Galeone Countess of Kingsbridge, circa 1610, Modell nach Kirsch

  • Yep, ich schließe mich an....meinen Glückwunsch und mein aufrichtiger Respekt... fr18fr18

    Übrigens....die Streben rundherum....sehen aus wie Decksbalken Knie.


    Es grüßt

    Cpt. Baltimore

    Werftbetrieb gestartet für 2-Mast Schoner "Flying Fisch" M1:50. Baumaterial und tüchtige Handwerker für den Start des Projektes nun in ausreichender Menge/Anzahl vorhanden. 3 Fässer Rum haben sich bereits eingefunden, um die Arbeitsmoral in die richtigen Bahnen zu lenken. Nach Schichtende versteht sich!beer

  • Aye, Captn.


    Sicher sehen die Stützen so wie Knie aus. Diese Form ein stabiles Geländer oder eine stabile sonstige Verbindung , ob liegend, hängend oder stehend, herzustellen ist konstruktiv immer die selbe. Letztendlich handelt es sich optimal um waagerechte und senkrechte Elemente die mit einem weiteren als Dreieck verbunden ganz nett stabil werden. Denn wie heißt es sinngemäß in der Konstruktionslehre: die Mutter aller Stabilität ist das Dreieck😊


    Knie und so weiter wurden ja meistens aus „Abzweigungen“ der Bäume gefertigt, da dann fertig gewonnen wurden. Man konnte damals zwar ganz gute Verbindungen mit Zapfungen herstellen, was aber eher bei statischen Bauteilen wie z.B. dem Tragwerk der Fachwerkhäuser angewandt wurde. Da ein Fachwerk kaum dynamischen Lasten ausgesetzt ist reichen zur Sicherung der Verbindungen ein paar einfache Holzdübel. Da diese Werkstücke sehr genau mit Faserrichtung und Form zugerichtet werden müssen, bedeutet das viel Verschnitt. Nimmt man gewachsene Knie, so sind die ziemlich perfekt. Die unterschiedlichen Größen nahm man in Kauf, und richtete sie passend zu.


    Hinzu kommt, daß das konstruktive Bauen von Stützen in dynamisch belasteten Körpern wie Schiffen, immer mit dem Einsatz weiterer Bolzen einhergeht, was für eine dauerhafte Verbindung garnicht so einfach war. Und an die kam man, wenn sie sich losgearbeitet hatte kaum mehr heran um sie nachzusetzen.


    Hier eine ketzerische Anmerkung dazu: diese Schiffe wurden zusammengenagelt und an einigen Stellen auch geschraubt. Und das mit nicht korrosionsbeständigen Bolzen und Nägeln. Was insgesamt zur Folge hatte, daß die Verbindungen nach relativ kurzer Zeit Spiel bekamen und diese Eimer ständig leckten und andauernd nachgearbeitet werden mußten.

    To the optimist, the glass is half full.
    To the pessimist the glas is half empty.
    To the engineer, the glass is twice. As big as it needs to be.

    5 Mal editiert, zuletzt von Angarvater ()

  • Aye, Mates,

    vielen Dank für Euer freundliches Interesse an meiner Takelarbeit.


    Hier wieder ein paar Bilder vom heutigen Bauzustand. Soeben wurden die Wanten der Großmarsstenge fertig. Dazu gehören auch die Püttingswanten deren Takelung ich hier zeige.


    So sieht das Ganze aus.



    Die Püttingswanten werden mit Haken an den Augen der Beschläge der Marswanten unterhalb der Mars eingehakt,



    mit einem Rundtörn um die Wurst der Schlichtung gelegt und mit zwei Zeisigen an den Wanten festgemacht.




    Ein Beispiel wie ich die Zeisige takele.

    In Groß wird das Takelgarn am Want angebunden und dann werden je nach Größe des Zeisings fünf bis 10 Rundtörns gemacht. im Modell mache ich mir das beim Beginn etwas einfacher, in dem ich die beiden Tampen mit einem ganzen Schlag zusammenzurre, dann die Rundtörns wickele, und dann den Zeising mit zwei halben Schlägen am Want belege.



    im Makro sieht das alles, im Gegensatz zur Betrachtung mit bloßem Auge, sehr holperig aus.


