisen, die auf dem Weg nach Frankreich waren, zurückerobern. Die HMS Castor konnte am 29. Mai von der HMS Carysfort ebenfalls zurückerobert werden.


    Am 16. Mai gelang es der französischen Flotte unter Konteradmiral Villaret-Joyeuse aus Brest auszulaufen und am folgenden Tag im Schutz dichten Nebels an den nach Ushant zurückkehrenden Briten vorbei in den Atlantik zu entkommen. - Angeblich so nah, dass sie britische Nebelsignale und Trommelschläge hören konnten. - Der Admiral hatte über Marineminister Dalbarade die Order des Wohlfahrtsausschusses erhalten (26. April), vorrangig die sichere Ankunft des Konvois zu gewährleisten und sich nicht um jeden Preis auf eine Flottenschlacht mit den Briten einzulassen um somit für später geplante Aktionen (u.a. Invasion Englands) nicht zu gefährden. Daher verwundert es nicht, wenn sich aus den Vorgeplänkeln der letzten Maitage noch keine Schlacht entwickelte, wenn Villaret-Joyeuse dieser Tage die taktische Initiative stets Howe und seinen Kommandanten überließ.


    Der Mangel an Fregatten zur Aufklärung hatte dazu geführt, dass die Briten über keinerlei Informationen zu den Vorgängen in den Häfen von Brest und Rochefort zwischen dem 5. und 18. Mai verfügten. So konnte die britische Flotte erst am 19. Mai die Verfolgung der Franzosen Richtung Atlantik aufnehmen. Einer Depesche von Montagu konnte Howe entnehmen, dass dieser das französische Kriegsschiff Maire Quitton (20) erobert und die Crew Angaben über Niellys Geschwader, dessen Auftrag und die ungefähre Position gemacht hatten, an der dieser auf den Konvoi warten wollte. Aus Sorge, dass Montagus Geschwader nun selbst in die Schusslinie der Franzosen geraten könnte, setzte man einen südwestlichen Kurs in Richtung Biskaya ab.

    Zu dieser Zeit erfuhr Villaret-Joyeuse vom Aufbruch des Konvois am 10. April in Norfolk, Virginia.

    Einen Tag später trafen die Franzosen auf einen großen holländischen Konvoi und erbeuteten 20 Schiffe als Prisen.

    Das Linienschiff Audacious (74) und die Fregatte Niger (32) aus Howes Flotte versenken am 25. Mai die französische Korvette Republicaine und die Brigg Inconnue.


    Zwischen dem 22. und 28. Mai kreuzte die französische Flotte zwischen dem 46. und 48. nördlichen Breitengrad auf der Suche nach Niellys Geschwader. Dieser stieß am 25. oder 26. wieder zum Hauptteil von Villaret-Joyeuses Flotte (andere Quellen sprechen erst vom 30 Mai. Nielly soll demnach nur noch über drei Schiffe verfügt haben: Sans Pareil (80), Trajan (74) und Téméraire (74).) Eigentlich sollte er dem dringend erwarteten Konvoi entgegen segeln (10. April) und den relativ schwachen Geleitschutz von Konteradmiral Vanstabel unterstützen, konnte diesen jedoch nicht finden und kehrte wieder um.

    Am Morgen des 28. Mai entdeckten die Ausgucke gegen 8 Uhr eine Vielzahl an Segeln nordwestlich ihrer Position. Bereits eine Stunde später war allerdings klar, dass es sich weder um (Teile) Niellys Geschwader noch um den erhofften Konvoi handelte...


    Die Briten, die auf einem südlicheren Kurs die französische Flotte verfolgt und deren Prisen „aufgesammelt“ hatten (hauptsächlich niederländische Handelsschiffe), wussten aufgrund der Aussagen der niederländischen Crews nun, dass die Franzosen nur wenig weiter nördlich/westlich unterwegs gewesen waren und somit auch keine direkte Gefahr für Montagus Geschwader bestand. Die Jagd konnte beginnen.

    Am 21. steuerte die die Flotte nordwestlich, wurde aber am folgenden Tag durch ungünstigen Wind wieder nach Süden hin abgedrängt. Am 25. Mai gelang es Howes Flotte, von Nielly zur Flotte zurückgesandte Schiffe abzufangen. Das französische Linienschiff (74er) konnte entkommen, während man die in Schlepp befindliche Brigg erbeutete. Howe versuchte in den folgenden Tagen, sich in eine möglichst gute Position gegenüber der französischen Flotte zu bringen.

    ~*~ "Und nun meine Herren, genug der Bücher und Signale." ~*~ Richard Earl Howe, 1. Juni 1794.

