Portwein, Segelschiffe und Meer - Von Nord nach Süd durch Portugal

  • Wir hatten ja auch die Vermutung, dass es die Sagres sein könnte, aber wir fanden keinerlei Hinweise, dass sie es wirklich ist, wie wir auch nicht herausgefunden haben, wo sie sich derzeit befindet. Am nächsten Tag sind wir mit dem Linienbus an dem abgeschlossenen Werftgelände vorbeigefahren und hatten das Schiff kurz im Blick, da kam es uns recht klein vor.


    Na, egal, hier geht es weiter mit dem Reisebericht. Der nächste Tag führte uns wieder nach Belém, denn in diesem Stadtteil befindet sich ein ganz besonderes Gebäude:


    In der Eingangshalle begrüßt uns Heinrich der Seefahrer.


    Portugals Seefahrtsgeschichte ist eng mit einem ganz bestimmten Schiffstyp verbunden, und zwar mit der Karavelle. Dementsprechend nehmen diese einen breiten Raum gleich beim Betreten der Ausstellungsräume ein.





    Aber, liebe Freunde, das ist jetzt nur ein kleiner Vorgeschmack. Zwar hat das Marinemuseum Lissabon nicht die Ausmaße des Hamburger Tammpels, aber man verliert sich doch recht schnell in den vielen Räumen, und die Menge und vor allem auch Qualität allein der Segelschiffsmodelle ist unglaublich beeindruckend.

    Von den ca. 2.500 Fotos, die wir beide auf dieser Reise geschossen haben, entfallen allein ca. 450 auf dieses Museum. Keine Bange, ich werde die nicht alle zeigen, aber freut euch auf jeden Fall schon mal auf eine ganze Reihe weiterer toller Bilder.


    Alle Fotos selbstverständlich mit freundlicher und ausdrücklicher Erlaubnis des Marinemuseums Lissabons.


    Fortsetzung folgt...

  • Schon diese ersten Bilder sind sehr eindrucksvoll und machen Lust auf mehr. Was mir neben den tollen Modellen positiv aufgefallen ist, das Museum hat offenbar nicht nur portugiesische Schautafeln, sondern zumindest auch englische. Bei dieser komplizierten Sprache ist das sicherlich sehr hilfreich.



    Wir hatten ja auch die Vermutung, dass es die Sagres sein könnte, aber wir fanden keinerlei Hinweise, dass sie es wirklich ist, wie wir auch nicht herausgefunden haben, wo sie sich derzeit befindet. Am nächsten Tag sind wir mit dem Linienbus an dem abgeschlossenen Werftgelände vorbeigefahren und hatten das Schiff kurz im Blick, da kam es uns recht klein vor.

    Ich habe meine Verdacht ganz bewusst erst dann geäußert, nachdem ich verschiedene Schiffstracker zur Bestätigung bemüht hatte.

    Zur Größe kann ich nur sagen, dass meine Frau bei verschiedenen Besuchen auf Gorch Fock I und II immer wieder festgestellt hat, wie klein diese Schiffe doch sind und dass sie im Fernsehen immer viel größer wirken.

    Glück hat meistens der Mann, der weiß, wieviel er dem Zufall überlassen darf. (C.S. Forester)

  • Kleine Anmerkung zum Format kleiner und mittlerer moderner Großsegler:

    Als wir 2015 auf Kanarenkreuzfahrt waren, lag in Gran Canria die „Alex von Humboldt“ (II). Der Großmast war ein gutes Stück niedriger als unser 17stöckiger schwimmender Ferienclub. 8| (Wobei die „Norvegian Epic“ auch (hinter den Giganten der Royal Carribean) zu den den Größten ihrer Art gehört :old

  • Nicht stehenbleiben, weitergehen, es gibt noch viel zu sehen! :nod: Unter anderem auch ein Modell der Fregatte Dom Fernando Il e Glória, die wir am Vortag ja im Original bestaunen durften.







    Das letzte Bild vermittelt einen kleinen Eindruck von der Größe der Ausstellungsräume - das hier ist nur einer von vielen.

