Galeone Countess of Kingsbridge, circa 1610, Modell nach Kirsch

  • Derzeit laufen die einzigen bei mir nicht so beliebten Arbeiten, nämlich das Ausfüllen der Spantenzwischenräume und das in Form Schleifen. Hier nun zwei Bilder von diesem auch nicht gerade schönen Bauzustand.



    Kurze Erläuterung der Verfahrensweise. Die im Vordergrund zu sehenden Sperrholzpaßlinge werden in den zugehörigen Zwischenraum eingeleimt und dann wird das Ganze Schritt für Schritt in Form geschliffen. Was hier ansatzweise zu sehen ist.



    Diese Sache wird noch etwa zwei Tage brauchen. Dann ist die Rohform des Rumpfes im Unterschiff erreicht. Das muß dann natürlich gespachtelt und wiederum geschliffen werden. Es ergibt sich dann eine recht stabile Rumpfschale auf die sich die "schöne" Beplankung ganz ordentlich aufbringen lässt.

    Derzeit arbeite ich erst das Unterschiff um darauf die unteren Barghölzer zu montieren und danach den Rumpf bis dorthin von unten her zu beplanken.


    Aber bis dahin ist noch ein guter Weg zurückzulegen,


    Cheers!


    Angarvater

    To the optimist, the glass is half full.
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    To the engineer, the glass is twice. As big as it needs to be.

  • Im Moment kann daraus noch fast alles werden, nur an ein Schiff würde ich eher nicht denken.

    Glück hat meistens der Mann, der weiß, wieviel er dem Zufall überlassen darf. (C.S. Forester)

  • Ladies and Gentlemen and fellow pessents,


    natürlich wurde am Neubau weitergearbeitet. Aber das sind Bauzustände die erst nach Abschluss eines Arbeitschrittes einigermaßen für Bilder geeignet sind. Also:



    Die Konstruktion des Unterschiffes ist jetzt bis in Höhe des Großdecks soweit aufgebaut und geschliffen.

    Und zwar nur bis zu dieser Höhe (Ausnahme Bugsektion), damit (Teile) des Großdecks und darauf die Semilafetten eingebaut werden können. Diese werden nur soweit ausgestaltet, als das die Rohre daraufgesetzt werden können, was durch die Pforten dann in etwa wie eine ausgefahrenen Batterie aussehen könnte.

    Die Bleistiftmarken zeigen die Lage des untersten Bargholzes an.





    Spannend an diesem Rumpf ist für mich, daß das Schiff sehr schlank mit schnittigem Bug und sehr schlankem achteren Unterwasserschiff gebaut ist. Zuerst dachte ich, daß sich Kirsch bei der Konstruktion vertan hatte. Dem scheint aber nicht so zu sein da dieses Schiff bei seiner Länge und dem verhältnismäßig schlanken Rumpf als Verdränger eine recht hohe Rumpfgeschwindigkeit entwickeln würde. Ebenfalls bieten der Vordersteven und das Unterwasserachterschiff eine recht große Fläche die die Abdrift am Wind deutlich gegenüber den damals verbreiteten stumpfen Bug- und Heckpartien deutlich verringert haben dürfte.


    Es scheint mir so, daß diese konstruktiven Punkte der Grund für die Überlegenheit der Tudorflotte auf der Kreuz gegenüber den spanischen Galeonen gewesen sein könnten.


    Interessanterweise findet sich diese Formung der Unterwasserschiffe erst bei der HMS Agamemnon und ihren Schwesterschiffe wieder, von der Nelson schrieb, daß sie ihm wegen ihrer guten Segeleigenschaften und ihrer Schnelligkeit das liebste seiner Schiffe gewesen ist.


    Cheerio!


    Angarvater

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  • Aye, Mates


    Vielen Dank für Euer Interesse am Neubau.


    Jetzt beginnen so langsam die interessanten Teile des Baues mit dem Formen und Anbringen des ersten Bargholzes.


    Die Barghölzer und auch den Kiel fertige ich aus einer Mahagoniart.


    Zu diesem Holz gibt es eine kleine Anekdote. Vor 34 Jahren, wir waren gerade im neuen Haus eingezogen, und ich brachte von einer Aussendienstfahrt mal wieder Brennholz mit. Damals waren Sägewerker und Möbelgestellbauer froh wenn man Ihnen das Restholz vom Platz holte. Für 1,5 Schüttmeter, die paßten ganz gut in meinen alten Kombi, legte man 5DM in die Kaffeekasse und alles war ok, und es hieß: komm wieder und nimm Holz mit. Na ja, heute kostet 1Schüttmeter Buche circa 120€.


    Bei der besagten Fahrt bekam ich außer Buche etlich Mahagonibohlenabschnitte, so etwa 30cm breit,3cm stark und 70cm lang. Als ich auslud kam einer der Nachbarn und fragte ob er drei von den Stücken haben könne da er daraus was Basteln wollte." Klar, nimm mit."


    Soweit so gut. Vor zwei Jahren räumte jener Nachbar seinen Schuppen im Garten auf und fand die alten Mahagonistücke wieder, kam zu mir und brachte sie mit einem Lächeln zurück: "Mit dem Basteln wurde das bei mir damals nichts. Brennen werden die Dinger doch in Deinem Kaminofen ganz gut." "Das jetzt 30Jahre gelagerte Holz verbrennen? Kommt garnicht in Frage dafür hat die Werft großen Bedarf."


