Fehler bei PoB

  • Drei Schlachten auf einmal - das geht nun wirklich nicht! :D :D


    St. Vincent war im Februar 1797, Camperdown im Oktober 1797 und Aboukir im August 1798. Zeitlich wäre dies also schon möglich gewesen. Dazu müsste man mal die ganzen Einsätze, Schiffe und Schlachten aus den Romanen auflisten, um zeitliche/örtliche Übereinstimmungen zu prüfen.

    ~*~ "Und nun meine Herren, genug der Bücher und Signale." ~*~ Richard Earl Howe, 1. Juni 1794.

  • Es ist halt nur sehr merkwürdig, dass er Anfang 1797 bei der Mittelmeerflotte diente (St. Vincent liegt zwar am Atlantik, aber es war trotzdem die Mittelmeerflotte), dann unter Duncan bei der Nordseeflotte und schließlich unter Nelson, dessen geschwader wieder zur Mittelmeerflotte gehörte.
    War er bei St. Vincent eigentlich schon Leutnant?

    Glück hat meistens der Mann, der weiß, wieviel er dem Zufall überlassen darf. (C.S. Forester)

  • Realistisch betrachtet ist das nicht merkwürdig, sondern schlicht unglaublich...

    ~*~ "Und nun meine Herren, genug der Bücher und Signale." ~*~ Richard Earl Howe, 1. Juni 1794.

  • Ich versuche mal, Jacks Vorleben in der Navy zusammenzutragen. Hilfe ist dabei ausdrücklich erwünscht:


    1797 Kap St. Vincent - Orion??? (Teilnahme wird in Band 2 erwähnt ohne Schiffsnennung)
    1797 Camperdown - Ardent
    1798 Aboukir - Leander

    Glück hat meistens der Mann, der weiß, wieviel er dem Zufall überlassen darf. (C.S. Forester)

  • Ich versuche mal, Jacks Vorleben in der Navy zusammenzutragen. Hilfe ist dabei ausdrücklich erwünscht:


    1797 Kap St. Vincent - Orion??? (Teilnahme wird in Band 2 erwähnt ohne Schiffsnennung)
    1797 Camperdown - Ardent
    1798 Aboukir - Leander

    Hier kannste es ergänzen............ Klicksemichse

    "We all came from the sea and it is an interesting biological fact that all of us have in our veins the exact same percentage of salt in our blood that exists in the ocean, and, therefore, we have salt in our blood, in our sweat, in our tears. We are tied to the ocean. And when we go back to the sea - whether it is to sail or to watch it - we are going back from whence we came."

    John F. Kennedy

  • Nach einem ersten Blick auf die Liste kann ich nur sagen, dass Jack bei Kap St. Vincent definitiv nicht gekämpft haben kann, denn er war ja vollauf damit beschäftigt, von Schiff zu Schiff zu wechseln. Während er dabei aber immerhin bereits Leutnant war, muss man ihn anschließend degradiert haben, denn bei Camperdown war er nur noch Kadett.
    Und dann gibt es noch eine Merkwürdigkeit. Bei Aboukir kämpfte er auf der Leander. Theoretisch müsste er nach der Schlacht in Gefangenschaft geraten sein, was aber nie erwähnt wird.

    Glück hat meistens der Mann, der weiß, wieviel er dem Zufall überlassen darf. (C.S. Forester)

  • Danke @Jethro Tyrell für denLink.
    Was für ein Schiff gehopse.
    Lagen die alle im Hafen nebeneinander?
    Da hat POB wohl niemit gerechnet, das die Fans das mal so haarklein aufdröseln.
    klingt alles sehr unglaubwürdig inder Masse der Einträge.
    Als Offizier sind glaube 4 grosse Seeschlachten (Gloriuos 1.June, Camperdown, St.Vincent & Nil) schon recht selten? Oder irre ich.


    Aga

    Gentlemen, when the enemy is committed to a mistake, we must not interrupt him too soon.