  • Die hier erwähnte Begebenheit von 1807 wird an einem späteren Punkt dieses Reiseberichtes noch eine Rolle spielen.


    Interessant, dass es im Museum mehrere Modelle wie die beiden hier beispielhaft gezeigten gab - reine Ausbildungsmodelle für den Nachwuchs, toll! An einem sieht man eine Spiere, die am Fockmast baumelt. Zwar ist die Bramstenge noch gesetzt, dennoch fragt man sich, ob hier nicht unser David W. die Hand im Spiel gehabt hat. rofl






    Der nächste Bereich senkte dann mein Interesse kurzzeitig - wenn Schornsteine an Deck von Segelschiffen auftauchen, ist das bekanntermaßen ja nicht mehr so mein Ding.


    Aber es wurde schon wenige Vitrinen weiter schon wieder sehr interessant...

  • Modelle über Modelle...




    Hinein in den nächsten Ausstellungsraum, und dort...


    ...steht der Bonden mal wieder am Ruder.


    Aber nicht an irgendeinem, nein, dieses hier ist schon etwas ganz besonderes, denn es gehört zu diesem Schiff:


     


    Nicht nur die Hamburger haben es längst erkannt - es ist die heutige Rickmer Rickmers, die früher u.a. Sagres hieß und deren altes Originalruderrad im Lissaboner Museum steht.

  • Die Vielfalt an Schiffstypen speziell in diesem Bereich war unglaublich. Dabei war auch diese seltsam anmutende Muleta:


    Ein Gemälde zeigte, wie das Schiff mit der ungewöhnlichen Takelung im Einsatz besteht:


    Was uns auch gefallen hat, war die Art und Weise, wie einige der Gemälde präsentiert wurden - die Idee mit dem Taurahmen hat was. :thumb2:


    Beeindruckend auch dieses Teil hier:


    Jede der kleinen Tafeln ist ein Kunstwerk für sich.



    Ja, und dann verließen wir die Ausstellungsräume, wir waren auch ziemlich geschafft und regelrecht erschlagen von der Fülle der Modelle, Gemälde und sonstiger Ausstellungsobjekte. "Bloß noch kurz da in diese Halle da gehen..." - und was uns dann dort erwartete, hätten wir so auch nicht gedacht.


    Aber jetzt ist erstmal Kaffeepause, also bleibt gespannt und werdet nicht ungeduldig. :D :D :D

  • Das Schmuckstück schlechthin aber ist das hier:





    So, das soll es dann gewesen sein mit Bildern aus diesem tollen Museum.


    Am nächsten Tag setzten wir unsere Reise fort. Bevor wir in den nächsten Urlaubsort fuhren, hatten wir aber noch ein anderes Ziel. Dadurch hatte ich das Vergnügen, unseren Mietwagen über diese bereits gezeigte riesige Brücke zu fahren. Boh, was für eine Aussicht - und da die Höchstgeschwindigkeit auf 70 km/h gesetzt war, hatte selbst ich Zeit, diese auch ein wenig zu genießen.

    Und so kamen wir zum Cabo da Roca, dem westlichsten Punkt Europas.


    Am Meer ist es ja immer schön, aber dieser Fleckchen Erde ist nochmal besonders eindrucksvoll. Die Steilküste, der an dem Tag nur leicht tosende, aber dennoch deutlich zu hörende Atlantik, dazu feinster Sonnenschein und klare Sicht - obwohl wir ja bereits, von zu Hause aus betrachtet, in der Ferne waren, packte uns das Fernweh noch ein wenig mehr.


    Aber irgendwann ging es dann wieder zurück, erneut über die Ponte Vasco da Gama und weiter in das Städtchen Evora.

  • Ich habe noch einen Nachtrag zum Marine-Museum: Selbstverständlich haben wir auch hier Werbung für unser Forum hinterlassen. :D :D :D


    Evora war von all unseren Stationen die mit dem geringsten Whow-Faktor. Schön war es dennoch, und immerhin gibt es ein bissel antiken Kram in Form einer Tempelruine aus der Römerzeit sowie die Kathedrale Igreja de Sao Francisco, in der es eine gruselig anmutende Knochenkapelle gibt.




