Band 12 - Sieg der Freibeuter


  • Nach seinem Ausschluss aus der Royal Navy und dem damit verbundenen Verlust seines Platzes auf der geliebten Kapitänsliste ist Jack Aubrey ein gebrochener Mann.
    Doch sein Freund Stephen Maturin findet einen Weg, ihn aus seinem tiefen Loch zu holen. Stephen hat für die gute alte Surprise einen Kaperbrief erworben und überträgt seinem Freund das Kommando über den Freibeuter.
    Natürlich hat ein Mann mit Jack Aubreys Ruf kein Problem, eine Besatzung für das Schiff zu finden. Wie immer sind auch viele lieb gewordene Bordkameraden wieder mit von der Partie. Jack drillt die Mannschaft wie die eines Kriegsschiffes,
    denn die Surprise soll ihm seine Rehabilitation verschaffen. Schon die erste Probefahrt wird ein voller Erfolg, der alle Beteiligten finanziell sarniert. Doch Geld spielt für Jack nur eine Nebenrolle, sein guter Ruf ist ihm wichtiger. Und so entschließt er sich zu einem riskanten Unternehmen gegen ein reguläres französisches Kriegsschiff.
    Mehr sei an dieser Stelle nicht zur Handlung verraten.
    Für mich ist dieser Roman jedes mal eine echte Erlösung, nach seinem Vorgänger, den ich als so düster und ohne jede Hoffnung empfinde. Und auch obwohl Jack noch immer Trübsal bläst, geht es nun doch wieder aufwärts und auch POB´s typischer Wortwitz ist wieder zu finden. Außerdem ist es irgendwie erlösend, dass endlich mehr Licht in die Verschwörung gegen Jack Aubrey kommt.
    Ein wunderbarer Band, trotz wiederholter Einlagen an Land, der wieder Lust auf mehr macht. Und in den folgenden Bänden erwartet uns ja endlich die "endlose Reise", die für mich der Höhepunkt der gesamten Reihe ist.
    Aber bereits Sieg der Freibeuter hat die volle Punktzahl verdient. :5*:

    Glück hat meistens der Mann, der weiß, wieviel er dem Zufall überlassen darf. (C.S. Forester)

  • Da ist dir eine feine Rezension aus der Feder geflossen!
    Was für ein großartiger Freund, der Stephen und was für ein dankbarer tapferer Jack, der ja fast alles für seine Rehabilitation tut!

    "Wie die Luft gehört die See als Geburtsrecht allen Menschen.“
    (Thomas Jefferson 1743 - 1826)

  • Du weißt ja selbst, wie schwierig es immer wieder ist, sich zu einem Roman zu äußern, ohne zu viel zu verraten.

    Glück hat meistens der Mann, der weiß, wieviel er dem Zufall überlassen darf. (C.S. Forester)

  • Nun, mit dem zuviel verraten habe ich keine Probleme. Das sollte doch jedem und jeder klar sein, dass, wer in diesem Bereich einen Buchthread anklickt, auch die eine oder andere inhaltliche Buchinformation erhalten könnte. ^^


    Ich arbeite hier ja nur meine wenigen Lesezeichen dieses Bandes ab, daher hält sich die Spoilergefahr in Grenzen.


    Das erste berichtet mal wieder von der Schweinskopfsülze, erlebt aber seinen Höhepunkt bei Martins Bemühungen um einen Hammelrücken:


    Irgendwann merkte aber selbst Davidge, der über unzählige Abschweifungen schließlich die Rhône erreicht hatte, daß Sodomie, ein Thema, das gewöhnlich auch ohne besonderes Zutun für Unterhaltung sorgte und als Rechtfertigung für jede Anekdote, und sei sie noch so lang, diente, wohl doch nicht ganz das richtige für seinen mit ernster, aufmerksamer Miene lauschenden Kapitän war, und versuchte, seiner Geschichte eine andere Wendung zu geben, die nicht zu sehr an den Haaren herbeigezogen klang – eine aussichtslose Bemühung, aus der ihn nur der nächste Gang rettete, der aus Schweinskopfsülze (eine von Jacks Lieblingsspeisen) und Hammelrücken bestand. Der Braten wurde zum Tranchieren vor Martin gestellt, denn als Junggeselle, der er bis zu seiner erst kürzlich erfolgten Heirat gewesen war, hatte der neuernannte Mediziner immer im Wirtshaus gegessen und noch nie einen Hammelrücken tranchiert. Er tranchierte jedoch auch diesmal keinen, sondern katapultierte das Fleischstück statt dessen mit einem kräftigen Stoß seiner Gabel genau auf Davidges Schoß. Das wiederum befreite diesen aus seiner mißlichen Lage, wenn auch auf Kosten seiner Hosen, was aber, wie er fand, noch ein billiger Preis dafür war, während der Braten unter Schweigen an Stephen weitergereicht wurde, der ihn in bewährter chirurgischer Manier zerlegte.