  • Erste Kontakte


    28. Mai

    Die ersten Fregatten sichteten dann um 6.30 Uhr des 28. Mai die französische Flotte in Süd-Süd-Ost ca. 690km westlich vor Ushant im Atlantik. Konteradmiral Pasley wurde von Lord Howe mit 4 Schiffen zum rekognoszieren abkommandiert. Ab 9 Uhr versuchten beide Flotten eine möglichst gute Angriffsposition zu finden. Der Abstand blieb aber bei ca. 16 Kilometern. Gegen 13 Uhr wurde Pasleys kleinem Geschwader befohlen, das Ende der französischen Linie zu beharken. Um 13.45 Uhr setzten die Franzosen mehr Segel um die Briten abzuschütteln. Eine dreiviertel Stunde später war der Abstand allerdings auf unter 2 Kilometer geschrumpft und die ersten Schüsse wurden ausgetauscht. Volle Breitseiten folgten erst gegen 18 Uhr, Pasleys Geschwader übernahm die Führungsposition, gefolgt von weiteren 74ern aus der Flotte. Am stärksten gerieten die französische Revolutionnaire (110) und die britische Audacious (74) aneinander. Das französische Linienschiff war vorher bereits von der Bellerophon (74) beschädigt worden und verlor nun zuerst den Besanmast, gegen 22 Uhr dann auch noch Teile der Fock- und Großrah. Die Revolutionnaire soll schon ihre Fahne gestrichen haben, konnte sich aber durch die Hilfe zweier französischer Fregatten in die Sicherheit der dunklen Nacht retten. Durch die schweren Schäden war es beiden Schiffen nicht mehr möglich, am weiteren Geschehen der nächsten Tage teilzunehmen. Auf der Revolutionnaire sollen bis zu 400 Männer ihr Leben verloren haben. Die Audacious erreichte Plymouth am 3. Juni.


    29. Mai

    Am folgenden Tag versuchten die Briten sich nach einer Neuformation der Flotte erneut der französischen Nachhut zu nähern (7.30 Uhr). Der Abstand betrug nicht ganz 10 Kilometer. Bei dem Versuch, in Luv-Stellung zu gelangen, durchbrach man die Linie der Franzosen (8 Uhr) und es kam erneut zu Schusswechseln mit den Schiffen des hinteren Linienteils, als die Flotten auf Parallelkurs gingen.
    Gegen 11.30 Uhr erging der Befehl von Howe, die Franzosen aus der Luvstellung heraus anzugreifen. Es gelang jedoch nicht, mehr als ein paar Schiffe von der Flotte abzuschneiden, woraufhin der Befehl zurückgenommen wurde. Das wiederholte Signal zur Wende um 13.45 Uhr ging unter, da es der an erste Stelle segelnden Caesar (80) aufgrund von Schäden nicht möglich war, dem Befehl zu folgen. Howe ließ daraufhin die Queen Charlotte wenden und stieß mit der Bellerophon (74) und der Leviathan (74) auf die französische Nachhut hinab. Die Franzosen schossen ihrerseits vermehrt auf die Takelage der britischen Schiffe.


    Getreu seinem Befehl griff Villaret-Joyeuse nicht mit der ganzen Flotte in den Kampf ein, konnte aber durch das ständige Positionsgerangel und geschicktes Zurückweichen die Briten ein Stück weit nordwärts vom vermeintlichen Kurs des eigenen Konvois fortlocken...

    So ließ er sein eigenes Flaggschiff, die Montagne (110), wenden, um die Tyrannicide (74) und die Indomptable (80) vor dem Zugriff der Briten zu schützen. Die Montagnard (74), ebenfalls beschädigt, konnte nicht folgen und wurde später von einer Fregatte in Schlepp genommen.

    Gegen 16 Uhr erstarben die Angriffe, nachdem die zwei französischen Linienschiffe schwer beschädigt worden waren, sich aber durch den Schutz der Flotte in Sicherheit bringen konnten. Elf der britischen Linienschiffe hatten bei den Gefechten mehr oder weniger starke Beschädigen an Masten und Takelage erlitten. Auf britischer Seite wurden 67 Gefallene und 128 Verletzte gezählt. Bis zum Abend hatte sich der Abstand zwischen den beiden Flotten auf 10 Meilen (~ 16 Kilometer) vergrößert. Ein Wetterumschwung brachte Nebel, so dass sich die Flotten in der Nacht aus den Augen verloren.


    30. Mai

    Erst gegen 9 Uhr des nächsten Tages lichtete sich der Nebel wieder. Howe gab um 10 Uhr Order, die Flotte in zwei Reihen formieren und die Kämpfe des Vortags fortsetzen; der Nebel durchkreuzte aber die Wiederaufnahme der Kampfhandlungen für den restlichen Tag. Vorsichtshalber stationierte man aber zwei Fregatten in Lee, um mögliche Aktivitäten der französischen Flotte bei Nacht bemerken zu können.


    31. Mai

    Am 31. Mai klärte sich das Wetter allmählich auf (wieder gegen 9 Uhr). Die Franzosen standen noch immer im Norden der Briten und zählten mittlerweile 32 Schiffe, darunter 26 Linienschiffe. Irgendwann am Vortag war es Konteradmiral Nielly mit seinem Geschwader gelungen, zur französischen Flotte zu stoßen.

    Es dauerte jedoch bis zum späten Mittag (14 Uhr), bis sich die einzelnen Schiffe wieder auf ihrer Station in der Flotte eingefunden hatten und Howe auf die französische Flotte zuhalten konnte (15.30 Uhr). Um 17 Uhr hatten sich die Flotten bis auf 8 Kilometer (5 Meilen) angenähert. Da sich aber abzeichnete, dass man keine geeignete Position für einen Angriff vor der Dunkelheit einnehmen könnte, wurden alle weiteren Aktionen gegen 19 Uhr abgebrochen.

    ~*~ "Und nun meine Herren, genug der Bücher und Signale." ~*~ Richard Earl Howe, 1. Juni 1794.

  • 1. Juni 1794 - 13. Prairial, deuxième année de la Rèpublique


    Am 1. Juni traf die aus 25 Schiffen bestehende britische Flotte unter dem Kommando von Lord Howe erneut auf ihr französisches Pendant, welches nach einigen Zu- und Abgängen nun aus insgesamt 26 Schiffen bestand gut 400 Meilen (~ 640km) von der Küste entfernt im offenen Atlantik bei 47 Grad, 48 Minuten nördlicher Breite und 18 Grad, 30 Minuten westlicher Länge.