    Das nächste Ziel war dann die Algarve, also die Südküste Portugals. Hier hatten wir zuerst Station in Luz, Nähe Lagos, ehe wir dann für die letzten drei Nächte unseres Urlaubs nach Olhao in der Nähe von Faro fuhren.

    Nach soviel Kultur und Sightseeing hatten wir uns dann ein wenig Ruhe und Entspannung am Strand verdient, was wir auch ausgiebig genossen. Gleichwohl verlegten wir uns nicht total aufs Faulenzen, sondern hatten durchaus noch ein paar weitere Highlights. Eines davon war der Besuch vom Cabo de S. Vicente. Waren wir noch vor kurzem am westlichsten Punkt Europas, besuchten wir diesmal den südwestlichsten. Dort war es mindestens genauso eindrucksvoll, und dazu bekamen wir dann auch noch gratis den Sonnenuntergang über dem Atlantik dazu.

    Leider war der legendäre Imbisswagen, den man im Internet findet, nicht mehr da, wir waren dafür zu spät. Hübsch war es dennoch:


    Und auf sächsisch: "Nu didschdse inn." :D :D :D


    Am Ende mit dem Segelboot wurde es dann noch so kitschig, dass es schon wieder schön war. :D :D :D


    Peinlichkeit am Rande: Nachdem Klärchen hinter dem Horizont verschwunden war, gab es von etlichen der vielen hundert Leute Beifall. Immerhin, die "Zugabe!"-Rufe blieben aus.:lt:


    Und im nächsten Beitrag wird es wieder so richtig maritim! :nod:

  • Vielen Dank für die wunderbaren Bilder. Gerade die Modelle der Karavellen und Naos gefallen mir ganz ausgezeichnet. Für uns heute kaum zu glauben, dass die Entdeckung auf diesen kleinen Nußschalen ihren Anfang nahm.

    Gruß Christian


    Auf dem Zeichenbrett und in der Werft: Naval Cutter Alert, 1777
    "Behandle jedes Bauteil, als ob es ein eigenes Modell ist; auf diese Weise wirst Du mehr Modelle an einem Tag als andere in ihrem Leben fertig stellen."

  • In Lagos findet man an der Marina einen gelungenen Nachbau einer Karavelle. Leider konnte man nicht an Bord, aber immerhin haben wir das schmucke Schiff sowohl von der Land- als auch von der Wasserseite bestaunen können.




    Kommt einem der Nachbau noch recht gelungen vor, konnten hingegen letzte Zweifel an der historischen Korrektheit des Beibootes nicht vollständig ausgeräumt werden.


    Schöne Leuchttürme sehen anders aus - aber auch dieser hässliche Kerl erfüllt seinen Zweck an der Hafeneinfahrt von Lagos.


    Selbstgestaltete Muschelidylle am (fast) menschenleeren Strand.

  • Von Lagos aus besuchten wir das zweitgrößte Delfinarium der Welt. :nod: Diese wunderbaren und anmutigen Tiere in ihrer natürlichen Umgebung erleben zu dürfen war einfach nur traumhaft schön. Und an der Stelle ein kleiner Tipp an alle, die das auch mal machen wollen: Lasst die Kameras und Smartphones stecken und fotografiert und genießt mit den Augen. Man drückt immer zu spät ab und freut sich, wenn man mal noch eine Rückenflosse erwischt. :D :D :D Das hier war so ziemlich das beste Bild, das uns gelungen ist:


    Aber bereits auf der Fahrt in Richtung des vermeintlichen Gebietes, in dem sich die Delfine aufhalten, sahen wir in der Ferne einen Dreimaster.

