Band 13 - Ramage und der Teufel

  • Teufeleien – vielfache!


    Ramage's Devil im Original –Ramage und der Teufel in der deutschen Übersetzung von Eckhard Kiehl. So haben es der Autor und auch sein Übersetzer (& Ullstein-Verlag) gewollt und uns die Aufgabe gestellt zu verstehen, es kann nicht mit rechten Dingen zugehen, wie die Abenteuer unseres Helden seit 12 Geschichten verlaufen. Höhere Mächte sind am (Schach-)Zug! Oder?
    Bauen wir ein wenig Spannung auf und klären etwas später, wieso das hier mit dem Teufel zugeht. Oder auch nicht?


    Es geziemt sich, die Story zusammenzufassen: Es ist der trügerische Friede von Amiens. Ramage ist auf Hochzeitsreise in Frankreich zu Gast bei seinem Freund, dem Grafen von Rennes. Dieser war Exilant in England und nutzt die Friedensperiode, in seine eigentliche Heimat zurückzukehren. Der Krieg kommt wieder – von England erklärt. Der Graf wird verhaftet. Ramage und Lady Sarah werden von den Dienern des Grafen versteckt. Der Graf, auch Freund des britischen Prinzen, soll deportiert werden nach Cayenne, den Iles de Salutes. Ramage und Lady erobern mit Hilfe von tollen Franzosen die Brigg MUREX, die eine britische ist und deren Meuterer an Land sind.
    Westwärts segeln. Die britische Flotte kommt in Sicht, wieder soll Brest blockiert werden. Admiral Clinton führt die Flotte. Ramage erhält seine Calypso wieder und damit unsere bekannten Special-Heros.
    Sie erhalten den Auftrag, die wenige Stunden vorher ausgelaufene französische Fregatte L'Espoir mit den gefangenen französischen Royalisten abzufangen oder am Zielort zu stellen. Kurz vor Französisch Guyana übernehmen Ramage und Co die französische Fregatte La Robuste, weil diese Franzosen noch nicht wissen, dass wieder Krieg zwischen La France und Great Britain ist. Kanonen raus – Fregatte erobert. Keine Toten. Nun warten 2 ehemals französische Fregatten auf die L'Espoir.
    Die kommt, es wird ein wenig blutiger gekapert, die vielen königs- und englandtreuen Menschen aber befreit – vor allen der Graf von Rennes.
    Auftrag ausgeführt.


    Nach 150 Seiten hatte es den Anschein, der Autor stecke in einer (Schreib-)Flaute. Zu sehr erinnerte die Geschichte an Foresters: Unter wehender Flagge, Hornblowers 7. Abenteuer. Copy and paste? Nicht ganz! Pope beschreibt die Brustwarzen von Lady Sarah und lässt Ramage ihr erklären, was der Unterschied zwischen Nipp- und Springzeit ist. Und dann nimmt das Abenteuer auch rasant Speed auf und befriedigt den geneigten Leser wieder mit bunten Ideen und einer spannenden und auch lustigen Story.
    Da gibt es das hinreißende rhetorische Geplänkel zwischen Admiral Clinton und seinem Flaggkapitän Bennett. Ein überaus witziges Kapitel 11.
    Kapitel 13 beschreibt das Backen und Banken sehr stilvoll. Die Rum-Skalierungen (von Nord (Rum) bis West (Wasser) haben es in sich!
    Wieder einmal werden Fregatten gekapert und erobert, und der Blutzoll hält sich in Grenzen. Wie schafft der Held das? Der Autor lässt die Leser daran teilhaben, warum Ramage so tricky ist. Er ist es, weil er ein einfühlsamer Empath ist. Wir erleben immer wieder den Reifeprozess von einzelnen Gedanken, die sich zu einem ausgekochten Plan spleißen (wie ein guter Wein!).
    Ramage:“Das ist das Schlimmste an allen Plänen. Meistens sind es nur irgendwelche Ideen. Gelegentlich, wenn man Glück hat, kann man eine Idee gewissermaßen auf ein Problem werfen und dieses damit lösen. Nach diesem Prinzip bauen Schwalben ihre Schlammnester an den seltsamsten Stellen.“