    Die britische Flotte (nach Rang):

    Queen Charlotte (100): Admiral Richard Earl Howe, Kapitän Sir Roger Curtis

    Royal Sovereign (100): Vizeadmiral Thomas Graves, Kapitän Henry Nichols

    Royal George (100): Vizeadmiral Alexander Hood (Lord Bridport), Kapitän William Domett

    Barfleur (98): Konteradmiral George Bowyer, Kapitän Cuthbert Collingwood

    Impregnable (98): Konteradmiral Benjamin Caldwell, Kapitän George Blagden Westcott

    Queen (98): Konteradmiral Alan Gardner, Kapitän John Hutt

    Glory (98): John Elphinstone

    Gibraltar (80): Thomas Mackenzie

    Caesar (80): Anthony Jason Pye Molloy

    Bellerophon (74): Konteradmiral Thomas Pasley, Kapitän William Hope

    Thunderer (74): Albermarle Bertie

    Tremendous (74): James Pigott

    Marlborough (74): George Cranfield Berkeley

    Majestic (74): Charles Cotton

    Russell (74): John Willet Payne

    Ramillies (74): Henry Harvey

    Orion (74): John Thomas Duckworth

    Invincible (74): Thomas Pakenham

    Leviathan (74): Lord Hugh Seymour

    Defence (74): James Gambier

    Alfred (74): John Bazeley

    Montagu (74): James Montagu

    Brunswick (74): John Harvey

    Culloden (74): Isaac Schomberg

    Valiant (74): Thomas Pringle

    [Audacious (74): William Parker - verließ bereits am 28 Mai die Flotte, siehe oben.]


    Die französische Flotte:

    Montagne (120): Konteradmiral Louis-Thomas Villaret-Joyeuse, Kommodore Bazire, Kapitän Jeans Francois Vignot

    Terrible (110): Konteradmiral Francois-Joseph Bouvet, Kapitän J. Le Ray

    Republician (110): Konteradmiral Joseph-Marie Nielly, Kapitän Pierre-Jacques Longer

    Sans Pareil (80): jean-Francois Courand

    Juste (80): Blavet

    Jacobin (80): Gassin

    Scipion (80): Huguet

    Neptune (74): Tiphaine

    Jemmappes (74): Desmartis

    Entreprenant (74): Antoine Lefrancq

    Northumberland (74): Francois-Pierre Etienne

    Vengeur (74): Jean Francois Renaudin

    Achille (74): Jean Noel La Villegris

    Tyrannicide (74): Alain-Joseph Dordelin

    Convention (74): Joseph Allary

    Gasparin (74): Tardy

    Tourville (74): Langlois

    Mucius (74): Larregny

    Impetueux (74): Douville

    America (74): Louis L‘Héritier

    Eole (74): Bertrand Keranguin

    Pelletier (74): Berard

    Patriote (74): Lucadore

    Trente Un Mai (74): Honore Ganteaume

    Temeraire (74): Claude Pascal Morel

    Trajan (74): Dumoutier

    Anmerkung, kompakt bei Siebert, Seekriege, S. 150, wie folgt zusammengefasst:

    „Die Revolutionnaire (110 - Vandangel) verließ am 28. Mai 1794 die Flotte, die Montagnard (74 - Jean Baptiste Bompart) segelte am 29 Mai davon. Die Audacieux (74 - Pilastre) kam am 29. Mai zur Flotte und verließ sie am selben Tag wieder. Die Mont Blanc (74 - Thevenard) und die Indomptable (80 - Lamel), verließen am 30. Mai die Flotte, dafür kamen am 30. Mai 1794 die Trente un Mai (74 - Honore Ganteaume), Sans Pareil (80 - Konteradmiral Jospeh-Marie Nielly, Kapitän Jean-Francois Courand), Temeraire (74 - Claude Pascal Morel) und Trajan (74 - Dumourier) hinzu.“


    Bei Tagesanbruch stand Howe mit seinen Schiffen westwärts, der Wind wehte leicht aus südwestlicher Richtung bei ruhiger See. Die Franzosen standen jetzt im ca. 5-6 Meilen (~8-10km) nördlich im Lee der britischen Flotte, die nun über den Luv- bzw. Angriffsvorteil verfügte.

    Schon um 5 Uhr signalisierte Howe der Flotte, nordwestlich zu steuern; um 6 Uhr dann nördlich.

    Um 7.16 Uhr erging das Signal, dass Howe das Zentrum der gegnerischen Flotte angreifen wollte, die nur noch 3-4 Meilen (~5-6km) entfernt war. Um 7.26 Uhr erfolgte die Order, dass die französische Linie gegen 8.30 Uhr durchbrochen und die Flotte nach Lee hin angegriffen werden sollte. Nach dem angeordneten Frühstück für die Crews hielt die britische Flotte auf die Franzosen zu und um 8.12 Uhr gab Howe von seinem Flaggschiff, der HMS Queen Charlotte (100) das Angriffssignal. Lord Howe soll sich mit folgenden Worten an seine Offiziere gewandt haben: "Und nun meine Herren, genug der Bücher und Signale. Ich erwarte von Ihnen, dass Sie gegenüber der Queen Charlotte Ihre Pflicht tun.

