David Winter - Band 2 - Die Bucht der sterbenden Schiffe


  • Die interessante Diskussion um Frank Adam veranlasste mich, diesen Band mal wieder in die Hand zu nehmen und ich muss gestehen, so schnell konnte ich ihn nicht mehr aus der Hand legen,
    denn mir wurde sehr schnell wieder bewusst, was mich von Anfang an an den frühen David-Winter-Romanen fasziniert hat.
    Wir sind also im zweiten Band der Reihe angekommen und noch immer ist David Winter nur ein Kadett, der um sein Fortkommen in der Royal Navy kämpft. Zugleich erleben wir mit, wie aus dem Jungen
    langsam ein junger Mann wird, der seine erste Liebe erlebt. Die Geschichte entwickelt sich vor dem Hintergrund des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges, so erleben wir die Kämpfe am Delaware River,
    aber auch in karibischen Gewässern. Der Höhepunkt und darauf bezieht sich auch der etwas seltsam anmutende Titel sind die Kämpfe in der Penobscot Bucht im Juli und August 1779, während denen eine Expeditionsflotte der
    aufständischen Kolonisten vollständig vernichtet wurde.
    Wie bei Frank Adam gewohnt, sind Ort und Zeit der Handlung genau nachvollziehbar. Dabei lässt er sich Zeit, die Geschehnisse zu schildern und auch sein Held ist zwar der geborene Seemann, aber längst noch kein Überflieger.
    Und eine unrealistische Blitzkariere gibt es für David Winter nicht. Auch im dritten Band wird er immer noch Midshipman sein. Das ist wohltuend und hebt Frank Adam von den meisten anderen Autoren ab. Hätte er doch nur auch in den späteren Romanen diese Geduld aufbringen können.
    Wenn ich am vorliegenden Roman etwas zu kritisieren habe, so ist es der doch recht nüchterne Schreibstil. Hier kann der Autor seinen wissenschaftlichen Backround leider nicht verleugnen. Das führt dazu, dass einige Dialoge für meinen Geschmack ein
    wenig steif wirken. Von mir gibt es für dieses lesenswerte Buch vier Sterne. :4*:

    Glück hat meistens der Mann, der weiß, wieviel er dem Zufall überlassen darf. (C.S. Forester)

  • Das ist absolut nachvollziehbar. Ich stimme dir in allen Aspekten ohne Abstriche zu. Dass Frank Adam es schafft, seinen Figurenensemble Zeit zu lassen, nimmt doch eigentlich die allgemeiene Entschleunigungsdebatte voraus. Sozialpädagogik - eben!!! Historisch korrekt - ist halt ein Akademiker. Sprachlicher Ausdruck und Fantasie - eher Moorleiche. Der David macht seinen Weg, den Frank ihm schreibt. David wird ja Admiral! Toll! Aber der Weg ist ja für uns Leser das Wichtigste. Nicht das Ergebnis. Und der Professor ist eben kein kreativer Geschichtenerzähler - alles ist konstruiert und logisch. Aber eben gut recherchiert. Dass, was er sicht vermutlich am meisten für sein eigenes Leben gewünscht hätte - Held im Handeln und Held im sozialen Leben - das hat er in seinen David gepresst. Humor und Krisenmanagement waren noch nicht so angesagt. Trotzdem eine absolute Verneigung vor einen deutschen Autoren, der sich getraut hat.

    "Wie die Luft gehört die See als Geburtsrecht allen Menschen.“
    (Thomas Jefferson 1743 - 1826)