    So denkt und fühlt sich Ramage in die Lage des französischen Kapitäns der L'Espoir, nachdem dieser wohl den Atlantik überquert haben wird und 2 Fregatten französischer Bauart vor der Teufelsinsel vorfindet und die er nicht als bedrohlich einschätzen wird. Das ist nachvollziehbar, logisch und intelligent.
    Ebenso nachvollziehbar ist es daher, wenn Ramage mit einer unverfrorenen Dreistigkeit die La Robuste übernimmt. So cool hat das bisher noch kein anderer Held geschafft. Sehr amüsant!
    Würden sich doch mehr Leser davon befruchten lassen und sich im Perspektivwechsel üben und häufiger in den Mokassins von anderen Menschen wandern. Dann wäre die Welt vielleicht eine ein wenig bessere?!
    Zu loben an diesem 13. Bändchen ist in jedem Fall auch das gute Kartenmaterial am Ende des Buches. Das müsste eigentlich verpflichtend für alle marinehistorischen Bücher sein.
    Abschließend malen wir die Teufel an die Wände, denn welche Teufel finden wir denn tatsächlich vor? Einer war uns ja im Titel versprochen worden.
    Als Ramage seine alte Calypso wieder betritt, um auf Anweisung das Schiff zu übernehmen, werden wir Zeugen, dass ein volltrunkener Kapitän Bullivant Ramage für den Satan höchstselbst hält, ihn sogar erschießen will. Am nächsten Morgen sollen Southwick, Rossi und Orsini von der Fockrah baumeln, weil diese mit dem Teufel im Bunde seien.
    Der schrullige Admiral Clinton wagt das Gedankenexperiment, indem er auffordert, sich den Teufel in der Gestalt des 1. Lords vorzustellen. Gemeint hierbei bin nicht etwa ICH, sondern Lord St.Vincent.
    Im Angesicht des Mont Diable vor der Teufelsinsel bemerkt der Autor: „Es hatte mit Bullivant begonnen, der im Delirium den Satan erblickte; jetzt würden an die Stelle imaginärer englischer Teufel tatsächliche französische 'diables' treten.“
    In jedem Fall jedoch können wir uns darauf verlassen, dass wir wieder auch im 14. Abenteuer einen Helden vorgeführt bekommen, der ein echter Teufelskerl ist und uns teuflisch gut davon überzeugt, der Ramage-Reihe treu zu bleiben.


    https://www.amazon.de/Ramage-T…ds=ramage+und+der+teufel/

    "Wie die Luft gehört die See als Geburtsrecht allen Menschen.“
    (Thomas Jefferson 1743 - 1826)

  • Und wieder eine tolle Rezension. Vielen Dank dafür. Allerdings muss ich gestehen, dass ich diesen Band irgendwie als sehr zäh in Erinnerung habe. Das mag damit zu tun haben, dass die von Dir geschilderten Ähnlichkeiten mit Forester für meinen Geschmack zu sehr übertrieben wurden. Oder es liegt daran, dass sich der Ramage-Touch bei mir irgendwie langsam abnutzte. Ja, er hat tolle Ideen, doch irgendwie ist es doch immer wieder ein Aufguß bereits bekannter Abenteuer. Das betrifft nicht die folgenden Bände, aber hier kam es mir doch recht zäh vor.

    Glück hat meistens der Mann, der weiß, wieviel er dem Zufall überlassen darf. (C.S. Forester)

  • Ja, ich hatte ja auch das Gähnen im Kopf beim Lesen. Kenn ich schon, mach mal hinne, Hornblower-Plagiat....
    Und es ist ja auch bei diesen langen Reihen so, man ist dann immer irgendwie drin - im Erzählstil - im Denken des Helden - nahe bei den Figuren - dann klingelt es und man denkt - Ja - ist doch klar - das war vor 2 Bänden auch so - oder Immer das Gleiche - dann fängt es an zu langeweilen - aber Vorsicht! Dem Text - der Geschichte ausgeglichen bleiben!


    Ich lese natürlich schon den nächsten Band.


    Und es gibt tatsächlich Überraschungen! Auch wenn mir diese Überraschungen bekannt vorkommen...


    Wir Freaks dürfen auf keinen Fall mit unseren Autoren, Geschichten, Abenteuern und Figuren unbarmherzig sein - wir wollen doch auch die EINFACHE Story, das vorhersehbare gute, teilweise gute Finale! Und wir wollen auch eine gewisse Verlässlichkeit.


    Klar, in ihrer Einfachheit ließen sich auch viele Romane gänzlich verreißen, übrigens auch Teile von POB.


    Ich will das aber gar nicht.


    Ich liebe hier den positiven Schub - für was auch immer!!!


    So on!

    "Wie die Luft gehört die See als Geburtsrecht allen Menschen.“
    (Thomas Jefferson 1743 - 1826)

  • Du scheinst ein durchweg positiver Mensch zu sein. Das gefällt mir.



    wir wollen doch auch die EINFACHE Story, das vorhersehbare gute, teilweise gute Finale! Und wir wollen auch eine gewisse Verlässlichkeit.

    Bei Dudley Poe ist das so. Man kann sich ziemlich sicher sein, dass die lieb gewonnenen Helden unversehrt bleiben. Bei Alexander Kent sieht das schon anders aus, bei POB und Forester erst recht und bei Woodman solltest Du Dich lieber an niemanden zu sehr gewöhnen. Da wird im Accord gestorben.

    Glück hat meistens der Mann, der weiß, wieviel er dem Zufall überlassen darf. (C.S. Forester)

  • Ja, mein Lieber,
    ich weiß, wovon ich schreibe: POB, Woodman, Forester, Kent - alle Reihen kenne ich nur zu gut.
    "Blut, das aus den Speigatten fließt!" "Abgeschossene Köpfe und Gliedmaßen!"
    Unsere Leidenschaft hat auch mit beschriebenen Leiden zu tun!
    Hier wird nicht nur Holz gesägt - Rundholz in die Kauleiste und Ritze Ratze in die Knochen...
    Mr Blakeney, wie war's?


    =O

    "Wie die Luft gehört die See als Geburtsrecht allen Menschen.“
    (Thomas Jefferson 1743 - 1826)