    Jedes Schiff sollte daraufhin sein Pendant in der französischen Linie angreifen. Dafür mussten die HMS Royal Sovereign (100), Royal George (100) und Barfleur (98) mit schwächeren Schiffen die Position tauschen, um dem Kräfteverhältnis in der französischen Linie zu entsprechen.


    Die Gefechtsaufstellung sah wie folgt aus (Grafik 1):




    Unter einfach gerefften Marssegeln steuerte man mit ca. 5 Knoten auf die gegnerische Flotte zu. Um 9.24 Uhr eröffneten die ersten französischen Schiffe das Feuer mit Fernschüssen auf die HMS Defence (74). Die an erster Stelle segelnde Caesar (80) fiel kurz nach Beginn der Schlacht gut 450 Meter von der Linie ab, angeblich sollen Splitter die Ruderanlage auf der Steuerbordseite beschädigt haben, was ein halbe Stunde unentdeckt blieb. Kapitän Molloy musste sich dafür nach der Schlacht vor einem Kriegsgericht verantworten.

    Ab 9.30 steuerte die Queen Charlotte (100) auf das Heck der Montagne (120) zu, geriet dabei ins Sperrfeuer der Vengeur (74), die ihrerseits schon Schüsse von der Brunswick (74) erhielt. Schüsse von der Achille (74) wurden hingegen teilweise erwidert, die schweren Geschütze des Batteriedecks behielt man sich für das französische Flaggschiff vor. Die gesamte Breitseite wurde in das Achterschiff der Montagne gefeuert, danach hart Backbord gesteuert, um sich auf die Steuerbordseite der Franzosen zu legen. Dort lag bekalmt die Jacobin (80), die nun von den Steuerbordgeschützen der Queen Charlotte beschossen wurde. Eine Kugel der Jacobin beschädigte den Fockmast der Queen Charlotte, so dass das Gefecht mit Villaret-Joyeuse kurz nach 10 Uhr unterbrochen werden musste. Dieser nutzte die Chance und setzte mehr Segel, um trotz schwerster Schäden am Heck und ca. 300 Verwundeten aus der Schusslinie der Briten zu gelangen. Auch die Jacobin konnte wieder frei kommen. In der entstandenen Lücke geriet nun die ursprünglich vor der Montange stehende Juste (80) ins Visier von Howes Flaggschiff.


    Zwischen den anderen Schiffen der Flotte erfolgten teils blutige Einzel- und Gruppengefechte. Die gegnerische Linie in einem Stück mit der ganzen Flotte zu durchbrechen gelang jedoch nicht. Der Queen Charlotte konnten direkt nur 5 Schiffe folgen. So kam es zu mörderischen Aktionen Rumpf an Rumpf und (Fern-) Beschuss über mehrere hundert (300-400) Yards (270-360m).
    In den heftigsten Zwei- bzw. Dreikampf geriet die HMS Brunswick (74) gegen 9.45 Uhr. Die Steuerbordanker der Brunswick verhakten sich in den Fockrüsten der Vengeur (74). Die Schiffe lagen so dicht beieinander, dass etliche Stückpforten der Brunswick auf dem Batteriedeck nicht geöffnet werden konnten, sondern freigeschossen werden mussten. Der zweite Leutnant berichtete später, dass mal die Geschütze der Briten in den Stückpforten der Franzosen stecken und umgekehrt. Um 11 Uhr tauchte auf der Backbordseite auch noch die Achille (74) auf, die nur noch über ihren Fockmast verfügte. Einer Geschützcrew gelang es mit doppelter Ladung, auch noch diesen Mast über Bord zu schießen. Die Achille strich daraufhin ihre Flagge. Da die Mannschaft der Brunswick aber noch vollends mit der Vengeur beschäftigt war, riggte man auf der Achille schnell ein Sprietsegel als Notbehelf auf, hisste die Flagge einfach wieder und flüchtete. Das Gemälde von Nicholas Pocock (1795) - The 'Brunswick' and the 'Vengeur du Peuple' at the Battle at the First of June, 1794 zeigt eindrucksvoll den Kampf zwischen den drei Schiffen.


    Im Pulverqualm wurde es dann nahezu unmöglich, die Aktionen der Flotte zu koordinieren. Um 10.13 Uhr erfolgte von Howe das Signal zur generellen Jagd auf die französischen Schiffe.

    Die HMS Bellerophon (74) erlitt schwere Schäden durch zwei passierende französische Schiffe während des Kampfes mit der Eole (74) und musste die Fregatte Latona zur Hilfe rufen. Die Eole (74) und Trajan (74) beharkten ihrerseits die HMS Leviathan (74), die sich gerade im Kampf mit der America (74) befand. Die HMS Russell (74) erlitt dasselbe Schicksal mit Eole und Trajan während ihres Kampfes mit der Téméraire (74). Nachdem die HMS Royal Sovereign (100) die Terrible (110) attackiert hatte, wurde sie von der Montagne (120) und Jacobin (80), die sich zuvor aus dem Gefecht mit der Queen Charlotte hatten retten können, beschossen.

    Die HMS Marlborough (74) bildete mit der Impétueux (74) und der Mucius (74) quasi eine Dreiecksstellung, nachdem sich alle gegenseitig die Masten weggeschossen hatten. Die Impétueux schien kampfunfähig, entging ihrem Schicksal aber nur, weil die Marlborough, noch nicht frei gekommen, vom französischen Flaggschiff Montagne (120) attackiert wurde.


    Villaret-Joyeuse konnte die Überzahl seiner Fregatten besser zur Signalübermittlung nutzen, während den Briten lediglich drei Fregatten als Relaisstationen zur Verfügung standen. Die Pegasus für die Queen Charlotte, die Niger für die Royal Sovereign und die Aquilon für die Royal George.