    Immer wieder amüsant für mich die Art und Weise, wie Jack und Stephen miteinander reden:



    »Nanu, Stephen, du sitzt ja ganz im Dunkeln. Wenn du so weitermachst, verdirbst du dir noch die Augen. Killick, Killick! Na los! Zünde mal ein Licht an.«
    »Wahrscheinlich ist die Sonne untergegangen.«
    »Was ja, wie ich gehört habe, gelegentlich vorkommen soll...."


    Diese Stelle hier fand ich sehr interessant - es ist schon beeindruckend, was so eine kleine Fregatte doch für Poviant benötigt:


    »Brot in Säcken: 21 226 Pfund; dasselbe in Fässern: 13440 Pfund. Mehl in Fässern: 9000 Pfund«, las Sophia vor. Sie stand in dem nach vorn zum Hafen hinausgehenden Zimmer im ersten Stock des William in Shelmerston und ging mit Mr. Standish, dem neuen, noch unerfahrenen Zahlmeister der Surprise, die Einkaufsliste durch. »Bier in Puncheons: 1200 Gallonen. Rum: 1600 Gallonen. Rindfleisch: 4000 Stück. Mehl anstelle von Rindfleisch in Halbfässern: 1400 Pfund. Talg: 800 Pfund. Rosinen: 2500 Pfund. Erbsen in Fässern: 187 Scheffel. Hafermehl: 10 Scheffel. Weizen: 120 Scheffel. Öl: 120 Gallonen. Zucker: 1500 Pfund. Essig: 500 Gallonen. Sauerkraut: 7860 Pfund. Malz in Oxhoftfässern: 40 Scheffel. Salz: 20 Scheffel. Schweinefleisch: 6000 Stück. Senfkörner: 160 Pfund. Eingedampfter Limettensaft: 10 Fäßchen. Zitronensirup: 15 Fäßchen. Die Preise stehen auf der Liste neben dem Tintenfaß. Ich habe alles ausgerechnet und addiert, bis auf die beiden letzten Beträge, die Doktor Maturin schon bezahlt hatte. Vielleicht sollten wir zur Sicherheit unsere Ergebnisse miteinander vergleichen.«


    Und damit bin ich mit diesem Band auch schon durch.


    Die Zahl der Lesezeichen sagt übrigens nichts darüber aus, wie gut ich den jeweiligen Band finde. Auch dieser bekommt von mir wieder die volle Zahl an Breitseiten. :5*:

  • Mal aus reiner Skepsis: hat das mal jemand gegengeprüft ob das hinkommen kann?
    Fast 6000Liter Bier und 7-8000Liter Rum scheinen mir doch etwas viel... zumal die ganzen Fässer bzw. Puncheons auch noch was wiegen. Und das Frischwasser ist noch gar nicht erwähnt...
    Allein der Proviant mit Pfundangaben beläuft sich auf ~7t. Butter und Lebendproviant sind auch noch nicht gelistet und Schiesspulver auch nicht. Was hatte die Surprise an Verdrängung? 600ts? 300 Mann x 70kg sind auch noch 21t ...plus Breitseiten plus Munition... Eigengewicht...


    *Hoffentlich Zettel ich hier jetzt nichts an* :rolleyes:

  • Das ist doch gut wenn Du was anzettelst...
    Ich wollte da auch mal nachschauen bei den üblichen Verdächtigen, was die dazu sagen.


    Aga

    Gentlemen, when the enemy is committed to a mistake, we must not interrupt him too soon.

    Adm. Horatio Nelson

  • Offenbar ist es nicht ganz leicht, hier zuverlässige Angaben zu finden. Im Buch "Daily Life in the Age of Sail" von Dorothy und James Volo schreiben die Autoren, dass die Bounty bei Beginn ihrer Reise aus England 42 to Trinkwasser geladen hatte. Für eine Fregatte mit 200 Mann Besatzung rechnete man mit 102 to für zwölf Wochen. Gemessen daran erscheinen die obigen Mengenangaben nicht übermäßig groß.

    Glück hat meistens der Mann, der weiß, wieviel er dem Zufall überlassen darf. (C.S. Forester)

  • Für die Victory (Sollstärke 850 Mann) finden sich bei Goodwin folgende Angaben: 300 Tons (~305 Tonnen) bzw. 675.000 Gallonen (~3.037.500 Liter) Wasser. 50 Tons (~50,8 Tonnen) Bier; davon stand jedem Mann eine Gallone (~4,5 Liter) pro Tag zu.

    Das in großen Fässern (leaguers) gelagerte Wasser war allerdings kaum länger als einen Monat haltbar.

    ~*~ "Und nun meine Herren, genug der Bücher und Signale." ~*~ Richard Earl Howe, 1. Juni 1794.