Patronage und Leistung

  • In einem der letzten Rätsel fiel der Begriff des "Peter Prinzips", das im Prinzip sagt, das Personen eine Position über ihre eignung hinaus befördert werden.

    Wiki kann es besser erklären.

    Bei der Suche nach Personen, die krasse Beispiele für das Peter Prinzip waren stiess ich auf den angehängten Artikel von voxeu.org, einer Seite die Politik- und Wirtschaftsanalysen bietet.

    Dort haben Guo Xu (Assistent Prof an der Berkley) und Hans-Joachim Voth (Prof der Uni Zürich) einen Artikel zum Patronage Prinzip in der Royal Navy unserer Zeit veröffentlicht.

    kurz gefasst kann man sagern, das dieses Vorgehen der FÖrdeung von Familienangehörigen, ausnutzen von Besziehungen für den Erfolg der Royal Navy gut war.

    sie konnten nachweisen, das Post Captains statistisch erfolgreicher waren wenn Sie über Patronage verfügten, als ohne. Dies konnte an hand der siegreichen Gefechte bewiesen werden, auch wichen Offiziere mit Patronage seltener Gefechten aus, brachen diese ab oder verloren diese.

    Die Patronage brachte wohl einen Spirit, der hiess "siegen ist die einzige Option".

    Spannend allemal zu lesen.


    aga

    Gentlemen, when the enemy is committed to a mistake, we must not interrupt him too soon.

    Adm. Horatio Nelson

  • Aga

    Hat den Titel des Themas von „Patronager und Leistung“ zu „Patronage und Leistung“ geändert.
  • Ein wirklich spannendes Thema. Meine Schlussfolgerung aus dem Artikel besteht darin, dass Patronage in der Royal Navy funktionierte, weil man damit überwiegend verantwortungsvoll umging. Was meine ich damit? Offiziere, die sich der Patronage durch einen verwandten oder befreundeten Vorgesetzten erfreuen konnten, waren diesem besonders gut bekannt und konnten entsprechend gut eingeschätzt werden. Ich gehe davon aus, dass deshalb auf der persönlichen Ebene bereits eine entsprechende Vorauslese stattfand. Man konnte diese jungen Offiziere also besser einschätzen als jene, die keinen Förderer hatten. Bei einer Beförderung stellt sich ja nicht nur die Frage, ist er ein guter oder ein lediglich durchschnittlicher Offizier, sondern auch, ob er das Zeug dazu hat, auch auf der nächsten Stufe zu bestehen.

    Je besser man einen Aspiranten für eine Beförderung bzw. für ein Kommando kannte, desto eher konnte man einschätzen, wie wahrscheinlich er sich auf der nächsten Stufe bewähren würde.

    Natürlich gab es auch immer wieder Schwachstellen in diesem System und unfähige Männer erhielten Posten, denen sie niemals gewachsen waren wie Hugh Pigot auf der Hermione. Und natürlich gab es auch Männer, die das Patronagesystem hemmungslos ausnutzten wie Edward Pellew. Doch das blieben erstaunlicherweise Ausnahmen. Offenbar sahen viele Vorgesetzte in der Patronage nicht nur die Möglichkeiten für ihre Gefolgschaft, sondern erkannten auch die daraus erwachsende Verantwortung.

    Ich frage mich, wie oft Offiziere ihren Verwandten vom Dienst in der Royal Navy abrieten. Wie oft ein Captain dem ihm anvertrauten Offiziersnachwuchs nahelegte, die Marinekarriere doch nicht weiter zu verfolgen, weil ganz einfach die Eignung fehlte. Dazu dürfte es kaum Quellen geben, doch wenn erkennbar ist, dass das Patronagesystem der Royal Navy funktionierte, dann doch wohl nur, weil die Vorgesetzten ganz genau wussten, wer von ihnen gefördert wurde und wer nicht.

    Ich sehe allerdings noch einen weiteren Faktor für den Erfolg des Patronagesystems. Söhne aus Marinefamilien wurden ja mit der Royal Navy gross. Sie lernten von ihren Vätern oder Onkeln sehr schnell, was es bedeutete, Marineoffizier zu sein. Und sie wussten sicher auch vorher aus erster Hand, mit welchen Konsequenzen es verbunden war. Damit hatten sie gegenüber Aussenseitern auf jeden Fall einen Startvorteil. Sie konnten sich vor dem Eintritt in die Royal Navy selbst prüfen, ob sie sich geeignet fühlten. Für Aussenseiter kam das Erwachen oft erst an Bord.

    Und noch ein letzter Aspekt, zur Kampfentschlossenheit von Protektionskindern. Sie wussten schon vor ihrem Eintritt in die Royal Navy, dass nur kämpfen und siegen akzeptiert wurde und Aufgeben oder Kämpfe vermeiden keine Option war. das nahmen sie bereits mit der Muttermilch auf.