    Villaret-Joyeuse gelang es mit der Montagne noch zu wenden und die angeschlagene HMS Queen (98) anzugreifen. Howe wurde sich der Gefahr für eines seiner stärksten Schiffe bewusst und hielt mit den fünf ihm folgenden britischen Schiffen erneut auf die Montagne zu. Der französische Admiral wurde von dem Vorstoß abgeschreckt, gab ein paar Fernschüsse auf die Queen ab und wandte sich wieder der Unterstützung eigener schwer beschädigter Schiffe zu.


    Übersicht der Flotten am Ende der Schlacht nach 13 Uhr (Grafik 2):


    Gegen 11.30-12 Uhr war der größte Teil der Schlacht bereits vorüber, auch wenn noch bis 13.15 Uhr weiterer Beschuss erfolgte. Es dauerte jedoch bis zum späten Nachmittag, bis die Briten sechs Schiffe erobern konnten: Sans-Pareil, Juste, America, Impétueux, Northumberland und Achille. Weitere Prisen unterblieben, da die Thunderer und Culloden von Curtis, Howes Flaggkapitän, aus Sorge vor möglichen französischen Eroberungen bzw. der Wiederaufnahme der Kampfhandlungen und dem Schutz der beschädigten Schiffe, zurückgerufen wurden.

    Die Vengeur (74) sank infolge der schweren Beschädigungen am frühen Abend (nach 18.15 Uhr). Die HMS Brunswick (74), die zeitweise neben der Vengeur (74) auch noch die Achille (74) bekämpfte, hatte auf britischer Seite die die schwersten Verluste zu ertragen: 44 Tote und 113 Verwundete, darunter auch ihren Kapitän, John Harvey.

    Villaret-Joyeuse konnte sich mit fünf schwer beschädigten Schiffen in Sicherheit bringen, während weitere versuchten, sich aus dem Schlachtgetümmel heraus zu kämpfen.


    Gegen 18.15 Uhr war die verbliebene französische Flotte bereits außer Sicht der Briten gelangt.


    Am Ende der Kampfhandlungen hatten die Briten insgesamt 1.148 Tote und Verwundete zu beklagen. Notwendige Reparaturen an Masten und Takelage dauerten bis zum frühen Morgen des 3. Juni an, erst dann war es der Flotte möglich, Richtung Heimat aufzubrechen. Neun Schiffe segelten nach Plymouth zurück, während Howe mit seiner Flotte Spithead am 13. Juni um 11 Uhr erreichte.



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    Grafik 1: June 1, 1794 Order of Battle Map EN, erstellt von Ruhrfisch unter der Creative Commons-Licence CC BY-SA 3.0.

    Grafik 2: Navy Records Society (Hrsg.)/Sturges Jackson, Thomas: Logs of the Great Sea Fights 1794-1805, Vol. 1, London 1899, S. 72/73, Tafel 9.

    ~*~ "Und nun meine Herren, genug der Bücher und Signale." ~*~ Richard Earl Howe, 1. Juni 1794.

  • Soweit erstmal zu den Vorbedingungen/-ereignisse und der Schlacht selbst.


    Das "Danach" mit den Auswirkungen, Daten, etc. folgt dann hoffentlich in den nächsten Tagen. Ebenso, was eigentlich mit dem Getreidekonvoi aus Amerika geschah.

    ~*~ "Und nun meine Herren, genug der Bücher und Signale." ~*~ Richard Earl Howe, 1. Juni 1794.

  • Am Mittwoch, den 11. Juni 1794, veröffentlichte die Gazette in einer Extraausgabe die Depesche von Admiral Howe vom 2 Juni. Diese war tags zuvor in der Admiralität eingetroffen bzw. von Flaggkapitän Roger Curtis überbracht wurden.


    Im Anhang findet sich die Liste der erbeuteten Schiffe: La Juste (80) (100 Tote, 145 Verwundetet), Sans Pareil (80) (260 Tote, 120 Verwundete), L'America (74) (134 Tote, 110 Verwundete), L'Achille (74) (36 Tote, 30 Verwundete), Northumberland (74) (60 Tote, 100 Verwundete), L'Impetueux (74) (100 Tote, 75 Verwundete) und die Vengeur (74), die vor bzw. bei Inbesitznahme aufgrund der schweren Schäden sank (320 Ertrunkene). Le Jacobin war während des Gefechts gesunken, keiner der Mannschaft konnte gerettet werden.


    Die britische Flotte hatte, wie am 11. Juni zu lesen war, auch etliche Verluste zu beklagen. So hatte man in den Gefechten 237 Seeleuten und 32 Marines verloren; 670 Seeleute und 93 Marines waren darüber hinaus verwundet worden. Insgesamt 1.032 Verwunde, darunter 269 Tote.

    ~*~ "Und nun meine Herren, genug der Bücher und Signale." ~*~ Richard Earl Howe, 1. Juni 1794.

  • Die Jagd auf den Konvoi


    Konsul Hamilton berichtete aus Norfolk bereits am 6. und 9. Januar, dass vor Ort ca. 30 vollgeladene französische Schiffe aus der Karibik ankerten und von Baltimore aus gut 30 weitere Schiffe (beladen mit Weizen) unterwegs waren. Zwischen dem 19. und 23. Februar trafen dann zwei französische Linienschiffe, drei Fregatten und weitere bewaffnete Schiffe im Chesapeake ein.