    Auf der Rückfahrt war der Skipper unseres kleinen Speedbootes dann so nett, auf meinen Wunsch hin zum einen näher heranzufahren und zum anderen zu stoppen, so dass wir tolle Bilder machen konnten. Es war keine geringere als die Bark Europa, die da vor Portugals Küste kreuzte. Ein wunderschönes Schiff, dessen Reisen wir regelmäßig im Internet verfolgen.



  • Was in Lagos auf jeden Fall lohnenswert ist, ist eine Grottenfahrt. Die Ponta da Piedade genannte Landzunge hat mit seinen Kalksteinfelsen eine der schönsten Küstenformationen der Algarve. Wir fuhren mit einem Motorschiff vor diese Küste; dann stiegen wir in ein kleines Boot und schipperten durch die Grotten. Anschließend blieb noch reichlich Zeit, um vom Schiff aus im glasklaren Atlantik zu baden.



    Dann ging es nach Olhao. Hier ist die Küstengegend eine ganz andere als bei Lagos. Flache Inseln sind dem Festland vorgelagert, Inseln, die teilweise bei Flut im Wasser verschwenden und auf denen bei Ebbe Fischer nach Muscheln suchen. Wir unternahmen dort u.a. eine längere Bootstour durch diese Inseln mit ein paar Zwischenhalten und ausreichend Zeit zum ausgiebigen Baden im Meer an einem nahezu menschenleeren Strand. Highlight dieses Tages war der Besuch auf der Ilha do Farol und dort der Aufstieg auf den Leuchtturm. Aus 47 Metern Höhe hat man einen fantastischen Blick über die Insel. Die 237 Stufen haben sich gelohnt!



    Nun nähern wir uns unweigerlich dem Ende dieses Reiseberichts. Aber ein maritim-historisches Schmankerl kann ich euch im nächsten Beitrag noch bieten. :nod:

  • Im Hafen von Olhao findet man dieses Schiff:




    Ihr erinnert euch, dass ich bei einem der Modelle im Marine-Museum Lissabon ankündigte, darauf nochmal zurückzukommen. Nun ist es soweit:

    Als Napoleons Truppen Anfang des 19. Jh. in Portugal einmarschierten, floh der portugiesische Hofstaat nach Brasilien, so wie im Museum erwähnt.

    1808 verjagten die Portugiesen, mit englischer Hilfe, den Korsen wieder aus ihrem Land; bereits im Juni 1808 galt die Algarve wieder als befreit. Es galt nun, diese frohe Botschaft dem Königshaus zu überbringen. Aber wie? Es fanden sich 17 mutige Männer, alles einfache Fischer, die die Bom Sucesso (was so viel heißt wie guter Erfolg/gutes Gelingen/viel Erfolg) bemannten und den Ozean überquerten. Niemand hatte Hochseeerfahrung, geschweige denn schon mal den Atlantik überquert, außer einer alten Seekarte hatten sie keinerlei nautische Hilfsmittel, navigierten nach der Sonne und den Sternen. Nach Zwischenhalt auf Madeira fuhren sie aber tapfer weiter und landeten zuerst einmal im französisch besetzten Guayana, wo sie aber mit Hilfe gut gesonnener Missionare Frischwasser und Proviant fassten und weitersegelten. Als sie schließlich Rio erreichten und die portugiesische Flagge hissten, hielt man das zuerst für einen Scherz. Schließlich wurden die Männer vom Prinzregenten reich belohnt und hoch geehrt.

    Alle Männer kehrten wohlbehalten in die Heimat zurück. Was sie über den Tod hinaus eint, ist die Tatsache, dass sie alle auf dem Städtischen Friedhof von Olhao begraben sind.


    Ja, und mit dieser schönen Geschichte endet dann auch mein Reisebericht.


    Portugal hat uns sehr gefallen. Nette, total entspannte Menschen, tolle Orte und Landschaften und Strände, überall unglaublich gutes und preiswertes Essen und Trinken und dazu noch 16 Tage lang fantastisches Wetter - schöner kann ein Urlaub nicht sein.

    Das im Hafen von Olhao liegende Schiff ist ein 1:1-Nachbau dieses Schiffes.