Galeone Countess of Kingsbridge, circa 1610, Modell nach Kirsch

  • Freut mich sehr, daß Euch die Baufortschritte gefalle.


    @ Bonden. Vielen Dank für Dein freundliches Statment. Aber nicht übertreiben, das ist doch alles nur einfaches Handwerk.

    Angarvater

    To the optimist, the glass is half full.
    To the pessimist the glas is half empty.
    To the engineer, the glass is twice. As big as it needs to be.

  • Hier mal wieder ein kleiner Baustandsbericht.


    Nachdem die "Außensaison" jetzt so langsam zu Ende gegangen ist geht es auf der Werft wieder rund. Derzeit wurden die Untermasten gefertigt und diverse Restarbeiten am Rumpf, wie z.B. die Ankerklüsen, ausgeführt.


    Hier einmal einige Details der Masten.


    Vorab ein kurzer Blick auf Groß- Besan- und Bonveturamast, wobei bei letzterem noch die Saling montiert werden muß. Die Masten stehen auf diesem Bild noch etwas unorthodox im Schiff da sie noch nicht fest eingebaut und ausgerichtet worden sind.



    Die beiden Hauptmasten, also Fock- und Großmast, wurden mit Tauwuhlingen ausgestattet, was ja bei den beiden achteten Masten wegen der Lateinerbeseglung nicht möglich ist. Daher wurden diese Masten in der Tudorära auch nicht aus Kanteln gemacht, was ihr Dimension begrenzte.


    Die Marsen wurden mit Mastbacken gestützt. Bei diesen Tudorschiffen waren Scheibgatts in den Backen eingearbeitet, was m.E. eine Formgebung wie bei den Schiffen der Nelsonära, mit einer die Saling stützenden "Nase" nicht möglich machte, da dann das Scheibgatt, und damit die Backe sehr weit nach unten wandern würde. Dies würde den Hievepunkt der Rahen m.E. zu weit nach unten verschieben. In der Sache gibt es, soweit ich das herausfinde konnte, keine dokumentierten Darstellungen dieser Backen.



    Als nächstes wurden die Stützkeile für die Positionierung des Bonaventura- und des Besanvorstags sowie die für die Zurringen des Sprites gebraucht. Hierzu habe ich einfache Keile zugeschnitten und aufgeleimt



    Am Groß- und Besanmast werden je zwei Klampen gebraucht. Im Kästchen mit den Mustern für solche Teile fand sich nichts geeignetes, und da im weiteren Bauverlauf, oder beim nächsten Neubau, immer mal wieder Klampen gebraucht werden, habe ich erst einmal ein Muster gearbeitet, und dann die erste Serie von vier Stück hergestellt.


    Das Musterstückkästchen, es rekrutiert seinen Inhalt aus dem Bau der letzten drei Schiffe.





    Der Rohling, der später als Schablone für die weitere Fertigung dient.



    Die jetzt gebrauchten Klampen.



    Die Feinbearbeitung dieser Teile erfolgt nach dem Einbau.

    Kleben allein reicht bei solchen Funktionsteilen nicht, daher werden sie außer der Klebung mit einem Stift am Mast befestigt. Die Stopper der Stagschlingen werden werden ebenfalls noch mit "Bolzen "versehen.



    Als nächstes bekommt der Bonaventuramast seine Saling und die Untermasten insgesamt ihre Eselshäupter. Danach ist dann erstmal die Fertigung der Jungfern für die Unterwanten, sowie die einiger Blöcke dran. Sollte Interesse daran bestehen kann ich mal die Fertigungsschritte der Jungfern und später auch der Blöcke posten.


    Werftschluß!


    Angarvater

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    Einmal editiert, zuletzt von Angarvater ()

  • ich hab da mal eine Frage, nämlich die, ob die Räder Lafetten angemalt wurden oder Natur blieben. Darüber habe ich nichts in der Literatur gefunden.

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  • Aye, Mates!

    vielen Dank für die Likes!

    Bonden. Danke für deine Antwort in Sachen Räderfarbe. Wenn ich große Lust dazu bekomme male ich die Radscheiben noch an.


    Heute wurden diverse Bauteile noch mit ihren Bolzen, die sie mit dem Schiff verbinden, versehen. Inzwischen habe ich, obwohl ich die Nagelung der Planken nicht zeige, da die m.E. im Normalfall tief eingeschlagen wurde, und dadurch unter der Teerung resp. Bemahlung verschwand, an anderen Stellen geschätzt an die 100 Nägel eingeschlagen. Meistens 0,5mm Blauköpfe, da die flache Köpfe haben die wohl den geschmiedeten Teilen der Tudorzeit ähnlich sehen. Hier auf den Keilen der Spritzurring zusehen.