    Konsul Bond konnte aus Philadelphia seinerseits berichten, dass das französische Geschwader 1 Mio. Dollar (5 Mio Livres / 200.000 £ Sterling) für den Kauf von Weizen u.a. mit sich führte.


    Diese Informationen erreichten London am 8. April und wurden bei den Befehlen für die Kanalflotte berücksichtigt.

    Gemäß den Instruktionen der Admiralität vom 17. April (s.o.) detachierte Admiral Howe am folgenden Tag ein Geschwader unter dem Kommando von Konteradmiral George Montagu. Das Geschwader bestand aus 6 Linienschiffen und 4 Fregatten; stark genug, um die französische Eskorte (vermutet: 2-4 Linienschiffe) auszuschalten. Das Geschwader des frisch beförderten Konteradmirals der blauen Flagge (12. April) bestand aus den 74er Linienschiffen HMS Hector, Arrogant, Theseus, Ganges, Bellona und Alexander sowie den Fregatten Pallas, Hebe, Venus und Circe.

    Montagu sollte seinerseits die HMS Suffolk und den nach Ostindien bestimmten Konvoi bis zur Nordspitze Spaniens begleiten und danach bis zum 15. Mai entlang der französischen Küste patroullieren bzw. auf die Suche nach dem französischen Konvoi gehen, während Admiral Howe die gegnerische Flotte jagen sollte.

    Das Aufbringen bzw. die Zerstörung des Getreidekonvois war dabei „an object of the most urgent importance at the present time.“ Sollte er bis dahin weder auf den Konvoi getroffen sein oder neue verlässliche Informationen erhalten haben, so sollte das Geschwader zurück nach Torbay oder Plymouth segeln und sich bis zum Erhalt neuer Befehle Proviant und Ausrüstung aufstocken.


    Die Ausgangslage für Montagu war denkbar ungünstig: weder wusste man, wie stark die Eskorte der Franzosen wirklich war, welchen Kurs den Konvoi nehmen würde, noch welcher Hafen das tatsächliche Ziel war. Zudem berichteten die Diplomaten aus Amerika, dass es aufgrund des schlechten Wetters und der hohen Nachfrage der Franzosen zu möglichen Verspätungen kommen könnte (6./8. März).

    Am 11. März brachen die französischen Schiffe aus Baltimore Richtung Süden nach Norfolk auf, am 30. warteten diese im Chesapeake aber immer noch auf die letzten Schiffe aus New York und Philadelphia, wie Konsul Hamilton zu berichten wusste.

    Erst am 15. April wurden nach einer Schlechtwetterfront die Anker gelichtet, aber widrige Winde verhinderten weitere zwei Tage lang das Auslaufen des nun 156 Schiffe umfassenden Konvois unter Vanstabels Kommando. Um zu verhindern, dass die britische Fregatte HMS Daedalus (32) Neuigkeiten vom Aufbruch des Konvois nach England bringen konnte, ließ der französische Admiral eine Fregatte (40) und eine Brigg (16) zurück, um die Daedalus am auslaufen zu hindern.


    Weil die britische Flotte so zwischenzeitlich keine neue Informationen erhielt, beorderte Howe am 2. Mai, dass Montagu seine Patrouille vorerst bis zum 20. Mai verlängern sollte. Dieser begleitete den Ostindienkonvoi bis zum Kap Finisterre (11. Mai) und begann dann mit der Patrouille entlang der französischen Küste.

    An jenem 11. Mai sichtete ein holländisches Handelsschiff den französischen Konvoi nordwestlich der Azoren - diese „Neuigkeiten“ erreichten Howes Flotte allerdings erst am 6. Juni.


    Am 15. Mai griff Montagu die französische Slup Le Marie Guitton (20) mit ihrer Beute (10 Handelsschiffe) aus dem britischen Neufundlandkonvoi auf dem Rückweg nach Brest auf. So erfuhr man von Niellys Geschwader, welches ungefähr auf der Höhe von Teneriffa auf den Konvoi warten sollte. Daraus schloss Montagu, dass der Konvoi noch nicht in das zu kontrollierende Gebiet vorgestoßen war, aber auch, dass sein Geschwader nun in Unterzahl gegenüber den Franzosen sein könnte. Die Fregatte Venus wurde mit diesen Informationen zurück zu Howes Flotte geschickt, die sie am 18. Mai erreichte.

    Die Briten begannen allerdings gerade mit der Verfolgung der französischen Flotte (s.o.). So erfuhr Montagu erst am 23. Mai von einem zurückerobertem Holländer, dass die französische Flotte ausgelaufen war. Daraufhin setzte er den Kurs Richtung Ushant (Richtung Nordosten), während die eigenen Flotte entgegengesetzt Richtung Westen steuerte...


    Für Montagu war dies eine mehr als bescheidene Ausgangslage bei seinem ersten Oberkommando als frisch beförderter Konteradmiral. In den folgenden Tagen hörte er von weiteren zurückkehrenden Prisen, dass Howe und die Flotte sich weiter westwärts bewegten, die Patrouillendauer war bereits überschritten und es es gab weder neue Informationen über den Konvoi oder Niellys Geschwader. So blieb ihm nichts anderes übrig, als auf die Reservebefehle zurückzugreifen, die eine Rückkehr nach Plymouth vorsahen, bis neue Befehle von Howe oder der Admiralität eintrafen.


    Am 31. Mai sandte Montagu bei erreichen des Plymouth-Sunds eine Depesche mit seinen bisherigen Erkenntnissen an die Admiralität. Danach folgte das Auffüllen von Ausrüstung und Proviant, umso schnell wie möglich wieder in See stechen zu können.