    Cheers!


    Angarvater

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  • Nächster Schritt ist das Takeln des Großmarsstengestages. In "Nelsons Navy" läuft das Stag auf der Fockmars auf und wird dort wie die Wanten mittels Jungfern durchgesetzt. Bei den englischen Galeonen läuft das Stag über einen Umlenkblock auf der Fockmars zu einer Doppeltalje am Fuß des Fockmastes. Das Reep wird auf der Nagelbank am Mastfuß belegt.

    Soweit so gut. Aber da gibt es einige Unklarheiten, über die es in den mir bekannten Unterlagen keine näheren Auskünfte gibt. Macht aber auch nichts, sondern es werden einige recht knifflige Versuche nötig, um zu einer einleuchtenden Lösung zu kommen.


    Eins ist jeden falls klar: es werden erstmals bei diesem Bau einige Blöcke und Belegnägel gebraucht. Hier die erste, sozusagen die Nullserie. Einfachblock + Doppelblock + Kinnbackenblock + fünf Belegnägel und einige Augbolzen.



    Bei der Größe der Blöcke (Länge 12mm) mache ich die Scheiben aus Messing. Die Scheiben lassen sich drehen, was beim Takeln das Durchsetzen der Leinen leichter macht.


    Die Belegnägel drehe ich aus 3mm Limba. Sie haben gelegentlich leichte Abweichungen vom Idealmaß, aber ich mache das so wie bei jeder Produktion: solange das Teil innerhalb der Toleranz liegt wird es verwendet.


    Der fertig getakelte untere Block der Talje des Stags.




    Cheerio!


    Angarvater

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  • Eindrucksvolle Arbeit Angarvater!


    Was auf den Fotos auch wunderbar zur Geltung kommt, sind die gereepten Taue und wie klasse das rüberkommt, wenn man sich die Mühe macht mit einer Reepschlägerei zu arbeiten. Wowh..wirklich toll.

    Was den Detailgrad deiner Arbeitsweise betrifft, ebenfalls 11 von 10 Punkten!

    Und danke für deine immer tollen Erklärungen zu meinen Fragen. Ich werde von dir ernst genommen und die Antworten machen immer Lust auf noch mehr!! Danke dafür!! fr18fr18


    Auch dir weiterhin gutes Gelingen mit dem schönen Projekt.


    Es grüßt

    Cpt. Baltimore

    Werftbetrieb gestartet für 2-Mast Schoner "Flying Fisch" M1:50. Baumaterial und tüchtige Handwerker für den Start des Projektes nun in ausreichender Menge/Anzahl vorhanden. 3 Fässer Rum haben sich bereits eingefunden, um die Arbeitsmoral in die richtigen Bahnen zu lenken. Nach Schichtende versteht sich!beer

  • Ahoi Angarvater wenn ich deine Arbeit sehe, bekomme ich immer Lust, auch mal ein Schiff in diesem Maßstab zu bauen. Wie toll man da solche Details darstellen kann, die in 1:100 nur winzige Punkte sind - ein Traum! Funktionierende Rollen in den Blöcken zum Beispiel.

    Aber dann blicke ich mich in unserer an sich nicht grad kleinen Wohnung um, schaue, was da an fertigen und und auch noch an unfertigen bzw. noch gar nicht begonnenen Schiffen vorhanden ist und schiebe diesen Wunsch schnell wieder zur Seite. fr21

  • Heute war nur ein sehr kurzer Arbeitstag auf der Werft. der wurde dazu genutzt die Anbindungen des Leitblocks in der Mars und des unteren Doppelblocks der Tage des Gro0stengestags anzufertigen und einzubauen. Und dann noch den Kinnbackenblock der Talje fertigzumachen.



    Dafür wurden drei "Durchgänge" benötigt um den Block jetzt dieser Form zu machen. die Kausch besteht aus einem Stück eins ausgebohrten 4mm Limbarundstabes. Wirklich eine ziemlich knifflige Sache das teil einigermaßen ordentlich zu machen, bei der ich aber für die Herstellung weiterer solcher und ähnlicher Blöcke wieder etwas gelernt habe.


