Der Niedergang des spanischen Weltreichs oder, was wäre wenn

  • Die Rolle des englischen oder britischen Pfarrhauses, diese eigenartige Mischung von Freigeist, Bildungsbürgertum und einem gewissen, seltsamerweise immer staatstragendem, Liberalismus, wie auch Bigotterie, müsste auch einmal eingehend untersucht werden. Sollte jemand dazu weitere Literatur empfehlen können, bitte ich um Info.


    In diesem Millieu sind dann ja überdies, wie ich finde, eine Menge interessanter Charaktere erwachsen. Auch da wäre eine Auflistung bestimmt interessant. Ob es dieses Pfarrhaus ebenfalls so in der Form gegeben hätte, wenn Heini 8 (oder darf man nur "Willi 2" sagen) seine Kirche nicht, über die Unterstellung unter den Regenten, in die staatliche Ordnung eingebunden hätte?

    "Certainement qui est en droit de vous rendre absurde, est en droit de vous rendre injuste."
    Voltaire in "Ouveres komplettes de Voltaire" 1784, S. 447

    Wer dich veranlassen kann, Absurditäten zu glauben, kann dich auch veranlassen, Unrecht zu begehen.

  • Natürlich ist der Hinweis auf den falschen Platz absolut berechtigt. Daher erlaube ich mir auch nur noch, kurz einzuwerfen:
    m.E. hätten sich die Niederlande, so wir überhaupt von ihnen sprechen können, ohne das Spannungsdreieck England/Frankreich/Spanien, nicht emanzipieren und etablieren können. Ein weiterer gegen die Niederlande sprechender Faktor ist die geringe Bevölkerungszahl bei gleichzeitig geostrategisch ungünstiger Lage ohne natürliche Grenzen. Die sicherlich gegebenen taktischen Möglichkeiten, wie sie z.B. die Deiche und die teils nadelöhrartigen Verkehrswege bieten, wären angesichts der rein zahlenmäßigen Übermacht potentieller Gegner auf Dauer nicht entscheidend. Nicht zu vergessen ein Spanien unseres Modells wäre nicht durch England gebunden gewesen.


    Aber, wie Du schon sagst, dass gehört hier natürlich alles nicht her.

    "Certainement qui est en droit de vous rendre absurde, est en droit de vous rendre injuste."
    Voltaire in "Ouveres komplettes de Voltaire" 1784, S. 447

    Wer dich veranlassen kann, Absurditäten zu glauben, kann dich auch veranlassen, Unrecht zu begehen.

  • @Deetjen ich wollte die Diskussion nicht abwürgen, deshalb eine kurze Zusammenfassung meiner Überlegungen an dieser Stelle, die uns jede Menge Raum bietet zu diskutieren, falls es gewünscht ist.


    Eine Bemerkung @Deetjens im Thema zu POB´s Roman Feindliche Segel regte eine kleine Diskussion an, deren Ausgangspunkt die Frage war, was wohl geschehen wäre, wenn Heinrich VIII von England ein treuer Katholik und Verteidiger des Glaubens geblieben wäre. Meine Überlegung war eine mögliche Union zwischen Spanien und England durch Hochzeiten zwischen Phillip II und Maria bzw. später Elisabeth, denen ja kein religiöser Grundkonflikt entgegen gestanden hätte.
    Trotzdem bin ich der Meinung, dass auch ein noch mächtigeres Spanien ohne seinen Hauptgegner England ebenso dem Niedergang anheim gefallen wäre wie es in der Realität geschehen ist.


    Zwar wäre der Strom der Reichtümer aus der Neuen Welt nicht oder nicht so bald durch englische Kaperer gefährdet gewesen, doch hätten sich dann bestimmt andere gefunden, die ebenso am Reichtum teilhaben wollten. Und die Konflikte mit dem Osmanischen Reich, den Holländern und den Franzosen hätte es ja trotzdem gegeben und hätte sehr viel Geld gekostet. Dazu hätte man plötzlich noch die Konflikte der Engländer in Irland und vor allem gegen Schottland geerbt.
    Und der vielleicht etwas weniger gestörte Zustrom der Reichtümer hätte eine noch ungebremstere Inflation in Spanien ausgelöst und die heimische Wirtschaft noch schneller ruiniert.


    Das sind so einige Stichpunkte, weder voll ausformuliert noch bis zu Ende durchdacht.

    Glück hat meistens der Mann, der weiß, wieviel er dem Zufall überlassen darf. (C.S. Forester)

  • Gut @Speedy das hier in einen separaten Thread zu tun.
    Hier kann trefflich diskutiert werden.
    Ich denke auch, das das Spanische Reich irgendwann dann auch implodiert wäre, da seine Grenzen überspannt gewesen sind. Vergleichbar mit dem Römischen Reich zum Ende des 400. Jhdt.


    Aga

    Gentlemen, when the enemy is committed to a mistake, we must not interrupt him too soon.

    Adm. Horatio Nelson

  • Ich habe die beiden ursprünglichen Beiträge der Vollständigkeit halber oben hineinkopiert.

    ~*~ "Und nun meine Herren, genug der Bücher und Signale." ~*~ Richard Earl Howe, 1. Juni 1794.