    Die Admiralität bestätigte das Vorgehen, so schnell wie möglich wieder auszulaufen und schickte zur Verstärkung des Geschwaders vier weitere 74er Linienschiffe (Colossus, Minotaur, Swiftsure, America) ein 64er (Ruby) und fünf Fregatten (Druid, Blonde, Perseus, Eurydice, Porcupine). Damit sollte Montagu zunächst nach Ushant segeln und dort auf weitere Order von Howe warten. Sollte er jedoch verlässliche Informationen über den französischen Konvoi erhalten, so hatte das Abfangen des selbigen natürlich höchste Priorität. In der Admiralität war man sich allerdings nicht sicher, ob der Konvoi über Ushant nach Brest oder eher Kurs auf das südlichere Bordeaux nehmen könnte. Ushant erschien aber als sicherster Ort für den Treffpunkt mit Howes Flotte oder zurückkehrenden französischen Schiffen. Den letzten Depeschen aus Amerika nach sollten den Konvoi nur zwei Linienschiffe begleiten und die Verstärkung auf jeden Fall für ein Ungleichgewicht zugunsten der Briten sorgen, selbst wenn Niellys Geschwader die Eskorte mittlerweile verstärkt haben sollte.


    Die Fregatte Pallas brachte am 3. Juni Neuigkeiten vom ersten Zusammentreffen der beiden Flotten am 28. Mai von der auf dem Rückweg befindlichen und beschädigten Audacious (74) nach Plymouth. Am Nachmittag des nächsten Tages setzte Montagus verstärktes Geschwader Segel Richtung Ushant und sammelte auf dem Weg dorthin noch das 64er Linienschiff Ruby ein. Letzten Meldungen eines Kauffahrer aus Bristol zufolge war am 12. Mai ein Konvoi von gut 150 Schiffen bei 39° 10‘ nördlicher Breite und 35° 36‘ westlicher Länge (ca. 400 km westlich von Flores/der Azoren) südwestlich steuernd gesichtet worden, um so angeblich den britischen Patrouillen zu entgehen. Diese Informationen vom 2. Juni erreichten Plymouth allerdings erst nach der Abfahrt Montagus; und auch in seinen Berichten vom 8. und 11. Juni fehlten jegliche Hinweise über die Kenntnis dieser wichtigen Meldungen. Eine Depesche vom 9. Juni von Montagu an Howe ist allerdings verschollen und es wäre möglich, dass er die letzten Informationen der Admiralität über die später in Plymouth ausgelaufene Fregatte Porcupine erhielt, die am späten 8. Juni zu seinem Geschwader stieß.


    Das Geschwader, bestehend aus acht 74er Linienschiffen, einem 64er und drei Fregatten, erreichte Ushant am Nachmittag des 8. Juni. Von dort verfolgte man ein nach Brest heimkehrendes französisches Geschwader mit ebenfalls acht Linienschiffen und vier Fregatten, „soweit es die Vorsicht zuließ“. Eine der Fregatten machte weitere Linienschiffe aus und so entschied man sich dazu, in sicherer Entfernung nordwestlich vor Ushant auf die restliche Verstärkung zu warten.

    Am nächsten Morgen erschienen am westlichen Horizont Segel. Dabei handelte es sich aber nicht um den Konvoi, sondern um die nach der Schlacht vom 1. Juni zurückkehrende französische Flotte (19 Linienschiffe, 3 Fregatten und einige kleinere Schiffe)! Vier der Schlachtschiffe waren komplett entmastet und befanden sich im Schlepp.

    Weil zwei der britischen 74er (Alexander, Ganges) aber über schlechte Segeleigenschaften verfügten und bei nun nördlichem Wind achteraus zurückhingen, erschien Montagu ein aussegeln der Franzosen unmöglich und er setzte sich daher in Lee der feindlichen Flotte. Damit gerieten die Briten allerdings zwischen das in Brest liegende Geschwader und die sich aus Westen nähernde französische Flotte. Man machte sich südlich davon, um gegebenenfalls die Franzosen angreifen zu können, aber „they kept so closely connected and guarded with so much care their disabled ships that it was not in my [Montagu] power to take any step that was likely to contribute to His Majesty‘s Service.“

    Für einige Zeit verfolgte nun die französische Flotte unter Villaret das britische Geschwader, drehte aber um 17 Uhr Richtung des Heimathafens Brest ab. Montagu setze wieder einen nordwestlichen Kurs, um zu Howes Flotte aufzuschließen. Nach vierundzwanzig Stunden erfolgloser Suche entschied man sich um 4 Uhr am 11. Juni, nach Plymouth zurückzukehren und dort auf weitere Befehle von Howe zu warten.


    Michael Duffy schreibt in seinem Aufsatz darüber, dass dies die letzte in einer Reihe von Entscheidungen der letzten achtundvierzig Stunden war, die Montagus noch junge Karriere zerstörten (The Man who missed the Grain Convoi, S. 111).

    Als das Geschwader am Abend des 12. Juni in der Cawsand Bucht vor Plymouth vor Anker ging, machte Vanstabel mit dem gesuchten Konvoi bereits Landfall bei Penmarch (vorgelagerte Landspitze südwestlich von Quimper, ca. 100km südlich von Brest). Auf dem Weg dorthin durchquerte er den Bereich, in dem die beiden Flotten am 29. und 30. Mai aufeinander getroffen waren. Am 2. Juni sammelte man sogar noch die Kampf beschädigte Montagnard (74) samt beschützender Fregatte ein. Sollte die britische Flotte siegreich gewesen sein, so entschied man sich dazu, zunächst nach Süden auszuweichen anstatt den direkten Weg nach Brest hinein zu nehmen. In der Nacht vom 12. auf den 13. Juni durchquerte Vanstabel die nicht ungefährliche ‚Passage du Raz‘.

