Galeone Countess of Kingsbridge, circa 1610, Modell nach Kirsch

  • Moin Angarvater,


    Die ersten Auflagen des Buches von Anderson stammen aus den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts. Da ich mich in dieser Epoche nicht auskenne, wweiß ich nicht ob und wie sich das Wissen in der Zwischenzeit weiterentwickelt hat.

    Gruß Christian


    Auf dem Zeichenbrett und in der Werft: Naval Cutter Alert, 1777
    "Behandle jedes Bauteil, als ob es ein eigenes Modell ist; auf diese Weise wirst Du mehr Modelle an einem Tag als andere in ihrem Leben fertig stellen."

  • Aye, Mates,


    Schön, daß Euch die Takelung gefällt.


    @anobium. Es scheint in der Sache „Englische Galeonen“ keine weiteren neueren Veröffentlichungen zu geben.


    Zu den Takelarbeiten selbst. Wie ich weiter oben schon mal schrieb ist es eine nette Fummelei die Tampen anzuschlagen, und insbesondere die Spruten auch noch einigermaßen gleichmäßig auf Spannung zu trimmen. Ich habe die ganze Sache jetzt erst, nachdem alle Züge dran sind, durchgesetzt. Endgültig sichere ich die Taue erst dann, wenn zumindest auch der Groß fertig getakelt ist.

    Wie Kaptn. Villiers nach seinen Reisen mit der Replika der Mayflower berichtete ist diese Takelung sehr elastisch, was für das Modell auch zutrifft.

    Allem Anschein nach sind demgegenüber die Riggs der Nelsonaera sehr hart, und es beeinflussen sich die Takelungen der Masten kaum gegenseitig.


    Nun ist aber Schluß mit dem Theoretisieren, der Großmast wartet auf seine Segel.

    To the optimist, the glass is half full.
    To the pessimist the glas is half empty.
    To the engineer, the glass is twice. As big as it needs to be.

  • Aye, Ladies, Gentlemen and Mates,


    Der Vormast ist fertig getakelt. Hier ein paar Bilder von der Abnahmebegehung durch den Werftherrn.




    Die Umlenkungen der Bulinen vom Vorbramsegel.



    und die der Bulinen des Vormarssegels. Hier kann man auch ganz gut sehen, warum an den Marsen die Schutznetze getakelt waren. Ohne die "Spinnen" hätte sich das Marssegel bei jedem Manöver unter der Mars verheddert.






    So weit, so gut, weiter geht's Morgen mit der Takelung der Segel des Groß.


    Cheers!


    Angarvater

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  • Aye, Mates


    In der Hoffnung Euch nicht zu langweilen sind hier noch drei Bilder vom Neubau.


    Die Back mal einwenig "solo" betrachtet.



    Betrifft die Belegnägel. Witzen schreibt in seinem Buch von 1671 ( alter und neuer Schiffbau und Schiffbau Management), daß Belegnägel nichts richtig braubares und nötig sind, sondern, wenn überhaupt, mehr als angeberischer Zierrat manchmal zwischen die belegten Seile gesteckt werden. Nun ja, das sah man einige Jahrzehnte später deutlich anders.


    Und diese Perspektive gefiel mir ganz gut, zumal sie ab heute Abend, wenn die Großrah aufgebracht worden ist nicht wieder zu sehen sein wird.




    Cheers !


    Angarvater

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  • Aye, Speedy,


    ich war auch überrascht, als ich das Zitat von Witzen (1671) zusammen mit einigen andern Ausführungen dazu bei Ab Hoving in "Merchant Ships..." las. Ich habe dann in etlichen Repros von Bildern aus der damaligen Zeit nachgesehen, und siehe da, nirgends sind bei Detailabbildungen die so heiß geliebten Beleg-oder Coffeenägel zu finden.

    Aber wie schon gesagt ändert sich das um 1700 herum bei allen Seefahrern durchgehend .


    Da der Flaggenstock auf dem Sprit sehr "solo" steht hat er schon einige unliebsame Rammings mit dem Werftpersonal erlebt. Nun könnte man ihn mit irgend einem Lappen besser sichtbar machen, oder an ihm die Flagge, für die er ja gemacht wurde, setzen.




    Wie man sieht läuft die Countess über Backbordbug bei leichtem Wind ihren Kurs.