    An anderen Stellen habe ich Rundkopfnägel verwendet, die dann auch unter der Farbe sichtbar sind. Das sind Bereiche, an denen ich nicht Nageln sondern Bolzen verwenden würde. Und Bolzen haben und hatten immer kräftigerer Köpfe als Nägel.


    Da es gerade so in den Bauablauf paßte habe ich die Fertigstellung der vier Stücke der Kuhl vorgezogen. In Anlehnung an diverse Quellen bekamen die Lafetten vorne größere Räder als hinten. Die Beschläge der Lafetten um die Rohre zu sichern sind, entsprechend den Befunden der vom Wrack der Mary Rose geborgenen Stücke und etlicher Quellen, nicht aufklappbar, sondern mit Bolzen auf den Lafetten befestigt.

    Zudem kamen die Richtkeile an ihre Stelle.




    Auf Station.

    Die Kanonentakel kommen als nächstes dran. Dazu müssen aber erst noch die Augbolzen und Böcke gemacht werden.




    Morgen gehts damit weiter, und vielleicht komme ich dann auch noch dazu an den Masten weiter zu arbeiten.


    Cheers!!


    Angarvater

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  • Aye, Mates,


    Die Untermasten sind gestellt und es läuft die Fertigung der Jungfern.



    Für die Wanten der Untermasten werden insgesamt 84 Jungfern in drei Größen gebraucht. 56 für Fock- und Großmast und der Rest für den Besan und den Bonaventuramast.


    Ablauf der Fertigung.

    Schritt eins ist das Zurichten des Dreieckprofils mit der Kreissäge und das Schleifen auf dem Bandschleifer.

    Schritt zwei ist das Bohren der Gatten für die Taljen.



    Technisch manchmal etwas problematisch, da das Holz ja nicht homogen ist ist der 1,5mm Bohrer leicht auswandert. Dem kann man allerdings etwas mit dem Kreuztisch auf dem der Schraubstock sitzt, zumindest zu Anfang gegensteuern.


    Die "Umlaufnut" für die Eisen resp. strops wird zuerst mit der Säge vorgeschnitten und dann mit der Dreikantfeile gearbeitet.




    Die Jungfernrohlinge für die Hauptmasten.



    Die Gatten bekommen Einschmiegungen damit die Tampen nicht über eine harte Kante laufen. Das läst sich mit einer 3mm Fräse ganz gut machen.


    Die unteren Jungfern werden mit Eisenrundmaterial am Schiff angeschlagen. Solche Beschläge wurden in der Realität heiß aufgeschrumpft. Das heißt, das Band wurde so geschmiedet, daß es in kaltem Zustand stramm aufsitzt. Es wird bis zur Rotglut erhitze und dann aufgetrieben, sodaß es abgekühlt stramm in der Umlaufnute sitzt.


    Soweit die "echte" Arbeitsweise, die im Modell für mich nicht machbar ist. Ich nehme daher 0,7mm geschwärzten Eisendraht den ich um die Jungfer lege. Die beiden Enden werden verdieselt und aus dem Ende dann ein Haken gebogen. Das geht ganz gut und hält auch seit längerem dem Zug der Wanten am Modell stand, und sieht dann so aus.




    Die Teile werden, wenn die Serie soweit fertig ist, noch feinbearbeitet und kommen dann an die Rüsten. Hier eine Probemontage.



    Best regards


    Angarvater

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  • Geplant war für heute der Beginn des Takelns der Wanten von Vor- und Großmast. Aber dabei fiel mir auf, daß den Pfortendeckeln noch ihre Taljen zum Auf- und Zufieren fehlten.



    Also war der Werfttag für heute gesichert.






    Angarvater

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  • Nachdem die Jungfern für die Untermasten fertiggestellt wurden, begannen die Takelarbeiten.


    Als erstes wurden die Zurringe des Sprits getakelt.



    Cheers!


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  • Weiter geht es mit den Tanten.


    Hier das Auge des ersten Wantenpaares. Gekleidet und mit einem Takeling gebunden.



    Die erste Talje der Wanten. Die Warten werden erst nach Abschluss der Takelung ihres Masters endgültig steif gesetzt und das Ganze dann gesichert.