    Am nächsten Tag stieß der Konvoi auf die vor Brest vor Anker liegende französische Flotte und lief gemeinsam in den Hafen ein.


    Karte: Jaillot, Alexis Hubert, 1632?-1712, and Guillaume Sanson. Le royaume de France. [S.l, 1724] Map. Retrieved from the Library of Congress, <http://www.loc.gov/item/2002624014/>, 30.06.2021.

    Legende nach: Duffy, Michael: The Man who Missed the Grain Convoi, in: Duffy, Michael/Morriss, Roger: The Glorious First of June 1794, Exeter 2001, S. 109.


    Erst am 2. Juli erhielt man in London Nachricht über die Ankunft des Konvois aus Pariser Zeitungen vom 20. Juni.

    Bei seiner Rückkehr nach Plymouth wurde es Montagu aufgrund seines schlechten gesundheitlichen Zustands gestattet, seine Flagge einzuholen. Er wurde danach nie wieder mit einem aktiven Kommando betraut. 1803 erhielt er letztlich das Kommando des Hafenadmirals der Marinebasis Portsmouth.

    Er wurde vielfach dafür kritisiert, in den entscheidenden Momenten einfach gemäß seinen Instruktionen zurückgekehrt zu sein anstatt den Feind angegriffen zu haben (z.B. im Mai die westwärts stehenden Franzosen bzw. im Juni die schwer beschädigt zurückkehrende Flotte, obwohl der Konvoi immer noch auf See war). Andererseits ist es nachvollziehbar, dass man sich nicht auf einen Kampf zwischen einer Flotte (mag diese auch beschädigt sein) und einem wieder aufgerüstetem Geschwader einlässt oder Ewigkeiten ohne neue Erkenntnisse vor der Küste hin und her kreuzt.

    Am 9. Juni erfuhr die heimkehrende britische Flotte von einem schwedischen Schiff, dass diese am 4. Juni auf einen nach Brest bestimmten Konvoi getroffen wären. Aufgrund der vorherrschenden Windverhältnisse ging man davon aus, dass der Konvoi die eigene Flotte bereits passiert und seinen Zielhafen erreicht hatte. Trotzdem sandte Howe zwei Fregatten aus, die Montagu aufsuchen und ihn darüber unterrichten sollten, so dass er zu seinem Stützpunkt zurückkehren konnte. Die Southampton erreichte Montagu jedoch erst am 12. Juni, als dieser bereits auf dem Weg nach Plymouth war. Selbst dem besser informierten französischem Geschwader unter Nielly war es nicht gelungen, den Konvoi aufzufinden.
    Einem Gespräch zwischen dem Earl Spencer (First Lord) und seinem Amtsvorgänger Chatham zufolge hatte Montagu lediglich Pech, war aber unschuldig, den Konvoi verpasst zu haben.

    ~*~ "Und nun meine Herren, genug der Bücher und Signale." ~*~ Richard Earl Howe, 1. Juni 1794.

  • Nachlese


    Der französische Konvoi erreichte Brest am 13./14. Juni - völlig unbehelligt von der britischen Flotte bzw. Montagus Geschwader. In der Literatur wird daher oft von einem taktischen Sieg für die Briten und einem strategischen Sieg für die Franzosen gesprochen. Die Idee des Wohlfahrtsausschusses von 1793, eine riesige (Invasions-) Flotte aufzubauen, war mit der Niederlage im Atlantik und den schweren Schäden an der Mittelmeerflotte erstmal beerdigt worden.


    Kapitän Molloy (HMS Caesar) musste sich vor dem Kriegsgericht verantworten. Vom Vorwurf der Feigheit zwar entlastet, wurde er jedoch dafür schuldig gesprochen, sich nicht angemessen an der Schlacht beteiligt zu haben bzw. nicht seine erwartete Position eingenommen zu haben. Dies bedeutete zumindest den Verlust seines Kommandos.

    ~*~ "Und nun meine Herren, genug der Bücher und Signale." ~*~ Richard Earl Howe, 1. Juni 1794.

  • Passend zum heutigen Jahrestag noch ein wenig zeitgenössische Kultur & Info in Form einer Minidoku:

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    ~*~ "Und nun meine Herren, genug der Bücher und Signale." ~*~ Richard Earl Howe, 1. Juni 1794.

  • Der 1. Juni scheint ein beliebter Tag für Seegefechte gewesen zu sein. Neben dem Glorreichen 1. Juni fanden an diesem Tag (nur in unterschiedlichen Jahren) mehrere andere Gefechte und Seeschlachten statt, z. B. das Gefecht zwischen Shannon und Chesapeake (1813), die Eroberung von Tunis (1535), die Seeschlacht von Öland (1676), der Angriff britischer Kriegsschiffe auf den Hafen von Oulu (1854).

    Glück hat meistens der Mann, der weiß, wieviel er dem Zufall überlassen darf. (C.S. Forester)

  • die Seeschlacht von Öland

    uiiiii, in Öland hatte ich auch mal eine Schlacht. So zumindest hat sich mein Kopf am Folgetag angefühlt... :wf: :lol