    Das Großsegel muß noch an seine Rah genäht werden, was auf der Vorrichtung, die Bonden beschrieben hat, ganz gut zu machen geht,




    Ich hatte zwar vor etlichem reichlich Blöcke vorgefertigt, nur fehlten von den etwas größeren noch so an die 20 und den ganz kleinen 25. Ebenfalls wurden noch 10 Augbolzen mit Ringen, sowie einige Kauschen benötigt. Also wurden die Kleinteile erstmal angefertigt, und dann konnte die Großrah mit ihrem Lappen daran gehißt werden.


    Schoten, Geitaue und Bulinen kommen als nächstes an die Reihe.



    Jetzt breitet sie langsam ihre Schwingen aus, was mir sehr gut gefällt.



    Cheers !


    Angarvater

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  • Well, Mates,


    hier wieder ein paar Bilder von den Takelarbeiten.


    Nachdem ich heute das Groß mit Geitauen, Brassen, Schoten und Halsen versehen hatte habe ich einfach mal nur so das Segel aufgegeit. Und so sieht das dann aus.








    Das sieht für mich recht ordentlich aus, und ich überlege, ob ich das so lasse. Natürlich kommen noch die Bulinen und Gordingen dran.

    Cheers!


    Angarvater

  • Aye, Mates,


    Schön, daß es gefällt.


    Jetzt brauche ich doch eine Deckscrew. Segelsetzen ohne sichtbare Gang? Ich weis nicht, dann denkt noch jemand, daß es sich um den fliegenden Holländer handelt😁😁😁


    Hat jemand Erfahrung mit 1:48 Männern, die segmentiert geliefert werden?

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  • Ich hatte früher zu meinen Flugzeugmodellzeiten viele Gesellen von Hecker Goros. Die waren Zinn gegossen, konnten gut bearbeitet werden. Also für mich 5von 5.


    Aga

    Gentlemen, when the enemy is committed to a mistake, we must not interrupt him too soon.

    Adm. Horatio Nelson

  • Aye, Mates,


    Das Groß bleibt in der Situation des Segelsetzens.



    Sehr ungewöhnlich war beim Takeln des Segels, daß z.B. die Bulinen lose herumhängen.





    Heute habe ich das Großmarssegel an die Rah genäht und das Rack und das Fall getakelt. ( Bilder morgen)


    Ich werde aus lauter Spaß an der Gestaltung auch das Großmars noch nicht voll gesetzt darstellen. Diese Situation sieht man im Modell eher selten, sie ist jedoch auf diversen zeitgenössischen Gemälden zu finden.


    Beim werkeln ist mir erst klar geworden, daß man zu der Zeit die Segel nicht reffen konnte, da es noch keine Reffbändsel gab. Nur die Flächen der Untersegel konnte verkleinert werden in dem man das Bonett abtakelte. Oder eben ganze Segel aufgeite und unterschlug. Beim setzen waren das dann immer die ganzen Lappen, die, auf diversen Bildern gut zu sehen, sofort vom Wind aufgeblasen wurden. Erst wenn die Rah dann aufgeholt war konnten Halsen und Schoten getrimmt werden.


    Angarvater

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  • So ist das wohl. Was ja sehr reizvoll ist


    Beispielsweise wird an allen möglichen Stellen und Plänen über die Spruten- und Bauchgordinge geschrieben. Nur seltsamerweisee endet das dann immer im "Irgendwo". Will sagen wo wurden die Dinger angeschlagen? wie wurden die Seile an Deck geführt usw.


    Hmm, ich habe also jetzt so ein paar Teile probeweise montiert und dann mal das Segel aufgeheisst. Ergebnis: funktioniert so einfach nicht. Insbesondere geht das bei den sehr trapezförmigen Marssegeln nicht. Klar, wenn die Segel nur sehr schwach konisch zugeschnitten sind ( a la Holländer) geht das auch ohne weiteres, aber eben kaum bei den englischen Segeln der Tudorzeit. Außerdem braucht man die Spruten dann ganz und gar nicht.


    Spannend war, daß ich, nachdem ich im Anderson etliche Seiten über diese Dinger teilweise mehrfach gelesen habe, lese, daß Anderson selber schreibt, daß ihm nicht klar ist wie das funktionierte oder ob es das Überhaut so gegeben hat. crazy dash grumble :hmm:


    Folglich bekommen meine Segel Geitaue und ggf. noch zwei Bauchgordinge, und gut is es!

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  • Vielleicht war es manchmal Absicht oder schlicht Angeberei, in die Pläne und vor allem auf Gemälden Dinge einzuzeichnen, die es in der Realität am Ende gar nicht gab.

    ~*~ "Und nun meine Herren, genug der Bücher und Signale." ~*~ Richard Earl Howe, 1. Juni 1794.