Sklaverei in Deutschland

  • Auf der Suche nach der aktuellen Lösung für @Saarpirats Personenrätsel stolperte ich über einen Artikel der Universität Bremen.

    Es ist ein Anschreiben gegen die Forschungsmeinung

    Spannend, denn eigentlich gehen wir ja davo n aus, das es keine Sklaven in Deutschland gab. Leibeigene ja, aber keine Sklaven.

    Dies ist aber so wohl nicht richtig wie Professorin von Malinckrodt rausgefunden hat.

    Überlieferte Gerichtsakten zeigen deutlich, das Sklaven die gegen Ihren Status klagten, von Gerichten in ihrem Status festgeschrieben wurden.

    Damit hatten sie den Status einer Sache (ergo Rechtlos), während Leibeigene immer als Mensch mit eingeschränkten Rechten angesehen wurden.

    Spannend.


    Aga

    Gentlemen, when the enemy is committed to a mistake, we must not interrupt him too soon.

    Adm. Horatio Nelson

  • In der Tat interessant und erstaunlich zugleich, dass solche Fälle vor Gericht gelandet sind. - Auf der anderen Seite auch nicht überraschend: Wenn es überall Sklaverei gab, warum sollte das dann nicht auch in deutschen Landen vorgekommen sein?


    Was mich eher stört ist dieser Tenor, dass es wichtig wäre, "möglichst zahlreiche Fälle zu finden". Warum? Den Nachweis hat man doch mit einem dokumentierten Fall schon erbracht. Dann wird es darüber hinaus auch etliche Sklaven gegeben haben. Skeptiker und Leugner wird man so oder so nicht überzeugen können.

    Und Sklaven (im klassischen Sinne) mit nicht rechtsfähigen Statussymbolen gleichzusetzen, da zeigt sich ja bei den genannten Beispielen, dass es den Käufern wohl nicht um die Ausbeutung der Arbeitskraft ging. Dies ändert natürlich nichts an der unwürdigen und widerrechtlichen Verschleppung und dem Verkauf dieser Menschen.

    Wäre interessant zu erfahren, was nach fünf Jahren Forschungstätigkeit für Ergebnisse erzielt werden konnten.

    Mich persönlich würde dabei interessieren, was aus den teils im Kindesalter befindlichen Personen geworden ist.

    ~*~ "Und nun meine Herren, genug der Bücher und Signale." ~*~ Richard Earl Howe, 1. Juni 1794.

  • Wenn ich den Artikel richtig verstehe wird die Sklaverei als gebräuchlich in Deutschland von vielen Historikern bezeweifelt, weil es keine Gesetze dazu gab und und wenige Fälle.

    Daher will man mit möglichst vielen Fällen wohl nachweisen, das es Realität war.



    aga

    Gentlemen, when the enemy is committed to a mistake, we must not interrupt him too soon.

    Adm. Horatio Nelson

  • Auf der Forschungseite AG Frühe Neuzeit - German Slavery gibt es schon einige Aufsätze und etliche Verweise auf neueste Vorträge und Publikationen.


    Der Link zum Originalaufsatz funktioniert nicht mehr... zumindest auf der V&R-eLibrary Seite ist er noch verfügbar: Verhandelte (Un-) Freiheit (pdf)

    ~*~ "Und nun meine Herren, genug der Bücher und Signale." ~*~ Richard Earl Howe, 1. Juni 1794.

    Einmal editiert, zuletzt von Richard Howe () aus folgendem Grund: Link hinzugefügt.

  • Die Forschungsmeinung, dass es in Deutschland keine institutionelle Sklaverei gab, würde auch durch hunderte Beispiele nicht falsch, denn über die Zeitachse und gemessen an der Gesamtbevölkerung über die Jahrhunderte bliebe man doch weit unter dem Promillebereich und somit wahrscheinlich selbst weit unter der Häufigkeit solcher Kuriositäten wie zweiköpfigen Kälbern.

    Oder um beim Thema zu bleiben: Selbst im Verhältnis zu von den nordafrikanischen Barbaresken versklavten deutschen Seeleuten dürfte 99 zu 1 noch weit übertrieben sein.

    Fazit: Suche lange genug und Du findest Beweise für ziemlich alles.

    Glück hat meistens der Mann, der weiß, wieviel er dem Zufall überlassen darf. (C.S. Forester)

  • Es gab sogar mal einen Professor, der als Sklave nach Deutschland kam. Anton Wilhelm Amo. Da war auch mal ein Artikel drüber in der Geo Epoche.

    Ja, nur das er nicht als Sklave nach Deutschland kam sondern von den Holländern versklavt wurde und dann später "verschenkt" wurde. Aus dem Artikel geht nicht hervor, wie diese "Schenkung" vonstatten ging. Ich lese allerdings daraus das der spätere Professor Amo von dieser "Schenkung" an ziemlich gut behandelt worden sein muss. Also wiederspreche Ich Saarpirat bei allem Respekt das als Beweis für Sklaverei in Deutschland anzusehen. Allerdings was in den Afrikanischen und Überseekolonien Deutschlands passiert ist wird ja gerade, unter anderem von sehr kompetenten Afrikanischen Wissenschaftlern vorsichtig aufgearbeitet. Ich habe letztes Jahr als Betreuer der Tontechnik und Übersetzungsanlage einer Konferenz bei uns im Haus beigewohnt und Hochinteressante Redebeiträge gehört. Darüberhinaus einige Wissenschaftliche Werke über den Deutschen Kolonialismus und die damit verbundene Sklavenhaltung erworben. Kolonialismus und Sklavenhaltung unbedingt voneinander zu trennen ist deshalb für mich ein zu einfach beschrittener Weg.

    "Wir können den Wind nicht ändern,aber die Segel anders setzen" "Aristoteles"

  • Das eine gab es wohl kaum ohne das andere...


    Und das ist ja bei dieser Forschungsstudie gerade der Punkt, wenn der Zeitraum 17./18. Jahrhundert im Alten Reich (also vor dem Zerfall 1806, Reichseinigung 1871 und Kolonialbestreben i.S.v. "Platz an der Sonne") betrachtet wird.

    ~*~ "Und nun meine Herren, genug der Bücher und Signale." ~*~ Richard Earl Howe, 1. Juni 1794.