    Adm. Horatio Nelson

  • Ich glaube nicht, dass es jemanden gab, der sie alle vier erlebt hat.
    Der Grund für dieses Wirrwarr ist, glaube ich ganz einfach. POB´s Romane sind sehr stark dialoglastig und immer wieder kommt es zu Situationen, in denen Jack von seiner Vergangenheit zu erzählen hat. Da kommt es vor, dass POB in der reichen vergangenheit seines Helden auch mal durcheinander kommt. Sonst hätte er ja beim Schreiben eine dicke Jack Aubrey-Biografie gebraucht, die direkt neben der Schreibmaschine liegen musste. Das hätte die Arbeit ganz schön behindert und so den lockeren Erzählfluss gestört.
    Ich glaube, wir sollten uns über die paar kleinen Ungereimtheiten hinwegsehen, schließlich wollen wir ja unterhalten werden und nicht Jack Aubreys Rentenansprüche berechnen.

    Glück hat meistens der Mann, der weiß, wieviel er dem Zufall überlassen darf. (C.S. Forester)

  • Zumindest hat er daran gedacht oder einfach die Gunst der wahren Geschichte genutzt, dass er seinen Held nicht an unterschiedlichen Orten gleichzeitig auftreten lässt.
    Und aus meiner Sicht ist es ein sehr feiner literarischer Kniff, Jack zwar an diesen Schlachten teilnehmen zu lassen, aber in keiner entscheidenden Funktion; sondern nur als einen von unendlich vielen Seeleuten. Wobei POB dabei auch wieder sein eigenes Mißgeschick zugute kommt, die Handlung erst 1800/1801 beginnen zu lassen.

    ~*~ "Und nun meine Herren, genug der Bücher und Signale." ~*~ Richard Earl Howe, 1. Juni 1794.

  • POB hat vermutlich versucht, seinem Helden in kurzer Zeit viele Abenteuer anzudichten, und dabei auch einiges ineinander geschoben.
    Geht man 1812 aus von einer Anzahl von etwa


    3000 Leutnants
    580 Commander
    480 Postcaptains
    165 Admirals
    dann dürften diejenigen, die das "Glück" hatten, auch nur an einer Seeschlacht teilzunehmen, eher dünn gesät gewesen zu sein, zumal bei allen bekannten Seeschlachten jeweils kaum 10 % der vorhandenen Schiffe beteiligt waren.

    " Suche die Wahrheit hinter den Dingen, wähle deine Feinde mit Bedacht und lege dich nie offen mit einem Drachen an" (Chinesisches Sprichwort)

  • Gehen wir von 1795-1800 aus, dürften es wohl noch weniger Offiziere gewesen sein. Vieles hing und hängt vom Glück ab, oder? ;)


    Jack ist Sohn eines Generals, von-über-auf mit der Gemahlin Hester Thrale "Queeney" von Lord Elphinstone verwandt/bekannt, der wiederum sein indirekter Patron ist?
    1796/97 kommt er zur Flotte von Jervis auf die Colossus unter George Murray und dann als dritter Lieutenant auf die Orion unter James Saumarez (14. Februar).
    Die Colossus war Teil der Verstärkung für Jervis, die am 4. Januar aufbrach und erst am 6. Februar zur Flotte stieß, 5 Verwundete. Die Orion wurde 1796 in Portsmouth überholt und brach ebenfalls am 4. Januar als Teil der Verstärkung auf; 9 Verwundete.


    Kurz darauf ist er bei irgendeiner Aktion bei Cadiz (~Februar-Mai 97?) dabei, und gelangte dann irgendwie aus der Mittelmeerflotte in die Flotte von Duncan auf die Ardent unter Richard Rundell Burgess und die Schlacht bei Campderdown im Oktober desselben Jahres. Die Ardent ging allerdings schon am 10. Juni Anker auf und verlor im Kampf 41 Seeleute inkl. Kapitän, 107 wurden verwundet.


    Nach der Schlacht kommt er auf die Bellerophon, die bereits am 18. März 1797 unter Henry D'Esterre Darby Richtung Mittelmeer aufbrach. Wie kam Jack ins Mittelmeer bzw. nach Gibraltar oder wo sonst Stützpunkt der Flotte war? Danach ging es angeblich auf die Agamemnon, für die zwischen der Nore-Meuterei (Mai 97) und August 1800 keine Einsätze vorzufinden sind...