    Glück hat meistens der Mann, der weiß, wieviel er dem Zufall überlassen darf. (C.S. Forester)

  • Ja, gute zusammenfassung. Ich denke, das die Vorauswahl daher so gut und verantwortungsvoll ausfiel, weil der Fördernde auch fallen konnte, wenn seine Protegees nicht gut waren. Sein ansehen litt, seine Beziehungen zogen sich zurück,

    Scarrow beschreibt das sehr gut bei den Ereignissen nach dem Vertrag von Cintra. wellington wurde von allen in England gemieden, da er den Vertrag unterschrieben hatte, obwohl er nicht an den Verhandlungen beteiligt wurde. Man wollte nicht in den "Strudel" um den Skandal gezogen zu werden.

    Die Army hatte mit dem Patronage System nicht so viel Erfolg, wahrscheinlich weil hier immer mit Geld nachgeholfen wurde...


    aga

    Gentlemen, when the enemy is committed to a mistake, we must not interrupt him too soon.

    Adm. Horatio Nelson

  • der Begriff des "Peter Prinzips", das im Prinzip sagt, das Personen eine Position über ihre eignung hinaus befördert werden.

    Hat jetzt nichts mit der Sache zu tun, aber der Name gefällt mir. Ich selber tendiere auch oft dazu, mich eine (oder auch zwei, oder drei) Positionen über meine Eignungen hinaus zu befördern...Eben, das Peter Prinzip:lol:lol:lol

    Das danach auf-die-Schnauze-fallen wäre dann das _H-Prinzip:pf:

    OK, bin ja schon weg...

  • Die Army hatte mit dem Patronage System nicht so viel Erfolg, wahrscheinlich weil hier immer mit Geld nachgeholfen wurde...

    Die Army hatte ein grundlegend anderes System. Hier ging alles über das Geld. Posten wurden gekauft und verkauft. Am Ende der Kariere war der Verkauf des Ranges stellenweise sogar eine Form der Altersvorsorge. Solche Beförderungen wie bei Sharpe waren dem gegenüber eher die seltene Ausnahme.

    Glück hat meistens der Mann, der weiß, wieviel er dem Zufall überlassen darf. (C.S. Forester)

  • Da fällt einem natürlich sofort Sir Joseph Porter ein (Gilbert & Sullivan: HMS Pinafore 1878) ...

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    Aber mal zurück aus der leichten Unterhaltung (auch wenn sie einen sehr wahren Kern beinhaltet) zum Thema hin.

    Das System der Patronage schließt seinem Wesen nach haufweise fähige Seeleute vom Aufstieg aus und bietet Korruption Tür und Tor. Viel interessanter ist tatsächlich der Aspekt, dass das System trotzdem irgendwie funktioniert hat. Einen direkten Verwandten wird man nicht unbedingt in den Untergang jagen, so dass auch noch das Ansehen und die Ehre der Familie beschädigt wird.

    Brian Lavery hat (ich glaub in Nelson's Navy) etwas über das sehr korrupte System der Royal Navy aus Politik, Admiralität, Werften, Lieferanten, etc. geschrieben - Fakt war aber, dass der Korruptionskreis geschlossen gewesen sein muss, weil am Ende das ganze System doch funktionierte.


    Irgendwo habe ich zu dem Thema auch eine Dissertation herumliegen, natürlich auch noch nicht gelesen....

    ~*~ "Und nun meine Herren, genug der Bücher und Signale." ~*~ Richard Earl Howe, 1. Juni 1794.

  • Schon klar Koruption = schlecht.


    Ich stelle mir dabei nur die Frage, wie kommt es, dass die Royal Navy trotzdem so erfolgreich war und vor allem, warum die Protegés bei gleichen Voraussetzungen erfolgreicher und effizienter waren als die Offiziere ohne Beziehungen.

    Glück hat meistens der Mann, der weiß, wieviel er dem Zufall überlassen darf. (C.S. Forester)

  • Es gibt noch einen weiteren Aspekt des Peterprinzipes, nämlich den Begriff der Peterleiche. Bis weit über ihre eigenen Fähigkeiten hinaus in Führungspositionen beförderte werden, gerade in der Patronage, abgeschirmt und es wird ihre Arbeit von zum Patronagesystem gehörenden Nachrangigen erledigt., was nach Außen hin verdeckt wird. Nach den Erkenntnissen der Mediziner verzweifeln diese "Peterprodukte" an der Überforderung und der Show des unbegrenzt Leistungsfähigen, was zum klassischen frühzeitigen Tod durch Herzversagen oder Gehirnschlag führt.

    To the optimist, the glass is half full.
    To the pessimist the glas is half empty.
    To the engineer, the glass is twice. As big as it needs to be.

  • Die Army hatte mit dem Patronage System nicht so viel Erfolg, wahrscheinlich weil hier immer mit Geld nachgeholfen wurde...