    Cheers!


    Angarvater

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  • Aye, Mates,


    trotz etlicher anderer Baustellen ging es jetzt auf dem Neubau der Counters etwas weiter, und zwar würden die Unetrwanten des Großmastes getakelt.




    Die Taljereeps werden erst nachdem der Mast vollständig getakelt ist auf Läge gebracht. Als nächstes Schritt kommt die Fertigung des Großstages dran.


    Cheers!


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  • Freut mich sehr, daß Euch meine Baufortschritte gefallen.


    Der Eindruck wirkt wirklich galeonisch, wenn man das so sagen darf. fr18


    Denke, daß man das sagen darf. Wenn ich nur wüßte was das heißt? :):):)


    Als nächstes bekam der Großuntermast sein Stag. Ich habe dazu nochmal in der Literatur geblättert, was aber nur, im Gegensatz zu den Auskünften zu Nelsons Navy, nicht sehr konkrete Ergebnisse erbrachte, bis im zu Mondfeld auf das Bild eines Schiffsmodells stieß, das Bett für Jakob II. gebaut hat. Ich gehe mal davon aus, daß der große Shipwright genau wußte wie er seine Schiffe gebaut hat. Und hier ist am alten Modell das Großstag erhalten. Ergo nahm ich mir das als Vorbild.


    Zum Stag selbst: das Seil hat 3mm Durchmesser. Der Stagkragen 2,0mm Durchmesser. Die Schlinge um den Masttop und auch der Stagkragen wurden erst gewurmt und dann gekleidet.





    Spannend ist es immer bei einer so einfach gearbeiteten Talje das Stag steif durchzusetzen. Bei dieser fünffach Übersetzung kann ich das Stag, gegen den achterlichen Zug der Wanten der ihn etwas biegt , problemlos auf "geradeaus" bringen.



    Cheers!


    Angarvater

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  • "Galeonisch" trifft meine persönliche Vorstellung von einer wuchtigen (spanisch angehauchten) Galeone; quasi der Gegensatz zu den feineren Linien des 18. Jahrhunderts.

    ~*~ "Und nun meine Herren, genug der Bücher und Signale." ~*~ Richard Earl Howe, 1. Juni 1794.

  • "Galeonisch" trifft meine persönliche Vorstellung von einer wuchtigen (spanisch angehauchten) Galeone; quasi der Gegensatz zu den feineren Linien des 18. Jahrhunderts.

    Aye, Mylord, damit ist der Begriff „galeonisch“ als sehr zutreffend und sauber dargestellt etabliert!


    Was den Vergleich mit den Schiffen des 18. Jahrhunderts betriff zitiere ich hier mal Antoine de Saint Exupéry: Die Maschine in ihrer Vollendung wird unauffällig.

    Wenn ich noch weiter in der Entwicklung der Segelschiffbaukunst gehe, nämlich bis z.B. den großen Laeiszschiffen, den P Linern, trifft das m.E. noch verstärkt zu. Nichts ist mehr überflüssig oder gewollter Zierat und Rumpf und Rigg bestechen durch ihre funktionale Eleganz. Für mich ist die Gorch Fock in dieser Beziehung ein brillantes Beispiel für derartige Schiffbaukunst.


    Ich habe zwar die Pläne für die GF hier liegen, aber es reizt mich derzeit nicht sie auf Kiel zu legen, da sie gegenüber den Tudorschiffen eben keine der zum Teil schon überkandidelten Bauteile dieser Kähne hat. Das geht ja bis hin zur Takelage, die aus reinen Gestaltungsgründen mit völlig überflüssigen Tampen versehen waren. Aber wie sagte ein Admiral der damaligen Zeit: so sieht die Takelung einfach schöner und eleganter aus.

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  • In der Tat; mit der Zeit wird die 'Funktion' immer mehr zur Leit- und Gestaltungslinie, während die Repräsentation zurücktritt.

    Sehr passend dazu war die Sonderausstellung vor 2(?) Jahren im Berliner Verkehrsmuseum. Verbindung von barocker Architektur und Schiffsbau.

    ~*~ "Und nun meine Herren, genug der Bücher und Signale." ~*~ Richard Earl Howe, 1. Juni 1794.

  • Hier ein paar Eindrücke bei Werftschluß.


    Das Stehende des Großuntermastes ist durchgesetzt und die Enden beschnitten



    Die Schwichtung der Unterwanten des Großmastes ist fertig getakelt





    Cheers!


    Angarvater

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