    Danach finden wir Jack auf der Leander wieder, die ab Januar 97 einen Konvoi nach Gibraltar geleitete, an dem Angriff auf Santa Cruz am 25. Juli 97 beteiligt war und danach mit Nelson auf der Suche nach der französischen Flotte war. Bei Aboukir (1. August) gab es keine Toten, aber 14 Verwundete. Vor Kreta wurde sie dann allerdings von der französischen Généreux am 17. August 1798 aufgebracht; dabei starben 35 Seeleute und weitere 57 wurden verwundet. Erst im März 1799 wurde die Leander von russisch-türkischen Kräften zurückerobert und wieder den Briten übergeben. Demnach wäre Jack tatsächlich in Gefangenschaft gewandert, aber wahrscheinlich war er zu dem Zeitpunkt nicht mehr auf dem Schiff.


    Gerade das Intermezzo mit der Agamemnon erscheint unsinnig, weil die Bellerophon ja sowieso auf dem Weg ins Mittelmeer zu Nelsons Geschwader war bzw. zu diesem Zeitpunkt längst dort operierte. Warum dann Jack aus dem Mittelmeer auf ein Schiff schicken, welches gar nicht im Einsatz war und die bis dahin zumindest historisch fehlerfreie Abfolge durchbrechen?

    ~*~ "Und nun meine Herren, genug der Bücher und Signale." ~*~ Richard Earl Howe, 1. Juni 1794.

  • Ich glaube, wir sollten uns über die paar kleinen Ungereimtheiten hinwegsehen, schließlich wollen wir ja unterhalten werden und nicht Jack Aubreys Rentenansprüche berechnen.

    :Meinung:


    Mmh, :hmm: aber ich lese die Romane trotzdem sehr gerne ;)


    Aber auch ein "Danke" an die ausführlichen Kommentatoren ! :thumbup: Sehr aufschlussreich.

  • Ja, den Lesespaß mindern diese Ungereimtheiten keinesfalls. Wer weiß das nach etlichen Bänden auch noch...
    Mit unseren Nachforschungen begeben wir uns dann schon auf das Feld der Literaturwissenschaft. Toll, wenn die Werke so viel Stoff bieten.

    ~*~ "Und nun meine Herren, genug der Bücher und Signale." ~*~ Richard Earl Howe, 1. Juni 1794.

  • Es müssen ja nicht unbedingt Ungereimtheiten sein. Immerhin ist Jack Aubrey ja der Extrakt all jener hervorragenden Seeleute, die im Schatten eines Nelson ihren Dienst taten. Und POB lässt Jack Aubrey ja einige der Heldentaten eines Cochrane, Rowley, Riou oder Hammond vollbringen. Und was wir hier kritisieren hat es ja vielleicht tatsächlich so oder so ähnlich gegeben. Nicht in der Vita eines einzelnen Offiziers, aber vielleicht im Leben vieler unbekannter Offiziere.

    Glück hat meistens der Mann, der weiß, wieviel er dem Zufall überlassen darf. (C.S. Forester)

  • POB schildert in Sturm in der Antarktis ein Essen, bei dem sich Stephen Maturin bei Hauptmann Moore nach dem Prinzen d'Auvergne erkundigt.
    Erklärend schreibt POB dazu: "Er war einer der wenigen französischen Royalisten, die als Captain in der Royal Navy dienten.
    Hier irrt der Meister, denn Philipp d'Auvergne wurde auf Jersey geboren, wie seine Eltern auch. Es handelte sich also um einen waschechten Untertan der Krone.
    Selbst seine Adoption durch den Herzog von Buillon machte ihn nicht zum französischen Royalisten, denn bis zur Eroberung durch französische Revolutionstruppen stand das Herzogtum zwar in einem gewissen Abhängigkeitsverhältnis zu Frankreich, war aber Teil des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation.

    Glück hat meistens der Mann, der weiß, wieviel er dem Zufall überlassen darf. (C.S. Forester)