    Die Army hatte ein grundlegend anderes System. Hier ging alles über das Geld. Posten wurden gekauft und verkauft. Am Ende der Kariere war der Verkauf des Ranges stellenweise sogar eine Form der Altersvorsorge. Solche Beförderungen wie bei Sharpe waren dem gegenüber eher die seltene Ausnahme.

    alles richtig, aber die Patronage war auch ein Thema. Allerdings trat es mit Höhe des Ranges immer weiter in den Hintergrund. Was zu vielen unfähigen hohen Offizieren im Generalsrang führte.

    Man verkaufte eher den Rang an jemanden aus dem weiteren Verwandtenkreis als jemanden unbekannten.

    aber das ist ein ganz anderes Thema.


    Richard Howe wenn Du die irgendwo noch findest, hätte ich interresse ander dissertation.

    Die Mischung aus Patronage, Korruption und Seilschaften sind schon faszinierend. Wahrscheinlich funktionierte es, weil jeder Teil des System eifersüchtig über seine Pfründe wachte und jedem anderen sofort auf die Finger klopfte, wenn er in anderen Revieren wilderte.


    Angarvater ja auch dies Leichen hatte die Navy. Da gibt es sicher einige Admiräle die nur deswegen noch irgendwelche Kommandos bekamen oder als Hafenkommandanten aktiv waren.


    Aga

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    Adm. Horatio Nelson

  • Patronage und Peters-Prinzip haben eigentlich nur wenig miteinander zu tun. Aber den gesundheitlichen Aspekt des Peters-Prinzips hat Angarvater gut beschrieben.


    Vielleicht sollte jeder einmal nachlesen, was unter dem Peter-Prinzip zu verstehen ist. Wikipedia hilft weiter, aber das Buch ist noch viel mehr zu empfehlen. Ich habe es erstmals zu DDR-Zeiten gelesen, denn es wurde aus unerfindlichen Gründen in der DDR verlegt. Offenbar hat man es als Kapitalismuskritik missverstanden.


    Peter-Prinzip

    Glück hat meistens der Mann, der weiß, wieviel er dem Zufall überlassen darf. (C.S. Forester)

  • Schon klar Koruption = schlecht.


    Ich stelle mir dabei nur die Frage, wie kommt es, dass die Royal Navy trotzdem so erfolgreich war und vor allem, warum die Protegés bei gleichen Voraussetzungen erfolgreicher und effizienter waren als die Offiziere ohne Beziehungen.

    Ja nee, eben nicht unbedingt; das ist ja gerade in diesem Fall der spannenende Punkt, warum es offensichtlich bei der Royal Navy funktionierte.

    Ich nenne es einfach mal "anständige Korruption". ;) Es war ein überteuertes System, aber es funktionierte, weil jeder ein Stück vom Kuchen bekam und die Gier noch nicht das Maß aller Dinge war. Oder die Patronage eher zu einer anscheinlichen Kompetenzselektion führte, weil eben vielleicht auch für alle mehr auf dem Spiel stand (vielleicht sogar Nationalstolz). Das System war ungerecht (das ist ja heute nicht besser, heißt nur anders), weil es nur auf die eigenen Vorteile bedacht war, förderte aber ungewollt womöglich genau jene Charaktere, die es für diese Positionen in dieser Zeit benötigte....

    Ander als bei der Army konnte man sich sein Amt nicht einfach kaufen, musste irgendwann mal seine Zeit zur See absolviert haben und die Prüfung bestehen. - Gefälschte Musterrollen haben dann auch nicht mehr geholfen und dass eine ganze Kommission einen Kandidaten einfach komplett "durchwinkt" hätte auch für die Beteiligten üble Folgen haben können. Gerade in Kriegszeiten wurde quasi jedes Vergehen mit der Todesstrafe belegt, Byng ist da das beste Beispiel.

    ~*~ "Und nun meine Herren, genug der Bücher und Signale." ~*~ Richard Earl Howe, 1. Juni 1794.

  • Richard Howe wenn Du die irgendwo noch findest, hätte ich interresse ander dissertation.

    Die Mischung aus Patronage, Korruption und Seilschaften sind schon faszinierend. Wahrscheinlich funktionierte es, weil jeder Teil des System eifersüchtig über seine Pfründe wachte und jedem anderen sofort auf die Finger klopfte, wenn er in anderen Revieren wilderte.


    Aga


    Dem Mann und allen anderen kann geholfen werden:

    Die Doktorarbeit "The Mid-Eighteenth Century Navy from the Perspective of Captain Thomas Burnett and his Peers" von Anne Byrne McLeod ist auf dem Dokumentenserver der Universität Exeter mit den entsprechenden Anhängen (alles als PDF) verfügbar: => The Mid-Eighteenth Century Navy from the Perspective of Captain Thomas Burnett and his Peers (einfach nach unten scrollen)

    ~*~ "Und nun meine Herren, genug der Bücher und Signale." ~*~ Richard Earl Howe, 1. Juni 1794.

  • Danke schön @Richard How.

    gleich mal gesichert.


    Aga

    Gentlemen, when the enemy is committed to a mistake, we must not interrupt him too soon.

    Adm. Horatio Nelson