    Cheers!


    Angarvater

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  • Angarvater


    ich habe mich in deinem Baubericht mal nach dem Maßstab der Galeon umgeschaut, bin jedoch nicht fündig geworden.

    Aufgrund der Fotos des Spantgerüstes und jetzt auch vom oben gezeigten Block, vermute ich mal, das es sich hier um ein großes Modell handelt, oder täuscht das extrem?

    Ich will damit nicht deine handwerkliche Kompetenz anzweifeln, sondern freue mich natürlich sehr über solch einen tollen Detailgrad, der sicherlich beiden Gründen zu verdanken ist, nämlich deiner Baukunst und dem Maßstab.


    Ob ich recht hab oder nicht......sagt mir gleich.....


    Beste Grüße und weiterhin gutes Gelingen


    Es grüßt

    Cpt. Baltimore

    Werftbetrieb gestartet für 2-Mast Schoner "Flying Fisch" M1:50. Baumaterial und tüchtige Handwerker für den Start des Projektes nun in ausreichender Menge/Anzahl vorhanden. 3 Fässer Rum haben sich bereits eingefunden, um die Arbeitsmoral in die richtigen Bahnen zu lenken. Nach Schichtende versteht sich!beer

  • Aye, Mate,


    Der Maßstab ist 1:48


    Bitte keine Bedenken bei Fragen. Und vor allem, was heißt hier schon bei meinen Bastelarbeiten Baukunst? Ich sehe das so, daß ich aus Spaß am Werkeln Modelle baue ohne den Anspruch zu haben so etwas wie „Modellbaukunst“ zu betreiben.

    Da gibt es anderer Stelle Modellbauer die über handwerkliche Fähigkeiten verfügen die man wohl als Handwerkskunst bezeichnen kann.


    Mir reicht es, wenn die Bauteile vielleicht in Groß funktionieren würden, und ich mit dem Ergebnis der Werkelei zufrieden bin. Zumindest erst einmal, das nächste Schiff bietet dann wieder neue Anreize neues auszuprobieren.


    Cheerio!


    Angarvater

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  • Nachtrag zum vorherigen Post: die Countess ist über alles circa 1150mm lang.


    Es galt heute das Großstengestag zu takeln. Eine hübsche Arbeit mit schönen Details, als da waren: kleeden der Mastschlinge, drehen und bekleiden der Maus, bilden der Mastschlinge mit Auge und Maus, Anschlagen des Umlenkblocks in der Vormars und des Unterblocks der Talje an Deck, anbinden des Oberblocks und takeln des Taljereeps.





    So, nun ist Werftschluß für heute.


    Cheers!


    Angarvater

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  • Heute wurde ein erste Serie von Blöcken angefertigt. Die Scheiben mache ich bei diesem Schiff aus Rundholz, das auf Eisen getrimmt wird.

    Maße: Länge13mm, Breite 8mm, Stärke 6mm im Zuschnittmaß. die Scheiben sind 6mm im Durchmesser bei 2mm Stärke.



    Morgen werden die Blöcke nochmal endbearbeitet, dann kommen etlich Spinnblöcke dran.


    Cheers!


    Angarvater

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  • Nachdem circa 75 Blöcke, respektive Spinnkloben, angefertigt wurden und noch weitere 70 zu machen sind wurde zur Abwechslung der Ständer für die Countess gebaut.


    Wie es auf Angarfathers Dockyard inzwischen schon Tradition ist wurde das Teil auch diesmal aus 10mm Plexiglas gemacht. Aber seht selbst.


    Um einen Freund zu zitieren: da schwebt sie dahin.




    Cheerio!


    Angarvater

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  • Vielen Dank für Eure „Likes“ und freundlichen Anmerkungen.


    Bonden Ja, ich schneide das Acrylglas selber zu. Bei engeren Radien mit der Stichsäge, in die ich ein feines Metallsägeblatt einspanne. Bei den Ständerstützen habe ich die Bandsäge mt einem Sägeband für Metall- und Kunststoffschnitt benutzt.