    So jetzt zum Neubau. Die Barghölzer bestehen aus 5 x 7mm Mahagoni. In Form biege ich die Teile nach Wässern über den Plankenbieger von GK Modellbau. Das geht mit etwas Geduld und Fingerspitzengefühl ganz gut.



    Die Biegeradien sind für diese Methode allerdings grenzwertig.



    Vor allem in der Bugsektion. Engere Radien sind zwar möglich, allerdings müßte dann das Holz, wie im klassischen Schiffbau üblich nicht nur gewässert sondern gedämpft werden.



    Die Barghölzer sind mit Propellerleim von Bindulin angeleimt. Die als Leimhilfen benutzten Nägel bleiben im Modell, da meines Wissens nach die Dinger bei den Schiffen mittels durchgehender Bolzen befestigt wurden. Alle anderen Nagelungen wurden m.E. nach in Sacklöchern die mit Stopfen abgedichtet wurden gemacht. Und diese Dinger sind nach dem Streichen der Bordwand nicht mehr zu sehen.

    Cheers!

    Angarvater

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  • Moin!


    Dazu gibt zwei Bereiche zu betrachten.


    Im Holzmodellbau ist es Standart ( siehe zu Mondfeld - Seite 88, Holz, Curti, Kirsch u.a.) so zu verfahren. Also auf die Erstbeplankung die Barghölzer und dann die Planken aufzubringen. Das ist bautechnisch auch probat, da ich z.B.die Barghölzer mit einer Sponung versehe in die sich die Planken recht gut einsetzen lassen, was einen ordentlichen Anschluß Planke / Bargholz ergibt.


    Soweit ich weis wurden die Barghölzer auch bei den großen Schiffen direkt auf die Spanten gebolzt. Scheint mir auch sinnvoll, da diese massiven Hölzer ja dem Schutz der Planken gegen Demolage bei Landemanövern oder bei Schiffanschiffsituationen dienten, und somit die Kräfte direkt auf die Spanten abgeleitet wurden.


    Sincerely
    Angarvater


    P.s. Wenn ich z.B. Beiboote baue mache ich es mir manchmal einfach, indem ich die Scheuerleisten, sprich Bargholz, auf die Beplankung leime.

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  • Nochmal zu den Barghölzern. Wenn ich die „Balken“ auf die fertigen Planken aufleime gibt es Überschneidungen und seltsam dimensionierte Abdeckungen. Das sieht dann aus als ob man hier spitz zulaufende oder sehr schmale Planken eingebaut hätte. Das hätte man niemals beim Schiffbau hingenommen, da es dann mit zu schmalen, nicht belastbaren, Planken einhergehen würde.

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  • Barghölzer zum 3.


    Weiteres Nachsuchen ergab, daß die Barghölzer, zumindest im 16. und 17. Jahrhundert, beim Aufbau des Spantengerüstes als erste „Längsversteifung“ montiert wurden um die Spanten auf ihrer Position zu halten.


    Beim Bau der späteren Großkampfschiffe wurden außer den Barghölzern mehrere parallel angebrachte Längsversteifungen im Baufortschritt wegen der Größe der Schiffe benötigt.

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  • Alle Felder zwischen den Spanten sind jetzt mit 8mm Sperrholz gefüllt und das Ganze kann in Form geschliffen werden.

    Diese Methode hat den Vorteil, daß dabei ein sehr stabiler Rumpf entsteht. Die Schleiferei ist schon etwas lästig. Aber wie heißt es so schön: das eine will man, und das andere muß man.


    Zustand des Neubaues heute bei Werftschluß.



    Cheers!


    Angarvater

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  • Aye, Mates!


    Die Haupt-Schleif-Orgie mit anschließendem ersten Spachteln ist durch. Das heißt, daß die "Countess" einwenig Form angenommen hat.



    Eigentlich soll man ja sowas nicht über eine Dame sagen, aber derzeit ist sie doch ein echter "Rohling".


    Cheers!


    Angarvater

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  • Neubau Countess of Kingsbridge - Werfttagebuch


    Nach zwei weiteren Schleif- und Spachteldurchgängen und dem Bearbeiten der oberen Bordwände hat der Neubau jetzt seine endgültige Form erreicht.



    Die Bleistiftlinie oberhalb des ersten Bargholzes ist die untere Position des zweiten Bargholzes.




    Cheers


    Angarvater

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  • Die Erstbeplankung eines Modells ist ein Kunstgriff der Industrie, um die Modelspanten zu minimieren. Im DoF-Plan meiner Triton, kannst Du sehen, wie dicht die Spanten beim echten Schiff gesetzt wurden. Mit dem Auffüllen der Spantzwischenräume hat Angarvater das gleiche Ziel erreicht. Vorteilhaft bei dieser Variante, ist die Verwendung voon dickeren Leisten bei der Beplankung.

    Die Barkhölzer sind einfach dickere Planken, die der Längssteifigkeit des Rumpfes dienen. Diese wurden nicht nur außen sondern auch innen angebracht. Im Lauf der Zeit haben sich die Barkhölzer geändert. Während im 17. Jh. noch einzelne Planken breiter gebaut wurden, wurden in der zweiten Hälfte des 18. Jh. mehrere dickere Planken nebeneinander gesetzt. Zusätzlich wurden diese Planken nicht auf Stoß gesetzt sondern miteinander verzahnt (Stichwort Ankerstockbeplankung).

    Gruß Christian


    Auf dem Zeichenbrett und in der Werft: Naval Cutter Alert, 1777
    "Behandle jedes Bauteil, als ob es ein eigenes Modell ist; auf diese Weise wirst Du mehr Modelle an einem Tag als andere in ihrem Leben fertig stellen."