    Die Schnittkanten schmelze ich, nach Nachbearbeitung der sägerauhen Oberfläche der Seiten, mit einem kleinen Bunsenbrenner. Wird zwar nicht so glatt als wenn ich sie schleife und poliere, aber es ergibt sich eine nette durchsichtige Kannte.

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  • Ein kleiner Arbeitsschritt, das Anfertigen von Spinnkloben.


    Von der nachstehend dargestellten Sorte werden in dieser Größe 30 Stück benötigt. Davon habe ich heute 15 fertiggemacht.


    Hier eine Kausch aus 5mm Limba. Auf der Drechselbank wird erst die 2mm Mittelbohrung eingebracht, dann werden die Führungsnuten mit einer sehr kleinen Röhre eingedreht, und dann werden die Teile abgesägt. Der Bohrer, im Schraubstock eingespannt, dient als Montagehilfe für das Takeln des Klobens.



    Die Kausch wird dann noch etwas mit 240ziger Papier "befummelt", dann wird das Auge gebunden.



    Und danach der Kloben in den Stropp eingebunden.



    In "groß" wird der umlaufende Stropp natürlich gespleißt, was mir bei der Modelbaugröße nicht möglich ist. Daher werden die beiden Ende möglichst dicht zusammengeklebt, was dannzu brauchbaren Resultaten führt.


    Cheers!


    Angarvater

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  • Aye, Mates,

    freut mich, daß Euch auch diese "Fummelarbeit" gefällt.


    Hier ein Bild der in Bereitschaft liegenden Hälfte der benötigten Blöcke.



    Heute wurde das Vormarsstag getakelt.



    Diese Takelung, mit ihren vielen Spinnblöcken und Spruten (es werden insgesamt an die 30), bewirkte eine außerordentliche Elastizität des gesamten Riggs. Wie allerdings die englischen Shipwrights und Kapitäne auf Befragen z.B. französischer Seeoffiziere zugaben, wurde diese spezielle Takelung mit mehr als ausreichenden Spruten ausgeführt, da sie dann besonders elegant und schön aussah.

    Nun ja, andere Zeiten, andere Sitten.

    Zur praktischen Seite konnte Kapitän Villiers, der Anfang der 50ziger die Replika der Mayflowere zweimal nach USA segelte bestätigen, daß deren, in diesem Stil getakelten Rigg, zuerst so "weich" wirkte, daß er zu Anfangs Bedenken hatte ob sein Schiff einen Sturm überstehen würde, dann aber festellte, daß diese Takelage auch Schwerwetter gut vertrug.


    Das Takeln dieses Stags war eine schön knifflige Angelegenheit, die aber viel Vergnügen bereitete.




    Cheerio!


    Angarvater

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  • Wie allerdings die englischen Shipwrights und Kapitäne auf Befragen z.B. französischer Seeoffiziere zugaben, wurde diese spezielle Takelung mit mehr als ausreichenden Spruten ausgeführt, da sie dann besonders elegant und schön aussah.

    Stimmt, wirklich sehr elegant.

    Glück hat meistens der Mann, der weiß, wieviel er dem Zufall überlassen darf. (C.S. Forester)

  • Aye, mates,


    nachdem in der letzten Zeit nochmal eine Anzahl an Blöcken gefertigt wurden, und die Besanstegen von Groß- und Fockmast aufgebracht wurden, konnte heute sozusagen als Entspannungsarbeit das Vorbesanstag getakelt werden.



    So langsam bekomme ich heraus wie sich diese Spruten einigermaßen sauber machen lassen.



    Am Modell läßt sich die Wirksamkeit der Taljen ganz gut erproben. Die Besanstenge kann mit der Talje problemlos nach vorn gebogen werden, was bei der Marsstenge so nicht möglich ist. Bei dieser "Baureihe" wurden trotz der jetzt schon enorm erhöhten Obermasten keine Pardunen eingesetzt, was zwanzig Jahre später Standart wurde. Ein Teil der Lasten auf der Stenge wurde, wie man im Weiteren sehen wird, durch Kraftableitung auf den Großmast, resp. das Großstag abgefangen.


    Angarvater

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